Interview mit dem Zeitfahrweltmeister

Martin: "Ich glaube nicht an den Fluch des Regenbogentrikots"

Foto zu dem Text "Martin:
Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) vor dem Zeitfahren der 9. Tour-Etappe. | Foto: ROTH

14.09.2012  |  Leipzig/Valkenburg (dapd) - Mit der Zielsetzung von zwei Medaillengewinnen geht Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep)in die am Sonntag beginnende Straßen-WM. Im dapd-Interview erklärt der Zeitfahrweltmeister, warum er trotz des großen Pechs sein Regenbogentrikot noch immer gern anzieht und wer seine größten Konkurrenten sind.

Den WM-Auftakt bildet nach 18 Jahren Unterbrechung wieder ein Teamzeitfahren. Welche Bedeutung hat das für Ihr Team und mit welchem Ziel gehen sie in das Rennen?

Martin: Für unser Team ist der Teamwettbewerb sehr wichtig. Ich denke, wir haben gute Chancen, um eine Medaille zu fahren. Ich will fit sein und das Maximum abrufen können.

Was halten Sie generell davon, bei einer WM Profimannschaften im Teamzeitfahren antreten zu lassen?

Martin: Ich finde das gut. Das gibt den Teams und deren Sponsoren die Chance, sich im Rahmen einer WM zu präsentieren. Außerdem kennt man die eigenen Teamkollegen aus den gemeinsamen Rennen sehr gut, und man ist daher sehr gut eingespielt.

Mit sechs Fahrern und etwas über 50 Kilometern Länge ist das neue Konzept eine Mischung aus dem klassischen 100-Kilometer-Vierer und den Teamzeitfahren, wie man sie von der Tour de France kennt. Halten Sie das Konzept mit sechs Fahrern für ausgereift?

Martin: Es ist das erste Mal, und wir werden sehen, ob sich das Konzept bewährt. Ich finde es auf alle Fälle gut, dass dieser sehr schöne Wettbewerb wieder im Programm der WM ist.

Sie selbst haben in der Vorbereitung den Weg über die sehr schwere Vuelta gewählt. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Martin: Durch die Sturzverletzung bei der Tour (Kahnbeinbruch, d. Red.) und den daraus resultierenden Ausstieg haben mir sehr viele Wettkampfkilometer gefehlt. Daher war es wichtig, den Weg über die Vuelta zu gehen. Ich bin ja auch auf der vorletzten Etappe ausgestiegen, um mich voll auf die WM zu konzentrieren.

Im Zeitfahren der Vuelta hat Ihnen der Anstieg alle Siegchancen genommen. Auch in Limburg wartet ein anspruchsvoller Kurs. Was stimmt Sie optimistisch?

Martin: Die Form ist ansteigend, und der Kurs ist zwar schwer, aber mit dem Kurs bei der Vuelta nicht vergleichbar. Er ist sicher anspruchsvoll. Aber ich denke, dass ist für mich machbar.

Wenn man wie Sie bereits Weltmeister ist, zählt dann nur der Sieg?

Martin: Nein! Sicherlich möchte man den Titel verteidigen. Aber eine Medaille wäre sicher auch keine Schande.

Bradley Wiggins hat kein Lust, Fabian Cancellara seine Saison bereits beendet. Wie gehen Sie mit der Situation um, dass die vermeintlich stärkste Konkurrenz fehlt. Welche Fahrer können Ihnen den Sieg streitig machen?

Martin: Es ist sehr schade, dass beide nicht fahren. Es ist in dieser Saison das erste Mal, dass die Vorbereitung für mich ohne Problem verlaufen ist, und ich hätte mich unter diesen Vorzeichen sehr gerne mit beiden gemessen. Aber ich denke, dass mit Fahrern wie Taylor Phinney, Fredrik Kessiakoff, Richie Porte oder auch Andrew Talansky zu rechnen ist.

Auch für Alberto Contador ist die WM ein großes Ziel. Was trauen Sie ihm im Zeitfahren zu?

Martin: Er ist in der momentanen Form sicher auch einer der Favoriten.

Sie hatten bisher ein schwieriges Jahr mit Verletzung, Stürzen und auch noch einer Menge Pech. Ziehen Sie das Regenbogentrikot noch gern an?

