Interview mit dem Weltranglistenersten

Gilbert: "Es wird schwer, dieses Jahr zu übertrumpfen"

Foto zu dem Text "Gilbert:
Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) | Foto: ROTH

08.11.2011  |  (rsn) - Er ist die Nummer 1 der Radwelt, der Seriensieger des Jahres: Jetzt hat sich Philippe Gilbert den Fragen der Eurosport-User gestellt. Im Interview der Woche spricht der Belgier über seine Erfolge, Ziele, Konkurrenten und den Wechsel an die Seite von Tour-Sieger Cadel Evans.

Nach einem solchen Erfolgsjahr: Wie gehen Sie die nächste Saison an?

Gilbert: Es wird schwer, dieses Jahr zu übertrumpfen. Ich bin mir bewusst, dass das eine außergewöhnliche Saison war. Es ist eine schöne Herausforderung, aber ich werde deshalb weder meine Vorbereitung noch meine Ziele ändern. Es kann sein, dass ich 2012 eine Saison habe wie Cancellara in diesem Jahr: Viele Podestplätze, aber wenig Siege.

War der Wechsel zu BMC eine Frage des Geldes?

Gilbert: Vor allem war es eine sportliche Entscheidung. Aber es ist auch ein Team, das mich bezahlen kann. Ich hatte aber auch die Zusage, dort eine starke Mannschaft zu haben, die auch die Teamkollegen gut entlohnt. Man darf nicht nur auf das eigene Gehalt schauen, sondern auch auf das der anderen Fahrer.

Wie wollen Sie die Chancen erhöhen, um auch bei Mailand - San Remo und der Flandern-Rundfahrt um den Sieg kämpfen zu können?

Gilbert: Ich werde versuchen, mein Gewicht zu reduzieren und dort etwas magerer an den Start zu gehen. Aber meine eigentlichen Ziele kommen eben ein paar Wochen später mit den Ardennen-Klassikern. Ich werde also probieren, in San Remo stark zu sein - aber im Bewusstsein, dass die echten Höhepunkte danach erst anstehen.

Können Sie auch Paris-Roubaix gewinnen?

Gilbert: Ich glaube schon, aber in diesem Rennen muss alles stimmen und das Pech kann eine große Rolle spielen. Es ist ziemlich ätzend, das Rennen wegen eines Reifenschadens zu verlieren - auch wenn das dazu gehört. Ich werde später dort einmal starten und denke, dann habe ich auch eine Chance.

Werden Sie mal eine große Rundfahrt mit Blick auf die Gesamtwertung angehen?

Gilbert: Das fragt man mich oft… - und ich kann das nur schwer beantworten. Aktuell konzentriere ich mich komplett auf die Klassiker und Eintagesrennen und habe vorerst weder Lust noch Anlass, mich anders auszurichten. Vielleicht kommt das aber noch im Laufe meiner Karriere.

Zählen Sie selbst sich zu den größten Fahrern der Geschichte, zumindest im Bereich der Klassiker?

Gilbert: Die Zahlen lügen nicht! Wenn ich mir die Siege ansehe, gehöre ich doch jetzt zu einem ziemlich überschaubaren Zirkel. Ich will mich in der Liste aber noch weiter nach vorne arbeiten und Fahrer wie Rik van Looy erreichen. Und ich bin stolz, auf einer Eben mit Johan Museeuw oder Michele Bartoli zu stehen.

Wird es bei BMC für die Klassiker nicht Probleme geben mit so vielen Assen wie Hushovd, van Avermaet, Ballan, Quinziato, Burghardt und Ihnen? Wie ist da die Stimmung, werden da nicht Siege im Wochentakt erwartet?

Gilbert: Die Stimmung scheint sehr gut zu sein - aber man darf keinesfalls davon ausgehen, dass man alles gewinnt! Man muss motiviert sein, aber auch mit Ernsthaftigkeit und einer gewissen Demut an die Sache heran gehen - dann kommen auch die Resultate. Wir dürfen nicht daherkommen und sagen, dass wir den Radsport neu erfinden - so wie Sky vor zwei Jahren. Das ist ein großer Fehler, damit bringt man die Leute sofort gegen sich auf. Wir werden die Ruhe bewahren und am Ende werden die Ergebnisse für uns sprechen.

Wie kann man über die ganze Dauer einer Saison so konstant sein wie Sie?

Gilbert: Das ist auch eine mentale Frage, ich war im Kopf am Ende völlig leer, total erschöpft. Ich habe etliche Siege gar nicht gefeiert, sondern bin voll konzentriert geblieben. Und wenn man eben nicht nach einem großen Erfolg bis fünf Uhr morgens Party macht, bleibt die Form auch besser. Außerdem habe ich schon immer lange Saisons bestritten, das ist nicht neu: Schon in den Nachwuchsklassen habe ich Siege von Februar bis Oktober geholt.

Welche Siege würden Sie gerne noch feiern?

Gilbert: Der WM-Titel wäre mir am liebsten. Das Regenbogentrikot ein Jahr tragen zu dürfen ist eine besondere Sache. Wenn ich also die Wahl hätte, würde ich mir diesen Traum gerne erfüllen.

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Ronde de l`Oise (2.2, FRA)
  • Tour of Malopolska (2.2, POL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)