RSNplusEin Kettenriss mit fatalen Folgen

Politt und die traurige Geschichte mit dem Kinderrad bei der Tour

Von Joachim Logisch aus Poligny

Foto zu dem Text "Politt und die traurige Geschichte mit dem Kinderrad bei der Tour"
Nils Politt (Bora - hansgrohe) war der große Pechvogel auf der 19. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

21.07.2023  |  (rsn) - Wenn es nicht Nils Politt (Bora – hansgrohe) alle Siegchancen genommen hätte, könnte man darüber lachen, was dem Hürther im Verlauf der 19. Tour-de-France-Etappe von Morains-en-Montagne nach Poligny passierte. Das ist die Geschichte von Politt und dem Kinderrad bei der Tour.

Nicht wenige der internationalen Journalisten hatten den 29-Jährigen, der sich bei dieser Tour in Topform präsentiert, zu den ersten Anwärtern auf den Tagessieg in Poligny gezählt. Und wie erwartet, attackierte der Deutsche Zeitfahrmeister 125 Kilometer vor Schluss der hügeligen Etappe das erste Mal. Einige Fahrer folgten, doch die Gruppe wurde wieder gestellt.

___STEADY_PAYWALL___

Politt versuchte es gleich noch einmal. Diesmal mit mehr Erfolg und kurze Zeit später lag er mit Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty), Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step), Tiesj Benoot (Jumbo - Visma), Jack Haig (Bahrain Victorious), Mads Pedersen (Lidl - Trek), Matteo Trentin (UAE Team Emirates), Warren Barguil (Arkéa - Samsic) und Victor Campenaerts (Lotto - Dstny) in Front. Nur etwas mehr als eine Minute wurde den neun Ausreißern zugestanden, als rund 90 Kilometer vor Schluss der Bora-Profi plötzlich den rechten Arm in die Höhe reckte. Das Drama begann.

In den Fernsehbildern war zu sehen, wie Politt seine gerissene Kette auf der Straße hinter sich her schleifte. Doch vom Bora-Begleitfahrzeug kam keine Hilfe. "Der Zeitabstand zwischen Spitzengruppe und Verfolgern war zu gering. Deshalb durfte kein Team ein Auto hinter der Gruppe haben. Unser zweites Auto hatte zwar davor gewartet, durfte aber nicht dazwischenfahren. Wir konnten nur zugucken“, erklärte Sportdirektor Rolf Aldag die verzwickte Situation.

In so einem Fall eilt der neutrale Materialwagen zu Hilfe, der für alle Teilnehmer der jeweiligen Gruppe zuständig ist, wenn die Teamfahrzeuge noch gesperrt sind. Was nun passierte, erlebte Aldag hilflos und mit viel Frust auf dem kleinen Bildschirm im Begleitfahrzeug mit. "Nils bekam zwei Ersatzräder, ein Kinderfahrrad und ein Dreirad, bis er dann wieder auf seinem saß. Danach war natürlich die Spitzengruppe weg und selbst das Hauptfeld vorbei. Es war natürlich Game Over“, schilderte er die Szene.

Politt selbst meldete sich später aus dem Teamhotel bei radsport-news.com per Audio und erzählte: "Das war sehr, sehr ärgerlich, dass ich dort den Kettenriss erleben musste. Es wäre ein sehr, sehr guter Tag für mich gewesen. Leider war der Vorsprung noch nicht groß genug, damit die Teamautos dazwischen durften. Somit hatten wir nur einen neutralen Materialwagen. Es hat einfach gedauert. Zuerst bekam ich ein Rad mit Keo-Pedalen, dann eines mit Speedplay-Pedalen. Das dritte hatte endlich meine mit Shimano-Pedalen, hatte aber nur eine Rahmengröße von 48 cm. Das war mir also viel zu klein“, so der 1,92 Meter große Modellathlet, neben dem das Bike wie ein Kinderfahrrad wirkte. "Da machte es keinen Sinn, weiterzufahren! Ich musste deshalb das Feld passieren lassen, ehe ich meine Ersatzmaschine bekam“, stellte Politt traurig fest. "Es war ein schlechter Tag für einen Kettenriss.“

