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19.12.2013 | (rsn) - Nachdem Christian Pömer im Herbst erfolgreich sein "Praktikum" in der Sportlichen Leitung bei NetApp-Endura absolviert hat, gehört er beim deutschen Zweitdivisionär künftig zur Riege der Sportdirektoren. Im Interview mit radsport-news.com spricht der Österreicher über seinen Wechsel vom Gourmetfein-Team nach Deutschland, über sein neues Aufgabenfeld und warum es in seiner Heimat so schwer ist, ein Profi-Team auf die Beine zu stellen.
Sie sind ab 2014 bei NetApp-Endura als Sportlicher Leiter verantwortlich. Wie kam es zu diesem Engagement?
Pömer: Eigentlich recht unspektakulär: Ich habe mich im August 2013 ganz normal beworben. Daraufhin war ich mit dem Team so quasi als „DS-Stagiaire“ unterwegs. Im Spätherbst haben wir uns dann nochmals zusammengesetzt und für 2014 alles fixiert. Also fast wie bei einem normalen Job.
Sie waren zuvor zwei Jahre als Teammanager des Gourmetfein-Rennstalls sehr erfolgreich. War dies letztlich auch die entscheidende Referenz, um den Job bei NetApp-Endura zu bekommen?
Pömer: Ich denke schon. Meine „Karriere“ als Rennfahrer hätte wahrscheinlich nicht einmal gereicht, um einen Termin bei Teamchef Ralph Denk zu bekommen. Aber ernsthaft: Ich habe schon im Jahr 2012 versucht, Ralph meinen Schützling Ricci Zoidl schmackhaft zu machen, daher kannten wir uns und die Erfolge von Gourmetfein haben sicher ihr Übriges dazu beigetragen.
Unter Ihrer Leitung hat sich Riccardo Zoidl im letzten Jahr zu einem Siegfahrer entwickelt, unter anderem die schwere Österreich-Rundfahrt gewonnen. Hätten Sie ihm diese Entwicklung zugetraut?
Pömer: Nein. So ehrlich bin ich. Dass Ricci ein großes Talent ist war mir klar. Er hat mir auch vom ersten Tag an imponiert und mich inspiriert, meinen Job so gut wie möglich zu machen. Dass er so schnell vom Talent zum Siegfahrer wird. habe ich mir aber nicht gedacht, ich habe befürchtet, dass er psychisch nicht schnell genug reift.
Können Sie das konkretisieren?
Pömer: Riccardo ist ein extrem netter Typ, der es gern jedem recht macht. Im Vorjahr hat er sich auch als Kapitän noch die Trinkflaschen selbst geholt. Der sogenannte Killerinstinkt war bei ihm nur in homöopathischen Mengen festzustellen. Den hat er aber ziemlich schnell gelernt. Er ist quasi im letzten Winter zur Führungspersönlichkeit gereift. In dieser Hinsicht hat er Markus Eibegger, finde ich, enorm viel zu verdanken. Der hat ihm beigebracht, wie man taktisch agiert und auch, wie man unpopuläre Entscheidungen trifft und Leistung einfordert.
Wie wird sich Ihr Aufgabenfeld bei NetApp-Endura von dem bisherigen unterscheiden?
Pömer: Bei Gourmetfein war ich als General Manager quasi für alles verantwortlich und auch haftbar. Bei NetApp-Endura bin ich Sportlicher Leiter, werde die Reiseplanung machen und PR- sowie Repräsentationsaufgaben übernehmen. Sprich: mein Aufgabegebiet ist wesentlich klarer abgegrenzt und kleiner.
Sie konnten, wie bereits erwähnt, im Herbst bei NetApp-Endura schon erste Erfahrungen sammeln. Gab es da keinen Interessenskonflikt mit Gourmetfein?
Pömer: Nein. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bei Gourmetfein bereits gekündigt. Es hat zwar einige Gourmetfein-Funktionäre gegeben, die gemeint haben: Jetzt hat er bei uns gekündigt und dann geht er nach Deutschland, aber vielen ist bei uns einfach nicht klar, wie groß der Unterschied vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht zwischen einem guten Zweitliga-Team wie NetApp und einem kleinen Continental- Team wie Gourmetfein ist.
