RSNplusWeiterer starker Tour-Auftritt

Zimmermann steht auch am Grand Colombier noch im Saft

Von Joachim Logisch (Grand Colombier) und Peter Maurer

Foto zu dem Text "Zimmermann steht auch am Grand Colombier noch im Saft"
Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) am Grand Colombier | Foto: Cor Vos

14.07.2023  |  (rsn) – Abseits der TV-Kameras lieferte Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) eine starke Vorstellung hinauf zum Grand Colombier ab. Als Teil der großen Ausreißergruppe ging er in den 17,8 Kilometer langen Schlussanstieg der 13. Tour-Etappe hinein, war allerdings kaum einmal im Live-Bild des Fernsehens zu sehen.

Erst auf den letzten Metern zur Bergankunft auf rund 1.500 Metern Höhe wurde der Augsburger dann von den Favoriten und den Kameras wieder eingeholt und landete mit einem Rückstand von 1:34 Minuten auf Tagessieger Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) schließlich auf dem 13. Platz

___STEADY_PAYWALL___

Als er am Ende der 10. Etappe in Issoire Zweiter geworden war, berichtete Zimmermann von seinem größten Fan, seiner 88 Jahre alten Großmutter. Er beschrieb, wie sie mit der Nasenspitze zehn Zentimeter vorm Flachbildschirm die Fahrt ihres Enkels verfolgte. Auch sie hielt nun wohl verzweifelt in den Kehren des Grand Colombier Ausschau nach ihrem Enkel, der dort eine ganz eigene Taktik versuchte.

Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty, li.) schaffte den Sprung in die 20-köpfige Ausreißergruppe, welche die 13. Etappe bis weit ins Finale dominierte. | Foto: Cor Vos

"Am Dienstag war ich zu aufgeregt und wollte den Sieg zu sehr. Heute habe ich mich auf mein Ding konzentriert, wollte den Schlussberg vom Start bis zum Ende in meinem Rhythmus fahren", erzählte der 25-Jährige im Interview mit radsport-news.com. Nur wenige Meter hinter der Verfolgergruppe von Kwiatkowski kämpfte er sich die knapp 18 Kilometer hoch, die eine durchschnittliche Steigung von sieben Prozent aufwiesen.

"Ich war immer so zehn bis 20 Sekunden hinter ihnen, konnte aber nicht aufschließen. So gesehen wäre mehr drinnen gewesen, wenn ich den Anschluss geschafft hätte", analysierte Zimmermann, der vor allem auf den flacheren Abschnitten zwischen den steilen Rampen keine Unterstützung hatte und immer allein von vorne fahren musste, ganz im Gegensatz zu den Verfolgern, die sich abwechseln konnten.

Im knapp 18 Kilometer langen Schlussanstieg wurde auch der Augsburger von den vielen Fans frenetisch angefeuert. | Foto: Cor Vos

Und selbst jene Fahrer, die der Deutsche einholte, waren keine Unterstützung mehr. "Alle die ich eingesammelt habe, waren so fetzenhin", meinte Zimmermann in seiner lockeren Art und entdeckte zur Halbzeit der Tour schon zwei Fahrertypen, die das Peloton prägen: "Manche stehen noch im Saft, die fahren vorne mit. Manche haben keinen Saft, die fahren dann nicht mehr mit. Wenn man am Start in die Gesichter schaut, dann wollen viele nur mehr von A nach B kommen."

Weitere 106 Fluchtkilometer gesammelt

Zimmermann zählt sich selber noch zur ersten Gruppe, auch wenn er nicht weiß, welchen Tribut die Anstrengungen der letzten Tage nun in den Alpen fordern werden. Seine Ziele sind nach wie vor groß, denn der 25-Jährige strebt nach wie vor einen Tagessieg an. Auch deshalb überwog am Grand Colombier ein wenig die Enttäuschung. "Wäre ich an die drei Jungs vor mir rangekommen, dann wäre ich am Ende Dritter, Vierter oder sogar Zweiter. Das ist schade, dass ich da nicht mehr hingekommen bin", so Zimmermann nach seinem persönlichen Bergzeitfahren am Grand Colombier, einen Anstieg, den er in seiner Karriere schon öfters gefahren ist, vor vier Jahren etwa bei der Tour de l’Ain im Trikot des Nationalteams.

Gegen den unwiderstehliche Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) war aber auch Zimmermann machtlos. | Foto: Cor Vos

Aber eine solche Stimmung wie am Französischen Nationalfeiertag hatte er noch nie erlebt. Die Kehrseite der Begeisterung war jedoch, dass die Fahrer sich berghoch durch die Menschenmassen quälen mussten – und dann, um zu ihren Bussen zu kommen, auch wieder bergrunter durch die Hundertschaften an Fans. "Lass mal eine Fußballmannschaft eine Runde durch die vollen Tribünen laufen, bevor die duschen gehen. Ich glaube, die würden das kein zweites Mal machen. Bei uns ist das aber normal", schilderte der Intermarché-Profi seine unangenehme und auch gefährliche zweite Begegnung mit den Tourfans.

"Da wäre ein Evakuierungsplan besser oder dass die Busse einfach woanders stehen. Ich liebe die Fans, sie machen eine tolle Stimmung, aber da runterfahren durch die Gruppen teilweise betrunkener Fans ist wirklich unangenehm", beschrieb er die Szene.

In der Procyclingstats-Liste der fleißigsten Ausreißer des Jahres rückte Zimmermann mit seinen am Französischen Nationalfeiertag gesammelten 106 Führungskilometern nun an die zweite Stelle nach vorne. Gut möglich, dass Zimmermann seinen Gesamtwert von bisher fast 1.400 Kilometern an der Spitze bei dieser Tour noch weiter ausbaut, denn er fühlt sich gut: "Heute stand ich im Saft, wie es aber weitergeht, weiß ich noch nicht."

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

24.07.2023Jumbo - Visma führt auch die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – Jumbo – Visma stellt mit Jonas Vingegaard nicht nur wie im vergangenen Jahr den Toursieger, sondern hat auch beim Preisgeld der 110. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt wieder abgeräumt. In

Weitere Radsportnachrichten

29.04.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

29.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)