WM: Niedermaier verteidigt U23-Titel

Brown holt sich nach Olympiagold auch das Regenbogentrikot

Foto zu dem Text "Brown holt sich nach Olympiagold auch das Regenbogentrikot"
Grace Brown ist neue Zeitfahrweltmeisterin. | Foto: Cor Vos

22.09.2024  |  (rsn) – Auf dem goldenen Zeitfahrrad ins Regenbogentrikot: Die Australierin Grace Brown hat nach ihrem Gold-Triumph im Einzelzeitfahren der Olympischen Spiele in Paris auch den Sieg beim WM-Zeitfahren in Zürich errungen. Die 32-Jährige distanzierte auf der 29,9 Kilometer langen Strecke von Gossau nach Zürich mit einer Zeit von 39:16 Minuten die Niederländerin Demi Vollering um 16 Sekunden. Titelverteidigerin Chloé Dygert aus den USA komplettierte mit 56 Sekunden die Medaillenränge.

Antonia Niedermaier verpasste für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nach starker Vorstellung knapp eine Medaille in der Eliteklasse: Neun Sekunden fehlten der 21jährigen Rosenheimerin zur Zeit von Dygert. Dagegen reichte es zur souveränen Titelverteidigerin in U23-Klasse. Die Frauen der Elite und der U23 trugen auch in Zürich ihren Wettbewerb in einem Rennen aus.

Für Brown ist der Zeitfahrsieg der krönende Abschluss ihrer letzten Profisaison. Den Erfolg in Zürich fuhr sie vor allem im letzten, flacheren Streckenabschnitt in Richtung Ziel heraus. Denn nach der zweiten Zwischenzeit nach 20,5 Kilometern und zwei kleinen Anstiegen lag sie noch acht Sekunden hinter der dortigen Bestzeit von Vollering. Die letzten neun Kilometer absolvierte Brown jedoch um 24 Sekunden schneller als ihre Konkurrentin.

“Ehrlich gesagt fühlen sich die letzten Monate wie in einem Traum an. Diese großen Ziele scheinen ambitioniert, aber ich konnte diese Träume auf der Straße verwirklichen, das war schon cool. Die Erfahrung der Olympischen Spiele und der Erfolg auf meinen Schultern haben mir schon viel Selbstvertrauen gegeben. Als ich die letzten Kilometer fuhr, sagte ich mir immer wieder: ‘Ich kann Weltmeisterin werden‘ und das gab mir die Kraft, bis zum Ende durchzuziehen“, sagte die neue Weltmeisterin, die in den vergangenen beiden Jahren jeweils Silber gewonnen hatte, im Ziel und fügte an: “Ich fühle mich einfach wirklich, wirklich glücklich, dass ich meine Karriere so beenden kann. Das ist etwas Besonderes.“ Vor Brown gelang es noch keiner Fahrerin und auch keinem Fahrer, sich den Olympia und den WM-Sieg im Zeitfahren innerhalb einer Saison zu sichern.

“Ich bin sehr stolz auf meine erste Zeitfahrmedaille. Es war ein wunderschöner Kurs. Natürlich gibt es nur ein Trikot und das habe ich knapp verpasst. Ich wusste meine Zwischenzeiten nicht. Ich konnte nur hoffen, dass es reicht. Als Grace dann über die Linie fuhr und mein Name nach unten geschoben wurde, war das natürlich kein schönes Gefühl. Ich habe das heute aber nicht in einer Kurve verloren. Grace ist eine Spezialistin und die Nummer eins“, zollte Vollering der Weltmeisterin auf der Pressekonferenz ihren Respekt.

“Es ist nie einfach, wenn du nicht ganz oben stehst. Das ärgert mich, aber am Ende bin ich mit den Besten der Welt auf dem Podium. Jetzt mit der Medaille um den Hals, macht mich das natürlich glücklich“, sagte Dygert auf der Pressekonferenz.

