Kampf um Weiß bei der 111. Tour de France

Nach vier Jahren wird der Nachfolger von Pogacar gesucht

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Nach vier Jahren wird der Nachfolger von Pogacar gesucht"
Als erster Fahrer konnte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) das Weiße Trikot viermal gewinnen. | Foto: Cor Vos

28.06.2024  |  (rsn) – Als erster Fahrer hat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) vier Jahre lang die Nachwuchswertung der Tour de France dominiert. Zweimal gewann er dabei die Rundfahrt, zweimal wurde er Gesamtzweiter. Nun ist der 25-Jährige dem Weißen Trikot aber entwachsen und es gilt einen Nachfolger zu finden. Anspruch auf die Spitzenposition in der Sonderwertung erheben dabei aber erneut keine Underdogs. In Nizza wird sehr wahrscheinlich ein gestandener Radsportstar in Weiß auf dem Podium stehen.

Denn die Liste der 1999 oder später geborenen Spitzenfahrer ist lang. Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat mit der Vuelta a Espana bereits eine Grand Tour für sich entschieden und gilt bei dieser Tour als einer der drei größten Herausforderer für Pogacar sogar ums Gelbe Trikot. Er ist damit der heißeste Anwärter darauf, bester Nachwuchsfahrer zu werden.

Wegen zwei schweren Stürzen verlief seine Vorbereitung allerdings nicht optimal. Nach dem Critérium du Dauphiné (2.UWT) zog er nach einem Zeitfahrsieg und mäßigen Auftritten in den Bergen ein gemischtes Resümee und zuletzt verzichtete er wegen einer leichten Erkältung auf die Belgischen Meisterschaften.

Die spanischen Supertalente:

Im Windschatten des Weltmeisters von Wollongong verstecken sich zwei Spanier mit ähnlichem Talent, aber komplett anderer Ausgangslage. Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) beendete die Frankreich-Rundfahrt 2023 mit einem Etappensieg im Gepäck als Fünfter. Bei der Dauphiné, die er als Vierter abschloss, gewann der 23-Jährige den letzten Tagesabschnitt. Seine Form stimmt also und er ist der Leader seines Teams. Mit Tom Pidcock und Egan Bernal hat er aber noch zwei Co-Kapitäne an seiner Seite.

Noch 1,5 Jahre jünger als Rodriguez ist das zweite spanische Toptalent: Juan Ayuso (UAE Team Emirates). Gegen den 21-Jährigen sprechen mit Blick auf die Gesamtwertung und damit auch das Weiße Trikot jedoch zwei Dinge:

Erstens stürzte auch er bei der Dauphiné schwer, was zu seiner Aufgabe nach der 5. Etappe führte. Zweitens muss er im Normalfall alle eigenen Ambitionen hinten anstellen, denn für UAE zählt nur der Gesamtsieg. Ayuso wird also normalerweise für Pogacar arbeiten. Trotzdem gilt für den Sieger der Baskenland-Rundfahrt (2.UWT), der 2022 mit 19 Jahren Dritter der Vuelta wurde, dass man immer mit ihm rechnen muss, weil er ein Superfahrer ist.

Die Außenseiter:

Als Superfahrer wurde auch Pidcock lange angesehen, gerade wenn man die Vielseitigkeit des Briten betrachtet – er ist Olympiasieger, Weltmeister und Europameister auf dem Mountainbike, wurde Querfeldein-Weltmeister und gewann zwei WorldTour-Rennen auf der Straße.

Doch der Durchbruch in die Sphären der anderen Cross-Superstars Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) ist ihm bislang verwehrt geblieben und als Rundfahrer über drei Wochen muss er sich noch beweisen. Er fuhr bislang einmal die Vuelta und zweimal die Tour zu Ende, landete aber nie in den Top Ten – 2023 kam er auf Rang 13 in Paris an. Jetzt will er zum zweiten Mal auf Klassement fahren.

Ein ähnliches Problem wie Ayuso hat auch Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike). Auch der US-Amerikaner hat mit seinem Kapitän Jonas Vingegaard einen klaren Leader vor der Nase und wird wohl Helferdienste verrichten müssen. Allerdings: Der Titelverteidiger aus Dänemark ist ein Wackelkandidat, weswegen Jorgenson sich durchaus Hoffnung auf eine eigene Chance ausrechnen kann.

