Interview nach dem 1. Sieg 2008

Gerdemann: Die Quälerei hat sich gelohnt

Foto zu dem Text "Gerdemann: Die Quälerei hat sich gelohnt"
Linus Gerdemann (High Road/Columbia) Foto: HENNES ROTH

14.08.2008  |  (rsn) - Bei der Tour de l`Ain feierte Linus Gerdemann (Columbia) mit seinem Etappen- und Gesamtsieg nach seinem im März erlittenen Beinbruch ein gelungenes Comeback. Im Interview mit Radsport News sprach der 25-jährige Münsteraner über seine Gefühlslage, seine körperliche Verfassung und den weiteren Saisonverlauf.  

Am Mittwoch haben Sie die kleine französische Rundfahrt Tour de l`Ain für sich entschieden. Nach Ihrer langen Verletzungspause sicherlich ein wichtiger Sieg. Wie ist Ihre Gefühlslage nach dem Erfolg?

Gerdemann: Ich empfinde große Genugtuung. Jetzt weiß ich, dass sich die Quälerei in der Reha gelohnt hat, dass die Angst, dass ich nach meinem schweren Sturz möglicherweise nicht wieder an alte Leistungen werde anknüpfen können, umsonst war. Ich bin jedoch auch positiv überrascht, dass es schon so gut lief. Zugleich spüre ich aber auch eine große Erleichterung

Sind Sie zur Zeit schmerzfrei?

Gerdemann: Hier und da zwickt es noch ein wenig. Außerdem habe ich noch ein paar Defizite in der Muskulatur. Jetzt möchte ich die zweite Saisonhälfte so gut wie möglich fahren und meinen weiteren Rückstand den kommenden Winter über aufholen.

Wie steht es denn um Ihre Form?

Gerdemann: Das ist schwer zu sagen. Die Rundfahrt war sicherlich nicht schlecht besetzt. Gerade mit den Franzosen David Moncoutie (Cofidis) und Stephane Goubert (Ag2r) waren zwei Fahrer am Start, die zuvor gut bei der Tour de France gefahren sind und dann auch bei der Clasica San Sebastian überzeugt haben. Wenn ich diese beiden Fahrer schlage, kann meine Form nicht so schlecht sein. Bei 100 Prozent bin ich aber noch lange nicht.

Haben Sie sich die Etappe, auf der Sie Ihren ersten Saisonsieg gefeiert und den Grundstein zum Gesamtsieg gelegt haben, "rausgesucht"?

 Gerdemann: Ich habe bei der Tour de l`Ain gemerkt, dass es bei mir von Tag zu Tag besser läuft. Auf der dritten Etappe wollte ich dann etwas probieren. Das habe ich schon am Morgen bei der Besprechung angekündigt. Die Mannschaft ist dann auch für mich gefahren und hat alles zusammengehalten, so dass ich in der Endphase des Rennens noch die Chance auf eine gute Platzierung hatte. Dass es dann gleich zum Sieg gereicht hat, war natürlich super, aber nicht eingeplant.

Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Gerdemann: Ich werde in der kommenden Woche noch ein paar Eintagesrennen in Italien bestreiten, um harte Rennkilometer unter Wettkampfbedingungen zu sammeln. Der Trainingseffekt steht dort eindeutig im Vordergrund, ich werde hauptsächlich mitrollen. Man soll aber niemals nie sagen. Vielleicht springt auch ein gutes Ergebnis dabei heraus. Ich möchte jetzt aber auf keinen Fall zu oft in den roten Bereich gehen.

Das werden Sie aber sicherlich bei der Deutschland Tour, Ihren neuen Saisonhighlight tun…

Gerdemann: Natürlich habe ich mir für die Deutschland Tour viel vorgenommen. Aufgrund meiner langen Verletzung weiß ich aber nicht wirklich, wo ich stehe. Ich sehe mich zumindest nicht als Favorit. Dazu war mein Rennausfall in diesem Jahr zu groß.