Martin: Natürlich. Es ist eine Ehre, es zu tragen. Und ganz ehrlich, ich glaube nicht an einen Fluch des Weltmeistertrikots. Es kann immer solche Jahre geben. Mit oder ohne Trikot.

In schweren Zeiten denkt man sicherlich viel nach, dreht jeden Stein um. Gibt es Dinge, die Sie in dieser Saison hätten besser machen können?

Martin: Schwer zu sagen. Man denkt sicher in solchen Situationen viel nach. Aber ich glaube, dass ich trotz aller misslichen Umstände in diesem Jahr immer versucht habe, das Beste daraus zu machen. Ich habe immer nach vorne geschaut und nicht mit dem Schicksal gehadert. Das war sicher das Wichtigste.

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.09.2012Argos-Shimano mit Gretsch und Kluge im WM-Teamzeitfahren

(rsn) – Mit den beiden Deutschen Patrick Gretsch und Roger Kluge tritt der niederländische Zweitdivisionär Argos-Shimano am Sonntag im 53,2 Kilometer langen WM-Teamzeitfahren von Sittard/Geleen na

11.09.2012Contador kommt auf sieben Grand Tour-Siege

(rsn) – Offiziell hat Alberto Contador (Saxo Bank – Tinkoff Bank) in seiner Karriere bisher fünf große Rundfahrten gewonnen. Als der 29 Jahre alte Spanier am Sonntag in Madrid die Ziellinie übe

10.09.2012Contador fulminant, aber nicht immer in Bestform

(rsn) – Beim Giro d’Italia war es Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp), der Joaquim Rodriquez (Katusha) im abschließenden Zeitfahren der Rundfahrt noch vom Siegessockel herunterstieß. Bei der Vuelta a

10.09.2012Degenkolb: Der fünfte Coup war Kopfsache

(rsn) – Mit seinem fünften Etappensieg hat John Degenkolb (Argos-Shimano) am Sonntag einen neuen Vuelta-Rekord aufgestellt. Kein Deutscher war bisher im Verlauf einer Spanien-Rundfahrt erfolgreiche

09.09.2012Contador: "So emotional wie Comeback nach Gehirn-OP"

Düsseldorf/Madrid (dapd/rsn) - Alberto Contador (Saxo Bank-Tinkoff Bank), Alejandro Valverde (Movistar) und Joaquim Rodriguez (Katusha) haben die 67. Vuelta a Espana zu einer rein spanischen Angeleg

09.09.2012Degenkolb mit langem Sprint zum fünften Coup

(rsn) – Es war noch mal eine echte Energieleistung, die John Degenkolb (Argos-Shimano) zum Abschluss der 67. Vuelta a Espana zeigte. Mit einem langen Sprint ließ der Erfurter nach 115 Kilometern be

09.09.2012Musste diese Quälerei sein?

So abgekämpft, müde und am Ende ihrer Kräfte hat man Rad-Profis selten gesehen. Ohne die Hilfe ihrer Betreuer wären einige am Samstag nach  Überquerung der Ziellinie auf dem Bola del Mundo (2247

09.09.2012Tony Martin: Vuelta-Ausstieg aus Erholungsgründen

Madrid (dapd). Der deutsche Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hat seinen Ausstieg bei der 67. Spanien-Rundfahrt mit der Vorbereitung auf die am 16. September beginnende Straßenrad-WM in Valkenburg beg

09.09.2012Contador: "Ich hatte immer Vertrauen zu mir"

(rsn) – Ob mit Alberto Contador (Saxo Bank – Tinkoff Bank) auch der stärkste Fahrer die 67. Vuelta a Espana gewonnen hat, darf diskutiert werden. Letztlich sicherte sich der Madrilene dank eines

09.09.2012Simon Clarke: Jede Gelegenheit genutzt

(rsn) - Simon Clarke (Orica-GreenEdge) hat Radsportgeschichte geschrieben. Als zweiter Australier sicherte sich der 26-Jährige das Bergtrikot einer der drei großen Grand-Tours. Das schaffte vorher n

