Girmay drängt Zingle ab und wird distanziert

Philipsen nutzt Merliers frühen Sprintstart und jubelt in Follonica

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Philipsen nutzt Merliers frühen Sprintstart und jubelt in Follonica"
Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) prolongiert die Sprinterserie in Follonica | Foto: Cor Vos

05.03.2024  |  (rsn) – Im Vorjahr war er an gleicher Stelle noch Zweiter hinter Fabio Jakobsen, doch nun bildete Follonica die Kulisse für den ersten Saisonsieg von Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck). Der Belgier hat die 2. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT), die wie 2023 in Camaiore startete, nach 198 Kilometern klar für sich entschieden.

Zweiter wurde Tim Merlier (Soudal – Quick Step) vor Axel Zingle (Cofidis). Biniam Girmay (Intermarché - Wanty), der noch vor Zingle über die Linie kam, wurde ans Ende des Feldes zurückversetzt, weil er den Franzosen in Richtung Bande drängte und dabei auch noch den Ellenbogen ausfuhr.

Entscheidend für den Ausgang des Massensprints war die 90-Grad-Kurve 300 Meter vor der Ziellinie. Merlier ging dort neben Alexander Kristoff, der den Sprint für Sören Waerenskjold (beide Uno-X Mobility) anzog, als Erster auf die Zielgerade. Während er den beiden Norwegen an der linken Straßenseite den Weg abschnitt, fehlte ihm die Power für den extrem langen Sprint. Philipsen, der an Merliers Hinterrad saß, zog vorbei in den Wind, als seinem Landsmann klar wurde, dass er Weg noch zu weit war und Tempo rausnahm.

Ohne bis zur Ziellinie durchzuziehen, konnte Philipsen ungefährdet gewinnen, Merlier, der bloß noch ausrollte, wurde dennoch Zweiter, da Girmay und Zingle durch eine schlechte Position in der letzten Kurve viel zu viel Rückstand hatten.

"Im letzten Jahr war es die zweite Möglichkeit, wo es mit dem Sieg geklappt hat. Deswegen bin ich auch glücklich, dass es gleich auf Anhieb geklappt hat", freute sich Philipsen über seine Premiere in diesem Jahr und fügte an, dass er auf den letzten Kilometern mit technischen Problemen zu kämpfen hatte: "Ich hatte etwas Mühe mit meiner Schaltung, konnte aber zum Glück den richtigen Gang finden und den Sprint zur richtigen Zeit eröffnen."

Wie Merlier sprach er von einem hektischen Finale. “Es war verrückt im Feld. Wir hatten eine gute Position, vor der letzten Kurve war ich innen, hab viel Geschwindigkeit verloren. Wir waren einfach zu früh vorne. Mit der Form kann ich aber zufrieden sein und ich freue mich schon auf morgen“, erklärte der Zweitplatzierte. Die deutschen Sprinter um Marius Mayrhofer (Tudor Pro Cycling) und Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) spielten im Finale keine Rolle und verpassten die Top 10, obwohl ihre Team auf den letzten Kilometern viel gearbeitet hatten.

In der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) ist auch auf der 3. Etappe, der ersten kleinen Bergankunft der Rundfahrt, im Blauen Trikot des Gesamtführenden unterwegs. Zudem trägt er das Trikot des Punktbesten, das Philipsen stellvertretend übernehmen wird. Das erste Bergtrikot der Rundfahrt geht an Davide Bais (Polti – Kometa), der aus einer Ausreißergruppe heraus die einzige Bergwertung des Tages gewinnen konnte.

So lief die 2. Etappe von Tirreno-Adriatico

198 Kilometer von Camaiore nach Follonica führte der zweite Tagesabschnitt der Fernfahrt der beiden Meere und es ging damit in die Stadt der Sprinter. Denn dreimal endete bei Tirreno-Adriatico schon eine Etappe in Follonica und dreimal mit einem Massenspurt. Drei Anstiege, davon einer gleich nach dem Start wies das Profil des Tages auf, die aber keine große Gefahr für die schnellen Männer darstellen sollten.

Im ersten Anstieg des Tages, in den es vom Start weg hinein ging, setzte ich ein Quartett ab, das den Großteil des Tages bestimmte. Der Schweizer Jan Stöckli war mit den drei Italienern Lorenzo Quartucci (beide Corratec – Vini Fantini), Filippo Magli (VF Group – Bardiani CSF Faizane) sowie Dauerausreißer Bais in guter Gesellschaft.

Das Profil der 2. Etappe. | Grafik: RCS Sport

Etwas mehr als fünf Minuten fuhr sich die Gruppe maximal heraus. Und bis zur Bergwertung in Castellina Marittima, nach etwa 95 Kilometern, arbeiteten auch alle gut zusammen. Dort attackierte Bais und fuhr bis zum Wertungsstrich einen kleinen Vorsprung heraus, der ihm die maximalen fünf Punkte sicherte.

Im Anschluss ließ sich der 25-Jährige wieder einholen, gemeinsam fuhren die vier Ausreißer weiter Richtung Ziel, allerdings nicht mehr mit voller Intensität. Dahinter im Hauptfeld organisierte Alpecin-Deceuninck für Philipsen die Nachführarbeit, dahinter reihte sich auch UAE ein. Nach dem Berg pegelte sich der Abstand lange Zeit bei etwa einer Minute ein.

Als es das nächste Mal bergauf ging – am Zwischensprint in Canneto – war der Vorsprung dann wieder fast auf das Doppelte angewachsen. Einer der Gründe dafür war der 500-Meter-Gewaltsprint von Stöckli bergauf. Die gerissene Lücke zu seinen Mitstreitern nutzte er, um es auf eigene Faust zu versuchen.

Während sich der Schweizer in der Folge bis 50 Kilometer vor dem Ziel anderthalb Minuten auf seine Verfolger herausgefahren hatte, wurden seine ehemaligen Mitfahrer kurz darauf eingeholt, nachdem sich auch Soudal – Quick-Step in die Nachführarbeit eingeschaltet hatte. Keine 15 Kilometer später war mit Stöckli der letzte Ausreißer gestellt.

Bevor es ins absolute Finale ging, passierten die Fahrer 18 Kilometer vor dem Ende erstmals den Zielstrich in Follonica. Im Stadtgebiet mit einigen Verkehrsinseln und anderen Hindernissen kam es zu mehreren kleinen und glimpflichen Stürzen. Es erwischte unter anderem Chris Froome (Israel – Premier Tech) als auch Mark Cavendish (Astana Qazaqstan). Der vierfache Toursieger ging nach einem Sturz zu Boden, der Sprinter hingegen hatte einen Hinterraddefekt. Beide kamen aber nicht mehr ins Feld zurück.

Auf der Zielgeraden hatte Philipsen klar die Nase vorne, nachdem er am Hinterrad von Merlier, der viel zu früh im Wind stand, vorbeisprang und nicht mal bis zur Linie durchziehen musste. Auch Merlier rollte nur aus, rettete sich aber auf den zweiten Rang.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.03.2024Milan ist der Schnellste der schnellsten Tirreno-Etappe

(rsn) – Beim Sprinterfolg von Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat sich Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) den Gesamtsieg bei der 59. Ausgabe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) geholt. Auf den 154 K

10.03.2024Ayuso explodierte am Monte Petrano im Kampf um den Etappensieg

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) ist der überragende Fahrer bei Tirreno-Adriatico (2.UWT). Nach seinen beiden Etappensiegen führt der Däne die Gesamtwertung mit 1:24 Minuten Vors

09.03.2024Nur Teamzeitfahren trübt starke Woche von Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch am Tag vor dem Finale bei Paris-Nizza (2.UWT) wirkt das Teamzeitfahren vom Dienstag in Auxerre für Bora – hansgrohe noch nach. Denn dass sich die Männer in Dunkelgrün dort selbst a

09.03.2024Vingegaard auch am Monte Petrano eine Klasse für sich

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat auch die Königsetappe bei Tirreno-Adriatico dominiert. Auf dem sechsten Teilstück über 180 Kilometer von Sassoferrato zum Monte Petrano griff

08.03.2024“Glück im Unglück“: Kämna kommt bei Sturz glimpflich davon

(rsn) – Jai Hindley auf Podiumskurs und Lennard Kämna noch ganz dicht dran an den Top 10 - auch wenn der am vergangenen Wochenende bei Strade Bianche gestürzte Dani Martinez dieser Tage nicht mehr

08.03.2024Tirreno: Ein Antritt reicht Vingegaard zu Sieg und Blau

(rsn) – Mit einer Machtdemonstration hat Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) die 5. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) gewonnen. Der Däne griff auf dem Weg nach Valle Castellana 29 Kilomete

08.03.2024Kahnbeinbruch: Froome muss Tirreno-Adriatico aufgeben

(rsn) – Chris Froome wird nicht mehr zur 5. Etappe von Tirreno-Adriatico antreten können. Wie sein Team Israel - Premier Tech auf X mitteilte, hat sich der Brite bei einem Sturz auf der 2. Etappe

07.03.2024Milan bezwingt Philipsen und holt auch das Blaue Trikot

(rsn) – Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat in Giulianova an der Adria-Küste die 4. Etappe des 59. Tirreno-Adriatico (2.UWT) gewonnen und sich damit auch die Gesamtführung der italienischen Fernfah

06.03.2024Bauhaus sorgt für ersten deutschen UCI-Sieg des Jahres

(rsn) – Nikias Arndt riss bereits die Arme hoch, da war die Ziellinie noch gut 50 Meter entfernt. Der Sieg war gewiss – allerdings nicht für ihn, sondern seinen Teamkollegen. Phil Bauhaus hat auf