Hätte es Sie nicht gereizt, in Österreich ein solches Team auf die Beine zu stellen?
Pömer: Österreich ist eine Ski- und Formel 1- Nation...Mit professionellem Radsport ist es da enorm schwer. Das liegt auch daran, dass Sponsoring bei uns mehr als Mäzenatentum gelebt wird und viele Sponsoren meinen, sie hätten in allen Belangen Mitspracherechte. Sie messen den Erfolg eines Sponsorings daran, wie oft sie ihr eigenes Bild in der Zeitung sehen oder, noch schlimmer, ob sie durch die ihr Aktivitäten direkte Umsatzzuwächse erzeugen. Wenn ich von meinen Erfahrungen ausgehe, hätte man ungefähr 15 Mal so viel Geld gebraucht wie zuletzt, um halbwegs dabei sein zu können. Deshalb meine Antwort: ein klares Nein. Ich bin lieber ein kleines Rädchen in einem funktionierenden System als die Galionsfigur auf einem Schlauchboot.
Welche neuen Ideen wollen Sie bei Ihrem neuen Team einbringen?
Pömer: In erster Linie möchte ich mich mit Fleiß und Leidenschaft als fixe Kraft etablieren. Ralph Denk und sein Team haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sie mich nicht brauchen, um erfolgreich zu sein. Wenn ich mich aber eingelebt habe und die Abläufe besser kenne, werde ich sicher versuchen, mich einzubringen, wo ich es für nötig halte.
Was zeichnet für Sie einen guten Sportlichen Leiter aus?
Pömer: Soziale Kompetenz und Einfühlungsvermögen. Ich glaube, langfristig funktioniert es nur mit der auch in herkömmlichen Unternehmen mehr und mehr gelebten „servant leadership“… Dass man sich wie früher hinstellt und bei der Besprechung sagt „Und wer fährt heute?“, das geht einfach nicht mehr.
Möglicherweise werden Sie 2014 auch bei WorldTour-Rennen am Steuer des NetApp-Begleitfahrzeugs sitzen. Freuen Sie sich schon darauf?
Pömer: Ich freue mich besonders auf Rennen, bei denen ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass ein NetApp-Endura-Fahrer gewinnt. Wenn das bei World Tour- Rennen sein kann, freut's mich, aber in Wirklichkeit reizen mich eher die kleineren Rennen, bei denen unsere zweite Reihe die Chance bekommt, auf Resultat zu fahren.
Haben Sie nach den ersten Wochen bei NetApp-Endura schon Fahrer ausfindig gemacht, bei denen Sie großes Steigerungspotenzial sehen?
Pömer: Von den Fahrern, die ich schon besser kenne, sehe ich bei Blaz Jarc und Cesare Benedetti am meisten Potenzial. Aber auch den deutschen Nachwuchssprintern Schwarzmann und Matzka traue ich einiges zu. Nicht zu vergessen Andreas Schillinger, der ist auch noch lange nicht am Zenit.
Kann Ihrer Meinung nach NetApp-Endura kann auf ProConti-Niveau eine ähnlich erfolgreiche Saison hinlegen, wie es Gourmetfein 2013 eine Klasse tiefer geschafft hat?
Pömer: Ich glaube, die beiden Teams haben eine ähnliche Philosophie, nämlich dass es auf die Summe der Kleinigkeiten ankommt, wenn man im Spitzensport Außergewöhnliches erreichen möchte. Und das ist NetApp-Endura ja auch heuer schon gut gelungen. Ich glaube, dass die Erfolge des Teams wie ein Etappensieg oder die Top Ten-Platzierung im Gesamtklassement der Vuelta nämlich keine Budgetfrage waren, sondern auf extrem professionelle Arbeit zurückzuführen sind. Und die wird sich auch 2014 bezahlt machen, da bin ich sicher.
Was wünschen Sie sich für die neue Saison?
Pömer: Nachdem ich leider lernen musste, dass es mit konkreten Wünschen im Spitzensport nie klappt, wünsche ich mir, dass ich neben einer erfolgreichen Tätigkeit für NetApp-Endura genug Zeit habe, um mit meiner kleinen Tochter im Anhänger selbst ein paar Hundert Kilometer zu radeln.
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