Niedermaier gelingt souveräne Titelverteidigung in der U23

Hinter Europameisterin Lotte Kopecky (40:55 Minuten) belegte Christina Schweinberger den sechsten Platz (41:00 Minuten). Damit verpasste die Österreicherin nach ihrer WM-Bronzemedaille aus dem Vorjahr einen erneuten Podestplatz. Franziska Koch als zweite deutsche Starterin kam am Ende auf Position 16 (42:20 Minuten).

In der U23-Kategorie gab es eine Medaille für die Gastgebernation. Hinter Weltmeisterin Niedermaier, die ihren Titel von Glasgow souverän verteidigte, holte sich die Schweizerin Jasmin Liechti die Silbermedaille vor der Belgierin Julie De Wilde.

"Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen. Ich habe mich auf dem Kurs wohl gefühlt, weil ich auch eine Klettererin bin und die Berge mag. Ich habe mir auch einiges an Druck auferlegt, weil ich den Titel wieder wollte. Mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich natürlich als Vierte in der Elite nur knapp am Podium vorbeigeschrammt bin", sagte Niedermaier, die am vorletzten Messpunkt noch auf Medaillenkurs lag, später auf der Pressekonferenz.

So lief das WM-Einzelfahren der Frauen:

Um 11:51 Uhr war die Bulgarin Petya Minkova die erste Fahrerin, die in das WM-Zeitfahren startete. 69 weitere Fahrerinnen sollten folgen. Vom Startort Gossau ging es zunächst nach Mönchaltorf, von dort war die Strecke identisch mit dem Kurs des Männer-Zeitfahrens. Anschließend ging es über Oetwil am See zu den Ausläufern des Zürcher Gebirgsrückens Pfannenstiel, an dem zwei Anstiege in den Kurs eingebaut waren: einer von 2,6 Kilometer Länge und 4,5 Prozent Steigung sowie ein weiterer mit 1,4 Kilometer Länge und fünf Prozent Steigung.

Vor allem die Abfahrt vom letzten Anstieg bot mit einigen Kurven und einem Gefälle von zehn Prozent einige knifflige Passagen. Bis zum Ziel standen dann noch zwölf flache Kilometer am Zürichsee entlang an. Zwischenzeiten wurden nach 10,4 und 20,5 Kilometern genommen.

Die erste nennenswerte Bestzeit setzte die Slowenen Eugenia Bujak, die nach 43:06 Minuten im Ziel gestoppt wurde. Und es dauerte einige Fahrerinnen, bis Bujak an der Spitze abgelöst wurde. Erst Teniel Campbell (Trinidad & Tobago) unterbot die Zeit und kam nach 42:45 Minuten an. Kurz danach übernahm kurz Emily Ehrlich (USA) mit 42:37 Minuten die Führung, ehe sie von der starken Norwegerin Mia Bjormdal Ottestad (42:03 Minuten) abgelöst wurde.

Das Streckenprofil des WM-Einzelzeitfahrens der Frauen Elite und U23 | Foto: UCI

Noch einmal deutlich besser war die Zeit von Brodie Chapman (Australien) mit 41:42 Minuten. Doch für eine Medaille waren an diesem Tag noch ganz andere Leistungen zu erbringen. Zunächst legte Ellen van Djik (Niederlande) bemerkenswerte Zwischenzeiten vor und setzte und setzte sich mit 41:03 Minuten deutlich an die Spitze.

Doch hinter der dreimaligen Weltmeisterin deuteten sich noch schnellere Zeiten an. Zunächst unterbot Niedermaier jeweils am ersten und zweiten Messpunkt die Bestzeiten der 37-jährigen van Dijk und war fortan mitten drin im Kampf um die Medaillen. Denn während Vollering und Brown an den Messpunkt die junge Deutsche noch einmal unterboten, blieben Schweinberger und auch Titelverteidigerin Dygert hinter ihrer Zeit zurück.

