RSNplusUAE-Neuzugang ohne eigene Ambitionen

Politt als Pogacars Bodyguard zu seiner achten Tour

Von Jan Zesewitz

Foto zu dem Text "Politt als Pogacars Bodyguard zu seiner achten Tour"
Nils Politt (UAE Team Emirates) | Foto: Cor Vos

27.06.2024  |  (rsn) – In seine achte Tour de France startet Nils Politt (UAE Team Emirates) unter anderen Vorzeichen als in die vorherigen. Neues Team, neue Mitstreiter, neuer Kapitän – und der ist nicht irgendjemand, sondern Tadej Pogacar, der in diesem Jahr das Giro-Tour-Double anpeilt.

Dafür wird Politt wie seine Teamkollegen auch persönliche Ziele hinten anstellen müssen. Das trübt aber keineswegs seine Vorfreude. "Die ist riesengroß und ich freue mich darauf, am Dienstag nach Florenz zu fliegen und mit dem Team zusammen zu kommen", sagte Politt am Rande der Deutschen Meisterschaft gegenüber radsport-news.com.

Der Erfolg des Teams respektive des Kapitäns geht also über individuelle Ambitionen – zumal Politt sich seinen persönlichen Tour-Traum schon erfüllt hat, als er 2021 in Nimes eine Etappe gewann. Damals war der Allrounder der stärkste einer 13-köpfigen Ausreißergruppe und fuhr die letzten zwölf Kilometer solo ins Ziel.

Politt zuversichtlich: “Das Team hat einen Flow“

Auch bei seinen anderen Tour-Teilnahmen war das ein gewohntes Bild. Ob im Trikot von Katusha, Israel – PremierTech oder eben Bora – hansgrohe: Politt war stets ein Aktivposten im Rennen und versuchte, über Gruppen zum Erfolg zu kommen. Bei der 111. Tour de France aber ist alles ganz anders: "Ich reise ohne eigene Ambitionen zur Tour", sagte der 30-Jährige in einer Medienrunde während der DM und fügte erklärend an: "Wenn wir den Sieg holen, dann haben wir alle gewonnen. Und ich bin vielleicht auch froh, wenn ich ein paar Tage statt in einer Spitzengruppe einfach im Feld verbringen kann."

___STEADY_PAYWALL___

Die Chancen zum Erreichen dieses für ihn neuen Ziels stehen nicht schlecht. Pogacar geht als Topfavorit ins Rennen, das Team um ihn herum ist so stark einzuschätzen wie kein anderes. Adam Yates und Joao Almeida etwa wären selbst Kandidaten für das Podium – Yates gelang dies vergangenes Jahr sogar. Beide dominierten zuletzt die Tour de Suisse (2.UWT) nach Belieben.

2021 gewann Nils Politt die Tour-de-France-Etappe nach Nimes. | Foto: Cor Vos

In der Woche zuvor war Politt beim Critérium du Dauphiné im Einsatz. Dort lief es für sein Team weniger gut als danach in der Schweiz, nicht zuletzt weil Kapitän und Tour-Debütant Juan Ayuso in den schweren Massensturz verwickelt war und die Rundfahrt nicht beenden konnte. Auch der Deutsche kam zu Fall, wenn auch mit weniger gravierenden Folgen. Trotz dieses Dämpfers sieht Politt UAE Emirates für die Tour hervorragend aufgestellt.

"Die Vorfreude ist auch deshalb groß, weil wir ein so starkes Team haben. Das hat sich schon in den Vorbereitungsrennen gezeigt. Das Team hat einen richtigen Flow. Wir sind alle entspannt – klar müssen wir unsere Leistung bringen, aber die Truppe ist einfach super."

Mit Topform am Start – “die Werte stimmen“

Pavel Sivakov und Marc Soler sind neben Ayuso, Yates und Almeida weitere starke Helfer in den Bergen. Das achte Tour-Mitglied ist Tim Wellens. Der Belgier ist ein Allrounder mit enorm viel Erfahrung. Er wird sowohl im Flachen als auch bei hügeligen Etappen ein wichtiger Mann für Pogacar sein.

Politts Aufgabengebiet wird vor allem im Flachen liegen. "Erstmal soll ich Tadej auf den Flachetappen aus dem Wind halten und ihn in den entscheidenden Momenten vor den Finalen sicher durchs Feld führen. Auch sonst sind es Helferdienste“, kündigte er an. Dagegen werde man ihn “in Ausreißergruppen wird wohl kaum sehen.“

Stattdessen wahrscheinlich regelmäßig weit vorne im Feld und immer in der Nähe seines Kapitäns. Dies könnte vor allem während der extrem abwechslungsreichen ersten Woche wichtig werden. Die Tour beginnt mit einer anspruchsvollen Etappe von Florenz nach Rimini, auf der mehr als 3000 Höhenmeter zu bewältigen sind.

