Vorschau 35. Bayern-Rundfahrt

Können die Deutschen erstmals seit 2009 wieder jubeln?

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Jens Voigt (Trek)| Foto: Cor Vos

27.05.2014  |  (rsn) - Seit fünf Jahren warten die Deutschen auf einen Heimsieg beim einzigen Etappenrennen hierzulande. Bei der 35. Austragung der Bayern-Rundfahrt stehen die Chancen nicht schlecht, dass mal wieder ein heimischer Profi ganz oben auf dem Podium steht.

Denn mit Routinier Jens Voigt (Trek), Linus Gerdemann (MTN-Qhubeka) und Christian Knees (Sky) stehen drei aussichtsreiche Kandidaten am Start, die das Rennen allesamt schon mindestens einmal haben gewinnen können. Gerdemann, der 2009 als bisher letzter Deutscher erfolgreich war, tritt nach seinem Sieg auf der Königsetappe der Aserbaidschan-Rundfahrt mit einigem Selbstvertrauen an.

„Also wenn ich einen Favoriten nennen soll, ich fühle mich gut in Form und habe mir einiges vorgenommen, aber mich selbst zu nennen, das wäre jetzt arrogant, also sage ich gar nichts", meinte der 31-Jährige am Montag bei der Pressekonferenz in München. Bedeckter hielt sich dagegen sein Sportlicher Leiter. „Eine Top Ten-Platzierung in der Gesamtwertung ist möglich", sagte Jens Zemke.

Eindeutig nichts von der Favoritenrolle will der 42-jährige Voigt wissen, der seine letzte Bayern-Rundfahrt bestreitet und erstmals seit sieben Jahren wieder mit von der Partie ist. „Nun, träumen darf man natürlich immer, aber realistisch gesehen wird das wirklich schwer für mich. Die Bayern-Rundfahrt hat so ein hochkarätiges Starterfeld, da müsste für mich wirklich alles perfekt laufen, um noch einmal das Gelbe Trikot zu gewinnen“, erklärte der Trek-Profi auf derselben Pressekonferenz.

War in der Vergangenheit vor allem das Einzelzeitfahren maßgeblich für den Ausgang der Rundfahrt, so wird diesmal vor allem die Bergankunft an der Winklmoos-Alm am Donnerstag entscheidenden Charakter haben. Bevor nach 165 Kilometern im bis zu 19 Prozent steilen Schlussanstieg die Entscheidung über den Tagessieg fällt, stehen zuvor in zwei zu 15 Prozent steilen Anstiegen in Hochschwarzeck (Kat. 1/km 73) sowie in Siegsdorf (Kat. 2/ km 124) zwei weitere Kletterprüfungen bevor.

Im Kampf um den Gesamtsieg muss sich das deutsche Trio in erster Linie mit den Franzosen Thibau Pinot (FDJ.fr), Romain Bardet, Christophe Riblon (beide Ag2r), Warren Barguil sowie mi dem US-Amerikaner Lawson Craddock (beide Giant-Shimano), zuletzt Dritter der Kalifornien-Rundfahrt, auseinander setzen. Hinzu kommt Knees' britischer Teamkollege Geraint Thomas, der die Bayern-Rundfahrt 2011 gewinnen konnte und gemeinsam mit Craddock der stärkste Zeitfahrer unter den Favoriten sein dürfte.

Im Auge behalten sollte man allerdings auch den Schweizer Mathias Frank, der mit seinen Landsleuten Marcel Wyss und Johann Tschopp sowie dem Österreicher Stefan Denifl drei starke Helfer an seiner Seite hat. Zum Favoritenkreis zählt zudem der Argentinier Eduardo Sepulveda (Bretagne-Séché). Wenn es hinauf zur Winklmoos-Alm sehr gut laufen sollte, dann dürfte auch der Deutsche U23-Meister Silvio Herklotz (Team Stölting) gute Chancen haben.