Im Ziel unterbot Niedermaier mit 40:21 Minuten van Dijk um gleich 42 Sekunden und sicherte sich damit zudem wie bereits im Vorjahr den U23-Titel. Bei der Elite entwickelte sich zwischen Vollering und Brown ein Duell um Gold. Zunächst erreichte die Tiur-de-France-Gewinnerin das Ziel nach 39:32 Minuten. Doch Brown unterbot diese Zeit mit 39:16 Minuten noch einmal deutlich. Als letzte Fahrerin kam Dygert ins Ziel und sicherte sich mit 40:12 Minuten die Bronzemedaille – neun Sekunden vor Niedermaier, die noch auf Rang vier zurückfiel und damit knapp zwei Medaillengewinne an einem Tag verpasste.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.09.2024Küng und Bissegger weit weg vom erhofften WM-Traumstart

(rsn) – Für die Schweizer Zeitfahr-Spezialisten Stefan Küng und Stefan Bissegger ist der Auftakt zur Heim-WM in Zürich in ihrer Parade-Disziplin alles andere als traumhaft verlaufen. Bissegger, m

22.09.2024Heidemann bewirbt sich in WM-Top-20 für Profi-Vertrag

(rsn) – Ein Spitzenergebnis ist den deutschen Männern im WM-Einzelzeitfahren von Zürich verwehrt geblieben. Doch die Bilanz, die Miguel Heidemann (Felt – Felbermayr) auf Rang 20 und Maximilian S

22.09.2024Trotz des Doubles: Für Brown ist am Saisonende Schluss

(rsn) – Noch nie gelang es einer Fahrerin, sich innerhalb einer Saison im Einzelzeitfahren die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen und den Weltmeisterschaften zu sichern. Die Australierin Grac

22.09.2024Ehrentafel: Alle Medaillen von Zürich auf einen Blick

(rsn) – 66 WM-Titel vergibt die UCI während der Straßen- und Paracycling-Weltmeisterschaften 2024 in Zürich vom 21. bis 29. September. Zunächst stehen dabei die Zeitfahr-Disziplinen auf dem Prog

22.09.2024Trotz Schrecksekunde: Top-Favorit Evenepoel verteidigt Titel

(rsn) – Jubelnd und die Arme in die Luft gestreckt überquerte Remco Evenepoel den Zielstrich im Stadtzentrum von Zürich – auch wenn sein Vorsprung in Zürich am Ende des 46,1 Kilometer langen W

22.09.2024Niedermaier: “Was nicht ist, kann ja noch werden“

(rsn) – Bei der WM 2022 in Australien gab es erstmals eine Zeitfahrwertung für die U23-Frauen. Damals siegte die Italienerin Vittoria Guazzini und wurde damit Vierte im Elitewettbewerb. Im dritten

22.09.2024Straßen-WM im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Straßen-Weltmeisterschaften zählen zweifellos zu den ganz besonderen Highlights des Rennkalenders. Juniorinnen und Junioren, männliche und weibliche U23 sowie die Männer und Frauen kÃ

22.09.2024Brachtendorf holt im Einzelzeitfahren erste deutsche Medaille

(rsn) – Am zweiten WM-Tag in Zürich hat Kerstin Brachtendorf für die erste deutsche Medaille gesorgt. Die Zweiradfahrerin gewann im Einzelzeitfahren der Klasse C5 Bronze hinter der Britin Sarah S

22.09.2024Ganna vor WM-Zeitfahren: “Es gibt nur einen Favoriten“

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Filippo Ganna im WM-Zeitfahren von Glasgow im Kampf um Gold Remco Evenepoel geschlagen geben, konnte mit Silber aber immerhin seinen Medaillensatz bei Welttit

22.09.2024Startzeiten des WM-Einzelzeitfahrens der Männer

(rsn) – Charles Kagimu aus Uganda wird um 14:52 Uhr in Zürich-Oerlikon als erster der 59 Teilnehmer das 46,1 Kilometer lange WM-Einzelzeitfahren angehen. Um 16:34 Uhr nimmt Remco Evenepoel als letz

22.09.2024Startzeiten des WM-Einzelzeitfahrens der Frauen

(rsn) – Die Bulgarin Petya Minkova eröffnet am Sonntag um 11:51 Uhr das WM-Zeitfahren der Frauen Elite und U23, deren Wettbewerbe auch diesmal noch in einem Rennen zusammengelegt sind. Favorisiert

