Nach perfektem Alpecin-Leadout

Philipsen beendet Vuelta-Schleichfahrt mit drittem Etappensieg

Foto zu dem Text "Philipsen beendet Vuelta-Schleichfahrt mit drittem Etappensieg"
Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) hat die 19. Vuelta-Etappe gewonnen. | Foto: Cor Vos

12.09.2025  |  (rsn) – Selten hat ein Leadout so sehr für eine ereignisarme Etappe entschädigt wie auf der 19. der Vuelta a Espana: Den dritten Tagessieg bei der dieser Rundfahrt für Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) bereiteten ihm seine Anfahrer Jonas Rickaert und Edward Planckaert mustergültig vor. Philipsen vollende nach 161,9 Kilometern von Rueda in die Schinken-Stadt Guijuelo auf einer leicht ansteigenden Zielgerade ebenso sehenswert vor dem Dänen Mads Pedersen (Lidl – Trek) und dem Venezolaner Orluis Aular (Movistar).

Bis zum Teufelslappen war kaum etwas zu sehen von Alpecin. Ineos Grenadiers und Movistar hatten für Ben Turner und Aular die Hauptarbeit gemacht, Vortagessieger Filippo Ganna lange Zeit im Wind gearbeitet. Auf den letzten 100 Metern kam dann aber das Alpecin-Trio nach vorne gerauscht und machte einen perfekten Job.

“Es war Teamwork“, sagte Philipsen im Ziel-Interview. “Wie schon die gesamte Vuelta, war die Mannschaft auch heute wieder superstark. Jonas und Edward sind supergut gefahren. Ich hatte an ihrem Hinterrad Probleme, aber ich sah die Ziellinie und habe durchgehalten.“

Dabei hatte es das Finale durchaus in sich. ”Es war eine wirklich schwere Zielgerade, vor allem nachdem ich elf Tage lang nicht alles geben musste. Das tat weh. Wir wussten, wie die Zielgerade aussieht. Die letzten 250 Meter waren flacher. Davor hatte das Team schon super gearbeitet und unser Timing war fantastisch. Im letzten Kilometer sind wir all-out gefahren“, berichtete der Etappengewinner.

Das kann für das gesamte Peloton auf dem Rest der Etappe keineswegs gesagt werden. Nachdem in Jakub Otruba (Caja Rural – Seguros) der einzige Ausreißer des Tages bei einem Schnitt von deutlich unter 40 km/h bereits 50 Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurde, drohte zunächst komplett Stillstand, bevor dann ein gehobeneres Tempo angeschlagen wurde.

Nutznießer der zwischenzeitlichen Schleichfahrt war Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike). Der Gesamtführende konnte unerwartet seinen Vorsprung auf Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) um vier Sekunden ausbauen, weil er am Bonussprint Bonifikationen abräumte. Ohnehin zeigte sich der Däne im Vergleich zur Konkurrenz den ganzen Tag über hellwach.

Damit liegt Vingegaard im Klassement nun 44 Sekunden vor Almeida. Tom Pidcock (Q36.5) hat auf Rang drei 2:43 Minuten Rückstand, gefolgt vom Red-Bull-Duo Jai Hindley (+3;22) du Giulio Pellizzari (+4:23), der das Weiße Trikot behauptete.

Bergpunkte wurden nicht vergeben, weshalb Jay Vine (UAE – Emirates – XRG) weiterhin mit 20 Zählern vor Vingegaard die entsprechende Wertung anführt. Im Kampf um das Grüne Trikot hat Pedersen seinen Vorsprung auf Vingegaard mit den heutigen Punkten auf 100 Zähler ausbauen können.

So lief die 19. Etappe der Vuelta a Espana:

Zwei Fahrer nahmen den scharfen Start der Etappe zum Anlass, in die Offensive zu gehen. Neben Jakub Otruba (Caja Rural – Seguros) setzte sich auch Victor Guernalec (Arkéa – B&B Hotels) ab. Der Franzose hielt jedoch nicht viel von einer Zwei-Mann-Gruppe und ließ sich relativ schnell wieder ins Feld zurückfallen. Otruba machte so als Solist weiter. Maximal vier Minuten Vorsprung fuhr er sich zwischenzeitlich heraus.