UAE Team Emirates tritt zur Tour mit einem extrem starken Aufgebot an. | Foto: Cor Vos

Umso wichtiger ist es, dass Politts Form bereits zum Auftakt top ist – Zeit zum Einfahren wie in früheren Tour-Ausgaben gibt es auch in diesem Jahr nicht. Politt sieht sich gerüstet: "Die Werte stimmen im Training und im Rennen. Ich gehe davon aus, dass wir als Team in Topform bei der Tour an den Start gehen werden."

Wichtige Helferdienste in der anspruchsvollen ersten Woche

Schon das Finale der 2. Etappe in Bologna könnte für Pogacar interessant werden, wenige Kilometer vor dem Ziel geht es über den steilen Anstieg nach San Luca. Es folgt eine Sprintetappe, bevor schon am vierten Tag der Col du Galibier auf dem Programm steht. Das Zeitfahren der 7. Etappe dürfte die erste “Erholungspause“ für Politt bedeuten – auch wenn der Deutsche Zeitfahrmeister unter anderen Umständen durchaus Ambitionen hegen würde.

Stattdessen wird er Kräfte sparen für die "Gravel-Etappe" rund um Troyes, die zwei Tage später ansteht. 14 Schotter-Sektoren dürften für viel Nervosität im Peloton sorgen und Politt kann gerade hier ein sehr wichtiger Helfer für Pogacar sein.

Bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim holte sich Politt seinen zweiten Zeitfahrtitel. | Foto: Cor Vos

"Die ersten Tage werden sehr hektisch und das Gesamtklassement wird durchgemischt werden", sagte der Rheinländer voraus. "Dann geht es ziemlich schnell zum Galibier und da wird es zum ersten Showdown der Favoriten kommen."

Den entscheidenden Kampf unter den Favoriten wird es diesmal nicht schon auf der vorletzten Etappe, sondern erst im finalen Zeitfahren von Nizza geben. Ein "komisches" Gefühl sei es schon, dass zum Finale keine Sprinteretappe auf den Champs Élysées ansteht. Politt wird es allerdings verschmerzen können, wenn er sich die Entscheidung "bei einem Bier" ansehen wird. Vor allem dann, wenn sein Kapitän das Gelbe Trikot mit nach Hause nimmt. Dann sind alle Ziele erreicht.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.11.2024Cavendish gewinnt in Singapur den letzten Sprint seiner Karriere

(rsn) – Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) hat das letzte Rennen seiner Karriere standesgemäß beendet. Der 39-jährige Brite ließ in Singapur beim von der ASO organisierten Prudential Critérium i

24.07.2024Geschke würde “gerne nochmal zur WM fahren“

(rsn) – Simon Geschke hat seine letzte Tour de France beendet. Bei zwölf Teilnahmen gelang ihm 2015 in Pra-Loup einer seiner drei Profisiege der Karriere, die zum im Oktober ihr Ende finden wird. V

24.07.2024Wirbelfraktur bei Roglic

(rsn) – Die 12. Etappe der Tour de France 2024 wird Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch länger in Erinnerung bleiben. Nicht nur, dass sein Sturz weniger Kilometer vor dem Ziel in V

23.07.2024Nach Tour-Aus noch Fragezeichen hinter Roglics Vuelta-Start

(rsn) – Nachdem er die Tour de France in Folge von zwei Stürzen binnen 24 Stunden vorzeitig verlassen musste, befindet sich Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch in der Erholungsphas

23.07.2024Tour-Dritter Evenepoel: “Noch etwas größer als der Vuelta-Sieg“

(rsn) – Nach seinem erfolgreichen Tour-de-France-Debüt blickt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) zuversichtlich nach vorn. “Ich denke, dieser Podestplatz bedeutet für meine Zukunftspläne,

22.07.2024Titelverteidiger bezwungen, zwei Topteams gehen leer aus

(rsn) – In Nizza endete am Sonntag die 111. Austragung der Tour de France. Das Rennen rund um Frankreich, welches heuer erstmals in Italien begann, sorgte für viel Action, Dramatik, Freude und Trä

22.07.2024Pogacar: “Superdumm, etwas zu nehmen, was Dich gefährdet“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nicht nur den Giro d’Italia, sondern auch die Tour de France fast nach Belieben dominiert. Der Slowene gewann beide Rundfahrten dank jeweils sechs Et

22.07.2024Pogacar und UAE auch im Preisgeld-Ranking der Tour Nummer 1

(rsn) – UAE Team Emirates hat bei der 111. Tour de France dank Tadej Pogacar auch beim Preisgeld groß abgesahnt. Dagegen ist das deutsche Team Red Bull – Bora – hansgrohe das Schlusslicht des

