--> -->
20.07.2011 | Wie geht's uns denn heute? Zumindest einmal pro Tour muss die Gretchenfrage gestellt werden: Ist der Radsport auf dem Weg aus der Talsohle oder kurbelt er weiter eifrig auf die Klippe zu und stürzt endgültig in den Abgrund des Dopings?
Die Antwort ist, wie in den Jahren zuvor, schwer zu geben. Man bewegt sich auf dünnem Eis und kann seine Einschätzungen mit weniger Fakten belegen, als einem lieb ist.
Aber es zeichnet sich doch ein gewisses Bild ab, für welches das "maillot jaune" auch ein Symbol sein könnte. Spitzenreiter Thomas Voeckler will seine Führung zwar nicht überbewerten, er sei "nicht der Gradmesser für Doping im Peloton". Doch ist es sicher auch so, dass für anständige Fahrer "heute Dinge möglich sind, die vor zehn Jahren noch nicht möglich waren".
Wie für Jean-Christophe Peraud etwa, der aktuell Elfter der Gesamtwertung ist (und ohne den "Sturz-Stau" am ersten Tag Neunter wäre): "Ich habe nicht den Eindruck, es mit Marsmenschen zu tun zu haben", bringt er seine Beobachtungen bei der Tour-Premiere auf den Punkt.
Und Jérémy Roy, der auf dem besten Weg ist, die Rundfahrt als Ausreißer-König zu beenden, geht das Thema ebenfalls offensiv an: "Alle meine Leistungsdaten der Tour sind abrufbar, mein Hämatokritwert liegt bei 40% und ich zeige jedem Interessenten gerne meinen biologischen Pass. Zumal ich mich schon 2007 auf freiwilliger Basis über die Vereinigung "Athletes for Transparency" zu zusätzlichen Tests und deren Veröffentlichung bereiterklärt hatte."
Und eben diesen beiden Fahrern, die nun wirklich keine "Hinterbänkler" dieser Tour sind, stellt einer der kritischsten Begleiter des Radsports eine Unbedenklichkeitserklärung aus. "Es gibt mit ihnen mindestens zwei ungedopte Fahrer. Das stimmt mich fast enthusiastisch", so der einstige Festina-Trainer Antoine Vayer.
Aufwärtstrend statt Abwärtsspirale?
Dabei hatte er vor den Pyrenäen noch voller Pessimismus neue Rekordzeiten an den Schlussanstiegen prophezeit. Doch im Gegenteil, die Marken von Armstrong und Pantani wurden weit verfehlt. Dass dies nicht (allein) an Wind, Taktik oder Streckenführung lag, betont Frédéric Grappe, Frankreichs prominentester Leistungsdiagnostiker im Radsport: "Die Favoriten können sich nicht attackieren, weil sie am Anschlag fahren. Sie können nicht länger durchziehen, weil sie sich erholen müssen. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zum Vorjahr. Was wir jetzt erleben, ist der wahre Radsport."
Auch andere, ebenso kompetente wie kritische Begleiter der Szene kommen in diesen Tage nicht umhin, ermutigende Zeichen zu konstatieren.
Ob Paul Kimmage oder Frankie Andreu, ob Christophe Bassons oder Jean-Pierre de Mondenard: Sie loben die jüngst ergriffenen Maßnahmen wie die "no needle policy" oder das Verbot für Dopingsünder, in Zukunft wichtige Positionen in Rennställen zu besetzen oder geben ihrem Bauchgefühl Ausdruck, dass sie ein zumindest deutlich sauberes Rennen als vor etlichen Jahren erleben.
Das Problem bleibt, dass dem Bauchgefühl weiter nur wenige Fakten als Beleg dienen können. Negative Tests, langsamer gefahrene Anstiege und persönliche Eindrücke und Einblicke sind keine unumstößlichen Beweise. Die wird es leider auch nie geben, es bleibt weiter auch eine Glaubensfrage. Aber das zarte Pflänzchen Hoffnung kann sich manchmal auch auf eine etwas breitere Datenbasis stützen.
Zur UCI-Liste hatte ich ja schon damals im Mai meine Meinung gesagt: Im Kern bleibt für mich ihre wichtigste Botschaft, dass sie einem Großteil des Feldes ein anständiges Zeugnis ausstellte - bei allen Schwächen auch dieses Instrumentes.
Und auch die Daten, die UCI-Chefmediziner Mario Zorzoli einer Expertenseite zur Verfügung stellte, zeigen in Hinblick auf Auffälligkeiten im Blutbild der Profis eine klare Entwicklung: Seit der Einführung des Blutpasses ist die Zahl entsprechend verdächtiger Proben um zwei Drittel gesunken.
Entwarnung? Keinesfalls!
Also alles dufte? Von wegen. Es ist weiter mehr als angebracht, die Tour nicht durch eine rosarote Brille zu verfolgen. Es gibt Schwächen, Lücken, Fehler. Aber es ist auch nicht angebracht, die Fortschritte zu ignorieren.
Das soll die Schattenseiten nicht verdecken. Denn klar ist: Während einerseits Fahrer wie Kolobnev mit einfach nachweisbaren Klassikern erwischt werden, betrügen am anderen Ende der Skala Profis und ihre Ärzte mit Substanzen, für die es noch kein Nachweisverfahren gibt.
Es wird mit Micro-Dosierungen gearbeitet, um nicht aufzufallen, das laxere Reglement hat zu einem "Comeback" der Kortikoide geführt und die Affären um das Teilzeit-Personal bei BMC und Omega Pharma zum Tourstart waren ein klares Warnsignal für verfrühte Blütenträume.
Deshalb ist es richtig, den Druck aufrecht zu erhalten. Ob die Durchsuchung eines Teambusses oder Tests im Abstand weniger Stunden - was im Einzelfall gehörig nervt, trägt im Gesamtbild zur unumgänglichen Abschreckung bei.
Kulturkampf und Clenbuterol
Mir scheint der Radsport auf einem guten Weg - wobei es eben DEN Radsport so gar nicht gibt: Es gibt Antreiber und Bremser im Kampf gegen Doping - und dazu jene, die noch unentschlossen zwischen beiden Lagern verharren.
Wenn Doper wie Valverde und Astarloza nach ihrer Sperre entgegen des einstigen Agreements der Top-Teams sofort wieder einen Platz in der 1. Liga finden, zeigt das genau, wo das Problem noch liegt.
Und es betrifft Fahrer, Teams, Veranstalter, Verbände, Journalisten und Fans. Zwischen den Extremen Zynismus und Naivität gäbe es ja noch Platz für andere Positionen...
Ich wünsche mir vor allem, dass die optimistisch stimmenden Zeichen aus dieser Tour nicht in einigen Wochen komplett unter der Lawine des anstehenden Contador-Urteils begraben werden - egal wie es ausfällt. Denn dann dürfte wieder der Holzhammer geschwungen werden, anstatt das durchaus heterogene Gebilde Profiradsport differenziert zu betrachten.
Abschließend ein kurzer Hinweis für alle, die nach der Tour noch zur Schwimm-WM nach China reisen (läuft bis zum 31. Juli): Dort haben die Veranstalter extra einen speziellen Restaurantführer herausgegeben. Dieser listet jene Etablissements auf, in denen man sicher sein könne, nicht unwissentlich mit Clenbuterol verseuchtes Fleisch aufgetischt zu bekommen. Kein Scherz.
(rsn) - Eigentlich hatte Cadel Evans bereits im Herbst 2009, als er mit einem brillanten Auftritt die Straßenweltmeisterschaft gewann, den Ruf eines Mannes abgelegt, der einfach keine wichtigen Radre
(rsn) – Mit neuen Punktesystemen für die Berg- und die Sprintwertung wartete die 98. Auflage der Tour de France auf. Für viele Fahrer, die sich in der Vergangenheit auf diese Sonderwertungen konze
(rsn) - Und täglich grüßt das Murmeltier? Mit ein wenig Übung könnte Cadel Evans ganz gut den mürrisch-melancholischen Bill Murray aus dem Kultfilm geben. Zum Abschluss der Tour zumindest könn
(rsn) - Die meisten Franzosen lieben ihre Tour de France bedingungslos, aber diese Liebe war zuletzt auch ein gespanntes Verhältnis. Seit dem Festina-Skandal 1998 hatten es Profis aus dem Gastgeberla
(rsn) - „Ganz oder gar nicht“, möchte man all den Medien zurufen, die sich wegen der Doping-Skandale vergangener Jahre immer mehr aus der Radsport-Berichterstattung zurückziehen. Und am liebsten
Montpellier (rsn) - Die Tour de France hat nicht umsonst den Beinamen "Tour der Leiden weg". Jedes Jahr versuchen die Organisatoren, für Fahrer und Begleittross neue Schikanen einzubauen. Die erste
(rsn) - Fabian Cancellara war sauer. Und wenn jemand mit dem Spitznamen "Spartakus" sauer wird, duckt sich selbst die aufdringliche Journalistenmeute weg. Vor wenigen Minuten hatte der Schweizer erst
(rsn) - Die Kollegen von der Zeitung mit den vier Buchstaben küren Johnny Hoogerland (Vacansoleil-DCM) heute zum härtesten Profi der Tour. Der Niederländer ist, im Gegensatz zu anderen Bild-Helden,
(rsn) - Mann, Mann, Mann! Haben Sie das gestern gesehen? Da hat sich der Mark Cavendish nicht die Wurst vom Brot nehmen lassen. Da konnte Andre Greipel seinem Ex-Kollegen nicht den Schaum vom Guiness
(rsn) - „Greipel ziiiiiieht an Cavendish vorbei und gewinnt seine erste Tour-de-France Etappe!“ - ein schöner Ausruf, oder? Darauf haben deutsche Fans lange warten müssen. Man könnte sich glatt
(rsn) – Die Tour ist die Tour, das wichtigste Radrennen der Welt. Die Pedaleure riskieren bei der Grand Boucle Kopf und Kragen und das im wahrsten Sinne des Wortes. So viele Stürze wie in dieser er
(rsn) - Die Tour de France hat sich in den vergangenen Jahren wohltuend etwa vom Giro d’Italia abgehoben. Die Organisatoren der ASO legten nämlich bei der Streckenplanung ind er Regel keinen besond
(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz auf der 5. Etappe von Paris-Nizza eine Handprellung zugezogen und wird aufgrund der Verletzung nicht mehr zum sechsten Tei
(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d
(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz auf der 5. Etappe von Paris-Nizza eine Handprellung zugezogen. Das teilte sein Team am Abend auf dem Kurznachrichtendienst
(rsn) - Die Form stimmt, die Arbeitseinstellung ist perfekt, die Gelegenheit auch günstig – “und am Ende des Tages stehe ich hier am Bus und muss wieder eine Erklärung abgeben, warum was nicht
(rsn) – Nachdem er schon bei der ersten Bergankunft ganz vorne dabei gewesen war, präsentierte sich Florian Lipowitz (Red Bull Bora – hansgrohe) auch im hügeligen Finale der 5. Etappe von Paris
(rsn) – Die Cote de Notre-Dame-de-Sciez wird Lenny Martinez (Bahrain Victorious) noch lange in Erinnerung bleiben. Dieser kurze, aber extrem steile Anstieg, irgendwo in der französischen Provinz au
(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat den Glauben an seine Siegchancen im Verlauf der 4. Etappe bei Tirreno-Adriatico (2.UWT) gleich mehrmals begraben, am Ende aber in Trasacco nach 190 Ki
(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 4. Etappe des 60. Tirreno-Adriatico gewonnen. Der 23-jährige Niederländer setzte sich über 190 Kilometer von Norcia nach Trasacco im Sprint des
(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
(rsn) – Roger Adrià ist in der noch jungen Saison hinter der australisch-neuseeländischen Fraktion mit Finn Fisher-Black, Laurence Pithie und Sam Welsford, die bei der Tour Down Under im Januar sc
(rsn) – Mit so vielen WorldTeams wie noch startet die 74. Auflage der Tour of Austria (9. – 13. Juli / 2.1). Nach Angaben der Veranstalter haben sieben Rennställe – und damit vier mehr als im V
(rsn) – Fast sieben Stunden im Dauerregen war das Feld auf der 3. Etappe von Tirreno-Adriatico unterwegs. Und auch für das heutige vierte Teilstück sieht es nicht besser aus. Vom Start in Norcia b