Bei der Dauphiné bewies er als Gesamtzweiter mit acht Sekunden Rückstand auf Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) bereits, dass er sich vor den Topfavoriten zurzeit nicht verstecken muss. Bei Paris-Nizza (2.UWT) ließ der 24-Jährige als Sieger unter anderem Roglic, dessen Teamkollegen Aleksandr Vlasov, Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Egan Bernal (Ineos Grenadiers) hinter sich – allesamt Fahrer, die auch bei der Tour ganz vorn mitspielen können.

Im letzten Moment wurde Lenny Martinez ins Tour-Aufgebot von Groupama - FDJ aufgenommen. Der 20-Jährige nimmt nach der Vuelta 2023, wo er zwei Tage das Führungstrikot trug, seinen zweiten Anlauf bei einer Grand Tour. Er kommt auf vier Saisonsiege und könnte teamintern noch vor David Gaudu die Nummer 1 sein. Welche Rolle der Kletterfloh bei der Frankreich-Rundfahrt aber tatsächlich im Auge hat, bleibt abzuwarten – auch die Etappenjagd könnte für den Franzosen ein lohnendes Ziel sein.

In Spanien fehlte ihm im September noch die Kraft für die dritte Woche, doch seitdem ist der Sohn des ehemaligen Mountainbike-Olympiasiegers Miguel Martinez wieder älter und stärker geworden. Bei der Tour de Suisse (2.UWT) zeigte er sich noch nicht in Klasseform. Einmal konnte er als Fünfter überzeugen, davor und danach landete er – wie letztendlich auch im Klassement – lediglich im vorderen Mittelfeld.

Die Sterne:

*** Evenepoel
** Rodriguez, Ayuso
* Pidcock, Jorgenson, Martinez

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.11.2024Cavendish gewinnt in Singapur den letzten Sprint seiner Karriere

(rsn) – Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) hat das letzte Rennen seiner Karriere standesgemäß beendet. Der 39-jährige Brite ließ in Singapur beim von der ASO organisierten Prudential Critérium i

24.07.2024Geschke würde “gerne nochmal zur WM fahren“

(rsn) – Simon Geschke hat seine letzte Tour de France beendet. Bei zwölf Teilnahmen gelang ihm 2015 in Pra-Loup einer seiner drei Profisiege der Karriere, die zum im Oktober ihr Ende finden wird. V

24.07.2024Wirbelfraktur bei Roglic

(rsn) – Die 12. Etappe der Tour de France 2024 wird Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch länger in Erinnerung bleiben. Nicht nur, dass sein Sturz weniger Kilometer vor dem Ziel in V

23.07.2024Nach Tour-Aus noch Fragezeichen hinter Roglics Vuelta-Start

(rsn) – Nachdem er die Tour de France in Folge von zwei Stürzen binnen 24 Stunden vorzeitig verlassen musste, befindet sich Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch in der Erholungsphas

23.07.2024Tour-Dritter Evenepoel: “Noch etwas größer als der Vuelta-Sieg“

(rsn) – Nach seinem erfolgreichen Tour-de-France-Debüt blickt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) zuversichtlich nach vorn. “Ich denke, dieser Podestplatz bedeutet für meine Zukunftspläne,

22.07.2024Titelverteidiger bezwungen, zwei Topteams gehen leer aus

(rsn) – In Nizza endete am Sonntag die 111. Austragung der Tour de France. Das Rennen rund um Frankreich, welches heuer erstmals in Italien begann, sorgte für viel Action, Dramatik, Freude und Trä

22.07.2024Pogacar: “Superdumm, etwas zu nehmen, was Dich gefährdet“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nicht nur den Giro d’Italia, sondern auch die Tour de France fast nach Belieben dominiert. Der Slowene gewann beide Rundfahrten dank jeweils sechs Et

22.07.2024Pogacar und UAE auch im Preisgeld-Ranking der Tour Nummer 1

(rsn) – UAE Team Emirates hat bei der 111. Tour de France dank Tadej Pogacar auch beim Preisgeld groß abgesahnt. Dagegen ist das deutsche Team Red Bull – Bora – hansgrohe das Schlusslicht des

