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09.08.2020 | (rsn) – Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) gewann im März vergangenen Jahres zunächst Strade Bianche und dann Mailand – Sanremo. Dieses Kunststück gelang nun auch Wout Van Aert (Jumbo Visma). Dabei profitierte der Belgier von der Corona-Unterbrechung und der damit verbundenen Verschiebung der “Primavera“ in den August.
Denn Van Aert gewann so zusätzliche Zeit, sich von seinem Sturz beim Zeitfahren der Tour de France 2019 zu erholen, der ihn mehrere Monate außer Gefecht gesetzt hatte. Im Februar präsentierte sich der 25-Jährige mit Rang elf beim Omloop Het Nieuwsblad zum Auftakt der belgischen Klassikersaison zwar in guter Form.Â
Ob es aber nur wenige Tage später bei den beiden italienischen Rennen zum Sieg gereicht hätte, darf bezweifelt werden. "In der vergangenen Woche gab es große Berichte über mein Comeback mit viel bla bla. Aber ich schaue lieber in die Zukunft“, sagte Van Aert zu diesem Thema und fügte mit Nachdruck an: “Ich war schon auf einem hohen Niveau, als die Corona-Pandemie kam.“
War er bei Strade Bianche klar der stärkste Fahrer im Peloton und erreichte als Solist das Ziel in der Altstadt von Siena, so hatte Van Aert mit Titelverteidiger Alaphilippe diesmal einen gleichwertigen Kontrahenten an seiner Seite, den er nach dessen Attacke am Poggio zunächst sogar ziehen lassen musste.
Alaphilippe wieder im Defektpech
Erst auf der Abfahrt hinunter nach Sanremo konnte der Jumbo-Kapitän aufschließen, nachdem sich der Franzose in einigen Kurven versteuert und dadurch Tempo verloren hatte. “Ich habe mir eingeredet, dass auch Alaphilippe am Limit ist. Als ich schon in der Abfahrt aufschloss, wusste ich, ich habe eine gute Chance auf den Sieg“, erklärte Van Aert auf der Sieger-Pressekonferenz.
So kam es auf der Via Roma zum Duell Selbstvertrauen gegen Understatement. Denn vor dem Rennen war Van Aert offensiv mit seiner Favoritenrolle umgegangen, wogegen Alaphilippe sogar die teaminterne Kapitänsrolle an Sprinter Sam Bennett abtrat, da er selbst nicht so gut in Form sei. Schwer zu sagen, ob das eine Finte oder eine Fehleinschätzung war.
Ähnlich spekulativ ist es zu fragen, ob Alaphilippe durch seinen Defekt direkt vor der Cipressa und der damit verbundenen Hauruck-Rückkehr ins Feld die entscheidenden Körner liegen ließ, die ihm im Finale dann fehlten. “Ich habe den besten Sprint abgeliefert, der nach der langen Distanz noch möglich war“, meinte der Franzose, den schon in der Vorwoche bei der Strade Bianche gleich fünf Defekte um die Titelverteidigung gebracht hatten.
Für viele Sprinter diesmal zu schwer
Ganz offensichtlich zu schwer war die Rekorddistanz von 305 Kilometern für die meisten Sprinter. Favoriten wie Caleb Ewan (Lotto Soudal) und Fernando Gaviria (UAE - Team Emirates), die in der Vergangenheit auf der Via Roma schon um den Sieg mitgekämpft hatten, mussten diesmal schon an der Cipressa reißen lassen. Am Poggio wurden dann Bennett, Elia Viviani (Cofidis), Nacer Bouhanni (Arkéa - Samsic) und Sonny Colbrelli (Bahrain – McLaren) abgehängt.
Letztlich kamen von den Sprintern nur Giacomo Nizzolo (NTT) und Arnaud Demare (Groupama – FDJ) mit über den entscheidenden letzten Berg. Nizzolo, der im Sprint eingeklemmt war, verpasste als Fünfter knapp das Podium, musste sich Demare mit Rang 24 begnügen, nachdem er im Sprint leicht gegen die Bande gedrückt worden war und dabei einen Defekt erlitt. “Ob mich das das Podium gekostet hat, weiß ich nicht. Ich fühlte mich im Sprint auch nicht sonderlich gut“, meinte der Franzose.
Matthews konnte seinen Lenker kaum greifen und wird noch Dritter
Im Sprint um Platz drei, den eine knapp 25 Fahrer starke Gruppe nur knapp zwei Sekunden hinter dem Spitzenduo austrug, hatte Michael Matthews (Sunweb) noch die meisten Reserven und fuhr nach 2015 seinen zweiten dritten Platz heraus. Danach zeigte der Australier ein lachendes und ein weinendes Auge. Denn am Poggio wurde er eingeklemmt und gegen eine Wand gedrückt, als er der Attacke von Alaphilippe und Van Aert folgen wollte. Dabei zog Matthews sich eine Handverletzung zu, die später mit mehreren Stichen genäht werden musste.