Allerdings entwickelte sich die Etappe so zu einer ziemlich zähen Angelegenheit. Die ersten beiden Stunden wurden mit einem Schnitt von nur 37,8 km/h zurückgelegt. Da im Profil auch lediglich ein Zwischensprint eingeplant war, boten auch die Sonderwertungen keinen Anlass für ein aktiveres Rennen. Tatsächlich sicherte sich Vingegaard am Zwischensprint aber ziemlich unbedrängt vier Bonussekunden. UAE griff nicht ein, Pedersen kam zu spät.

Das Streckenprofil der 19. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

52 Kilometer vor dem Ziel wurde Otruba eingeholt. Nach ein paar Kilometern Nichtangriffspakt machten sich Sergio Chumil und Mario Aparicio von Burgos – Burpellet – BH nochmal auf, für etwas Abwechslung zu sorgen. Aber nachdem Alpecin an der Spitze des Feldes kurz mal am Tempo gezogen hatte, nur Vingegaard wirklich aufpasste und dahinter eine kleine Lücke aufging, die allerdings schnell wieder geschlossen wurde, war das Duo wieder gestellt.

Die letzten 30 Kilometer wurden nach diesem kleinen Wachmacher dann auch in echtem Renntempo gefahren. Und so ging es ohne weitere Attacken ins Finale. Ineos und Movistar eröffneten die finale Arbeit, spielten am Ende aber nicht die gewünschte Rolle. Nach einem perfekt getimten Leadout für Philipsen war der Belgier im Bergauffinale nicht zu stoppen. Pedersen wählte eine andere Linie, war früh im Wind und schaffte es so nicht mehr an seinem Gegner vorbei.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.10.2025Pidcock: “Ich war in der besten Form meines Lebens“

(rsn) – Fünf Siege feierte Tom Pidcock in seiner ersten Saison beim Schweizer Zweitdivisionär Q36.5 Pro Cycling Team. Zwar ging er bei WorldTour-Rennen leer aus, dennoch erklärte der Brite gegen

18.09.2025Anti-Gewalt-Kommission fordert Strafen gegen Vuelta-Protestierer

(rsn) – Die Meinungen zu den pro-palästinensischen Protesten, bei denen gewalttätige Demonstranten den Abbruch der 80. Vuelta a Espana (2.UWT) erzwangen, gehen in Spanien nach wie vor weit ausein

16.09.2025UCI will in Ruanda Proteste wie bei der Vuelta verhindern

(rsn – Nach den Massenprotesten am letzten Tag der Vuelta a Espana, in deren Folge die 21. Etappe in Madrid nicht ausgetragen werden konnte, hat der Radsportweltverband UCI angekündigt, dass es in

15.09.2025UCI äußert “völlige Ablehnung und tiefe Besorgnis“ nach Vuelta-Chaos

(rsn) – Lange Zeit war während der Vuelta nichts von der UCI zu hören. Der Weltverband berief sich auf seine politische Neutralität und hielt sich raus, während bei einem der wichtigsten Wettbew

15.09.2025“Das war organisiertes Verbrechen“ - “Sie waren fast wie wilde Tiere“

(rsn) – Die Vuelta Espana 2025 wird als besonders in die Geschichte eingehen. Nicht unbedingt aufgrund der sportlichen Auffälligkeit, wenngleich Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) unter ande

15.09.2025Vuelta-Chef Guillén spricht von “absolut inakzeptablen“ Verhältnissen

(rsn) – Dass Sport und Politik selten harmonieren, ist keine neue Erkenntnis. In der Dimension der auftretenden Probleme hat die Vuelta a Espana aber zumindest in Radsport-Verhältnissen gemessen ne

15.09.2025Pidcock strahlt neben Vingegaard: Wo geht die Reise hin?

(rsn) – Thomas Pidcock (Q36.5 Pro Cycling Team) hat bei der 80. Ausgabe der Vuelta a España Geschichte geschrieben. Sein dritter Gesamtrang in Spanien bescherte zum zweiten Mal in diesem Jahrtausen

15.09.2025Vingegaard & Co. am Hotelparkplatz auf Kühlboxen geehrt

(rsn) - Die pro-palästinensischen Proteste, die am Sonntag für ein vorzeitiges Ende der Vuelta 2025 sorgten, hatten nicht nur die letzte Etappe auf dem Gewissen, sondern auch die offizielle Siegereh

