Giro-Debütant beißt sich an der Spitze fest

Schachmann: Talent mit Ehrgeiz und klarem Kopf

Von Tom Mustroph

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Maximilian Schachmann (Quick-Step Floors) | Foto: Cor Vos

15.05.2018  |  (rsn) - "Das war schon abgefahren heute, das war der härteste Klassiker, den ich jemals gefahren bin", sagte Maximilian Schachmann nach der denkwürdigen 10. Etappe des Giro d'Italia zu radsport-news. Wenn das einer sagt, der in seinem zweiten Profijahr schon Einsätze beim Amstel Gold Race und Lüttich - Bastogne - Lüttich vorzuweisen hat und beinahe beim Wallonischen Pfeil aufs Podium gefahren wäre (Platz 8 in diesem Frühjahr), dann stellt er das schon mit einer gewissen Portion Erfahrung fest.

Der 24jährige Berliner wirkte nach diesem Ritt über 244 Kilometer mit einem Berg ganz am Anfang richtig geschafft, aber auch glücklich. Denn er verbrachte den Tag im vorderen Teil des Pelotons. Er war dort Augenzeuge, wie der Kolumbianer Esteban Chaves vom Giro-Podium gefahren wurde. Schachmann hatte das Privileg, dort vorn mit dabeizusein und keine Helferdienste für seinen abgehängten Kapitän Elia Viviani leisten zu müssen, weil er selbst schon zu denen gehört, die beim hochdekorierten Rennstall Quick - Step Floors für Ergebnisse sorgen sollen.

"Er ist hier ohne Druck. Wir wollen sehen, wie er eine dreiwöchige Rundfahrt verkraftet. Er soll sich einfach ausprobieren", sagte zwar Quick Steps sportlicher Leiter Davide Bramati. Aber der italienische Haudegen - 24 Grand Tour-Teilnahmen in seiner eigenen Rennfahrerkarriere - hat Gefallen daran gefunden, wie der Giro-Debütant Schachmann sich festbeißt an den Großen. "Wir haben jetzt Halbzeit beim Giro, und er hat nur gut drei Minuten verloren. Das ist für die erste Rundfahrt in der Karriere allerhand", freute er sich.

Und Bramati spekuliert darauf, dass Schachmann beim Zeitfahren sogar wieder zurück ins Weiße Trikot des besten Jungprofis kommen kann. Das hatte sich der gelernte Zeitfahrer Schachmann mit einem guten Prolog in Jerusalem schon einmal gesichert und bis nach Italien getragen. Auf dem Vulkan Ätna war dann aber Schluss damit. "Die Seite, die wir gefahren sind, war extrem unrhythmisch. Es war hohes Tempo, keiner hat gewartet, das kam mir nicht gerade entgegen", blickte Schachmann selbst auf den Tag zurück, an dem er das Trikot verlor. Für den Berliner spricht, dass er dann nicht in ein Loch fiel.

Am zweiten langen Berg des Giro, dem Gran Sasso, kam er in Reichweite der früheren Rundfahrtsieger Chris Froome und Fabio Aru ins Ziel. "Ich merke, ich bin nicht weit weg von der absoluten Spitze. Ich habe einen Entwicklungssprung gemacht. Und ich denke, dass ich auch diese Lücke schließen kann", sagte er radsport-news.com selbstbewusst. Weil Bramati das ähnlich sieht und Schachmann schon jetzt einiges zutraut, hat der junge Bursche bereits jetzt seine Freiheiten bei Quick Step. Für Kapitän Viviani arbeitet er, wenn das nicht seine eigenen Chancen auf das Wweiße Trikot gefährdet. Schachmann hat es weiter im Auge.

"Beim Zeitfahren kann ich auf die leichten Kletterer sicher etwas herausholen", blickte er in die Zukunft. Zuvor muss er allerdings die Prüfung auf dem Zoncolan bestehen. Angst habe er davor nicht, Respekt schon, meinte er. "Ich kenne den Berg nicht. Aber in meinen U23-Zeiten bin ich einen ähnlich brutalen Anstieg schon einmal gefahren und habe die Etappe aus einer Fluchtgruppe heraus sogar gewonnen. Es war der Piani di Tavagnasco, im Aosta-Tal, in der Gegend, in die wir jetzt auch in der letzten Giro-Woche kommen werden", erzählte er.

Daher weiß er schon, was man beim Anblick solcher Brocken empfindet: "Zehn Kilometer Anstieg mit zehn Prozent Steigung - das heißt, wenn du das 10-km-Schild siehst, ist dir klar, dass du noch eine Stunde unterwegs sein wirst." Stand jetzt zieht Schachmann ein positives Fazit seiner ersten Giro-Erfahrung. Ihm ist aber auch klar, dass der härteste Teil erst noch kommt. "Erst wenn die drei Wochen zu Ende sind, kann ich ein Feedback darüber geben, wie gut ich damit klar komme. Erst dann weiß ich, ob ich einen schlechten Tag hatte, viele schlechte Tage oder gar keinen", meinte er munter.

Bevor man aus ihm eine große deutsche Rundfahrthoffnung macht, sollte man es wie er selbst halten, und die ersten drei Wochen abwarten. Dass er Talent mit Ehrgeiz und einem klaren Kopf paart, das weiß man allerdings schon jetzt.

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