22.07.2024Pogacar kehrt auf den Thron zurück, Girmay Afrikas Radsportheld

(rsn) – Drei Wochen Tour de France sind am Sonntagabend in Nizza zu Ende gegangen. Erstmals fand das Finale des größten Radrennens der Welt nicht in der französischen Hauptstadt Paris statt, son

21.07.2024Auch ohne Etappensieg eine Tour-Bilanz mit Erfolgen

(rsn) – Acht deutsche Fahrer starteten vor drei Wochen in Florenz in die 111. Tour de France und sieben davon erreichten das Ziel in Nizza. Zwar müssen die deutschen Fans weiter auf den ersten Eta

21.07.2024Tadej, der Gnadenlose: Pogacar unterwirft sich die Tour

(rsn) - Die Geschichte kennt Iwan, den Schrecklichen, Vlad, den Pfähler und Eddy, den Kannibalen. Mit ersterem ist nicht der frühere Giro-Sieger Ivan Basso gemeint, sondern der grausame Zar, der sei

21.07.2024Vingegaard: “Unter normalen Umständen wäre ich enttäuscht“

(rsn) - Mit seinem sechsten Etappensieg vollendete Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht nur das Double aus Giro d´Italia und der Tour de France, sondern stellte auch seine Anzahl an Tageserfolgen

Weitere Radsportnachrichten

15.09.2025UCI äußert “völlige Ablehnung und tiefe Besorgnis“ nach Vuelta-Chaos

(rsn) – Lange Zeit war während der Vuelta nichts von der UCI zu hören. Der Weltverband berief sich auf seine politische Neutralität und hielt sich raus, während bei einem der wichtigsten Wettbew

15.09.2025“Das war organisiertes Verbrechen“, “Sie waren fast wie wilde Tiere“

(rsn) – Die Vuelta Espana 2025 wird als besonders in die Geschichte eingehen. Nicht unbedingt aufgrund der sportlichen Auffälligkeit, wenngleich Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) unter ande

15.09.2025Cofidis-Profi Robeet mit Schlaganfall ins Krankenhaus

(rsn) - Für Mick van Dijke (Red Bull - Bora - hansgrohe) ist die Saison mutmaßlich beendet. Der Niederländer ist am Samstag in seiner Heimat bei einer Trainingsausfahrt gestürzt und brach sich dab

15.09.2025Vuelta-Chef Guillén spricht von “absolut inakzeptablen“ Verhältnissen

(rsn) – Dass Sport und Politik selten harmonieren, ist keine neue Erkenntnis. In der Dimension der auftretenden Probleme hat die Vuelta a Espana aber zumindest in Radsport-Verhältnissen gemessen

15.09.2025Pidcock strahlt neben Vingegaard: Wo geht die Reise hin?

(rsn) – Thomas Pidcock (Q36.5 Pro Cycling Team) hat bei der 80. Ausgabe der Vuelta a España Geschichte geschrieben. Sein dritter Gesamtrang in Spanien bescherte zum zweiten Mal in diesem Jahrtausen

15.09.2025Vingegaard & Co. am Hotelparkplatz auf Kühlboxen geehrt

(rsn) - Die pro-palästinensischen Proteste, die am Sonntag für ein vorzeitiges Ende der Vuelta 2025 sorgten, hatten nicht nur die letzte Etappe auf dem Gewissen, sondern auch die offizielle Siegereh

15.09.2025Zwischen Stolz und Unvollendung: Vingegaards seltsamer Triumph

(rsn) – Jonas Vingegaard (Team Visma – Lease a Bike) hat die 80. Ausgabe der Vuelta a España und damit die dritte Grand Tour seiner Karriere gewonnen. Vor João Almeida (UAE - Emirates – XRG/+1

15.09.2025Mattheis gewinnt Bergankunft am Lushan Mountain

(rsn) – Die elftägige Tour of Poyang Lake (2.2) durch Zentralchina hätte für das Team Bike Aid und vor allem für Oliver Mattheis kaum besser starten können. Der 30 Jahre alte Kletterer des deut

15.09.2025Riccitello schließt sich Decathlon an

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.09.2025Bock gewinnt Finale in Wenholthausen – Theiler sichert sich Bundesliga-Gesamtsieg

(rsn) - Mit dem Rennen in Wenholthausen ist die Rad-Bundesliga 2025 zu Ende gegangen. Der Wettkampf, der zugleich als Deutsche Bergmeisterschaft gewertet wurde, bot wie gewohnt einen harten Kampf. De

15.09.2025Die Strecken für die Straßenrennen bei der WM 2025 in Ruanda

(rsn) – Die Straßenrennen bei den Weltmeisterschaften 2025 in Ruanda haben es in sich. Vor allem die nackten Zahlen sprechen bereits Bände und suggerieren Titelkämpfe, die nur unter reinen Bergsp

15.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine