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01.05.2015 | (rsn) - Elf Siege, darunter der bei der Flandern-Rundfahrt, dazu noch Rang zwei bei Mailand-San Remo: Alex Kristoff (Katusha) war neben John Degenkolb (Giant-Alpecin) und Alejandro Valverde (Movistar) die prägendste Figure des Radport-Frühjahrs. Im Exklusiv-Interview mit radsport-news.com bilanzierte der Norweger seine bisherige Saison, skizzierte seine weiteren Ziele und eklärte, wie er sich noch verbessern möchte.
Sie haben elf Siege eingesammelt, darunter der bei der Flandern-Rundfahrt. War das für Sie ein perfektes Frühjahr?
Kristoff: Fast, denn John Degenkolb hat mich bei Mailand-San Remo besiegt. Aber auch da hat nicht viel gefehlt. Und die Flandern-Rundfahrt war in diesem Jahr mein großes Ziel und es endlich zu gewinnen, nachdem zuvor einige Male nicht viel gefehlt hatte, war großartig. Dieses Rennen hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Es zu gewinnen, war die Erfüllung eines Traumes.
Sie haben innerhalb von neun Tagen sechs Siege eingefahren. Neben der Flandern-Rundfahrt haben Sie noch den Scheldeprijs, drei Etappen sowie die Gesamtwertung von de Panne gewonnen. War das die bisher beste Phase in Ihrer Karriere?
Kristoff: Ja, praktisch alle Rennen, die ich bestritt, habe ich in diesem Zeitraum auch gewonnen. Das war schon etwas komisch, denn ich hatte mich eigentlich gar nicht so stark gefühlt. Aber das Team hat gut funktioniert und ich hatte auch etwas Glück. Beim Scheldeprijs etwa passierte im Finale direkt hinter mir ein Massensturz. Am Ende ging es immer zu meinen Gunsten aus, das war, wie gesagt, ein seltsames Gefühl, aber wir im Team hatten natürlich unseren Spaß.
Zum Abschluss der Klassiker-Saison sind Sie als Mitfavorit bei Paris-Roubaix angetreten und haben Rang zehn belegt. Waren Sie darüber enttäuscht?
Kristoff: So stark wie in diesem Jahr habe ich mich bei Paris-Roubaix noch nie gefühlt. Und ich war ja auch nicht weit entfernt von den Besten. Am Ende fehlte eine halbe Minute. 2013 war ich zwar schon Neunter, damals hatte ich aber einen größeren Rückstand auf den Sieger. Also war ich in diesem Jahr so nah dran am Sieg wie noch nie. Ich habe mich also verbessert, aber ich muss auch sagen, dass Roubaix nicht das Rennen ist, dass mir am besten liegt. Ich weiß nicht warum, aber auf dem Kopfsteinpflaster habe ich dort immer meine Probleme. So war es auch in diesem Jahr, aber ich werde bei dem Rennen besser und besser. Wenn ich es schaffe, dort in der ersten Gruppe zu bleiben, dann bin ich ein gefährlicher Mann.
Wie sieht die Ihre Planung für die künftigen Klassiker aus?
Kristoff: Ich werde mich weiterhin auf San Remo, Flandern und Roubaix konzentrieren. Ich werde versuchen, diese Rennen so oft wie möglich zu gewinnen. Natürlich wäre es toll, Roubaix in den Palmares zu haben, aber ich habe in den beiden anderen Rennen immer besser abgeschnitten. Also werde ich den Fokus auf die Rennen legen, bei denen ich die größten Erfolgsaussichten habe.
Das Rennen in Frankfurt wäre eigentlich der Startschuss für die Tour de France-Vorbereitung gewesen. Wie sieht Ihre weitere Planung aus?
Kristoff: Ich werde die Tour of Norway und die Tour des Fjords in meiner Heimat fahren. Gerade bei der Tour des Fjords enden zwei Etappen praktisch vor meiner Haustür. Danach folgen die Tour de Suisse und die Nationalen Meisterschaften. Also habe ich ein volles Rennprogramm. Zunächst aber werde ich noch einen Trainingsblock einschieben.
Als praktisch das Programm des Vorjahres...
Kristoff: Ja, mit diesem Programm bin ich gut gefahren, habe praktisch das ganze Jahr über Siege eingefahren. Und auch nach der Tour werde ich nicht viel ändern und Rennen wie Hamburg und Plouay fahren.
Mit welchen Zielen werden Sie in die Tour de France gehen?