15.09.2025Zwischen Stolz und Unvollendung: Vingegaards seltsamer Triumph

(rsn) – Jonas Vingegaard (Team Visma – Lease a Bike) hat die 80. Ausgabe der Vuelta a España und damit die dritte Grand Tour seiner Karriere gewonnen. Vor João Almeida (UAE - Emirates – XRG/+1

14.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

14.09.2025Madrids Bürgermeister übt scharfe Kritik nicht nur an Demonstranten

(rsn) – Madrids Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida hat nach dem Abbruch der Schlussetappe der 80. Vuelta a Espana mit scharfer Kritik an den Demonstranten reagiert und auch Spaniens Minister

14.09.2025Vuelta-Schlussetappe wegen erneuter Proteste vorzeitig beendet

(rsn) - Von wegen Champagnerfahrt nach Madrid: Die 80. Vuelta a Espana ist 55 Kilometer früher als geplant beendet worden. Pro-palästinensische Demonstranten stoppten zunächst das Peloton noch auf

Weitere Radsportnachrichten

28.12.2025Brand auch in Dendermonde zu stark für die Konkurrenz

(rsn) – Und immer wieder Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions)! Auch im achten Weltcup dieses Winters dominierte die Gesamtführende das Geschehen fast nach Belieben und holte sich in Dendermonde b

28.12.2025Van der Poel rollt auch in der Siegbilanz das Feld von hinten auf

(rsn) – Auch in der Crosssaison 2025/26 legt Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) einen Raketenstart hin. Der siebenmalige Weltmeister befindet sich erst seit rund zwei Wochen wieder im Wet

28.12.2025WM-Tiefpunkt kann Freude über “bestes Jahr“ nicht trüben

(rsn) – Auftakt in Australien, zum Abschluss noch Japan: Mauro Schmid (Jayco – AlUla) hat im Grunde die längste Saison hinter sich, die der internationale Rennkalender hergibt. Weil er zwischendu

28.12.2025Zoe Bäckstedt vor Comeback: “Gebt mir etwas Zeit“

(rsn) – Nach ihrem schweren Trainingsunfall Ende Oktober fiel Zoe Bäckstedt für lange Zeit aus. Kurz vor dem Jahresende ist die U23-Weltmeisterin nun aber bereit für ihren Einstieg in die Crosssa

28.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

28.12.2025Saisonstart-Spezialistin mit Top-Frühjahr und gutem Herbst

(rsn) – Sie war die fleißigste Punkte- und Ergebnissammlerin des Frauenradsports in den ersten zweieinhalb Monaten der Saison 2025: Als das Peloton aus Italien von Mailand-Sanremo zurück nach Belg

28.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

27.12.2025Warum zieht es so viele Straßenprofis zum Gravel?

(rsn) – Als der Gravel-Sport vor etwa fünf Jahren nach Europa hinüber schwappte, hätten wohl nur wenige vermutet, in welcher Anzahl und vor allem mit welcher Bedeutung Gravel-Rennen nur kurze Ze

27.12.2025Teams fordern mehr Geld, als RCS für Giro-Start in Bulgarien zahlen will

(rsn) – Vor allem der Giro d`Italia hat in den letzten Jahren Auslandsstarts in Regionen gewählt, die nicht gerade zu den Kernländern des Radsports zählen und obendrein - vom Sitz der meisten Tea

27.12.2025Als Tudor-Aushängeschild deutlich hinter den Erwartungen zurück

(rsn) – Zunächst schien es so, als hätte sich zwar das Outfit von Marc Hirschi geändert, ansonsten aber nur wenig. Der zur Saison 2025 von UAE – Emirates zu Tudor gewechselte Schweizer gewann a

27.12.2025Windkante und Magenkrämpfe verhinderten das i-Tüpfelchen

(rsn) – Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM – zondacrypto) hatte hohe Erwartungen an ihre dritte WorldTour-Saison, wie sie es RSN noch im März dieses Jahres anlässlich eines langen Interviews

27.12.2025Ex-Profi Hoste macht auf Alkoholsucht aufmerksam

(rsn) – In den 2000er Jahren war Leif Hoste mehrfach nah dran am Sieg bei der Flandern-Rundfahrt. 2004, 2006 und 2007 wurde er Zweiter. Nach seiner 15 Jahre währenden Karriere als Radprofi, die 201

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Antwerp Port Epic (1.1, BEL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)