RSNplusBei Cross-WM nochmal “ein Ding raushauen“

Dauerbrenner Meisen gibt in Liévin seine Abschiedsvorstellung

Von Peter Maurer aus Lievin

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Marcel Meisen | Foto: Cor Vos

01.02.2025  |  (rsn) - In den vergangenen knapp 20 Jahren war Marcel Meisen aus dem deutschen Cyclocross-Sport nicht wegzudenken. Neun nationale Titel hat der Stolberger in der Elite errungen, dazu kommt noch einer in der U23. Insgesamt 42 Siege gelangen ihm bei internationalen Rennen, fast in jedem Land Europas stand er zumindest einmal auf dem obersten Podium. Nach den Weltmeisterschaften in Lievin zieht der 36-Jährige nun einen Schlussstrich und beendet seine lange und erfolgreiche Karriere.

“Nach dem Sonntag ist nichts mehr geplant. Das wird mein allerletztes Rennen werden“, erzählte Meisen im Gespräch mit RSN vor den Titelkämpfen im Norden Frankreichs. “Ich probiere jetzt gar nicht viel daran zu denken, weil ich nicht durcheinanderkommen will vor dem Wettkampf. Am Sonntag versuche ich, das Rennen so gut es geht zu genießen, allerdings ist alles, was danach kommt, mehr Genuss“, fügte er an. ___STEADY_PAYWALL___

In Deutschland gehört der Rheinländer zu den großen Aushängeschildern, aber auch international war Meisen respektiert. Jahrelang war er Teamkollege von Mathieu van der Poel, erlebte auch den Aufstieg des Cross-Dominators und dessen Mannschaft auf der Straße. “Mathieu hat den Cyclocross geprägt und auch noch größer gemacht. Elf Jahre ist es jetzt schon her, dass er das erste Mal Weltmeister wurde. Sowohl er als auch Wout van Aert haben bewiesen, dass Cyclocross und die Straße kombinierbar ist und für mehr Akzeptanz gesorgt. Von den reinen Crossern zählte auch ich immer zu einem der besten Straßenfahrer“, erinnerte sich Meisen.

Marcel Meisen (li.) stand 2018 gemeinsam mit seinem Teamkollegen Mathieu van der Poel auf dem Podium des Crosslaufs im belgischen Neepelt. | Foto: Cor Vos

Von 2017 bis 2021 war er Teamkollege von Van der Poel, erlebte die Verwandlung des kleinen Straßenteams Corendon – Circus in die WorldTour-Mannschaft Alpecin – Fenix. “Dass Mathieu ein Ausnahmetalent war, das wussten wir schon immer. Die Frage war nur, ob er den Straßenweg einschlagen wird und auch beim Team bleibt“, blickte er zurück und fügte an: “Von 2018 auf 2019 ging es ganz schnell. Vorher sind wir schon einige Rennen gefahren, wo wir die WorldTeams als Mannschaft platt gemacht haben, aber der Sprung dann war enorm, der dann mit dem Sieg beim Amstel Gold endete.“

2020 Deutscher Meister im Cross und auf der Straße

Der Sieg seines Teamkollegen war auch aus einem anderen Grund für Meisen ein besonderes Erlebnis. Denn er selbst wuchs nur wenige Kilometer entfernt auf. “Ich habe nur 40 Kilometer bis Valkenburg und das ist eine Region, in die du als Radsportler gerne fährst. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Karriere als Straßenfahrer machen kann. Der Wunsch war groß, einmal dort am Start zu stehen und den konnte ich mir 2019 erfüllen“, so Meisen.

Der größte Erfolg auf der Straße: Im Jahr 2020 wurde Meisen auf dem Sachsenring Deutscher Meister | Foto: Cor Vos

Gerne erinnert er sich zurück an jenem Tag, als eine kleine Gruppe von Crossern den Straßenprofis das Fürchten lernte: “Als dann ein Jahr später Alpecin einstieg als Sponsor, hat sich das nochmals gewandelt. Waren wir früher ein paar Cyclocross-Spezialisten und ein paar Straßenfahrer, so ist es dann ein großes internationales Team geworden.“ In diesem Trikot triumphierte Meisen 2020 dann auch auf der Straße, als er auf dem Sachsenring Deutscher Meister wurde.