Kristoff: Ich habe mir die Strecke noch nicht genau angeschaut. Aber es soll ja einige Regeländerungen geben. Zeitbonifikationen sollen zurückkommen, dazu das Punktsystem bei den Sprints geändert werden. Ich hoffe, dass dies gut für mich sein wird. Ich werde versuchen, in der ersten Woche so viele Punkte wie möglich für das Grüne Trikot zu holen, dann wird man weitersehen. Im letzten Jahr war ich weit von der Spitzenposition in der Sonderwertung entfernt und bin dann nicht mehr um die Punkte gefahren. Ich bin aber immerhin noch Zweiter geworden, was zeigt, dass ich eine gute Tour gefahren bin. Aber Sagan war eine Klasse für sich. Außerdem hoffe ich natürlich, eine oder zwei Etappen zu gewinnen, nachdem ich im letzten Jahr zwei Mal erfolgreich war.
Vor ein paar Tagen wurde Ihre Vertragsverlängerung bei Katusha bekanntgegeben. War das eine einfache Entscheidung?
Kristoff: Ja, das war recht einfach. Ich hatte ein gutes Angebot vorliegen und ich fühle mich hier im Team sehr wohl, habe gute Jungs an meiner Seite, die mich in den Rennen unterstützen. Dazu habe ich mich hier bei Katusha zu dem Fahrer entwickelt, der ich heute bin. Bei BMC hatte ich in meinen ersten Profijahren nur wenige Ergebnisse eingefahren. Bei Katusha habe ich vom ersten Tag das Vertrauen in mich gespürt, sie wollten, dass ich mich iverbessere. Und Jahr für Jahr habe ich mich tatsächlich immer ein Stück weiterentwickelt. Hier fühle ich mich zu Hause, hier gehöre ich hin und ich bin froh, dass es weitergeht.
Hat Peter Sagan bei Ihrer Entscheidung als abschreckendes Beispiel gedient, denn bei ihm hat sich der Teamwechsel bisher ja nicht wirklich ausgezahlt?
Kristoff: Klar, wenn man die Mannschaft wechselt, dann muss man im neuen Team erst seinen Platz finden, man arbeitet mit neuen Leuten zusammen und kennt noch nicht deren Stärken und Schwächen. Bei Katusha sind wir ein eingeschworener Haufen, man kann sich auf den anderen verlassen. Es ist immer einfacher mit Leuten zu fahren, die man kennt. Und jetzt habe ich bei Katusha ja auch meinen Trainingspartner Sven Erik Bystrom an meiner Seite, wir haben mehr oder weniger das gleiche Rennprogramm, das macht es für mich auch einfacher.
Wie sind Sie mit Ihrem Sprintzug bei Katusha zufrieden?
Kristoff: Es ist immer noch Platz, um sich zu verbessern. Aber in diesem Jahr haben wir schon Jacopo Guarnieri geholt. er hat schon viel Erfahrung als Anfahrer gesammelt. Er ist in der Sprintvorbereitung sehr wichtig. Und dann haben wir noch Jungs wie Marco Haller, der sich Jahr für Jahr verbessert. Und abgesehen von Luca Paolini habe ich in meinem Zug viele junge Fahrer, deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.
Wo sehen Sie bei sich noch Entwicklungspotential?
Kristoff: Ich kann mich vor allem im Bereich der Ernährung noch deutlich verbessern. Denn darauf habe ich bis her noch keinen großen Fokus gelegt. Und ich muss dann schon auf mein Gewicht aufpassen, bei einer Woche Pause kann ich auch mal fünf Kilo zulegen. So ging es mir zuletzt erst nach Roubaix. Und auch im letzten Jahr hatte ich hier in Frankfurt noch mit Gewichtsproblemen zu kämpfen, auch wenn es vielleicht niemandem aufgefallen ist. In den Anstiegen wurde ich abgesehen vom letzten Mammolshainer immer abgehängt (lacht).
Sie haben in Ihrer Karriere fast alle großen Rennen gewonnen. Welches wollen sie unbedingt noch gewinnen?
Kristoff: Ich möchte unbedingt Weltmeister werden. Es wäre toll, dieses Trikot ein Jahr tragen zu dürfen. Ich denke in diesem Jahr stehen die Chancen nicht schlecht, gleiches gilt für die darauffolgenden Austragungen in Katar und Norwegen. Den Kurs in Norwegen kenne ich noch nicht, aber ich denke, sie sollten ihn für uns Norweger machbar gestalten.
Mit Alexander Kristoff sprach Christoph Adamietz.
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