22.07.2024Pogacar kehrt auf den Thron zurück, Girmay Afrikas Radsportheld

(rsn) – Drei Wochen Tour de France sind am Sonntagabend in Nizza zu Ende gegangen. Erstmals fand das Finale des größten Radrennens der Welt nicht in der französischen Hauptstadt Paris statt, son

21.07.2024Auch ohne Etappensieg eine Tour-Bilanz mit Erfolgen

(rsn) – Acht deutsche Fahrer starteten vor drei Wochen in Florenz in die 111. Tour de France und sieben davon erreichten das Ziel in Nizza. Zwar müssen die deutschen Fans weiter auf den ersten Eta

21.07.2024Tadej, der Gnadenlose: Pogacar unterwirft sich die Tour

(rsn) - Die Geschichte kennt Iwan, den Schrecklichen, Vlad, den Pfähler und Eddy, den Kannibalen. Mit ersterem ist nicht der frühere Giro-Sieger Ivan Basso gemeint, sondern der grausame Zar, der sei

21.07.2024Vingegaard: “Unter normalen Umständen wäre ich enttäuscht“

(rsn) - Mit seinem sechsten Etappensieg vollendete Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht nur das Double aus Giro d´Italia und der Tour de France, sondern stellte auch seine Anzahl an Tageserfolgen

Weitere Radsportnachrichten

26.08.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a España (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

26.08.2025Transfer-Großkampftag mit Bauernfeind, Küng und Visma

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

26.08.2025Vom Triathleten an die Seite eines zweifachen Toursieger

(rsn) – Anders als viele hoffnungsvolle deutsche Talente, die es in die WorldTour geschafft haben, hat Anton Schiffer (Bike Aid) den Radsport nicht von der Pike auf gelernt. In einer Dekade, in der

26.08.2025Fünf Tage Rundfahrt nach polnischem Lehrbuch

(rsn) - Die fünftägige Bitwa Warszawska (2.2) verlief im flachen Gebiet rund um Warschau und versprach somit offensive Rennen voller Ausreißversuche, bei dem die beiden deutschen KT-Teams Storck â

25.08.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

25.08.2025Gee bestätigt Kündigung seines Vertrags

(rsn) – Derek Gee hat sich nach längerer Funkstille öffentlich zu seinem überraschenden Fehlen im Aufgebot seines Teams Israel – PremierTech bei der Vuelta a España (2.UWT) geäußert. Dort s

25.08.2025Video-Highlights der 3. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - David Gaudu (Groupama - FDJ) hat bei der 3. Etappe der Vuelta a España (2. UWT) auf dem Weg nach Ceres für eine Überraschung gesorgt. Der Franzose schlug im Bergauf-Sprint nicht nur den Vur

25.08.2025Visma über Nacht mehrere Räder gestohlen

(rsn) – Visma – Lease a Bike wurden in der Nacht von Sonntag auf Montag vor der 3. Etappe der Vuelta a España Räder aus dem Mechaniker-Truck gestohlen. Dies bestätigte die niederländische Equ

25.08.2025Vingegaard: “Das war mir schon ein ziemliches Manöver…“

(rsn) – David Gaudu (Groupama – FDJ) war nach 134 Kilometern zwischen San Maurizio Canavese und Ceres überraschend schneller als Mads Pedersen (Lidl – Trek). Die Mannschaft des Dänen hatte das

25.08.2025Gaudu düpiert Pedersen im Bergaufsprint

(rsn) - David Gaudu (Groupama - FDJ) hat Mads Pedersen (Lidl - Trek) im Sprint geschlagen und die 3. Etappe der Vuelta a Espana 2025 in Ceres gewonnen. Nach der letzten Kurve 50 Meter vor dem Ziel zo

25.08.2025Rowe schlägt Leidert im Ausreißersprint knapp

(rsn) – Einen Tag nachdem das gesamte deutsche Team das erste Feld bei der Tour de l’Avenir verpasst hatte, hätte Louis Leidert auf der 2. Etappe fast zurückgeschlagen. Im Sprint von 19 Ausreiß

25.08.2025Souren sprintet zum Sieg bei Tour de l’Avenir

Die Niederländerin Scarlett Souren hat die 2. Etappe der Tor de l’Avenir gewonnen. Nach 136,7 Kilometern zwischen Saint-Symphorien-sur-Coise und Vitry-en-Charollais kam es zu einem Massensprint ei

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour Poitou - Charentes (2.1, FRA)