“Die DM war immer schon so ein Rennen, wo ich dachte, da ist für mich was Größeres möglich. 2013 wurde ich schon Vierter und dann hat es 2020 endlich geklappt mit dem Sieg. Das ist sicher mein größer Erfolg auf der Straße gewesen“, erklärte Meisen, der damals als erster Fahrer seit 36 Jahren Meister sowohl auf der Straße als auch im Cross wurde.

Mit 19 Jahren schon EM-Fünfter in Liévin

Im Cyclocross war sein bestes Resultat bei großen Titelkämpfen der fünfte Rang bei den Europameisterschaften 2008, als sein Landsmann Philipp Walsleben die Goldmedaille gewann, übrigens in Liévin, dem Austragungsort der aktuellen Weltmeisterschaften. “Ich denke immer wieder mal daran, für das Rennen jetzt macht es aber keinen großen Unterschied“, so Meisen, der damals als 19-Jähriger in die Elite des Sports vorstieß. Bei Weltmeisterschaften waren die achten Plätze in Tabor 2015 und Bogense 2019 die Topplatzierungen. Das Rennen am Sonntag wird sein 19. WM-Start sein, zählt man die Starts bei den Junioren, der U23 und in der Elite zusammen.

“Ich würde gerne noch einmal in die Top 20 kommen. Ändern wird das aber auch nicht mehr viel an meiner Karriere. Ich weiß, dass ich an die Leistungen von früher nicht mehr rankomme. Bis vor ein paar Jahren war alles außerhalb der Top 15 kein gutes Ergebnis mehr. Am Sonntag wäre das schon noch mal was anderes, wenn ich so ein Ding raushauen könnte“, sagte Meisen, der in den letzten 15 Jahren sicherlich zu den besten Vertretern seines Sports gehörte.

Meisen bei der Cross-WM 2023 in Hoogerheide, bei der er Rang 32 belegte. | Foto: Cor Vos

In seiner letzten Saison ließ sich Meisen von zwei YouTubern, den ehemaligen Kontinental-Fahrern Tobias Knaup und Richard Weinzheimer begleiten. Sie sind auch bei seinem letzten Rennen in Liévin mit dabei. Zwischen 50.000 und 150.000 Aufrufe haben deren Videomitschnitte. “Das Ziel war es, neue Leute für unseren Sport zu gewinnen, die vorher keinen Zugang hatten. So muss man das auch im Radsport angehen, wenn du keinen Superstar hast, der das Fernsehen begeistert. Dann muss man eben kreative Kanäle nutzen und die beiden Jungs haben auch viel Herz für den Crosssport“, erzählte Meisen, der eine große Lücke hinterlassen wird.

Obgleich sich mit dem jungen Benedikt Benz auch schon ein neues Gesicht anschickt, diese zu füllen. Der 17-Jährige gewann vor einer Woche den Weltcup der Junioren in Hoogerheide. “Das ist jetzt schon lange keinem deutschen Fahrer mehr gelungen, auf dem Weltcup-Podium zu stehen. Er regelt das gut mit seinen Beinen und eine Woche vor der WM eine gute Form zu haben, ist ein Zeugnis, dass vielleicht etwas möglich ist hier in Liévin“, erklärte Meisen zu seinem möglichen Nachfolger und fügte abschließend an: “Man muss aber sehen, ob er beim Cross bleibt oder auf die Straße geht. Noch ist Cyclocross keine Olympische Disziplin und außerhalb von Belgien oder den Niederlanden wirst du eher auf diese ausgerichtet sein. Mit einem Olympiadebüt von Cyclocross könnte sich aber einiges ändern in der Zukunft.“

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