Fahrer kritisieren ASO nach fragwürdigem Re-Start

Vingegaard: “Wir hätten nicht weiterfahren sollen“

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Vingegaard: “Wir hätten nicht weiterfahren sollen“ "
Jonas Vingegaard (Visma - Lease a Bike) | Foto: Cor Vos

12.03.2025  |  (rsn) – Zwar schien im Finale der 4. Etappe von Paris-Nizza wieder die Sonne und das Rennen wurde nach einer rund dreiviertelsündigen Neutralisationsphase fortgesetzt. Doch einige Fahrer waren mit der Entscheidung der Jury nicht einverstanden, zumal die Umstände der Unterbrechung für großes Durcheinander sorgten und die Radprofis durch mehrere Unterbrechungen die Kälte voll zu spüren bekamen.

Besonders heftig kritisierten Oliver Naesen (Decathlon – AG2R La Mondiale) und Ilan van Wilder (Soudal – Quick-Step) die Organisatoren, beklagten aber auch fehlende Solidarität unter den Fahrern. Der Gesamtführende Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) schloss sich der Meinung der beiden Belgier an, wonach die Etappe hätte abgesagt werden müssen.

“Nach dem Neustart wurde mir nicht mehr warm und ich fühle mich auch jetzt noch unterkühlt. Wir hätten nicht mehr weiterfahren sollen. Allen war kalt, man spürte die Bremsen nicht mehr. Man hat dann ein paar Minuten Zeit zum Aufwärmen, aber das geht nicht“, sagte der Däne, der nach einer Attacke auf den letzten zwei Kilometern schon den Tagessieg vor Augen hatte, auf den letzten Metern aber noch von Joao Almeida (UAE Team Emirates – XRG) abgefangen wurde und sich mit Rang zwei begnügen musste.

Naesen und Van Wilder beschwerten sich zudem über die mangelnde Kommunikation seitens der Organisatoren, als die Etappe unterbrochen worden war. “Die rutschigen Straßen waren tatsächlich zu gefährlich für ein Rennen. Doch zunächst mussten wir zehn Minuten stillstehen, dann ohne Angabe von Gründen nach 15 Kilometern wieder absteigen und erneut warten“, sagte Van Wilder gegenüber Het Laatste Nieuws.

Naesen, der als Fahrer-Vertreter bei Paris-Nizza fungiert, kritisierte das Verhalten des Movistar Teams, das bereits das Tempo erhöhte, als einige Fahrer noch nicht wieder ins Feld zurückgekehrt waren. Dazu sollen auch Ben O’Connor (Jayco – AlUla) und Aleksandr Vlasov (Red Bull – Bora – hansgrohe) gehört haben, die so ihre guten Platzierungen im Gesamtklassement einbüßten.

“Movistar hat sofort den Hahn aufgedreht“, sagte Naesen auf Sporza. “Einige Jungs hingen noch zwischen den Wagen fest. Die Solidarität lag bei 0,0. Das ist Wettbewerbsverzerrung. Ich persönlich habe da nichts zu gewinnen, aber ich denke an Männer wie Ben O'Connor und Aleksander Vlasov. Sie gehen davon aus, dass das Rennen gestoppt ist und das erste, was sie sehen ist, dass die Gruppe in drei Teile zerfallen ist. Das darf so nicht passieren.“

Scharfer Re-Start aus dem Stand zerreißt das Feld sofort

Nach dem Re-Start knapp 29 Kilometer vor dem Etappenziel auf kleinem, ansteigendem Sträßchen, hatte es keine neutralisierte Startphase gegeben, sondern man ließ das Peloton aus dem Stand sofort Rennen fahren, um die Abstände zwischen der Spitzengruppe und dem Hauptfeld von vor der Unterbrechung exakt wieder herstellen zu können. Das hatte aber den Effekt, dass einige Fahrer an der Spitze des Hauptfeldes sofort lossprinteten, während andere am Ende des Feldes noch lange im Stau standen. Das Peloton zog sich sofort weit in die Länge und zerriss in mehrere Gruppen.

Naesen zufolge hätten sich die Mannschaften für einen Abbruch der Etappe aussprechen müssen. “Ich habe die Teams nach ihrer Meinung gefragt und eine Stichprobe gemacht. Sieben Teams sagten, sie wollten aufhören und zwei wollten sich der Mehrheit anschließen“, erklärte er und erinnerte an den Massensturz auf der 5. Etappe des letztjährigen Critérium du Dauphiné: “Da sind 120 Mann hingefallen. Das hätte noch einmal passieren können.“

Joly: "Abrupter Neustart hat unsere Chancen zunichtegemacht"

Beistand erhielt der 34-jährige Naesen von seinem Sportdirektor Sébastien Joly, der ebenfalls mangelnde Kommunikation und das Durcheinander in der neutralisierten Phase beklagte. “Der Veranstalter neutralisierte das Rennen zunächst, was angesichts der Bedingungen die richtige Entscheidung war. Anschließend dauerte es lange, bis sich alle wieder formiert hatten, und die Fahrervertreter, darunter Oliver, konnten die Situation bedauerlicherweise nicht mit dem Veranstalter besprechen. Ein Neustart mit zunächst neutralisiertem und anschließend scharfem Start wäre besser gewesen“, sagte der Franzose in einer Mitteilung seiner Equipe.

Stattdessen habe man unvermittelt die Information erhalten, dass “das Rennen in zwei Minuten fortgesetzt“ werden würde, wovon man wie andere Teams auch überrascht worden sei. “Dieser abrupte Neustart hat unsere Chancen auf ein gutes Ergebnis heute komplett zunichte gemacht“, sagte Joly, dessen Kapitäne Aurélien Paret-Peintre (19. / + 1:40) und Felix Gall (23. / + 1:56) den Schaden zumindest begrenzen konnten. “Jetzt konzentrieren wir uns auf die morgige Etappe mit einem anspruchsvollen Ziel, das uns gut liegt. Unsere Leader Felix und Aurélien sind in Topform, und wir werden alles tun, um sie zu unterstützen“, fügte der Ex-Profi kämpferisch an.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.03.2025Paris-Nizza-Sturz: Vingegaard bestätigt Gehirnerschütterung

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz auf der 5. Etappe von Paris-Nizza schlimmer verletzt als bisher bekannt war. Wie der Däne nun selber gegenüber der Zeitu

19.03.2025Skjelmose: “Der Helm hat mich vor schwerer Kopfverletzung bewahrt“

(rsn) – Nur wenige Tage nach seinem schlimmen Sturz auf der Königsetappe von Paris-Nizza kann Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) wieder trainieren – wenn auch vorerst nur auf der Rolle. Wie der in

17.03.2025Vingegaard und Skjelmose haben Comeback in Spanien im Sinn

(rsn) – 39 von 154 Fahrern beendeten die zurückliegende 83. Ausgabe von Paris-Nizza nicht. Der Großteil davon strich die Segel, weil sich nach den Wetterkapriolen der Woche, die sich erst am Schlu

16.03.2025Lipowitz imponiert bei seinem ersten Einsatz als Leader

(rsn) – Auf der Königsetappe von Paris-Nizza hatte Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) dem Gesamtführenden Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) noch drei Sekunden abgenommen. B

16.03.2025Jorgenson gelingt Titelverteidigung mit Ansage, Lipowitz Zweiter

(rsn) – Er hatte es von Anfang keinen Zweifel an seinen Ambitionen gelassen. “Ich will Paris-Nizza gewinnen“, kündigte Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) vor dem 80. Paris-Nizza (2. UWT)

15.03.2025Pedersen präsentiert sich bei Paris-Nizza in Sanremo-Form

(rsn) – Den Sprint der Favoritengruppe an der Skistation Auron gewann ein Fahrer aus der Lidl-Trek-Mannschaft. Leider nicht Mattias Skjelmose, den man am ehesten bei den anderen Klassement-Fahrern

15.03.2025Warum sicherte niemand diese gefährliche Stelle?

(rsn) - Wieder so ein überflüssiger Sturz! 52 Kilometer vor dem Ziel der 7. Etappe von Paris-Nizza kam Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) zu Fall. Dabei verletzte sich der bis dahin auf Rang drei der

15.03.2025Skjelmose stürzt schwer und muss Paris-Nizza aufgeben

(rsn) – Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) hat die Fernfahrt Paris-Nizza (2.UWT) nach einem schweren Sturz auf der 7. Etappe aufgeben müssen. Nach Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) ist er d

15.03.2025Storer feiert Ausreißercoup bei Schnee und Regen

(rsn) – Der Australier Michael Storer (Tudor) hat in strömendem Regen die 7. Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza (2. UWT) gewonnen. Der einstige Bergkönig der Spanienrundfahrt setzte sich aus einer

15.03.2025Lefevere schießt gegen ASO: “Wettbewerbsverzerrung“

(rsn) – Patrick Lefevere hat die Organisatoren bei Paris-Nizza (2.UWT) für den Re-Start nach der Neutralisation auf der 4. Etappe scharf kritisiert. „Man sollte meinen, dass Organisationen dieses

14.03.2025Lipowitz mit richtigem Riecher bei Visma-Totalangriff

(rsn) – Mit einer herausragenden Teamattacke hat Visma – Lease a Bike viele ihrer Kontrahenten im Kampf um den Gesamtsieg auf der 6. Etappe der 83. Fernfahrt Paris-Nizza auf dem falschen Fuß erw

14.03.2025Pedersen macht aus einem schrecklichen einen perfekten Tag

(rsn) – Als wäre der verletzungsbedingte Ausstieg von Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) nicht schon genug gewesen, hat die 6. Etappe von Paris-Nizza auch noch für ordentlich Wirbel auf der

Weitere Radsportnachrichten

15.07.2025Pogacar fletscht mit den Zähnen: “Jetzt kommt unser Terrain“

(rsn) – Zur Halbzeit der 112. Tour de France war Ruhe im Peloton angesagt – zumindest was Rennen anbelangt. Am Dienstag standen in Toulouse Ausfahrten auf dem Programm, Entspannung durfte aber auc

15.07.2025Tückisches Finale in Toulouse

(rsn) – Nach dem ersten Ruhetag geht es bei der 112. Tour de France in Toulouse ziemlich hitzig zur Sache. Die 11. Etappe ist zwar nur 157 Kilometer lang, aber vielleicht tückischer, als es das Pro

15.07.2025Politt: “Es war gut, das Gelbe Trikot nochmal abzugeben“

(rsn) – Am ersten Ruhetag der Tour de France 2025 fällt die Bilanz der zehn deutschen Starter durchwachsen aus. Genau genommen sind es sogar nur noch neun, denn nach seinem schweren Sturz auf der 9

15.07.2025Evenepoel: “Natürlich kann ich dazu nichts sagen“

(rsn) – Am ersten Ruhetag der Tour der France stellten sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und sein Teamkollege Tim Merlier den Fragen der Presse. Dabei lag der Fokus natürlich hauptsächl

15.07.2025Nach Tour-Sturz muss sich Philipsen wieder neu motivieren

(rsn) – Nach seinem frühzeitigen Ausscheiden bei der Tour de France erholt sich Auftaktsieger Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) derzeit von den Folgen seines Sturzes auf der 3. Etappe, bei

15.07.2025UAE führt dank Pogacar die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – In der Teamwertung der Tour de France muss sich UAE – Emirates hinter Visma – Lease a Bike mit Rang zwei begnügen. Dafür führt das Team von Titelverteidiger Tadej Pogacar am ersten Ru

15.07.2025Lipowitz: “Ich würde mich als Edelhelfer bezeichnen“

(rsn) - Am ersten Ruhetag der Tour de France freut sich Florian Lipowitz nach einer kleinen, zweistündigen Ausfahrt mit kurzen Belastungen, damit der Körper im Modus bleibt, auf ein kurzes Mittagssc

15.07.2025Bei Gall ist trotz Erkältung “alles im Grünen Bereich“

(rsn) – Nach einem schweren Tag bei der Tour de France freute sich Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) auf den ersten Ruhetag. Auf der ersten Bergetappe der diesjährigen Frankreich-Rundfahr

15.07.2025Soudal verlängert mit Evenepoel-Helfer Van Wilder

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.07.2025Lenny Martinez bei der Tour in den Fußstapfen des Großvaters

(rsn) – Mit wenig Erfreulichem im Gepäck reisen die französischen Profis nach Toulouse zum ersten Ruhetag der Tour de France. Nach knapp der Hälfte der Rundfahrt steht noch kein heimischer Etappe

14.07.2025“Scheißtag“ kostet Buchmann alle Klassement-Hoffnungen bei der Tour

(rsn) – Er hatte sich die Berge so sehr gewünscht. Nun sind sie da. Aber Emanuel Buchmann ist auf der Suche nach seinen Beinen. Für den Cofidis-Kapitän war die 10. Etappe der Tour de France im Ze

14.07.2025“Healy hat die Tür zu Gelb mit beiden Füßen aufgetreten“

(rsn) – Das 43-Kilometer-Solo zum Etappensieg auf der 6. Etappe der Tour de France war eine extrem beeindruckende Leistung von Ben Healy (EF Education – EasyPost). Auf der 10. Etappe hat er sich

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)