Nur noch leise Hoffnung auf Profivertrag

Huppertz: “Ich bin nicht der Fahrer, der egoistisch denkt“

Von Christoph Adamietz

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Joshua Huppertz (Lotto - Kern Haus) wurde auf der Schlussetappe der Deutschland Tour als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet | Foto: Cor Vos

08.11.2019  |  (rsn) – Zwar ist Joshua Huppertz (Lotto – Kern Haus) auch in diesem Jahr der Sprung zu den Profis nicht gelungen. Dafür verhalf der Aachener mit wertvollen Helferdiensten seinem aufstrebenden Teamkollegen Jonas Rutsch zu einem WorldTour-Vertrag. Während Rutsch ab der kommenden Saison das Trikot von EF Education First tragen wird, fährt Huppertz weiterhin für Lotto – Kern Haus.

“Sicherlich habe ich meine eigenen Ambitionen dieses Jahr etwas hinten angestellt. Wenn ein Fahrer so stark ist wie Jonas, dann hat er größere Chancen, das Ergebnis einzufahren. Dies ist für das Team am besten und da müssen die eigenen Ambitionen halt hinten anstehen, da bin ich eher nicht der Fahrer, der egoistisch denkt. Und mir hat es auch viel Spaß gemacht, für Jonas zu arbeiten“, erklärte Huppertz gegenüber radsport-news.com.

Der 24-Jährige betonte aber auch, dass er immer wieder selbst freie Fahrt bekommen habe. Und diese Chancen wusste er auch zu nutzen. Bei der Tour de Normandie im Frühjahr etwa holte Huppertz einen zweiten Etappenrang und schloss die einwöchige Rundfahrt auf dem ansprechenden fünften Platz ab. Bei der Ronde van Overijssel (1.2) wurde er Zehnter und bei der Deutschland Tour (2.HC) machte er inmitten eines Weltklasse-Starterfelds mit einer offensiven Fahrweise von sich reden. Im Gegensatz zum Vorjahr fehlte aber ein Sieg in einem UCI-Rennen. 2018 hatte Huppertz das Arno Wallaard Memorial (1.2) gewonnen.

“Zu dieser Saison habe ich eine gespaltene Meinung, bin nur teilweise zufrieden“, bilanziert er. Neben den guten Leistungen und Ergebnissen gab es nämlich auch viele unglücklich verlaufene Rennen zu verzeichnen. “Ich hatte häufig Defektpech, bin krank geworden oder hatte einfach nicht die Form“, zählte Huppertz auf.

In Deutschland ist man sich zwar der Stärken von Huppertz bewusst. So kam er bei der Casting-Aktion“Katusha - Alpecin sucht den Super-Stagiaire“ als einziger Fahrer jenseits der U23 unter die letzten Sechs. Letztlich erhielt den Zuschlag aber Juri Hollmann der 2020 bei Movistar in der WorldTour fahren wird.

Dass er sich mit einer überragenden Saison 2020 doch noch für einen Profivertrag empfehlen kann, diese Hoffnung hat Huppertz noch nicht ganz aufgegeben. “Aber man muss realistisch bleiben. Je älter man wird, desto schwieriger wird es. Deshalb ist es mein Ziel, einfach gute Rennen abzuliefern und Ergebnisse einzufahren. Der Radsport macht mir immer noch viel Spaß, und solange ich diesen mit meinem Studium und später dann dem Job vereinen kann, werde ich ihn weiter betreiben. Aber das Duale Studium steht mittlerweile ganz klar an erster Stelle“, unterstrich der bald 25-Jährige.

Durch den Abgang von Rutsch wird Huppertz bei Lotto - Kern Haus weitere Freiheiten bekommen, “Ich habe mir bereits ein paar Rennen ausgesucht, bei denen ich schnell fahren möchte, aber Teamchef Florian Monreal hat sehr gute Fahrer verpflichtet und auch gehalten. Ich denke, dass wir dort für jedes Terrain gut aufgestellt sind“, zeigte sich Huppertz zuversichtlich, dass sein Team den Abgang von Rutsch einigermaßen wird kompensieren können.

Bedauerlich fand Huppertz den Weggang seines Freundes Richard Weinzheimer. “Das ist schon sehr hart, weniger auf der sportlichen als auf der menschlichen Ebene. Aber da er mein WG-Mitbewohner ist, werde ich dies verkraften können“, sagte Huppertz, der nunmehr hinter Tobias Knaup der zweitälteste Fahrer im Team ist und somit auch als erfahrener Ansprechpartner für seine jüngeren Kollegen zur Verfügung stehen soll.

“Ich denke, dass ich den jungen Fahrern auch gut helfen kann. Sicherlich werden sie auch ihre Freiheiten bekommen und Ergebnisse einfahren. Dabei werde ich sie so gut es geht unterstützen“, so Huppertz, der selbst wieder bei der Tour de Normandie und bei der Deutschland Tour - sofern Lotto - Kern Haus wieder eine Wildcard erhalten wird - glänzen will. “Die holländischen und belgischen Rennen bleiben aber auch weiterhin Highlights für mich, da ich diese sehr gerne fahre und sie meinen Stärken am nächsten kommen“, schloss er.

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