Bora-Kapitän gewinnt Dauphiné um 8 Sekunden

Jorgenson lässt Roglic zittern, Rodriguez holt Schlussetappe

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Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) gewinnt vor Matteo Jorgenson (Visma - Lease a Bike) die 8. Dauphiné-Etappe. | Foto: Cor Vos

09.06.2024  |  (rsn) – Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) hat das 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gewonnen, musste am letzten Tag aber mächtig zittern. Der 34-jährige Slowene wurde im Schlussanstieg der 8. Etappe abgehängt und erreichte nach 160,6 Kilometern von Thones zum Plateau des Glières nur als Sechster 48 Sekunden nach Tagessieger Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) die Bergankunft.

Als zeitgleicher Etappenzweiter brachte Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) den Träger des Gelben Trikots noch mächtig ins Schwitzen. Der 24 Jahre alte US-Amerikaner hatte mit seiner Attacke fünf Kilometer vor dem Ziel Roglic abgehängt, doch der Bora-Kapitän sicherte sich seinen zweiten Dauphiné-Gesamtsieg mit knappen acht Sekunden Vorsprung auf Jorgenson.

Der Kanadier Derek Gee (Israel – Premier Tech) behauptete als Tagesdritter (+0:36) auch Rang drei im Schlussklassement vor Rodriguez (+1:00) und dessen belgischem Teamkollegen Laurens De Plus (+2:04), der mit 35 Sekunden Rückstand Etappenvierter vor dem zeitgleichen Kolumbianer Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) wurde.

“Es ist schon verrückt, dass ich die Dauphiné gewonnen habe – mit all den Dingen, die zuvor passiert sind. Das ist wirklich schön für mich! Am Ende war es noch ganz schön knapp, aber perfekt, dass das Pendel noch in meine Richtung ausgeschlagen hat“, kommentierte Roglic seinen ersten Rundfahrtsieg dieser Saison. “Für uns ist das sehr wichtig. Ich musste heute, wie die letzten drei Tage insgesamt, ziemlich leiden. Der Sieg gibt mir definitiv Selbstvertrauen für die Tour de France. Aber das eine ist es, die Dauphiné zu gewinnen, die Tour zu gewinnen ist etwas anderes. Jetzt genieße ich aber erstmal den Moment.“

“Ich bin sehr glücklich und dem Team sehr dankbar, dass es mich auf den Weg dorthin unterstützen hat. Sie haben sich alle für mich aufgeopfert. Wir hatten von Anfang an einen Plan, den haben wir perfekt umgesetzt. Wir wollten heute unbedingt in die Ausreißergruppe und das Rennen hart machen. Am letzten Anstieg habe ich mich sehr gut gefühlt“, sagte der 23-jährige Rodriguez, der die Vorarbeit seiner Helfer mit seinem dritten Saisonsieg krönte, nachdem er zuvor schon die Schlussetappe der Baskenland-Rundfahrt und die Gesamtwertung der Tour de Romandie gewonnen hatte.

Roglic wurde nicht nur mit dem Gelben, sondern auch mit dem Grünen Trikot des punktbesten Fahrers ausgezeichnet, Lorenzo Fortunato (Astana Qazaqstan) sicherte sich die Bergwertung, Jorgenson blieb das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Bora – hansgrohe gewann die Teamwertung überlegen vor Ineos Grenadiers.

So lief die 8. Etappe des Critérium du Dauphiné:

Ohne Sepp Kuss (Visma – Lease a Bike), Harold Tejada (Astana Qazaqstan), Ryan Gibbons (Lidl - Trek), Mark Donovan (Q36.5), Tom Paquot (Intermarché - Wanty) und Clément Champoussin (Arkéa – B&B Hotels) begann die Schlussetappe, die drei Berge der 1. Kategorie, einen der 3. Kategorie sowie einige weitere nicht-kategorisierte Anstiege aufwies. Insgesamt rund 3.800 Höhenmeter waren zu bewältigen.

Im oberen Teil des Col de la Forclaz-de-Montmin (7,1 km, 7.2 %) bildete sich schließlich die elfköpfige Gruppe des Tages, zu der unter anderem Fortunato, Bart Lemmen (Visma - Lease a Bike), Marc Soler (UAE Team Emirates), Omar Fraile (Inoes Grenadiers), Sean Quinn (EF Education-EasyPost) und an seinem 31. Geburtstag Guillaume Martin (Cofidis) gehörten.

Fortunato holte sich die beiden ersten Bergpreise des Tages und zog damit in der Sonderwertung an Spitzenreiter Roglic vorbei. Mit Florian Sénechal (Arkéa – B&B Hotels), Pavel Sivakov (UAE Team Emirates) und Antonio Pedrero (Movistar) stiegen gleich drei weitere Fahrer im frühen Stadium des Rennens aus. Später folgten weitere, so dass schließlich nur noch 94 Profis die Rundfahrt beendeten.

Das von Bora – hansgrohe angeführte Feld gestand den Ausreißern einen Vorsprung von gut vier Minuten zu. Im Salève-Anstieg mit 12,2 Kilometern der längste Berg des Tages, schraubte Ineos Grenadiers im Feld das Tempo nach oben. Zugleich verlor Fortunato in der Spitzengruppe den Anschluss, kurz darauf folgten weitere Fahrer, nachdem Tim Wellens (UAE Team Emirates) für seinen Teamkollegen Soler die Spitze der schrumpfenden Ausreißergruppe übernommen hatte.

Das Streckenprofil der 8. Etappe des Critérium du Dauphiné | Foto: Veranstalter

Aus der noch neunköpfigen Spitzengruppe heraus sicherte sich Soler die Bergwertung, das deutlich geschrumpfte Feld folgte mit nur noch rund zwei Minuten Rückstand. Auf den letzten 30 Kilometern übernahmen wieder Roglics Helfer, unterstützt von Lidl – Trek, die Spitze des Feldes, das bis zum Fuß des 9,3 Kilometer langen Schlussanstiegs auch aufgrund seiner starken Vorstellung von Sprinter Mads Pedersen (Lidl – Trek) seinen Rückstand auf rund 30 Sekunden verringert hatte.

Mit Geburtstagskind Martin und US-Meister Quinn waren die letzten beiden Ausreißer schon in Sichtweite, als Ciccone gut acht Kilometer vor dem Ziel attackierte, was Roglic aber nicht aus der Ruhe brachte. Bora – hansgrohe hielt den Gesamtneunten an der kurzen Leine. Doch es war dann De Plus, der mit einem starken Antritt die Lücke schloss, Roglic war zwar an seinem Hinterrad, hatte aber keinen Helfer mehr an seiner Seite.

Jorgensons Konterattacke fünf Kilometer vor dem Ziel hatte der Träger des Gelben Trikots dann aber nichts entgegenzusetzen. Gemeinsam mit Gee und Rodriguez löste sich der US-Amerikaner, während Roglic mit Ciccone im Schlepptau vergeblich versuchte, die Lücke von zunächst rund 15 Sekunden zu schließen. Dazwischen hielten sich noch De Plus und Buitrago. Weitere zehn Sekunden dahinter folgten Roglics Edelhelfer Aleksandr Vlasov und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step).

Gut einen Kilometer vor dem Ziel konnte Gee Jorgensons hohem Tempo nicht mehr folgen, Rodriguez blieb am Hinterrad seines Konkurrenten und zog erst auf der Zielgerade an Jorgenson vorbei zum Etappensieg. Gee behauptete den dritten Platz, mit 48 Sekunden Rückstand kam Roglic als Sechster ins Ziel und verteidigte damit das Gelbe Trikot um knappe acht Sekunden.

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