Der Konkurrenz in 1. Woche viel Zeit abgenommen

Roglic: “Noch ist niemand aus dem Rennen“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Roglic: “Noch ist niemand aus dem Rennen“"
Primoz Roglic (Jumbo - Visma | Foto: Cor Vos

20.05.2019  |  (rsn) – Blickt man am ersten Ruhetag auf die Giro-Favoriten, so hat sich Primoz Roglic (Jumbo – Visma) in den beiden Zeitfahren schon einen guten Vorsprung erarbeitet: 1:44 Minuten etwa auf Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida), seinen derzeit härtesten Verfolger unter den Klassementfahrern. Natürlich: Noch stand keine wirkliche Bergprüfung beim 102. Giro d’Italia an, dennoch gab es in den letzten Jahren zum ersten Ruhetag keine so großen Abstände in der Gruppe der Favoriten.

"Von meinen Konkurrenten ist noch niemand aus dem Rennen um die Gesamtwertung. Beim Giro kann so viel passieren, und wer noch dabei ist, ist zu beachten", erklärte Roglic nach dem Zeitfahren. Faktisch ist demnach nur Tom Dumoulin (Sunweb) mit seiner Aufgabe aus dem Kreis der Favoriten gefallen. Da vor allem die dritte Woche gespickt ist mit schweren Bergetappen, kann ein schlechter Tag dort das Ende aller rosa Träume bedeuten.

Vor fünf Jahren musste das Cadel Evans schmerzlich erfahren. Über eine Minute hatte der Australier am ersten Ruhetag Vorsprung auf die weiteren Favoriten, auf den späteren Sieger Nairo Quintana (Movistar) sogar 1:45. Doch schon im Zeitahren der zweiten Woche nach Barolo musste er sein Führungstrikot an Rigoberto Uran abgeben. Die Gesamtwertung entgültig abschreiben konnte Evans dann, als es in der letzten Woche ins Martelltal ging und er über fünf Minuten auf Quintana einbüßte.

2010 waren es 1:51 Sekunden, die damals Ivan Basso auf Alexander Winokurow Rückstand hatte. Allerdings drehte sich dort die Gesamtwertung zwei Tage später auf dem verregneten Tag nach L’Aquila, wo sich Richie Porte das Maglia Rosa sowie über zehn Minuten Vorsprung auf die Konkurrenten herausfuhr. In den letzten Tagen holte sich dann Basso wieder das Trikot zurück und hatte nach dem Einzelzeitfahren in Verona wieder zwei Minuten Vorsprung auf David Arroyo.

Doch trotz dieser beiden Beispiele zeigt sich, dass so große Abstände zwischen den Favoriten in den letzten Jahren zum Zeitpunkt des ersten Ruhetages eher ungewöhnlich waren. Zumeist trennten die Topfahrer nur Sekunden. "Ich will mich nicht so sehr um die Konkurrenten kümmern, sondern darauf, was ich und mein Team in den kommenden Tagen kontrollieren können", fügte Roglic an. Der Slowene schaut allerdings nicht auf seine Gegner, sondern will sich ganz auf sich konzentrieren. Mit Laurens De Plus verlor er schon einen wichtigen Helfer und die Riege der Bergfahrer von Jumbo – Visma ist noch sehr jung und unerfahren in dreiwöchigen Landesrundfahrten.

Nibali und Mollema in Lauerposition, Lopez und Landa abgeschlagen

Das können die ersten beiden Verfolger des Slowenen, Nibali und Bauke Mollema (Trek - Segafredo), nicht von sich behaupten. 36 große Rundfahrten haben die beiden zusammengezählt schon bestritten und sie verloren bisher nur knapp zwei Minuten auf den aktuellen Gesamtzweiten. Die Routiniers wissen, worauf es vor allem in der letzten Woche ankommt. Dementsprechend zufrieden gaben sie sich auch nach dem Zeitfahren, bei dem sie aber im Gegensatz zu Roglic schon auch auf die nähere Konkurrenz blickten.

"Es war sehr gut, dass ich auf Yates Zeit gut gemacht habe. Roglic ist ein Spezialist, daher ist es okay, eine Minute auf ihn zu verlieren. Es war ein schwieriges Zeitfahren, denn als ich losfuhr, begann es stark zu regnen", resümierte Nibali. Der niederländische Kapitän von Trek – Segafredo meinte dazu: "Ich habe ein gutes Resultat erwartet, aber so ein gutes vielleicht doch nicht. Die erste Woche und das erste Zeitfahren liefen gut." Vor allem dürfte dem 32-Jährigen die zweitbeste erzielte Zeit im Anstieg nach San Marino weiteres Selbstvertrauen liefern.

Das Führungstrio der Favoriten zählte sicherlich zu den Gewinnern der ersten Woche. Zumindest zufrieden dürften Bob Jungels (Deceuninck – Quick-Step) sowie Davide Formolo und Rafal Majka (beide Bora – hansgrohe) sein mit ihrer Zwischenbilanz. Dem Luxemburger fehlen zwar auch schon zwei Minuten auf Roglic, allerdings hält er gut Anschluss an Nibali und Mollema. Die Doppelspitze des Raublinger Teams, welches mit den zwei Erfolgen von Pascal Ackermann einen starken Giro-Auftakt bejubeln konnte, kam auch ohne große Probleme durch die erste Woche. Formolo kratzte sogar einmal am Etappensieg.

Knapp hinter den beiden liegt der Ecuadorianer Richard Carapaz (Movistar). Der Vorjahresvierte jubelte schon über einen Tagessieg und liegt im Gesamtklassement viel besser als der nominelle Kapitän der spanischen Mannschaft Mikel Landa, der mit 4:52 Minuten Rückstand auf Primoz Roglic wohl schon wieder eine GrandTour in der ersten Woche versemmelt hat. "Ich denke, es war ein gutes Chrono. Ich wollte so wenig Zeit wie möglich verlieren. Meine Form ist gut. Es kommen noch schöne Tage, Tage die uns entgegenkommen", sagte Carapaz, der zumindest nun de facto die Führungsrolle bei Movistar übernommen haben dürfte.

Ilnur Zakarin (Katusha - Alpecin) und Simon Yates (Mitchelton - Scott), der im letzten Jahr als Führender in den ersten Ruhetag ging, haben schon über dreieinhalb Minuten auf Roglic eingebüßt. Sie werden sich bei der ersten Bergankunft am Lago Serrù auf der 13. Etappe schon etwas einfallen lassen müssen, um den Abstand nach vorn zu reduzieren. Noch heftiger hat es Miguel Angel Lopez (Astana) erwischt. Dem "Superman" fehlen nämlich schon 4:29 auf Roglic. Scheinbar war die erste Woche ein wenig Kryptonit für den starken Kletterer aus Kolumbien.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

22.12.2024“Bis zur Corona-Infektion lief es richtig gut“

(rsn) - Erst zwölf Tage des neuen Jahres waren vergangen, da standen für Linda Riedmann vom Team Visma - Lease a Bike schon die ersten Rennen an. In Australien bei der Santos Tour Down Under begann

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine