Lipowitz Gesamtzweiter bei Paris-Nizza

Pedersen macht aus einem schrecklichen einen perfekten Tag

Von Sebastian Lindner

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Mads Pedersen (Lidl – Trek, li.) hat im Dauerregen die turbulente 6. Etappe von Paris-Nizza für sich entschieden. | Foto: Cor Vos

14.03.2025  |  (rsn) – Als wäre der verletzungsbedingte Ausstieg von Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) nicht schon genug gewesen, hat die 6. Etappe von Paris-Nizza auch noch für ordentlich Wirbel auf der Strecke und im Gesamtklassement gesorgt. Denn auch ohne viel Wind initiierte das Team des verletzten Dänen ein Staffelrennen, von dem vor allem Kapitän Matteo Jorgenson, Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe), Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) und Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) profitierten.

Und auch Mads Pedersen (Lidl – Trek) durfte sich freuen. Vingegaards Landsmann hatte ebenfalls den Anschluss geschafft und konnte schließlich nach 209,8 Kilometern in Berre l'Etang nahe Marseille direkt am Mittelmeer den Etappensieg feiern.

Leichtes Spiel hatte Pedersen aber auch in Abwesenheit des zweimaligen Etappensiegers Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) nicht. Denn der Ex-Weltmeister hatte sich in der 17-köpfigen Spitzengruppe nicht gescheut, für seinen GC-Kapitän Skjelmose Tempo zu bolzen. Und so kam Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) auf den letzten Metern noch bedrohlich nah an Pedersen heran. Wäre der Zielstrich noch ein wenig weiter entfernt gewesen, hätte wohl der Waliser den Sieg gefeiert. So musste er sich aber mit Rang zwei vor seinem Teamkollegen Samuel Watson begnügen.

“Nach einem solch harten Tag zu gewinnen, ist natürlich schön“, freute sich Pedersen über seinen dritten Saisonsieg im Flash-Interview. “Es wäre schade gewesen, da Zweiter oder Dritter zu werden. Für uns war das ein perfekter Tag, weil auch Skjelmose im GC nach oben klettern konnte.“ Hart war das Rennen vor allem wieder wegen der Bedingungen. “Heute Morgen dachte ich, dass es ein schrecklicher Tag werden würde, niemand mag bei Regen und fünf, sechs Grad fahren.“ Das wirkte sich auch auf seinen finalen Sprint aus. “Es war so kalt und da hat der Körper nicht wie üblich reagiert. Ich bin einen langen Sprint gefahren, aber Tarling ist so stark, man darf ihn nie abschreiben, nicht mal in einem Sprint wie diesem“, so der 29-Jährige.

In einem klassischen Massensprint gegen Merlier hätte sich Pedersen keine guten Karten ausgerechnet. Da der Belgier allerdings erst mit dem Feld knapp zwei Minuten hinter dem Sieger ankam, holte sich Pedersen auch noch das Grüne Trikot und hat nun einen Punkt Vorsprung auf Merlier.

Visma sorgt in der Abfahrt für die Vorentscheidung

Die entscheidenden Szenen spielten sich in der Abfahrt einer Bergwertung der 3. Kategorie rund 70 Kilometer vor dem Ziel ab. Dort hatte Visma zu sechst an der Spitze des Feldes voll aufs Tempo gedrückt, wobei Victor Campenaerts maßgeblich dafür verantwortlich war, dass das Feld in mehrere Teile zerfiel.

Lipowitz, der durch den Vingegaard-Ausfall auf Rang zwei der Gesamtwertung rutschte und weiter in Weiß unterwegs ist, Skjelmose, Arensman und auch Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) aber hatten den Braten gerochen und waren vorne dabei.

Bevor die Lücke zu groß wurde, konnten weitere Ineos-Profis mit Pedersen im Schlepptau aufschließen, doch für Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG), Lenny Martinez (Bahrain Victorious), Guillaume Martin (Groupama – FDJ) oder auch Pablo Castrillo (Movistar) war der Zug abgefahren. Obwohl deren Teams – mit Ausnahme von Bahrain, denn Martinez war noch eine Gruppe weiter zurück – ihre Kräfte zusammenwarfen, konnten sie die Spitze mit dem Gelben und dem Weißen Trikot nicht mehr zurückholen und kassierten schließlich 1:54 Minuten Rückstand. Für Martinez waren es am Ende sogar neun.

