Van Vleuten verliert den Giro wohl an der Windkante

Hosking jubelt, aber D'Hoore siegt im Fotofinish

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Hosking jubelt, aber D'Hoore siegt im Fotofinish"
Chloe Hosking (Alé Cipollini, links) und Jolien D'Hoore (Wiggle-High5) dachten auf dem Zielstrich beide, sie hätten gewonnen. | Foto: Cor Vos

03.07.2017  |  (rsn) - Flache 118 Kilometer rund um Occhiobello standen auf der 4. Etappe des Giro d'Italia auf dem Programm, und eigentlich hätte es bei über 30 Grad ein ruhiger Tag werden sollen - eigentlich. Denn am Abend gab es gleich auf zwei Ebenen haufenweise Gesprächsstoff. Dafür sorgten der Wind und ein extrem enger Sprint, an dessen Ende zwei Frauen die Arme zum Jubeln hochrissen: Chloe Hosking (Alé Cipollini) und Jolien D'Hoore (Wiggle-High5).

Das Zielfoto zeigte schließlich, dass es die Belgierin war, die mit wenigen Zentimetern Vorsprung den Sieg davontragen konnte, während Hosking zur enttäuschten Zweiten wurde. "Ich dachte, dass ich um ein paar Millimeter gewonnen hatte. Aber als Chloe ihre Arme hochriss, war ich verwirrt", erklärte D'Hoore nach der Siegerehrung. "Gewusst habe ich es dann erst, als ich zurück zum Ziel fuhr und Elisa (Longo Borghini) es mir entgegenrief. Ich bin wirklich glücklich."

Vom Sieg ausgegangen war auch Hosking, die beim Podium-Interview noch immer tränenfeuchte Augen hatte. "Ich dachte wirklich, dass ich gewonnen hatte und bin jetzt etwas emotional, weil es der Giro ist - ein großes Saisonziel", so die Australierin. "Aber es kommen noch weitere Etappen und wenigstens weiß ich jetzt, dass ich so schnell wie diese Mädels hier bin und nur etwas mehr Glück brauche."

D'Hoore und Hosking waren in den beiden vergangenen Jahren beide für Wiggle-High5 gefahren und schickten sich dort an, zur Nachfolgerin der bisherigen Sprint-Chefin Giorgia Bronzini zu werden. Im Winter wechselte Hosking dann zum italienischen Rennstall Alé Cipollini, um dem internen Zweikampf künftig aus dem Weg zu gehen - umso wichtiger wäre ein Sieg im direkten Duell für die Australierin gewesen. Doch in Occhiobello hatte D'Hoore das bessere Ende auf ihrer Seite, und zwar nachdem die zweifache Ex-Weltmeisterin Bronzini ihr höchst selbst den Sprint angefahren hatte, um selbst noch Fünfte zu werden.

"Gestern haben wir für Giorgia gearbeitet und heute war es der Plan, für mich zu fahren. Das haben wir gestern schon besprochen", sagte D'Hoore. "Ich fühle mich sehr geehrt, dass Giorgia in ihrer Heimat für mich arbeiten will."

Doch das Sprint-Duell blieb nicht das einzige glühende Thema an diesem heißen Tag. Denn während die Top-Sprinterinnen um den Sieg kämpften, kam es auch im Gesamtklassement zu Veränderungen. Starker Wind prägte das Rennen in der zweiten Hälfte, und als nach gut 75 Kilometern das Peloton an der Windkante zerbrach, verpasste die bisherige Gesamtzweite Annemiek van Vleuten (Orica-Scott) den Sprung in die erste Gruppe, die von den Teams Wiggle-High5, WM3 Pro Cycling und Boels-Dolmans anschließend bis zum Ziel auf Hochgeschwindigkeit gehalten wurde.

Der Abstand zum zweiten Feld um van Vleuten wurde lange Zeit nicht allzu groß und betrug zehn Kilometer vor dem Ziel noch immer nur 40 Sekunden. Doch am Ende überquerte van Vleuten den Zielstrich mit 1:59 Minuten Rückstand auf ihre Kontrahentinnen im Kampf um den Gesamtsieg, Anna van der Breggen (Boels-Dolmans) und Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) auf dem 101. Platz. Dadurch fiel die Niederländerin auf den vierten Gesamtrang zurück, und es sieht nach vier von zehn Tagen bereits danach aus, als würden nur van der Breggen und Lokalmatadorin Longo Borghini den Giro noch gewinnen können.

Enger geht es in der Punktewertung aus. Dort führt nun die Siegerin der 3. Etappe, Hannah Barnes (Canyon-SRAM), die in Occhiobello auf Rang vier sprintete. Mit 23 Punkten hat sie sechs Zähler Vorsprung auf Hosking. Van Vleuten und D'Hoore folgen mit jeweils 15 Punkten auf den Plätzen drei und vier.

Tagesergebnis 4. Etappe:
1. Jolien D'Hoore (Wiggle-High5)
2. Chloe Hosking (Alé Cipollini) s.t.
3. Coryn Rivera (Sunweb) s.t.
4. Hannah Barnes (Canyon-SRAM) s.t.
5. Giorgia Bronzini (Wiggle-High5) s.t.
6. Arlenis Sierra (Astana) s.t.
7. Annalisa Cucinotta (Lensworld-Kuota) s.t.
8. Claudia Cretti (Valcar-PBM) s.t.
9. Amalie Dideriksen (Boels-Dolmans) s.t.
10. Ilaria Sanguineti (BePink Cogeas) s.t.

Gesamtwertung:
1. Anna van der Breggen (Boels-Dolmans)
2. Elisa Longo Borghini (Wiggle-HIgh5) + 0:26 Minuten
3. Megan Guarnier (Boels-Dolmans) + 1:56
4. Annemiek van Vleuten (Orica-Scott) + 2:17
5. Amanda Spratt (Orica-Scott) + 2:22

Die Highlights der 4. Etappe:

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Lippert: “Ich will einfach genießen, wieder Rennen zu fahren“

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich geht am Sonntag eine Woche zu Ende, die auch bei Liane Lippert (Movistar) normalerweise sehr hoch im Kurs steht. Die 26-Jährige war 2022 Dritte des Amstel Gol

21.04.2024Reusser kehrt schon Ende April zur Vuelta ins Feld zurück

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx – Protime) hat sich von ihren Sturzfolgen schneller als erwartet erholt und konnte bereits wieder trainieren. Wie ihr Management nun ankündigte, wird die dreimalig

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

Weitere Radsportnachrichten

29.04.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

29.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)