Stimmen aus dem Peloton zum Vuelta-Chaos

“Das war organisiertes Verbrechen“, “Sie waren fast wie wilde Tiere“

Von Sebastian Lindner

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Die Vuelta 2025 endete mit einem Chaos. Im Peloton wurden viele kritische Stimmen laut. | Foto: Cor Vos

15.09.2025  |  (rsn) – Die Vuelta Espana 2025 wird als besonders in die Geschichte eingehen. Nicht unbedingt aufgrund der sportlichen Auffälligkeit, wenngleich Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) unter anderem als erster dänischer Sieger der Spanienrundfahrt in die Geschichte eingehen wird. Deutlich historischer waren aber die Ausmaße der Begleiterscheinungen, die zwischenzeitlich deutlich mehr als nur Randgeräusche waren und das Rennen vor eine echte Bewährungsprobe stellten.

Die pro-palästinensischen Protest-Aktionen, die mehrere Etappen beeinflussten und das letzte Teilstück in Madrid sogar zum Abbruch brachten hinterließen kein gutes Bild. Auch nicht bei denen, die am stärksten davon betroffen waren: den Fahrern. RSN hat einige Stimmen von Profis zusammengetragen, die mehr oder weniger Verständnis für das aufbringen konnten, was ihnen widerfuhr:

Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step / dpa): “Was wir gestern (auf der 21. Etappe) gesehen haben, das war absurd. Da sind Leute von der Seite ins Feld gesprungen und haben reingetreten auf uns Fahrer. Und da fragen wir Fahrer uns auch: Wie soll das das Problem lösen?
Ich will nicht herunterspielen, was in Israel und Palästina passiert. Ich sehe einfach nicht den Zweck und sehe nicht, wie gewaltvolle Auseinandersetzungen jetzt die Lösung sind. (Ich halte es für wichtig, dass Menschen) ihre Meinung frei äußern können und dass man demonstrieren kann. Aber ich verurteile solch gewaltvolles Vorgehen und auch das Eingreifen in das Rennen.
Wir haben jetzt erstmal die Off Season. Es wäre schön für die Welt, wenn es in dem Konflikt bis (zur neuen Saison) eine Lösung gibt. Wir haben es gesehen in Madrid: Es wird sonst schwierig, es zu kontrollieren.
Der Radsport steht für friedlichen Umgang unter den Fans und den Fahrern. Das habe ich immer als etwas Besonderes und Positives empfunden. Und ich hoffe einfach, dass das jetzt nicht kaputtgeht.“

Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike / Mixed): “Jeder hat das Recht zu protestieren, aber nicht so, dass es unsere Karriere gefährdet. Ich weiß, warum sie protestieren. Ich wünschte nur, sie hätten es an einem anderen Ort getan. Sie haben hier eine Plattform gefunden, die sie sonst nicht hätten.“

Matthew Riccitello (Israel – Premier Tech / Mixed): “Um ehrlich zu sein, war es für uns alle sehr hart. Nicht nur für unser Team, sondern für das gesamte Peloton. Ich habe mein Handy kaum benutzt, nur um mit meiner Familie und meinen Freunden zu sprechen. Es waren drei sehr stressige Wochen.“

Louis Vervaeke (Soudal – Quick-Step / Sporza): “Bilbao war beim ersten Überqueren der Ziellinie ein Augenöffner. Man kann es nicht so sagen, aber sie waren fast wie wilde Tiere hinter einer Barriere, die ausbrechen wollten. Es gab auch Stellen, an denen sie Reißzwecken warfen, geht das nicht zu weit? Und Sportdirektoren erzählten mir sogar, dass sie mit Seilen von Brücken sprangen, um die Autos zu stoppen. Nicht alles war im Bild zu sehen, aber es war spektakulär.“

Kamiel Bonneu (Intermarché – Wanty / via X): “Das war kein Protest, das war organisiertes Verbrechen. Wenn ihr Frieden wollt, dann macht das auf friedliche Weise.“

Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers / via X): “Wenn die UCI und die zuständigen Stellen nicht früh genug die richtigen Entscheidungen getroffen haben, dann ist es langfristig sehr schlecht für den Radsport, dass die Demonstranten ihr Ziel erreicht haben. Man kann nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert.
Von nun an ist allen klar, dass ein Radrennen als wirksame Bühne für Proteste genutzt werden kann, und beim nächsten Mal wird es nur noch schlimmer werden, weil jemand dies zugelassen und weggeguckt hat. Es ist eine Schande für die Fans, die hierhergekommen sind, um ein großartiges Ereignis zu sehen. Persönlich hätte ich es vorgezogen, im Voraus zu wissen, dass das Rennen abgesagt wird, anstatt glauben zu müssen, dass alles in Ordnung wäre.“

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