"Ab diesem Zeitpunkt im Rennen konnte ich den Lenker nicht mehr richtig greifen“, erklärte der Sunweb-Kapitän, der sich dennoch durchbiss und nach Vorarbeit von Tiesj Benoot zumindest den Sprint der Verfolger für sich entschied. “Ich wollte aber das Rennen gewinnen und ich denke, ich hatte dazu auch die Beine. Aber so ist Radrennen“, sagte Matthews. Sein Sportdirektor Marc Reef fügte gegenüber radsport-news.com an: “Es wäre mehr möglich gewesen.“
Mit einem Teamkollegen an seiner Seite wäre für Peter Sagan (Bora – hansgrohe) vielleicht auch mehr rausgesprungen als zum vierten Mal Rang vier. “Wir hätten gerne noch einen Helfer mit dabei gehabt. Daniel Oss und Felix Großschartner waren eigentlich dafür eingeplant, Peter am Poggio zu begleiten. Aber Felix hatte nicht die Beine und Daniel hatte dann vorher selbst schon durchgezogen", kritisierte Bora-Sportdirektor die ungeplante Attacke des Italieners nach der Cipressa. Damit eröffnete der Italiener das Finale, war dann aber nicht mehr zu Stelle, als es am Poggio zur Sache ging. Immerhin: Sagan gab auch zu, dort nicht stark genug gewesen zu sein, um Alaphilippe und Van Aert folgen zu können.
Gilbert muss weiter warten auf das letzte fehlende Monument
Nicht nur Sagan muss also weiter auf seinen ersten Sieg bei Mailand – Sanremo warten, auch Philippe Gilbert (Lotto Soudal) wird im kommenden Jahr einen neuen Anlauf nehmen müssen, um seine Monumenten-Sammlung zu komplettieren. Am Samstag wurde der Belgier Neunter. “Als Alaphilippe und Van Aert gingen, war ich fünf, sechs Positionen zu weit hinten, um mitgehen zu können. Ich habe dann gepokert“, so Gilbert, der seinen Sprint schließlich früh eröffnete, in der Hoffnung, dass die beiden Spitzenreiter sich länger belauern würden und er so die Lücke vielleicht noch würde schließen können. “Ich bin aber nicht nah genug an sie herangekommen und dann sind noch ein paar Leute an mir vorbeigezogen“, so der 38-Jährige.
Smith und Aranburu die Ãœberraschungen der Sommer-Primavera
Damit meinte Gilbert etwa den Neuseeländer Dion Smith (Mitchelton – Scott) und den Spanier Alex Aranbaru (Astana), die bei ihren Debüts als Primavera-Überraschungen auf den Plätzen sechs und sieben landeten. Zudem nahmen beide erstmals bei einem großen Rennen die Kapitänsrolle ein. Für Aranburu war es sogar das erste Monument in seiner Karriere. “Ich wusste nicht, was mich erwarten würde in einem solch langen Rennen und so warmen Temperaturen. Ich bin noch nie zuvor 300 Kilometer in einem Rennen gefahren. Ich denke, ich kann stolz auf mich sein“, meinte der 24-Jährige, der sich für die Zukunft nun sogar den Sieg als Ziel gesetzt hat.
Der drei Jahre ältere Smith hob die Vorteile der Kapitänsrolle hervor, wodurch er letztlich die entscheidenden Körner sparen konnte. “Ich denke, dass ich nicht nach hinten ans Auto fahren musste, um Flaschen zu holen, das hat heute den Unterschied ausgemacht“, so Smith, der den finalen Sprint als “etwas seltsam“ beschrieb. “Da waren ein paar schnelle Jungs dabei, ganz offensichtlich schneller als ich. Also musste ich es clever spielen.“
Die beiden Mailand-Sanremo-Debütanten haben zudem ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Smith gab zu, seinen Sprint etwas zu früh eröffnet zu haben, Aranburu hingegen haderte etwas damit, dass er im Finale zu weit hinten platziert gewesen sei. “Aber ich denke, ich habe heute viel Erfahrung gesammelt, was für die Zukunft hilfreich sein kann“, so der Spanier.
Trentin stürzte über durchs Feld rollende Trinkflasche
Pechvogel des Tages war Matteo Trentin (CCC), der zum erweiterten Favoritenkreis zählte, aber nach einem Sturz 85 Kilometer vor dem Ziel aufgeben musste. Der Italiener stürzte über eine durch das Feld rollende Flasche und zog sich dabei zum Glück nur Hautabschürfungen zu. “Ich fühle mich, als ob ein LKW über mich gefahren ist. Aber zum Glück ist nichts gebrochen. Als ich die Flasche am Boden sah, da war es schon zu spät“, erklärte Trentin, für den Teamkollege Greg Van Avermaet in die Bresche sprang: Der Olympiasieger wurde Achter.
"An den Anstiegen konnte ich mit den besten Fahrern mithalten. Nur als Alaphilippe und Van Aert gingen, da hatte ich beinahe einen Sturz, weshalb ich bremsen musste“, erklärte der 35-Jährige, warum er bei der Attacke nicht mitgehen konnte. “Ich habe es dann noch alleine im Wind versucht, vorzufahren, aber das hat nicht geklappt. Ein Top-Ten-Platz bei Mailand – Sanremo ist auch nicht so schlecht“, betonte der Belgier.
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