Ist die WM in Varese für Sie in diesem Jahr ein Thema?

Gerdemann: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf die nächsten Rennen inklusive Deutschland Tour. Dann werde ich weitersehen.

Vor wenigen Tagen fanden die Rad-Wettbewerbe bei Olympia, statt, zuvor die Tour de France. Wie hart war es für Sie, bei diesen Saisonzielen nicht dabei gewesen zu sein?

Gerdemann: Im Vorfeld der Tour war es schon sehr hart für mich. Ich war sehr, sehr traurig, dass ich nicht dabei sein konnte. Aber während der Tour und während Olympia habe ich dem ganzen nicht mehr nachgetrauert. Ich habe mich hauptsächlich darauf konzentriert, dass ich wieder in Form komme. Das hat ganz gut geklappt. Deshalb überwiegt bei mir jetzt die Freude.

Mit Linus Gerdemann sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

14.12.2025Ein Weltcupsieg, sechs Titel und “beschissene Monate“

(rsn) – Im niederländischen Hulst finden vom 30. Januar bis zum 1. Februar die Cross-Weltmeisterschaften statt. Der Parcours auf der Festungsanlage ist technisch und schwer – und er liegt Marie S

14.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

14.12.2025Almeida: “Pogacar braucht mich nicht, um eine GT zu gewinnen“

(rsn) – Joao Almeida wird im kommenden Jahr voraussichtlich kein einziges Rennen an der Seite von Tadej Pogacar bestreiten, sondern stattdessen durchgängig der zweite Leader des Teams UAE – Emira

13.12.2025Pogacar greift 2026 wieder die Klassiker und die Tour an

(rsn) – Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix – das sind die ganz großen Meilensteine, die im Trophäenschrank von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) noch fehlen. Auf beide Monumente des Radsp

13.12.2025Vandeputte nutzt im Finale seine Chance beim Exact Cross

(rsn) – Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) konnte nach einem spannenden Rennen beim Exact Cross in Kortrijk seinen zweiten Saisonsieg feiern. Der Belgier war im Finale der Beste einer Dreierg

13.12.2025Nach der Tour irgendwie gegen die Wand gefahren

(rsn) – Erst einmal vor dieser Saison wagte sich die Tiroler Mountainbikerin Mona Mitterwallner auf die Straße, 2021 bei den Europameisterschaften im U23-Rennen der Frauen, bei dem sie Elfte wurde.

13.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

13.12.2025Skjelmose irritiert: “Sollte alleiniger Leader in den Ardennen sein“

(rsn) - Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) will im kommenden Jahr seinen Fokus voll auf die Ardennen-Klassiker ausrichten. Der Däne steht nach eigenen Angaben vom Medientag seines Teams als Leader fü

13.12.2025Van der Heijden in Kortrijk mit lupenreinem Start-Ziel-Sieg

(rsn) – Aus den Startblöcken kam sie beim Exact Cross in Kortrijk als Beste, ins Ziel kam sie als Erste – und auch zwischendrin hat Inge van der Heijden (Crelan – Corendon) die Führung keinen

13.12.2025Gee-West kurz vor Unterschrift bei Lidl - Trek?

(rsn) – Derek Gee-West scheint vor einer Vertragsunterzeichnung bei Lidl – Trek zu stehen. Der Kanadier, der seit seiner Hochzeit im Oktober einen Doppelnamen trägt, wurde zwar am Freitag nicht a

13.12.2025Co-Leader mit vertauschten Rollen

(rsn) – Mads Pedersen und Jonathan Milan gehen 2026 erneut als “Nicht-Klassement“-Doppelspitze bei Lidl – Trek in die Saison. Während der Däne im vergangenen Jahr auf die Tour de France (2.

13.12.2025Trotz Entwicklung wird es “eher schwieriger als leichter“

(rsn) – Zur “Vollkatastrophe“, die Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) für einen kurzen Moment nach den ersten Rennen des Jahres befürchtet hatte, wurde die Saison 2025 nicht. Keineswegs. Dass

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)