Tour de Suisse: Mit Etappensieg ins Gelbe Trikot

Sagan kontrolliert das Rennen wie ein Videospiel

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Peter Sagan (Tinkoff) strahlt im Gelben Trikot der 80. Tour de Suisse. | Foto: Cor Vos

13.06.2016  |  (rsn) – Peter Sagan (Tinkoff) hat auch auf der 3. Etappe der 80. Tour de Suisse eine Kostprobe seines außergewöhnlichen Könnens abgeliefert. Der Weltmeister aus der Slowakei sicherte sich über 192,6 Kilometer von Grosswangen nach Rheinfelden nicht nur seinen zweiten Tageserfolg in Serie, sondern übernahm auch die Führung im Gesamtklassement.

Wie Sagan allerdings bei erneut strömendem Regen seinen insgesamt 13. Etappensieg bei einer Schweiz-Rundfahrt einfuhr, war Ausdruck seiner ganzen Klasse. Der 26-jährige attackierte kurz vor der Kuppe des letzten von sechs kategorisierten Anstiegen rund elf Kilometer vor dem Ziel, schloss im Nu zu den beiden Schweizern Michael Albasini (Orica-GreenEdge) und Silvan Dillier (BMC) auf, die zu diesem Zeitpunkt mit rund einer halben Minute Vorsprung die Spitze des Rennens bildeten, und hielt im Finale fast im Alleingang die Verfolger auf Distanz.

Wie stark Sagan war, zeigte seine Attacken rund fünf Kilometer vor dem Ziel, als das Spitzentrio keine zehn Sekunden mehr vor der Gruppe um Spitzenreiter Jurgen Roelandts (Lotto Soudal) hatte, in der vor allem Zdenek Stybar (Etixx-Quick-Step) für Tempo sorgte. Zwar konnte zunächst Albasini und kurz darauf auch wieder Dillier zu Sagan aufschließen, doch im Zielsprint setzte sich der Rekordhalter der Tour de Suisse deutlich gegen die Eidgenossen durch.

"Am Schluss wurde es kritisch, weil Albasini und Dillier nach ihrer Flucht nicht mehr mit voller Kraft mitarbeiten konnten oder wollten. Dass ich sogar das Leadertrikot übernehmen könnte, daran habe ich erst ganz am Schluss gedacht. Ich bin stolz, dass ich es tragen darf. Aber ich muss anfügen, dass mir das Trikot des Straßenweltmeisters noch etwas mehr bedeutet“, kommentierte Sagan den Ausgang des Rennens.

Drei Sekunden hinter der Spitzengruppe sicherte sich Maximiliano Richeze (Etixx - Quick-Step) im Sprint der Jäger den vierten Platz vor Roelandts, der damit das erste gestern errungene Gelbe Trikot an Sagan weiterreichen musste. Der liegt nun je drei Sekunden vor dem Belgier und Dillier, der zur ursprünglich achtköpfigen und nach rund 14 Kilometern von ihm selber initiierten Spitzengruppe gehört hatte, die den Großteil der Etappe dominierte.

Auch dank der beiden gewonnen Zwischensprints verbesserte sich der 25-Jährige auf den dritten Platz und führt nun auch die Wertung des besten Schweizers an. "Natürlich dachte ich auch ein klein wenig ans Gesamtklassement. Ab spätestens Mittwoch sind meine Ambitionen eingeschränkt. Dann werden wir wahrscheinlich für unseren Teamkapitän Tejay van Garderen arbeiten müssen. Und hinauf zum Rettenbachgletscher wird mir nicht mehr mal dies möglich sein“, erklärte Dillier, wieso er alles auf diesen einen Tag gesetzt hatte.

Sagan steht nicht nur an der Spitze der Gesamtwertung, sondern übernahm auch die Führung in der Punktewertung vom Auftaktsieger Fabian Cancellara (Trek-Segafredo), der im vorletzten Anstieg abgehängt wurde und mit 1:23 Minuten Rückstand das Ziel erreichte.

