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11.09.2008 | (rsn) – Sebastian Lang zählt zu den Gerolsteiner-Fahrern, die nach der angekündigten Auflösung des Rennstalls ein neues Team gefunden haben. Der 29-jährige Erfurter wird in Zukunft gemeinsam mit dem Österreicher Bernhard Kohl für das belgische Silence-Lotto-Team starten. Im Interview mit Radsport News erklärt Lang, wie der Wechsel zustande gekommen ist, welche Ziele er hat und weshalb er nicht enttäuscht ist, im WM-Zeitfahren nicht dabei zu sein.
Du hattest darüber nachgedacht, Deine Karriere zu beenden, falls es mit Gerolsteiner nicht weitergeht. Gerolsteiner gibt es bald nicht mehr, Du fährst nächstes Jahr für Silence-Lotto. Was hat dazu geführt, dass Du weitermachst?
Lang: Ich merkte bereits vor der Tour, dass ich noch ein oder sogar zwei Jahre weiter fahren könnte, aber nur wenn ich ein Team finde, welches zu mir passt und bei dem die finanzielle Basis stimmt. Da gab es meinerseits klare Vorstellungen und nach etlichen Gesprächen, die bereits während der Tour mit einigen Teams gelaufen sind, habe ich danach einen Anruf erhalten von Geert Coemann, dem Manager von Silence-Lotto, und wir waren uns gleich einig. Trotz der anderen Angebote fand ich es sehr beeindruckend, dass er sich bei mir meldete und mich in seinem Team haben wollte.
Wie kamen der Kontakt und dann der Wechsel zustande?
Lang: Bernhard Kohl hat mich dort ins Gespräch gebracht, ich selbst hatte aber bereits mit anderen Teams verhandelt. Als dann der Anruf kam und das Team mich wollte, gab es meinerseits die klare Zusage – vor und unabhängig von Bernhards Entscheidung, für welches Team er fahren will.
Warum hast Du Dich für Silence-Lotto entschieden?
Lang: Ich sehe da Parallelen zu Gerolsteiner: Diese Mannschaft ist kein einfach zusammengewürfelter Haufen von Rennfahrern. Das Team ist seit Jahren dabei, nun will es die Tour de France gewinnen. Das ist auch mein größtes Ziel, bei der Tour als Helfer zu diesem Team zu gehören: alles zu geben, damit der Kapitän sie gewinnt.
Viele Deiner Teamkollegen wechseln zu Milram. War das keine Option für Dich?
Lang: Doch, die Option hatte ich. Aber Silence machte mir ein besseres Angebot.
Nach sieben Jahren bei Gerolsteiner – wie fällt Deine Bilanz aus?
Lang: Es war die schönste Zeit als Rennfahrer, und damit meine ich auch die Jahre zuvor als U23 Fahrer. Hans-Michael Holczer hatte mich zu einem Zeitpunkt ins Team Gerolsteiner geholt, an dem für mich im Kopf eigentlich schon klar war, dass ich ein Studium anfangen werde. Fast alle hatten mich abgeschrieben, aber er war es, der mir die Chance gegeben hat zu zeigen, dass alles, was mir damals nachgesagt wurde, einfach nicht stimmt. Ich galt wohl als nicht teamfähig. Keine Ahnung, wie das entstanden ist, und nur der Gedanke daran, dass andere das über mich erzählten, erbost mich immer noch. Doch daraus habe ich viel Kraft geschöpft, um als Profi eigene Ergebnisse einzufahren und ein bedingungsloser Helfer für alle meine Leader zu sein.
Silence-Lotto wird erst Dein zweites Team als Profi sein, dazu ein ausländisches. Wird es eine große Umstellung werden?
Lang: Ich denke schon. Aber das ist auch ein Anreiz und Ansporn für mich, wenn ich mal etwas im Leben noch etwas dazu lernen kann. Ich freue mich sehr darauf.
Welche Aufgaben wirst Du im neuen Team haben?
Lang: Zum einen ist klar, dass es eine starke Mannschaft ist und wir mit Cadel und Kohli zwei Fahrer haben, die in der Tour de France um den Sieg fahren können. Ob ich 2009 dabei bin, wird sich zeigen. Aber meine Aufgaben sind die wie bei Gerolsteiner auch, nämlich vorwiegend als Helfer den Leader zu 100 Prozent zu unterstützen und wenn es darauf ankommt, auch mal selbst auf ein Ergebnis zu fahren. Aber wie das nun genau aussieht, das muss die Saison zeigen.
Silence-Lotto peilt mit Cadel Evans auch 2009 den Toursieg an. Wie wichtig ist Dir, im Tour-Aufgebot dabei zu sein?
Lang: Das wird das wichtigste Ziel 2009 sein, wieder mit einer Topp-Form wie dieses Jahr mit Gerolsteiner im Tour-Team dabei zu sein. Aber dazu muss man auch bei den Rennen davor zeigen können, dass man auf dem richtigen Weg zu einer guten Tourform ist. Wie zum Beispiel bei einer Rundfahrt wie der Dauphiné Libéré.
Du bist nicht für das WM-Zeitfahren nominiert. Bist Du enttäuscht?
Lang: Nein gar nicht. Ich habe mit dem Verband und mit Udo Sprenger telefoniert und nach dem 10. Platz bei der Vuelta im Zeitfahren wollte ich selbst nicht mehr zur WM, weil ich dort nicht um einen 8. Platz fahren möchte. Mit Tony Martin und Bert Grabsch sind zwei Fahrer am Start, die bei allen Zeitfahren im Jahr ihre Stärke bewiesen haben. Somit gibt’s für mich keine Frage, wer dort fahren soll: natürlich diese beiden Jungs.
Die Fragen an Sebastian Lang stellte Matthias Seng.
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