Etwas zu früh kommt die Bayern-Rundfahrt wohl für den Tschechen Leopold König. Der NetApp-Endura-Kapitän bestreitet nach längerer Verletzungspause sein erstes Rennen und wird wohl noch nicht in entsprechender Form ein. Deshalb dafür könnte für den starken Zeitfahrer Jan Barta, der sich zudem am Berg stark verbessert hat, die Stunde als Kapitän des deutschen Zweitdivisionärs schlagen. „Wir sind mit Jan Barta und Leo König, die bei der Gesamtwertung die Chance haben um den Sieg mitzufahren, gut aufgestellt", zeigte sich NetApp-Enduras Sportlicher Leiter Enrico Poitschke aber mit Blick auf beide Fahrer optimistisch.

Im Zeitfahren wird es Barta mit Thomas, Craddock, dem Belgischen Zeitfahrmeister Kristoff Vandewalle (Trek), vor allem aber mit dem vierfachen Weltmeister Fabian Cancellara (Trek) zu tun bekommen. Für die Gesamtwertung kommt der Schweizer angesichts der Bergankunft allerdings wohl nicht in Frage.

Auf den Etappen 1, 3 und 5 werden sich die Ausreißer mit den Sprintern duellieren. Zum Auftakt, der über 204,6 Kilometer von Vilshofen über zwei Anstiege der 2. Kategorie nach Freilassing führt, werden im flachen Finale die Sprinter sich die Chance nicht nehmen lassen.

Dazu zählen die letztjährigen Etappensieger Gerald Ciolek (MTN Qhubeka) und Heinrich Haussler (IAM), der Weißrusse Yauheni Hutarovich (Ag2r), der Italiener Davide Vigano (Caja Rural), der Niederländer Raymond Kreder (Garmin-Sharp), der Russe Alexander Porsev (Katusha) der Litauer Aidis Kruopis (Orica GreenEdge) sowie der Ire Sam Bennett (NetApp-Endura).

Aus deutscher Sicht haben zudem Nikias Arndt (Giant-Shimano), Willi Willwohl (LKT Team Brandenburg), Phil Bauhaus (Team Stölting), Florenz Knauer (Heizomat) sowie Tino Thömel und Alex Krieger (beide Team Stuttgart) Aussichten auf ein Spitzenergebnis.

Die Ausreißer haben auf dem dritten Teilstück, das von Grassau über 233 Kilometer nach Neusäss verläuft, wohl beste Chancen auf eine erfolgreiche Flucht. Dazu trägt nicht nur die lange Distanz bei, sondern auch der wellige Parcours. Im Finale in Neusäss wartet keine 15 Kilometer vor dem Ziel noch eine Bergwertung der 2. Kategorie, die den Sprintern das Leben erschweren könnte.

Diese Etappe dick anstreichen werden sich Klassikerspezialisten wie der Niederländer Sebastien Langeveld, der Belgier Nick Nuyens (beide Garmin-Sharp), der Russe Alexander Kolobnev (Katusha), die Franzosen Artur Vichot (FDJ.fr) und Florian Vachon (Bretagne-Séché), der Pole Bartosz Huzarski (NetApp-Endura), der Weißrusse Vasil Kiryienka (Sky), der Italiener Davide Rebellin (CCC Polsat), der Australier Simon Gerrans und sein südafrikanischer Teamkollege Daryl Impey (beide Orica-GreenEdge).

Auf der Schlussetappe, die von Wasserstrüdingen über 160 Kilometer nach Nürnburg führt,werden wohl erneut die Sprinter zum Zug kommen, auch wenn der Rundkurs, auf dem früher Rund um die Nürnberger Altstadt ausgetragen wurde, zu Attacken einlädt. Deshalb könnte vor der Nürnberger Oper auch ein Ausreißer zum Erfolg kommen. Die Gesamtwertung wird am Sonntag aber keine Änderungen mehr erfahren.

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