Aldag konnte an dem Vorgehen der Kommissäre keinen Fehler entdecken, obwohl es der Abstand von 1:05 Minuten (die Regel besagt 1 Minute) schon erlaubt hätte, ein Teamfahrzeug zwischen Kopfgruppe und Verfolger zu schicken. "Aber es ging immer noch hin und her. Die Kommissare waren sehr vorsichtig, damit das nicht zum Nachteil für die Gruppe wird. Denn wenn das Hauptfeld vor sich die lange Schlange (der Fahrzeuge) sieht, ist es moralisch leichter, sich dahin zu quälen. Von daher war es eine normale Situation mit sehr viel Pech für uns. Nils hätte mehr verdient als einen technischen Defekt“, fasste Aldag das unglückliche Geschehen um seinen Fahrer zusammen. Es gibt sicher nicht viele, die ihm widersprechen würden!

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.06.2024Cofidis setzt auf erfahrenes Tour-Team inklusive Geschke

(rsn) – Die französische WorldTour-Mannschaft Cofidis präsentierte am Dienstag die ersten sechs Fahrer ihres Tour-de-France-Kaders in einer Presseaussendung und verkündete dabei auch, dass Simon

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

Weitere Radsportnachrichten

31.07.2025Pogacar “langweilte“ sich in der zweiten Hälfte der Tour

(rsn) – Neben dem Gelben und dem Gepunkteten Trikot sicherte sich Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) bei der Tour de France 2025 vier Etappensiege. Den letzten davon feierte der Slowene ab

31.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrerinnen / 6. Etappe

(rsn) - 154 Profis aus 22 Teams sind am 26. Juli im westfranzzösischen Vannes zur 4. Tour de Frances Femmes (2.WWT) angetreten, darunter sieben Deutsche, sechs Schweizerinnen und drei Österreicheri

31.07.2025Niewiadoma und Bauernfeind freuen sich nun auf die Berge

(rsn) – Für Titelverteidigerin Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto) läuft die Tour de France Femmes bisher nach Plan. Die Polin belegt nach gut der Hälfte der Rundfahrt 24 Sekunden

31.07.2025Kürzer als je zuvor und leichter als zuletzt

(rsn) – Seit 1981 gibt es die Clasica San Sebastian, die dieses Jahr zum 44. Mal ausgetragen wird. In seinen bisherigen Editionen war das einzige spanische Eintagesrennen auf WorldTour-Niveau immer

31.07.2025Cavagna und Groupama einigen sich auf Vertragsverlängerung

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

31.07.2025Clasica San Sebastian im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Clasica San Sebastian ist das einzige spanische WorldTour-Eintagesrennen und wartet oft mit heißen Temperaturen und immer mit einer anspruchsvollen Streckenführung auf. Dabei stellt sic

31.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

30.07.2025“Heulsuse“ Vollering hat bei der Tour “schön gespielt“

(rsn) – Es waren für Demi Vollering (FDJ – Suez) zwei ereignisreiche Tage bei der Tour de France Femmes. Am Ende der 3. Etappe stürze sie schwer, erst am nächsten Morgen gab sie Grünes Licht f

30.07.2025Wiebes will bei der Tour in den Koch-Modus schalten

(rsn) - Die etwas größere Hälfte der Tour de France Femmes ist absolviert, fünf von neun Etappen sind zurückgelegt. Während der Kampf um die Gesamtwertung auf dem jüngsten Abschnitt gerade erst

30.07.2025Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de France Femmes

(rsn) – Mit ihrem Sieg auf der 5. Etappe der Tour de France Femmes (2.WWT) hat sich Kim Le Court (AG Insurance – Soudal) das Gelbe Trikot wieder von Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) zurückge

30.07.2025Izquierdo rettet sich vor dem sprintenden Feld ins Ziel

(rsn) – Die Schlussetappe der Tour de Wallonie (2.Pro) hätte für Clément Izquierdo (Cofidis) keine 20 Meter länger sein dürfen. Der Franzose wurde nämlich in Bertrix mit seinen vier Ausreißer

30.07.2025Van der Breggen: “Hätte mehr Feuerwerk am letzten Berg erwartet“

(rsn) - Kim Le Court (AG Insurance – Soudal) hat sich auf der 5. Tour-Etappe den Sieg geholt und Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) das Gelbe Trikot wieder weggeschnappt. Am längsten Tag dieser

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour Alsace (2.2, FRA)
  • Tour de Banyuawangi Ijen (2.2, IDN)