05.03.2024Ganna: “Hoffe, dass die wichtigeren Siege später kommen“

(rsn) – 2024 ist noch nicht das Jahr des Filippo Ganna (Ineos – Grenadiers). Auch im zweiten Zeitfahren des Jahres setzte es für den Stundenweltrekordler eine Niederlage, wenn auch nur eine sehr

04.03.2024Kämna 14. im Auftakt-Zeitfahren von Tirreno-Adriatico

(rsn) – Nach Rang zwei im Vorjahr, wo das Auftaktzeitfahren auf dem exakt gleichen Parcours durch Regen beeinflusst wurde, hat Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) die 59. Auflage von Tirreno-Adriati

04.03.2024Ayuso vermiest Ganna in Lido di Camaiore den Tirreno-Hattrick

(rsn) – Er war mindestens der Geheimfavorit, schließlich hatte Juan Ayuso (UAE Team Emirates) zwei seiner bisher drei WorldTour-Siege bisher im Zeitfahren geholt. Nun hat der Spanier seine Quote w

Weitere Radsportnachrichten

14.07.2025Highlight-Video der 10. Etappe der Tour de France 2025

(rsn) - Die erste Bergetappe der Tour de France 2025 war eine für die Ausreißer. Simon Yates (Visma - Lease a Bike) sicherte sich den Etappensieg vor Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) und Ben Healy

14.07.2025“Scheißtag“ kostet Buchmann alle Klassement-Hoffnungen bei der Tour

(rsn) – Er hatte sich die Berge so sehr gewünscht. Nun sind sie da. Aber Emanuel Buchmann ist auf der Suche nach seinen Beinen. Für den Cofidis-Kapitän war die 10. Etappe der Tour de France im Ze

14.07.2025“Healy hat die Tür zu Gelb mit beiden Füßen aufgetreten“

(rsn) – Das 43-Kilometer-Solo zum Etappensieg auf der 6. Etappe der Tour de France war eine extrem beeindruckende Leistung von Ben Healy (EF Education – EasyPost). Auf der 10. Etappe hat er sich

14.07.2025Halber Planerfolg für Visma vorm ersten Ruhetag bei der Tour

(rsn) - Kurz vor dem ersten Ruhetag setzte der niederländische Rennstall Visma - Lease a Bike ein echtes Achtungszeichen. Im Peloton der schwer Ermüdeten erwies sich Simon Yates als der noch halbweg

14.07.2025Aldag hält Podium nach erster Bergetappe weiter für realistisch

(rsn) – Betrachtet man nur die Klassement-Fahrer auf der ersten wirklich bergigen Etappe der Tour de France, dem zehnten Teilstück durch das Zentralmassiv, dann ergab sich im Ziel folgendes Ergebn

14.07.2025Schachmann: “Ich bin wie ein Schweizer Taschenmesser“

(rsn) – Die 10. Etappe der Tour de France 2025 wurde eine Beute der Ausreißer. Ben Healy (EF Education – EasyPost) bereitete seinen Begleitern den Weg, den Simon Yates (Visma – Lease a Bike) le

14.07.2025Simon Yates feiert Etappensieg im Zentralmassiv – Healy holt Gelb

(rsn) – Simon Yates (Visma – Lease a Bike) hat die 10. Etappe der Tour de France als Ausreißer über knapp 4500 Höhenmeter durch das Zentralmassiv gewonnen. Im Kampf um die Gesamtwertung erreic

14.07.2025Peter glänzt bei Tour of Austria

(rsn) - In der vergangenen Woche traten fünf deutsche KT-Teams bei zwei Rundfahrten an, die unterschiedlicher kaum hätten sein können. Während Benotti - Berthold und Run&Race – Wibatech bei der

14.07.2025Zimmermann gibt Tour auf: “Alles zusammen war zu viel“

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) muss die Tour de France verlassen. Die Entscheidung sei am Vormittag auf dem Weg zum Start der 10. Etappe im Bus gefallen, erklärte der Deutsche Me

14.07.2025Nach Almeidas Aus fordert Gianetti 115 Prozent von seinem Team

(rsn) - Bis jetzt konnte Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) seinen Kampf ums Gelbe Trikot weitgehend im Alleingang regeln. Doch ausgerechnet vor der ersten Bergetappe von Ennezat zur Bergankunft

14.07.2025Karl Herzog hinter Teamkollege Andersen Zweiter der Valromey Tour

(rsn) – Das Juniorenteam von Red Bull, grenke - Auto Eder, hat auch die Valromey Tour, eine der wichtigsten Rundfahrten der Altersklasse, dominiert. Der Däne Noah Lindholm Möller Andersen gewann d

14.07.2025Buchmann: “Heute kommt keine Ausreißergruppe durch“

(rsn) – Emanuel Buchmann (Cofidis) hat auf der 10. Etappe im Zentralmassiv nicht unbedingt vor, einen Ausreißversuch zu starten. Das erklärte der 32-Jährige am Start der ersten Bergetappe dieser

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)