Deutlich besser verlief die Etappe dagegen für den Freiburger Simon Geschke (Giant-Alpecin), der als Neunter in der ersten, 25 Fahrer starken Verfolgergruppe ins Ziel kam und sich im Gesamtklassement vom 18. auf den zehnten Platz verbesserte – bei nur 20 Sekunden Rückstand auf Sagan. Unmittelbar vor Geschke liegt Geraint Thomas (Sky/+0:19), der ebenfalls neun Positionen gut machte.

Auch weitere Favoriten auf den Gesamtsieg wie Andrew Talansky (Cannondale/17. /+0:40), Tejay van Garderen (BMC/19./+0:35), Titelverteidiger Simon Spilak (Katusha/21./+0:38), Mathias Frank (IAM/27./+0:43), Warren Barguil (Giant-Alpecin/29./+0:44) oder der dreimalige Gesamtsieger Rui Costa (Lampre-Merida/31./+0:45) machten Boden gut.

Ehe am dritten Tag der Schweiz-Rundfahrt nach rund 50 Kilometern der Regen einsetzte, hatten sich Dillier, sein Landsmann Gregory Rast (Trek-Segafredo) der Norweger Lars Eric Byström (Katusha), der Australier Mathew Hayman (Orica-GreenEdge), der Weißrusse Branislau Samoilau (CCC), der Portugiese Bruno Pires (Roth) sowie die Niederländer Antwan Tolhoek und Huub Duijn (beide Roompot) bis zu fünf Minuten an Vorsprung erarbeitet. Als es auf die beiden Schlussrunden zu je 27 Kilometern ging, war davon nur noch die Hälfte übrig.

Für die Verfolgung hatte zunächst Lotto Soudal verantwortlich gezeigt, wurde im letzten Rennviertel dann allerdings von Tinkoff an der Spitze abgelöst. Durch die Tempoverschärfung schrumpfte der Rückstand kräftig zusammen, zudem zerfiel das Feld in zwei Teile. Auch die Spitzengruppe halbierte sich, nur noch Byström, Hayman, Dillier und Tolhoeck hielten sich vorn, wobei der 22-jährige Tolhoeck an der vorletzten Steigung ebenfalls passen musste. Zuvor hatte er sich allerdings die ersten vier Bergwertungen des Tages gesichert, was ihm am Ende der Etappe das Bergtrikot der Rundfahrt einbrachte.

18 Kilometer vor dem Ziel läutete Albasini mit seiner Attacke das Finale ein. An der Bergwertung schloss der 35-Jährige zu seinem Teamkollegen Hayman auf, der sich kurzzeitig hatte zurückfallen lassen. Mit dem Paris-Roubaix-Gewinner als Lok fuhr Albasini schnell zur Spitzengruppe vor und ließ kurz darauf mit Ausnahme von Dillier alle übrigen Begleiter stehen.

Doch der Routinier hatte die Rechnung ohne Sagan gemacht, der rund elf Kilometer vor dem Ziel alles auf eine Karte setzte, sich unmittelbar vor dem Gipfel des letzten Berges aus der kleinen ersten Verfolgergruppe löste und noch in der Abfahrt Albasini und Dillier stellte. Und obwohl noch zehn Kilometer zu absolvieren waren und die Konkurrenten alles versuchten, um die kleine Lücke von nur wenigen Sekunden zu schließen, ließ sich der Träger des Regenbogentrikots den Sieg nicht mehr nehmen.

"Gegen einen so guten Sagan kann man nichts machen. Es ist, als ob er ein Videospiel spielen würde und einfach nur Spaß hätte. Was für eine Klasse“, blieb Geschkes Teamkollege Koen de Kort nach der Etappe auf Twitter nicht viel mehr, als dem Etappengewinner seinen Respekt zu zollen.

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