21.09.2024Niedermaier und Schachmann die deutschen Zeitfahr-Hoffnungen

(rsn) – Maximilian Schachmann steht vor einer arbeitsreichen WM-Woche. Der gebürtige Berliner wird bei den Welttitelkämpfen in Zürich auf gleich drei Einsätze kommen, so viele wie sonst kein Fah

Weitere Jedermann-Nachrichten

22.09.2024Küng und Bissegger weit weg vom erhofften WM-Traumstart

(rsn) – Für die Schweizer Zeitfahr-Spezialisten Stefan Küng und Stefan Bissegger ist der Auftakt zur Heim-WM in Zürich in ihrer Parade-Disziplin alles andere als traumhaft verlaufen. Bissegger, m

22.09.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

22.09.2024Heidemann bewirbt sich in WM-Top-20 für Profi-Vertrag

(rsn) – Ein Spitzenergebnis ist den deutschen Männern im WM-Einzelzeitfahren von Zürich verwehrt geblieben. Doch die Bilanz, die Miguel Heidemann (Felt – Felbermayr) auf Rang 20 und Maximilian S

22.09.2024Trotz des Doubles: Für Brown ist am Saisonende Schluss

(rsn) – Noch nie gelang es einer Fahrerin, sich innerhalb einer Saison im Einzelzeitfahren die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen und den Weltmeisterschaften zu sichern. Die Australierin Grac

22.09.2024Rad-Bundesliga: John mit Befreiungsschlag im Erzgebirge

(rsn) – Vincent John (rad-net – Oßwald) hat die Erzgebirgsrundfahrt gewonnen. Der 19-Jährige setzte sich beim vorletzten Lauf der diesjährigen Rad-Bundesliga vor dem zeitgleichen Niederländer

22.09.2024Ehrentafel: Alle Medaillen von Zürich auf einen Blick

(rsn) – 66 WM-Titel vergibt die UCI während der Straßen- und Paracycling-Weltmeisterschaften 2024 in Zürich vom 21. bis 29. September. Zunächst stehen dabei die Zeitfahr-Disziplinen auf dem Prog

22.09.2024Trotz Schrecksekunde: Top-Favorit Evenepoel verteidigt Titel

(rsn) – Jubelnd und die Arme in die Luft gestreckt überquerte Remco Evenepoel den Zielstrich im Stadtzentrum von Zürich – auch wenn sein Vorsprung in Zürich am Ende des 46,1 Kilometer langen W

22.09.2024Tiberi schnappt in Luxemburg van der Poel Gelb noch weg

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat sein auf der 4. Etappe wieder zurück erobertes Gelbes Trikot am Schlusstag der 84. Tour de Luxembourg (2.Pro) noch abgeben müssen. Der Nie

22.09.2024Van Alphen feiert zweiten Sieg, Degenkolb diesmal Achter

(rsn) – Am zweiten Tag des Cross-Wochenendes von Bad Salzdetfurth (C2) hat der Pole Marek Konwa das Männerrennen gewonnen. Der Pole, der am Samstag Vierter geworden war, verwies den Vortagessieger

22.09.2024Niedermaier: “Was nicht ist, kann ja noch werden“

(rsn) – Bei der WM 2022 in Australien gab es erstmals eine Zeitfahrwertung für die U23-Frauen. Damals siegte die Italienerin Vittoria Guazzini und wurde damit Vierte im Elitewettbewerb. Im dritten

22.09.2024Nach Foto-Finish: Merlier feiert seinen 50. Profisieg

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) hat im Trikot des Europameisters sein zweites Rennen im Folge gewonnen. Allerdings musste beim Gooikse Pijl (1.1) der Foto-Entscheid herhalten, ehe festst

22.09.2024Straßen-WM im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Straßen-Weltmeisterschaften zählen zweifellos zu den ganz besonderen Highlights des Rennkalenders. Juniorinnen und Junioren, männliche und weibliche U23 sowie die Männer und Frauen kÃ

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine