Bichlmanns Faso-Tagebuch

Die Illusion eines smoothen Transfers

Von Daniel Bichlmann

Foto zu dem Text "Die Illusion eines smoothen Transfers"
Vergeblich versuchen Fahrer und andere Helfer, die feststeckenden Busse freizubekommen. | Foto: Daniel Bichlmann

29.10.2021  |  (rsn) - “Guten Morgen - es gibt Morgenessen“ So wurden wir heute um Punkt fünf Uhr morgens von unserem Sportlichen Leiter Jean Jack Loup im feinsten Schweizerdeutsch aus dem Schlaf gerissen. Nach einen kurzen Moment der Stille folgten die Worte “AH(!), so ist das ohne Klimaanlage“, als er unser rund 30 Grad heißes Hotelzimmer betrat. Nur mit etwas Galgenhumor konnte man mit einem “Ja, ist gut für die Akklimatisierung“ darauf antworten.

Etwas zu früh freute sich der gesamte Tour-Tross, als es dann mit eineinhalb Stündchen Verspätung tatsächlich los ging. Die Illusion eines smoothen Transfers löste sich bereits nach drei Kilometern auf. Weitere 60 Minuten vergingen ereignislos auf einem verlassenen Parkplatz am Stadtrand Ouagadougous…

Mit einigen geplanten und ungeplanten Zwischenstopps kamen wir schließlich gerade noch “pünktlich“ zur Teampräsentation vor fraglos schöner Kulisse in einem Park an.

Nachdem sich die beiden Busse, die die Rennfahrer transportierten, bereits in der Zufahrt zur Bühne im knietiefen Wüstensand festgefahren hatten, verbesserte sich die Situation während der fast zweistündigen Mannschaftsvorstellung nicht wesentlich. Als auch Versuche des gesamten Pelotons scheiterten, den Bus mit vereinten Kräften aus dem Sand zu befreien, geschah mehrere Stunden gar nichts - wieder hoffte man wohl, das sich das Problem von selber lösen würde.

Auf Hilfe wartend, versuchte ich verzweifelt, mir in der mittlerweile pechschwarzen Nacht, die lediglich von dutzenden Smartphone-Bildschirmen etwas erhellt wurde, die allgegenwärtigen Moskitos vom Leibe zu halten.

Irgendwann befreite ein herbeigerufener, in die Jahre gekommener Kieslastwagen die festgefahren Fahrzeuge dann doch aus ihrer misslichen Lage.

Gegen Mitternacht lagen wir da nach einigen weiteren Schikanen am Ende eines sehr anstrengenden Tages - ohne jedoch einen Meter Rad gefahren zu sein - satt, geduscht und müde in unseren Hotelbetten.

Morgen soll ja dann endlich die Rundfahrt, auf die wir uns alle so sehr freuen, losgehen. Ich hoffe genau wie alle anderen Renner, dass sich die fraglos desaströse Organisation dann auf ein erträgliches Niveau einspielt und ein vernünftiges Radrennen stattfinden kann.

Viele Grüße
Euer Daniel

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