Sheffield gewinnt Schlussetappe bei Paris-Nizza

Jorgenson gelingt Titelverteidigung mit Ansage, Lipowitz Zweiter

Von Sebastian Lindner

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Matteo Jorgenson (Visma - Lease a Bike) ist bei der 80. Ausgabe von Paris-Nizza (2.UWT) die Titelverteidigung gelungen. | Foto: Cor Vos

16.03.2025  |  (rsn) – Er hatte es von Anfang keinen Zweifel an seinen Ambitionen gelassen. “Ich will Paris-Nizza gewinnen“, kündigte Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) vor dem 80. Paris-Nizza (2. UWT) an. Wie ernst diese Aussage zu nehmen war, bewies der US-Amerikaner acht Etappen: Jorgenson ließ auch auf dem letzten Teilstück rund um Nizza nichts mehr anbrennen und verteidigt seinen Titel souverän. Damit ist Jorgenson nach Maximilian Schachmann (2020/2021) und Alexandre Vinokourov (2002/2003) erst der dritte Profi in diesem Jahrtausend, dem dieses Kunststück gelang.

Auf den letzten 120 Kilometern der Fernfahrt, die über drei Anstiege der 1. Kategorie führten, zeigte der 25-Jährige mehr denn je, dass er sich den Erfolg verdient hat. Waren es bis dato nur Boni aus den Zwischensprints und die Sekunden aus dem Mannschaftszeitfahren, die Jorgenson und seinen ärgsten Verfolger Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) voneinander trennten, war der Mann im Gelben Trikot auf der 8. Etappe, die er als Zweiter hinter seinem Landsmann Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers) beendete, deutlich stärker als der junge Deutsche, der dennoch seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung und das Weiße Trikot verteidigen konnte.

“Das ist eine große Erleichterung nach all dem Stress. Ich habe vier Monate lang an diese Woche gedacht“, sagte Jorgenson am Eurosport-Mikrofon und lachte: “Ich habe alles getan, was mir möglich war und es hat geklappt. Schön, dass es so ausgesehen hat, als ob ich alles unter Kontrolle gehabt hätte.“

Während das Visma-Team die Woche über stark gearbeitet hatte und dabei mit Jonas Vingegaard bis zu dessen verletzungsbedingten Aus zwei Kapitäne unterstützen musste, war Jorgenson am letzten Tag schon vor der ersten Bergwertung isoliert. “Wir wussten, dass es ohne Jonas so kommen würde. Aber den Rest der Woche haben wir mit dem starken Team taktisch und in Sachen Positionierung das Beste rausgeholt. Vom ersten Tag an hat sich jeder reingehängt. Das fühlt sich einfach nur gut an, ich bin so happy, in diesem Team zu sein. Verrückt: Ich habe Paris-Nizza zweimal in Folge gewonnen“, lachte Jorgenson, .

Sheffield nach seinem größten Sieg von Emotionen überwältigt

Während Jorgenson bei den Sieger-Prozeduren bereits äußerst souverän und kontrolliert wirkt, obwohl auch er erst seinen fünften Sieg verzeichnen konnte, wurde Sheffield nach seinem vierten Erfolg als Profi von seinen Emotionen überwältigt. Den Tränen nah, sagte er: “Das ist einfach nur unglaublich. Ich war so oft Zweiter, das ist jetzt mein erster Sieg auf WorldTour-Niveau. Das bedeutet mir so viel. Es ist so schwer, im Radsport zu gewinnen, egal, welches Rennen. Das Team hat immer an mich geglaubt, auch in den schweren Zeiten, das gleiche gilt für meine Familie“, so der 22-Jährige, der immer wieder die Tränen zurückhalten musste.

Und auch Jorgenson freute sich für den drei Jahre jüngeren Landsmann: “Magnus und ich sind im selben Juniorenteam gefahren, es war toll, ihn vor mir zu sehen. Ich habe alles gegeben, um ihn noch einzufangen, aber habe ihn nicht mehr gekriegt. Ich bin glücklich, ihn siegen zu sehen, er hat das verdient, er war die ganze Woche stark.“

Hinter Gesamtsieger Jorgenson und Lipowitz im Weißen Trikot, die letztlich 1:15 Minuten trennten, behauptete der Niederländer Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) seinen dritten Platz auf dem Schlusspodium. Sheffield schob sich durch seinen Etappensieg noch an Michael Storer (Tudor) und Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) vorbei auf Rang vier.

Pedersen kämpft wie ein Löwe um Grün

Storer und Almeida verpassten dabei um jeweils einen Punkt das Bergtrikot, das an Thomas Gachignard (TotalEnergies) ging. Alle drei blieben am letzten Tag ohne Punkte. Wie ein Löwe für sein Grünes Trikot kämpfte hingegen Mads Pedersen (Lidl – Trek). Der Däne attackierte vom Start weg, konnte sich nach mehreren Versuchen aber erst in der Abfahrt vom ersten Berg lösen. Bis zwölf Kilometer vor dem Ziel führte er das Rennen an und sammelte unterwegs die entscheidenden Zähler für Grün ein. Ob das Trikot dabei der Hauptaspekt war oder der Ex-Weltmeister vielmehr ein letztes Mal seine bestechende Form für Mailand-Sanremo unter Beweis stellen wollte, blieb offen.

In starker Verfassung präsentierte sich auch Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale, der hinter Sheffield und Jorgenson Tagesdritter wurde. “Ich hatte keine einfache Woche und bin froh, dass ich sie so abschließen konnte. Ineos hat ein sehr hohes Tempo angeschlagen und ich war etwas überrascht, dass Matteo so früh isoliert war. Visma hat aber die ganze Woche viel gearbeitet, um das Rennen zu kontrollieren. Das war also keine große Überraschung“, sagte der Österreicher im Ziel zu Eurosport.

So lief die 8. Etappe von Paris-Nizza:

Zumindest am letzten Tag machte die “Fernfahrt zur Sonne“ ihrem Namen alle Ehre. Nach Schnee, Regen und einstelligen Temperaturen warteten auf dem Teilstück rund um Nizza Sonne und 15 Grad auf das Feld.

Pedersen war der Erste, der sich bei diesen Bedingungen präsentieren wollte. Doch weder mit zwei Solo-Versuchen noch mit einer kleinen Gruppe konnte er sich lösen. Während sich nach vorne keiner aus dem Feld lösen konnte, fiel hinten auf permanent leicht ansteigendem Terrain früh ein Trio raus. Brandon McNulty (UAE – Emirates – XRG), Siebter der Gesamtwertung, gab kurz genauso auf wie Adrien Petit (Intermarché - Wanty) und Max Walker (EF Education - EasyPost). Keine 20 Kilometer waren da gefahren.

Das Streckenprofil der 8. Etappe von Paris-Nizza | Foto: Veranstalter

Nach 30 Kilometern versuchte es Pedersen erneut. Eine größere Gruppe um Ben O’Connor (Jayco – AlUla) und Julian Alaphilippe (Tudor) schloss sich ihm an, doch auch dieses Unterfangen scheiterte. Genauso wie die nächste Attacke des Dänen im Trio mit Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) und Jhonatan Narvaez (UAE – Emirates – XRG). Kurz vor dem Col de la Porte (1. Kategorie) war Pedersen als Solist zwar wieder gestellt, was ihn jedoch aber nicht daran hinderte, in der Abfahrt gleich wieder zu gehen. Erstmals wuchs ein Vorsprung auf über eine halbe Minute an, zum Ende der 25 Kilometer langen Abfahrt war es etwas mehr als eine Minute.

An der darauffolgenden Côte de Peille (1. Kategorie) zeigten sich dann die Favoriten. Nach einer vorbereitenden Attacke von Aleksandr Vlasov griff Lipowitz seine Konkurrenten Jorgenson und Arensman an, die aber beide parieren konnten. Dadurch verkleinerte sich 44 Kilometer vor dem Ziel die Spitze aber auf etwa 15 Fahrer. Danach versuchte Vlasov einen weiteren Vorstoß und schaffte es mit Gall kurz vor der Kuppe zu Pedersen vor.

Pedersen bis zum Col des Quatre Chemins vorne

In der Abfahrt holte sich das Trio ein paar weitere Sekunden heraus, mit denen es in den Col d'Èze ging, der aber statt einer Berg- die Sprintwertung des Tages beherbergte. In der Abfahrt hatte sich Sheffield aus der Favoritengruppe gelöst, 26 Kilometer vor dem Ende hatte er zur Spitze aufgeschlossen. Genau in dem Moment fuhr hinten aber Jorgenson los und ließ die Gruppe um Lipowitz stehen.

Als Pedersen und Sheffield am Èze um die Punkte sprinteten, rissen sie ein Loch zu Gall und Vlasov und setzten sich in der Abfahrt ab. Derweil konnte Jorgenson zu dem Duo aufschließen. Beide hatten bergab Mühe, dem Leader zu folgen. Der Vorsprung zu Lipowitz wuchs unterdessen auf eine Minute an. Als das Spitzenduo dann in den Col des Quatre Chemins einfuhr, hatte Pedersen nichts mehr zuzusetzen. Sheffield ließ ihn stehen und vergrößerte auch wieder die Lücke auf das Verfolgertrio, aus dem ein Duo wurde, nachdem Vlasov zurückgefallen war.

Der Russe allerdings kam genau zur richtigen Zeit zurück, als Lipowitz sich einer Attacke von Arensman erwehren musste. Mit vereinten Kräften wehrten sie den Angriff ab. Und auch Jorgenson musste nochmal einen Vorstoß parieren und Gall kurz vor der Kuppe des Chemins wieder zurückholen. Sheffield hielt seine 20 Sekunden Vorsprung auch auf den neun Kilometern Abfahrt bis ins Ziel nach Nizza.

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