Interview

Petacchi: Ich sehe mich nicht als reinen Sprinter

29.01.2007  |  Alessandro Petacchi ist Italiener, genauer gesagt Ligurier. Er stammt aus dem Land zwischen dem Meer und den Bergen, wo jedes Jahr sein Lieblingsrennen Mailand – San Remo stattfindet. Seitdem er es 2005 gewann, träumt er davon seinen Triumph zu wiederholen.
Heute zählt der Milram-Kapitän zu den besten Sprintern der Welt. Dabei hatte er 1997 beim Giro dell’Appennino zum ersten Mal als Ausreißer auf sich aufmerksam gemacht, als er in dem harten Rennen mit vielen Anstiegen zusammen mit seinem Teamkameraden Dario Pieri mehr als 100 km lang vorne weg fuhr.
Dem englischsprachigen Internetanbieter pezcyclingnews.de gab der Mannschafts-Kollege von Erik Zabel ein Interview.

In Ihrer ersten Zeit als Profi griffen Sie oft selbst an und warteten nicht bis zum Schlussspurt
Petacchi:„Ich sehe mich noch immer nicht als reinen Sprinter. Eigentlich bin ich kein Sprinter sondern ein sehr schneller Fahrer.“

Trotzdem gewinnen Sie die Rennen auf den letzten Metern. Trauern Sie den alten Zeiten nicht nach?
Petacchi: „Mmm, manchmal wäre ich schon gerne bei den Angriffen dabei, aber die Frage ist, wer würde gerne mit mir angreifen?“

Wie wurden Sie zu einem der besten Sprinter der Welt?
Petacchi: „Ich habe nicht auf eine Veränderung hingearbeitet. Ich habe nichts Besonderes dafür getan, denn ich bin immer noch kein Sprinter, aber ich bin sehr schnell, besonders bei hoher Geschwindigkeit. Zuerst war der Endspurt nicht mein Ziel. Ich habe meine Affinität dazu erst mit der Zeit entdeckt, und ich erinnere mich daran, dass ich 2002 anfing, mein Rennen mit dem finalen Sprint zu beenden.“

Es sieht so einfach aus, wenn Sie gewinnen
Petacchi: „Ich habe noch nie gesagt, das war einfach. Es ist niemals einfach zu gewinnen, aber es ist so schwer zu verlieren.“

Wie meinen Sie das?
Petacchi: „Ich erinnere mich an einen Sprint beim Giro 2004. Zu dieser Zeit war ich sehr stark, vielleicht der stärkste Petacchi bisher. Ich erinnere mich an eine Etappe in Süditalien, in der Region Puglia. Mein Team brachte mich in die beste Position für den Sprint, aber ich habe zu spät beschleunigt, so dass Fred Rodriguez gewann. Ich bin mir immer noch sicher, dass ich zu dieser Zeit der Stärkste war. Aber ich habe aufgrund eines kleinen Fehlers verloren.“

Woher beziehen Sie Ihre Motivation?
Petacchi: „Ich werde des Gewinnens nie müde.“

Sie haben aber schon so oft gewonnen. Gewöhnt man sich nicht ans Siegen?
Petacchi: „Ein Rennen zu gewinnen ist etwas Besonderes. Der Kampf auf der Ziellinie, der Sprecher ruft deinen Namen, das Podium, die Fotografen. Und du weißt, dass alle Augen auf dich gerichtet sind. Das mag ich sehr.“

Das ist sehr weit entfernt von dem Petacchi, den wir uns vorstellen. Sie unterscheiden sich von anderen Sprintern wie Cipollini oder Boonen, die den modernen Sprinter mit Popstar-Auftritten. Sie wirken ... traditioneller
Petacchi: „Sicherlich bin ich reservierter, besonders bei öffentlichen Veranstaltungen. Privat dagegen bin ich völlig anders. Meinen Freunden gegenüber bin ich offen. Aber ich möchte nicht in vielen Widersprüchen leben.“

Welcher ist der stärkste?
Petacchi: „Ich denke, es ist sehr wichtig, zu gewinnen. Das gibt dir die Chance, dich der Welt zu zeigen.“

Letztes Jahr sind Sie während der zweiten Etappe des Giro gestürzt, konnten die Etappe aber mit einem gebrochenen Knie beenden
Petacchi: „Das hat mich vielleicht berühmter gemacht als ein Sieg.“

War das vielleicht der Grund dafür, dass Sie die Kraft hatten, das Rennen zu beenden?
Petacchi: „Nein, es kann nicht nur die Berühmtheit sein. Es ist etwas Tieferes. Es ist die Liebe zu meiner Arbeit, der Respekt für mein Team. Es ist der Wunsch, zu gewinnen, der dir in bestimmten Situationen wirklich die Antriebskraft gibt.“

Nach dem Sturz war die Saison für Sie beendet. Mit welchem Sieg würden Sie am liebsten Ihr Comeback feiern?
Petacchi: „Ich denke bei der Weltmeisterschaft, aber Mailand – San Remo ist das Rennen, das seit meiner Kindheit zu mir gehört. Es ist das Rennen meiner Heimat. Ich habe es bereits gewonnen, aber ich möchte es noch einmal gewinnen.“

Mailand – San Remo ist sehr lang. Gibt es einen bestimmten Teil der Strecke, den Sie besonders lieben?
Petacchi: „Es wäre einfach, der Poggio zu sagen. Sicherlich sind es die Kilometer, die den Cipressa-Abstieg und den Poggio-Aufstieg einleiten.“

Es ist ein Rennen, das gewöhnlich die Sprinter belohnt, aber es ist auch immer für Überraschungen gut. Letztes Jahr...
Petacchi: „Letztes Jahr habe ich dort verloren. Ich denke noch immer über dieses Rennen nach, denn ich habe es auf wenigen Metern verloren.“

Schlimmer als Madrid 2005?
Petacchi: „Schlimmer. Aber auch Madrid brennt noch immer in mir.“

In Ihrem Team fährt auch Erik Zabel, Mister San Remo. Er hat Ihr Lieblingsrennen vier Mal gewonnen
Petacchi: „Letztes Jahr haben wir gezeigt, dass wir problemlos zusammen fahren können. Wir haben gezeigt, dass wir wissen, wie wir für den anderen arbeiten können.“

Befürchten Sie, es könnte Probleme damit geben, festzulegen, wer bei diesem Rennen die Führung übernimmt?
Petacchi: „Ich habe Erik immer geschätzt und gefürchtet, als er noch mein Konkurrent war. Auch wenn ich viele Sprints gegen ihn gewonnen habe. Er ist so ein Typ, der überall ist, er ist immer präsent. Wie 2003, als er Paris – Tours gegen mich gewonnen hat. Jedenfalls wird der Stärkere von uns auch die Führung im Team übernehmen.“

Wer sind die Sprinter, die Sie fürchten?
Petacchi: „Vor allem McEwen, Hushovd und Boonen.“

Und wer sind Ihrer Meinung nach die Besten aller Zeiten?
Petacchi: „Ich, Cipollini und noch jemand aus der Vergangenheit. Ich würde gerne Van Steenbergen sagen, denn es hat einmal jemand meinen Stil mit seinem verglichen.“

Danke Alessandro, dass Sie sich Zeit genommen haben. Aber bevor Sie gehen muss ich noch einmal unsere Neugier bezüglich Mailand – San Remo, Ihrem Lieblingsrennen, befriedigen
Petacchi: „Welche?“

Wenn Mailand – San Remo eine Frau wäre, wäre sie blond oder brünett vor? Petacchi: „Brünett, wie meine Frau.“

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