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06.05.2012 | (rsn) – Im Auftakt-Zeitfahren des 95. Giro d'Italia war von Ag2R erwartungsgemäß nicht viel zu sehen. Der Vorjahresdritte John Gadret war auf Rang 161 mit 1:16 Minuten Rückstand auf Sieger Taylor Phinney (BMC) der von den Klassementfahrern am schlechtesten platzierte. Dennoch ruhen die Hoffnungen der Equipe von Vincent Lavenu bei der diesjährigen Italien-Rundfahrt wieder auf dem französischen Kletterspezialisten.
Gadret soll auch diesmal wieder auf das Podium fahren, mindestens aber unter die besten Fünf der Endabrechnung. Auch wenn sich der 33-Jährige m Samstag schon einiges an Rückstand eingehandelt hat, scheint die Zielsetzung dennoch realistisch. Gadrets Vorbereitung verlief relativ unspektakulär – Rang 19 beim Giro del Trentino war sein bestes Ergebnis. Aber der Routinier weiß, wie man auf den Punkt fit wird. Zudem spielt der Parcours mit den zahlreichen Bergetappen dem Ag2r-Kapitän bei dessen vierter Giro-Teilnahme in die Karten.
Gadrets wichtigster Helfer wird erneut Landsmann Hubert Dupont sein. Der 31-Jährige überraschte beim letztjährigen Giro mit Rang 12 in der Gesamtwertung. Bei seinem fünften Start will Dupont, der noch auf seinen ersten Profisieg wartet, dieses Ergebnis zumindest bestätigen. Die Form passt, wie der Kletterspezialist mit Platz neun beim Critérium International und als Siebter des Giro del Trentino bewies.
Bereits einen Giro-Etappensieg in der Tasche hat Sprinter Manuel Belletti. Den holte er gleich bei seiner Premiere 2010, im vergangenen Jahr bestätigte der 26-Jährige das Ergebnis mit einem dritten Etappenrang. Bei seiner dritten Teilnahme soll der Ag2R-Neuzugang zumindest wieder einmal aufs Podium fahren – es wäre das erste Mal in dieser Saison. Gegen die starke Konkurrenz wird es Belletti aber extrem schwer haben, sich auch nur unter den besten Fünf zu platzieren.
Lavenu will aber nicht nur, dass sein Team in den Sprints oder im Hochgebirge Akzente setzt. Er erwartet auch auf den flachen und mittelschweren Etappen eine offensive Fahrweise und will dadurch zu Tagessiegen kommen. Allerdings sind die dafür in Frage kommenden Kandidaten eher rar gesät. Kaum dafür in Frage kommt bei seinem zweiten Giroeinsatz der 24-jährige Franzose Julien Berard, der noch wenige Tage vor dem Giro mit starken Rückenproblemen zu kämpfen hatte. Auch der gleichaltrige Guillaume Bonnafond ist nicht für die Fluchtgruppen vorgesehen, sondern soll Gadret in den Bergen unterstützen.
Bonnafond konnte 2011 bei der Vuelta mit dem 26. Gesamtrang seine bis dato beste Platzierung bei einer Grand Tour herausfahren. Bei seiner vierten Giro-Teilnahme sind individuelle Ergebnisse nicht wichtig, was zählt ist Gadrets Podiumsplatz. Gleiches gilt für den 27 Jahre alten Mathieu Perget, der ebenfalls seinen vierten Giro in Angriff nimmt. Bei der Vuelta 2011 landete der Gewinner der Tour du Limousin 2009 noch zwei Plätze vor Bonnafond.
So liegt die Last bei Ausreißversuchen vornehmlich auf den Schultern von Matteo Montaguti. Dem 28-jährigen Italiener, der seinen dritten Giro bestreitet, liegen die italienischen Eintagesrennen, die über hügliges Terrain führen. Bei der Vuelta 2011 war der Italiener zudem der härteste Wiedersacher von David Moncoutié (Cofidis) im Kampf um das Bergtrikot. Am Ende belegte Montaguti nach zahlreichen Ausreißversuchen Rang zwei. Seine Vielseitigkeit – gut im Sprint, passabel am Berg und jede Menge Offensivgeist – lässt die Chancen auf einen erfolgreichen Ausreißversuch deutlich steigen.
In der Sprintvorbereitung für Belletti wird der Luxemburger Ben Gastauer bei seinem zweiten Giro eine wichtige Rolle spielen. In diesem Jahr konnte der 25 Jahre alte Allrounder mit einem fünften Etappenplatz bei der Katalonien-Rundfahrt das bisher bestes Ergebnis als Profi einfahren. Beim Giro wird sich Gastauer in den Dienst der Mannschaft stellen.
Seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt bestreitet der bereits 30 Jahre alte Gregor Gazvoda. Der Slowene gewann im Vorjahr die chinesische Tour of Quinghai Lake und will nun auch in Europa bei den großen Rennen für Furore sorgen. Das gelang ihm in seinem ersten WorldTour-Jahr noch nicht so recht. Beim Giro wird Gazvoda auch nur ein Nebendarsteller sein, seine Aufgaben werden vornehmlich in der Sprintvorbereitung liegen.
Fazit: Mit John Gadret kann Ag2r einen der besten Kletterer im Feld vorweisen. Der glatzköpfige Franzose kann durchaus seinen dritten Platz aus dem Vorjahr bestätigen. Schwerer wird es da schon mit einem Sprintsieg durch Belletti. Auch das Ziel, über Ausreißversuche zu einem Tagessieg zu kommen, wird schwer zu erreichen sein. Nur Gadret im Hochgebirge oder Montaguti auf einer Überführungsetappe kämen dafür in Frage.
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