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16.05.2016 | (rsn) - Ein besseres Ende für die 1. Etappe hätten sich die Verantwortlichen der Kalifornien-Rundfahrt in San Diego kaum wünschen können: Publikumsliebling Peter Sagan (Tinkoff) entschied den Auftakt im Massensprint für sich und sorgte mit seinem Regenbogentrikot für großen Jubel bei den US-Fans.
Der Titelverteidiger sicherte sich nach 175 Kilometern seinen bereits 14. Etappensieg in Kalifornien und verwies mit einem beeindruckenden Endspurt auf den letzten 50 Metern die Niederländer Wouter Wippert (Cannondale) und Dylan Groenewegen (LottoNL-Jumbo) auf die Plätze.
"Das war ein guter Tag", freute sich Sagan. "Die Etappe lag mir ein bisschen besser als das, was hier noch kommen wird. Es ging vor allem darum, in der Gruppe zu bleiben und zum Sprint zu kommen. Aber es waren noch große Namen wie Kristoff oder Cavendish da. Am Ende habe ich bis zum letzten Moment gewartet."
Das war bei Gegenwind auf der 400 Meter langen Zielgeraden am Quivira Basin von San Diego schließlich der Erfolgsschlüssel, den die beiden Sprint-Top-Favoriten Mark Cavendish (Dimension Data) und Alexander Kristoff (Katusha) offensichtlich nicht gefunden hatten.
Beide erlebten ein Desaster. Cavendish wurde kurz vor Sprintbeginn vom eigenen Sprintzug eingebaut und der Brite beteiligte sich gar nicht mehr am Sprint, um schließlich als 29. über die Ziellinie zu rollen. Kristoff hingegen kam noch in aussichtsreicher Position auf die Zielgerade, war dann aber viel zu früh im Wind und musste schließlich bereits 200 Meter vor dem Ziel feststellen, dass die Kraftreserven nicht reichen würden, um die Etappe zu gewinnen. Der Norweger rollte aus und kam als 16. ins Ziel.
"Eigentlich war ich in der perfekten Position", gab Kristoff später im Gespräch mit radsport-news.com zu. "Aber bei dem Gegenwind hatte ich keine Chance gegen die Jungs, die von hinten kamen. Am Ende war ich deshalb nicht einmal mehr nah dran."
Die Windverhältnisse überraschten offensichtlich das Katusha-Team, das während der gesamten Etappe die Führungsarbeit im Feld gemacht hatte. "Wir wussten oder dachten, es würde auf der Zielgeraden Seitenwind geben. Aber dann war der Gegenwind dort stärker als wir erwartet hatten. Wir waren etwas zu exponiert", gestand Kristoff ein.
John Degenkolb (Giant-Alpecin) rollte in seinem zweiten Rennen seit dem schweren Trainingsunfall im Januar, der ihn beinahe seinen Zeigefinger gekostet hätte, auf Rang 81 über den Zielstrich und wirkte nach dem Rennen nicht unzufrieden. "Um momentan vorne zu landen, muss für mich einfach alles zu 100 Prozent passen - und das hat es nicht", erklärte er radsport-news.com. "Im Finale habe ich mich vom Kopf her eigentlich ganz gut gefühlt und war gut bei der Sache, aber wir haben uns leider etwa 1,5 Kilometer vor dem Ziel verloren. Da nochmal vor zu kommen, hat einfach zu viel Kraft gekostet."
Ein Top-Ergebnis zu erwarten wäre allerdings ohnehin vermessen gewesen. Für den 27-Jährigen geht es in Kalifornien in erster Linie ums Sammeln von Rennkilometern und das gegenseitige Finden mit seinen Teamkollegen im Sprintzug auf dem Weg zur Tour de France.
Für Sagan bedeutete der Auftakt-Sieg auch das Gelbe Trikot, das er im vergangenen Jahr am Ende der Rundfahrt inne hatte. Doch diesen Coup zu wiederholen, hält der Slowake angesichts der schwereren Strecke in diesem Jahr nicht für möglich. "Heute war ein Sprint, das hat mit der Gesamtwertung nichts zu tun. Klar gab es einen langen Anstieg, aber der steckte mitten in der Etappe", erklärte der Weltmeister. "In den nächsten Tagen kommen harte Etappen und es wird sehr schwer, in der Gesamtwertung vorne zu landen."
Bevor es in San Diego zum Massensprint kam, hatte zunächst eine siebenköpfige Ausreißergruppe das Rennen bestimmt, die ausschließlich aus Fahrern kleinerer Teams bestand. Oscar Clark (Holowesko-Citadel) sicherte sich aus der Gruppe, die maximal 5:35 Minuten Vorsprung hatte, die einzige Bergwertung des Tages am 800 Meter hohen Honey Springs Summit (1. Kategorie), während Michael Sheehan (Jelly Belly) beide Zwischensprints gewann und sich damit Rang drei im Gesamtklassement hinter Sagan und Wippert sichern sollte.
Doch die Gruppe zerfiel nach dem zweiten Zwischensprint und 15 Kilometer vor dem Ziel waren nur noch Daniel Patten (Team Wiggins), Jacob Rathe (Jelly Belly) und Clark mit 40 Sekunden Vorsprung auf das fast ausschließlich von Katusha angeführte Feld übrig. Drei Kilometer vor dem Ziel wurden Rathe und Clark schließlich als letzte Überlebende der Gruppe vom Feld eingeholt und die Sprintvorbereitungen konnten beginnen. Erstmals schob sich nun der LottoNL-Jumbo-Sprintzug an die Spitze und führte das Feld auf den letzten Kilometer, wo noch einmal Katusha gemeinsam mit Tinkoff übernahm, bevor es auf die Zielgerade ging.
Dort positionierte sich Kristoff an der rechten Bande nahezu ideal für die erwarteten Seitenwindverhältnisse, wurde dann aber vom Gegenwind überrascht und schließlich von Groenewegen und Wippert übersprintet. Die Niederländer schienen bis 50 Meter vor dem Ziel den Sieg unter sich auszumachen, doch dann schoss aus dem Windschatten noch Sagan an beiden vorbei und schnappte sich seinen 14. kalifornischen Etappensieg.
Jens Voigts Analyse zur 1. Etappe und Vorschau auf Etappe 2: