Rekordfahrt vom Nordkap nach Kapstadt - Tagebuch

Cape to Cape: Gefährliche Abenteuer am Seitenstreifen

Von Jonas Deichmann

Foto zu dem Text "Cape to Cape: Gefährliche Abenteuer am Seitenstreifen"
| Foto: Philipp Hympendahl

21.09.2019  |  Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas, ohne Unterstützung, zusammen mit dem Fotografen Philipp Hympendahl.

Das will Deichmann in weniger als 75 Tagen schaffen, einen ganzen Monat schneller als der bisherige Rekord. Jonas wird durch Finnland, Russland und den Nahen Osten bis nach Ägypten radeln, bevor es quer durch Ostafrika weitergeht, bis hinunter nach Kapstadt.
Und wie bei seinem Eurasien-Rekord führt Jonas wieder für RSN ein Tagebuch. Hier Teil zwei seiner Aufzeichnungen:

Tag 6: Endlich Rückenwind
Wir starten um 6 Uhr in einen kalten und regnerischen Morgen. Bald verwandelt sich die Straße in Schotter, wir kommen langsamer voran. Wir haben jetzt das finnische Seengebiet erreicht, es gibt einen großen See nach dem anderen. Am Nachmittag dreht der Wind endlich und wir haben den ersten Rückenwind seit dem Nordkap. Wir fahren weiter, in die einsetzende Dunkelheit, um nach Russland zu kommen. Um 22 Uhr ist die Grenze erreicht. Glücklicherweise geht der Grenzübertritt schnell und direkt dahinter finden wir ein anständiges Hotel in der Industriestadt Svetogorsk. Die heutuge Bilanz: 298 km in über 12 Stunden auf dem Rad.

Tag 7: Russisch fahren, russisch feiern
Ein später Start um 7.30 Uhr, wegen der späten Anreise gestern - und wir wollten das Hotelfrühstück nicht missen. Die ersten 40 km verlaufen auf einer kleinen Straße, mit eine Baustelle nach der anderen: Ständiges Stop and Go, und viel Schotter. Als wir jedoch die Hauptstraße erreichen - perfekte Bedingungen: Glatter Asphalt, sonnige 15 Grad und starker Rückenwind, der uns mit 40 km/h in Richtung St. Petersburg treibt.

Wir waren besorgt wegen der Durchquerung der Stadt, aber es stellt sich als super-einfach heraus: Vorsichtige Fahrer, gute Straßen und Fahrradwege - ein großer Unterscheid zu den Städten, die ich vor zwei Jahren  in Sibirien durchquert habe. Auf dem Weg aus St. Petersburg halten wir kurz beim Büro meines Werkzeug-Sponsors Hoffmann Group. Sie haben einen tollen Empfang vorbereitet und 20 Leute kamen an einem Samstagabend. Danke!

Wir fahren noch 60 km weiter zu einem Hotel an. Auf der Suche nach Essen werden wir zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Die Russen können wirklich feiern, aber nach einer Stunde verabschieden wir uns, um etwas Schlaf zu bekommen.

Tag 8: Ein schrecklicher Tag
Dauerhafter starker Regen, Gegenwind und Kälte auf Russlands meist befahrener Autobahn. Wir sind der Straße nach Moskau gefolgt, da es einfach keine Alternative gibt. Lastwagen und PKW fahren konstant in kurzer Distanz und mit hoher Geschwindigkeit. Der Lärm und die ständige Spannung aufgrund der Gefahr sind hart. Nach 200 km machen wir einen frühen Stop in einem Hotel, da das Risiko einfach sehr hoch ist. Jetzt sind wir 450 km von Moskau entfernt und freuen uns auf ruhigere und wärmere Zeiten.

Tag 9: Ständig starker Verkehr
Die schrecklichen Bedingungen von gestern halten an, aber zumindest Rückenwind. Ich fühle mich nach der gestrigen Kälte ein bisschen krank und Philipp leidet seit einer Woche. Wir quälen uns bis Mittag, bevor wir zum Essen anhalten und eine Pause einlegen, um uns aufzuwärmen. Es fühlt sich gut an, für ein paar Minuten von der Straße zu sein, da der ständige Verkehr schwer zu ertragen ist. Viele Leute haben mich vor der Reise gefragt, ob ich Angst vor den osteuropäischen Ländern habe, durch die wir fahren, und ich hatte immer geantwortet, dass die russischen Autobahnen meine größte Sorge sind. Bei starkem Regen fahren wir uns in die Dunkelheit und finden ein ruhiges Hotel - in guter Entfernung, um es morgen nach Moskau zu schaffen.

Tag 10: Seitenspiegel an der Schulter
Wir starten bei starkem Regen nach Moskau. Die sechsspurige Autobahn hat nur 30 cm breite Seitenstreifen und die Lastwagen fahren mit voller Geschwindigkeit. Gegen Mittags erwischt mich der Seitenspiegel eines Lastwagens an der Schulter. Ich bleibe unverletzt, aber es ist schwer zu ertragen, wenn nur ein paar Zentimeter entscheiden, ob man davonkommt.

In Moskau treffen wir Dennis, ein Radfahrer aus der Hauptstadt, der uns auf den zehnspurigen Schnellstraßen rund um den Roten Platz auf die besten Spuren führt. Wir halten am Kreml für ein paar Bilder, und in einem Fahrradgeschäft für Wartungsarbeiten, da Philipps Schaltung Probleme hatte. Nachts geht's raus aus der Stadt. Am Stadtrand Abendessen bei Burger King, anschließend suchen wir uns ein Hotel.

Tag 11: Zum Schwarzen Meer
Wir fahren auf der zehnspurigen Ringstraße außerhalb von Moskau los. Nach zehn Kilometern geht's auf die Autobahn in Richtung Schwarzes Meer, der Verkehr wird sofort geringer. Es gibt einen breiten Seitenstreifen und glatten Asphalt, der beste Zustand, den wir seit Finnland hatten. Wir erreichen im Durchschnitt 35 km/h, bis wir am Mittag in Richtung Wolgograd abbiegen.

Die Straße ist schmal, ohne Seitenstreifen, und schwere Lastwagen fahren mit voller Geschwindigkeit vorbei. Wir wollten eigentlich 900 km auf dieser Straße bleiben, aber nach 20 km entscheiden wir, dass es zu gefährlich ist. Wir fahren zurück auf die Autobahn zum Schwarzen Meer. Wir werden dieser Route nach Rostow folgen und dann in Tschetschenien wieder zurück auf die alte Strecke. Wir fahren bei starkem Regen die Autobahn entlang, bis wir nachts ein Motel am Straßenrand finden.
 

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