“Wir waren zur Stelle, als Campenaerts über die Bergwertung und in der Abfahrt attackierte“, erinnerte sich Tarling im Ziel an die vorentscheidende Situation. “Wir hatten uns schon auf so ein Szenario vorbereitet, auch wenn wir nicht dachten, dass der Wind stark genug sein würde, aber in Verbindung mit dem Regen hatte es dann den nötigen Effekt. Die entstandene Gruppe hatte genau die richtige Mischung“, so der 22-Jährige, der auch seinen Sprint nochmal schilderte: “ Ich wusste, dass es im Finale rutschig sein würde, nach der letzten Kurve war ich am Hinterrad von Mads und habe versucht, noch an ihm vorbeizukommen. Aber er ist halt ein Diesel.“

Jorgenson baut Führung gegenüber Lipowitz aus

Direkt nach dem Start der Etappe hatte auch Thomas Gachignard (TotalEnergies) in den Dieselmodus geschaltet und eine kleine Fluchtgruppe organisiert, die er bis zur ersten Bergwertung führte. Dort sicherte er sich drei Punkte – genug, um Almeida das Bergtrikot abzunehmen. Danach ließ er sich wieder zurückfallen.

Im Gesamtklassement baute Jorgenson seine Führung auch deshalb aus, weil er sich am Bonussprint sechs Sekunden vor Skjelmose (vier) und Lipowitz sicherte. Der Führende der Nachwuchswertung hat auf Rang zwei nun 40 Sekunden Rückstand auf den Träger des Gelben Trikots. Skjelmose (+0:59) verbesserte sich auf den dritten Platz vor Thymen Arensman (Ineos Grenadiers / +1:20), wogegen Almeida auf Rang fünf nun bereits 2:40 Minuten Rückstand aufweist.

So lief die 6. Etappe von Paris-Nizza

Auch am sechsten Tag der Fernfahrt zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite. Regen, fünf Grad, immerhin nur wenig Wind. Dennoch extrem unangenehm. Immerhin blieb das Profil auf der längsten Etappe des Rennens etwas zurückhaltender. Die Strecke, die sich größtenteils entlang der Rhone schlängelte, kam mit wenigen Hügeln aus.

Einen davon, nämlich den mit der ersten Bergwertung nach 88 Kilometern, hatte sich Gachignard herausgepickt. Er hatte direkt nach dem Start attackiert, Remi Cavagna (Groupama – FDJ) sich ihm angeschlossen. Nach 18 Kilometern kam auch noch Jakub Otruba (Caja Rural - Seguros RGA) dazu. Doch also Trio war die Gruppe nur kurz unterwegs. Denn nachdem Gachignard die Bergwertung gewonnen und damit ausreichend Punkte gesammelt hatte, um wieder das Bergtrikot zu übernehmen, ließ er sich zurückfallen. Kurze Zeit später ging es auch Otruba zu schnell, sod ass Cavagna bald als Solist unterwegs war.

Doch das geriet schon bald zur Nebensache. Denn in der Abfahrt der zweiten Bergwertung 70 Kilometer vor dem Ziel sprengte Visma – Lease a Bike das Feld in mehrere Teile. Alle sechs im Rennen verbliebenen Fahrer hatten sich vorne versammelt und eine Gruppe formiert, zu der auch die aufmerksamen Lipowitz und Skjelmose sowie Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) gehörten. Dahinter fand schnell fast die komplette Ineos-Mannschaft noch Anschluss, die auch Lipowitz-Helfer Matteo Sobrero und Pedersen mitbrachte.

Das Streckenprofil der 6. Etappe von Paris-Nizza | Foto: Veranstalter

In der zweiten Gruppe arbeiteten vor allem UAE – Emirates – XRG, Movistar und Groupama – FDJ, doch der Rückstand wurde zusehend größer und überschritt bald die 60-Sekunden-Marke. Vortagessieger Martinez hatte es aber nicht mal dorthin geschafft und war noch deutlich weiter zurück. Aber auch die zweite Gruppe gelang die Rückkehr nach vorne nicht mehr. Hielt sich der Abstand lange Zeit konstant, machte sich um die 15 Kilometer vor dem Ende mehr und mehr Resignation breit und die Differenz wuchs an, war dann bald bei 1:45 Minuten angekommen. Cavagna war da längst wieder gestellt.

Bis ins Ziel änderte sich daran nicht mehr viel, denn die Gruppe verzichtete auf Spielchen und nahm die Sekunden mit. Die einzige Attacke setzte Schachmann unter dem Teufelslappen. Doch die Beine waren zu schwer. So war es Pedersen, der vom Hinterrad des zweimaligen Deutschen Meisters den Sprint eröffnete. Tarling kam zwar noch sehr nah ran, aber nicht mehr vorbei. Für Schachmann reichte es noch zum achten Platz.

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