08.09.2012Contador taumelt zum Vuelta-Sieg

(rsn) - Alberto Contador (Saxo Bank - Tinkoff Bank) geriet auf den letzten beiden steilen Kilometern der Bergankunft am Bola del Mundo mächtig ins Wanken. Weder dem Angriff von Joaquim Rodriguez (Kat

08.09.2012Contador hat Vuelta-Gesamtsieg sicher

(rsn) - Alberto Contador (Saxo Bank - Tinkoff Bank) hat den Gesamtsieg bei der 67. Vuelta a Espana praktisch in der Tasche. Zwar konnte der Spanier auf den letzten beiden steilen Kilometern des Bola d

Weitere Radsportnachrichten

10.10.2025Viviani nimmt gleich zweimal Abschied

(rsn) – Nach Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) und Arnaud Démare (Arkea – B&B Hotels) nimmt auch ein dritter Topsprinter früherer Jahre Abschied: Elia Viviani. Der Lotto-Profi sagt sogar gleic

10.10.2025“Es ist soweit“ für Démare

(rsn) – Mit einem Posting auf Instagram kündete Arnaud Démare (Arkea – B&B Hotels) sein Karriereende nach Paris–Tours (1.Pro), das er 2022 noch gewann, an. “Es ist soweit“, schrieb der 34-

10.10.2025Die Aufgebote für das 119. Il Lombardia

(rsn) – Zum 119. Mal steht Il Lombardia im Rennkalender. Das der fünf Monumente des Radsports führt diesmal über 241 Kilometer von Como nach Bergamo, wobei die Strecke fast identisch mit der von

10.10.2025Gee: “Stehe vor einer Schadensersatzklage von über 30 Millionen Euro“

(rsn) – Ende August bestätigte Derek Gee, dass er seinen Vertrag bei Israel – Premier Tech mit sofortiger Wirkung gekündigt habe. Das Team gab seinerseits bekannt, dass die Kündigung eingegange

10.10.2025Konrad verlängert bei Lidl, Bewegung bei Picnic-Frauen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

10.10.2025Es kann nur einen geben

(rsn) – Am Samstag wird die 119. Ausgabe von Il Lombardia (1.UWT) ausgetragen und es macht wenig Sinn, künstlich Spannung aufbauen zu wollen. Nach den Eindrücken der vergangenen Wochen von der WM

09.10.2025Israel - Premier Tech auch nicht am Start von Il Lombardia

(rsn) – Israel - Premier Tech wird auch nicht am Samstag bei Il Lombardia (2.UWT) starten. Wie die Organisatoren des letzten Monuments der Saison mitteilten, sei die Entscheidung “im gegenseitigen

09.10.2025Hirschi: “Das Maximum, das ich heute leisten konnte“

(rsn) – Kein Zweifel: Die italienischen Herbstklassiker sind in diesem Jahr das Metier von Isaac Del Toro (UAE – Team – Emirates – XRG). Der Giro-Zweite sicherte sich mit einem 20-Kilometer-So

09.10.2025Del Toro im Pogacar-Stil zum 15. Saisonsieg

(rsn) – Isaac Del Toro (UAE – Team – Emirates – XRG) hat bei der 109. Ausgabe von Gran Piemonte (1.Pro) seinen 15. Saisonsieg eingefahren. Der 21-jährige Mexikaner setzte sich über 179 Kilom

09.10.2025Il Lombardia wechselt wieder die Fahrtrichtung

(rsn) - Il Lombardia (1.UWT) wechselt bei seiner 119. Austragung wieder die Richtung. Wie zuletzt 2023 führt das "Rennen der fallenden Blätter" von Como nach Bergamo, nachdem es in den "geraden Jahr

09.10.2025“Form stimmt, Beine sind gut“: Pogacar bereit für Il Lombardia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Team – Emirates – XRG) will seiner bisher wohl stärksten Saison der Karriere am Samstag mit einem fünften Sieg bei Il Lombardia (1.UWT) das Sahnehäubchen aufset

09.10.2025Neue UCI-Helmregeln ab 2026

(rsn) - Die UCI hat die angekündigten Helmvorschriften nun festgeschrieben. Nachdem in dieser Saison einige Teams bei Straßenrennen Helme einsetzten, die eher an Zeitfahrmodelle erinnern, will der R

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine