Dominik Nerz-Tagebuch von Paris-Nizza / Teil 7

Um mich herum nur schmerzverzerrte Gesichter

Von Dominik Nerz

Foto zu dem Text "Um mich herum nur schmerzverzerrte Gesichter"
Dominik Nerz (Liquigas) Foto: ROTH

13.03.2011  |  (rsn) - Heute (Samstag, d. Red.) mussten wir bei nicht allzu tollen Witterungsbedingungen die längste Etappe dieser Rundfahrt in Angriff nehmen! Auf dem Weg zum Start schaute ich gelegentlich aus dem Fenster des Mannschaftsbusses und bemerkte mit wenig Begeisterung, dass zu dem leichten Regen wieder mal mein Lieblingsfreund, der Wind, vdazu gekommen war!

Das beunruhigte mich dann tatsächlich so sehr, dass ich mich mit einer Landkarte, dem Streckenprofil und einem Kompass hinsetzte, um genau herauszufinden, von wo der Wind in die Strecke einfiel! Das Ergebnis trug leider so gar nichts Positives zu meiner ohnehin schon angekratzten Laune bei! Es war nämlich den ganzen Tag Kanten- oder Gegenwind angesagt. Aber es half ja alles nichts, ich musste den Tag irgendwie überstehen!

Die Anfangsphase des Rennens war wie erwartet sehr schnell und durch den Wind und die vielen kleinen Anstiege extrem kräftezehrend! Das hohe Tempo hatte jedoch auch seine gute Seite, da die Kilometer nur so dahin rasten und so hatten wir nach ca. zwei Stunden schon die Hälfte des Rennens hinter uns! Auf das, was danach kam, hätte ich allerdings gerne verzichtet! Die zwei Berge der 1. Kategorie waren nicht das Problem, nur leider fing es genau am höchsten Punkt des heutigen Tages zu regnen an, was einem bei drei Grad Außentemperatur nicht gerade ein wohliges Gefühl macht.

Verschlimmert wurde dieser Zustand dann nur noch durch die rasante Abfahrt in Richtung Zielort! Alles am Körper war wie eingefroren oder besser wie erfroren! Fast alle Fahrer waren die meiste Zeit damit beschäftigt ihre Finger irgendwie wieder warm zu bekommen, um die Bremse betätigen zu können, was sich aber bei diesen Bedingungen als extrem schwierig gestaltete! Als dann nach dem ersten, ca. 15km langen Abfahrtsstück direkt in den letzten Anstieg der zweiten Kategorie gefahren wurde, hatte ich rings herum nur schmerzverzerrte Gesichter gesehen und einen nach dem andern fiel aus dem Hauptfeld heraus!

Das einzig positive an dieser Kälte war, dass man die Schmerzen in den Beinen gar nicht mehr so richtig wahr nahm. Ich habe den letzten Berg aber gerade noch so mit dem Hauptfeld überfahren können, was sehr wichtig für mein seit gestern etwas geschwächtes Ego war.

Ich musste allerdings dann die Segel in der Abfahrt streichen, da ich mich blöderweise zweimal fast in einen Sturz verwickeln hab lassen und dann die Lücke einfach nicht mehr schließen konnte. Jedoch besserte sich die Lage für mich alle fünf Minuten, da es wirklich vielen Fahrern genau so erging. Darunter  waren auch wirklich große Namen des Radsports, was mich ehrlich gesagt sehr beruhigte!

Die letzten 40 Kilometer waren einfach nur saukalt und eine echte Geduldsprobe, da wir zwei Schlussrunden zu fahren hatten. Und jedes mal, als wir am Ziel vorbei kamen, sahen wir die warmen, trockenen Mannschaftsbusse stehen, mussten aber daran vorbeifahren und wünschten uns doch nichts mehr als dort einsteigen zu können!

Für morgen sind noch mal 124km angesetzt und ich muss sagen, dass ich dann echt froh sein werde, wenn ich mich in den Flieger nach Hause setzen kann, denn so schön Radrennen auch sind, so braucht man auch danach ein bisschen Erholung und Zeit für sich! Bis morgen zum großen Finale, in dem mit ziemlicher Sicherheit ein Deutscher ganz oben stehen wird!

 
Euer Dominik

Dominik Nerz bestreitet die Saison 2011 für das italienische Liquigas-Team. Mit Paris-Nizza bestreitet der Allgäuer nach der Tour de San Luis seine zweite Rundfahrt. Von der "Fahrt zur Sonne" wird der 21-Jährige auf Radsport News Tagebuch führen und von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.03.2011Das schlechteste Rennen meiner Profilaufbahn

(rsn) - Eigentlich habe ich mich gestern echt noch total auf den heutigen Tag gefreut! Leider kam alles ganz anders! Heute ging einfach alles schief! Ein absolut bescheidener Tag, um in der Ausdrucksw

11.03.2011Ein Knall und ich stand im Straßengraben

(rsn) - Wie soll ich nur diesen heutigen Tag beschreiben? Ich versuche es mal so: Heute war mal wieder so ein Tag, an dem ich mir ernsthafte Gedanken über meine Berufswahl gemacht habe! Jedoch gibt

10.03.2011Dominik Nerz-Tagebuch: Drei Einträge hintereinander

(rsn) – In den vergangenen Tagen haben die Leser auf Radsport News im Rahmen der Berichterstattung über die Fernfahrt Paris-Nizza die Tagebucheintragungen von Dominik Nerz vermisst. Der Liquigas-Pr

10.03.2011Das Vier-Minuten-Loch für den Kapitän zugefahren

(rsn) - Mein Tag hat heute mit dem brachialen Klopfen meines Physiotherapeuten begonnen, und obwohl er fast die Türe eingetreten hat - zumindest hat es sich danach angehört - wurde ich heute einfach

09.03.2011"Nerz nach vorne, Voeckler einholen"

(rsn) - Mein heutiger Tag hat sehr gut begonnen. Ich habe gut geschlafen und die Beine taten fast nicht weh beim Treppensteigen. Das war schon mal ein gutes Zeichen! Start war dann um 11:55 Uhr. Uns s

09.03.2011Mit dem Verpflegungsbeutel auf der Windkante

(rsn) - Wir hatten heute 199 sonnige und nicht all zu kalte Kilometer auf dem Programm, dazu kam noch, dass die gesamte Strecke topfeben war. Jetzt denken sich natürlich einige: „Was für ein schÃ

07.03.2011Zum Auftakt eine kalte Stunde

(rsn) - Mein Tag hat heute pünktlich um 7:45 Uhr mit dem für Renntage üblichen Ritual, dem ausgiebigen Frühstück, begonnen. Es mag ja sein, dass die allgemeine Küche in Frankreich sehr gut ist

Weitere Radsportnachrichten

05.07.2025Red Bull büßt am ersten Tour-Tag Zeit und Selbstbewusstsein ein

(rsn) - Nein, diesen ersten Tag der Tour de France hatte man sich bei Red Bull – Bora – hansgrohe sicher ganz anders vorgestellt. Mick van Dijke, Laurence Pithie und Gianni Moscon sollten gerade b

05.07.2025Benjamin Thomas stürzt ins erste Bergtrikot der Tour

(rsn) - Benjamin Thomas (Cofidis) wird das erste Bergtrikot der 112. Tour de France mit einigen Schmerzen bezahlen. Der Franzose lieferte sich am Mont Cassel, der zweiten von drei Bergwertungen, ein p

05.07.2025Zimmermann: “Das war kein idealer Start für uns“

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat die 1. Etappe der 112. Tour de France über 184,9 Kilometer rund um Lille gewonnen und das Gelbe Trikot übernommen. Der Belgier ließ im Sprint

05.07.2025“Fantastische Team-Performance“: Philippsen sprintet ins Gelbe

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat den Auftakt zur 112. Tour de France gewonnen und sich das erste Gelbe Trikot gesichert. Im Sprint einer rund 30-köpfigen Spitzengruppe war der

05.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

05.07.2025Ganna und Bissegger müssen am ersten Tag die Tour aufgeben

(rsn) – Ineos Grenadiers hat schon zum Auftakt der 112. Tour de France einen bitteren Verlust zu beklagen. Nachdem er schon nach 50 Kilometern gestürzt war, musste Filippo Ganna knapp 70 Kilometer

05.07.2025Astana: Vertrag mit Hauptsponsor XDS verlängert

(rsn) – Der chinesische Karbon-Hersteller XDS, seit dieser Saison Hauptsponsor des Astana-Teams, hat seine Partnerschaft mit dem kasachischen Rennstall um weitere drei Jahre verlängert. Das teilte

05.07.2025Zimmermann: “Im Seitenwind nicht ins Hintertreffen geraten“

(rsn) – Voller Vorfreude und im Trikot des Deutschen Meisters trat Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) am Samstagmittag in Lille zum Grand Départ an. "Es fühlt sich sehr gut an und gefällt

05.07.2025Schiffer feiert bei der Sibiu Tour seinen ersten Profisieg

(rsn) – Anton Schiffer (Bike Aid) hat auf der 3. Etappe der Sibiu Tour (2.1) seinen ersten Profisieg gefeiert. Einen Tag nach der Enttäuschung am Balea Lâc, als er um Platz vier sprintend stürzte

05.07.2025Ackermann selbstbewusst: “Platz 2 oder 3 wären irrelevant“

(rsn) – Nachdem er im vergangenen Jahr endlich sein Debüt bei der Tour de France geben durfte und mit starken Auftritten auch an windigen Tagen, sieben Top-10-Platzierungen und drei dritten Plätze

05.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

05.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)
  • Grand Prix Kahramanmaras (1.2, TUR)