Tour: Ion Izagirre landet Ausreißercoup

Nach 15 Jahren ohne Etappensieg bejubelt Cofidis zwei in elf Tagen

Foto zu dem Text "Nach 15 Jahren ohne Etappensieg bejubelt Cofidis zwei in elf Tagen"
Ion Izagirre (Cofidis) hat die 12. Etappe der Tour de France gewonnen. | Foto: Cor Vos

13.07.2023  |  (rsn) - 15 Jahre musste das französische Cofidis-Team auf einen Etappensieg bei der Tour de France warten – und dann klappt es gleich zweimal bei einer Ausgabe: Nach dem Erfolg von Victor Lafay in San Sebastian am zweiten Tag der Frankreich-Rundfahrt hat Ion Izagirre in Belleville-en-Beaujolais die 12. Etappe mit einem 31-Kilometer-Solo gewonnen. Das Gelbe Trikot behauptete Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) im Hauptfeld.

"Wir sind hier hergekommen, um eine Etappe zu gewinnen. Jetzt haben wir schon zwei und Guillaume (Martin) liegt auch noch gut in der Gesamtwertung", freute sich Izagirre, der gemeinsam mit seinem Teamkollegen Martin in der Spitzengruppe gesessen hatte. Martin verbesserte sich vom 18. auf den 13. Gesamtrang.

Izagirre hatte im letzten Anstieg des Tages am Col de la Croix Rosier aus der zu diesem Zeitpunkt noch achtköpfigen Spitzengruppe heraus attackiert und zum Solo angesetzt.

"Ich wollte heute nicht zum ersten Mal in die Gruppe, aber diesmal hat es auch geklappt. Deshalb wollte ich dann das Maximum herausholen. Wir haben toll zusammengearbeitet und am letzten Berg fühlte ich mich noch gut. Also habe ich angegriffen und durchgezogen", freute sich Izagirre. "Es war ein langer Weg, aber du musst auf dich vertrauen. Am Ende hatte ich keine Referenzen mehr, habe aber einfach den Kopf unten gelassen und durchgezogen."

58 Sekunden hinter dem Basken setzte sich der Franzose Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) im Sprintduell der Verfolger gegen Matteo Jorgenson (Movistar) durch und wurde Etappenzweiter. “Cofidis hat es einfach gut gespielt, da muss man applaudieren", sagte Burgaudeau im Ziel und fügte selbstkritisch an: "Wir haben hinten nicht gut zusammengearbeitet und deshalb ist das enttäuschend für mich. Gratulation aber an Ion Izagirre.“

Das Hauptfeld um Vingegaard, Tadej Pogacar, Jai Hindley und alle anderen Top-5-Kandidaten dieser 110. Tour de France kam mit 4:14 Minuten Rückstand in Belleville-en-Beaujolais an. Dadurch liegt Vingegaard vor den drei schweren Bergetappen am Freitag, Samstag und Sonntag weiterhin 17 Sekunden vor Pogacar und 2:40 Minuten vor Jai Hindley (Bora - hansgrohe) an der Spitze der Gesamtwertung.

Die beiden Superstars hatten sich in der ersten Etappenhälfte auch gegenseitig attackiert, bis nach 90 Kilometern endlich Ruhe einkehrte und die zunächst 15-köpfige Ausreißergruppe des Tages weggelassen wurde – mit dabei war auch Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), der später noch zum Solo ansetzte und als Kämpferischster Fahrer des Tages ausgezeichnet wurde. Erst kurz vor Izagirres siegbringender Attacke war der Niederländer eingeholt worden.

Während Vingegaard das Gelbe und Pogacar als bester Jungprofid das Weiße Trikot behielten, ist auch Jasper Philipsen weiterhin Spitzenreiter der Punktewertung und trägt Grün. Neilson Powless verteidigte das Bergtrikot und Bahrain Victorious führt weiterhin in der Teamwertung.

So lief die 12. Etappe der Tour de France:

Wie nicht anders zu erwarten, begann das Teilstück sofort nach dem Startschuss mit zahlreichen Attacken. Allerdings gingen nicht nur Fahrer in die Offensive, die auf eine Ausreißergruppe hofften, sondern auch die Klassementfahrer waren immer ganz vorne dabei und so entstand ein brutal hartes, schnelles und chaotisches Rennen über die ersten 90 Kilometer.

Dabei verloren zwischenzeitlich die Yates-Brüder und auch David Gaudu  den Anschluss zu den Konkurrenten in den Top 10. Diese drei schafften es aber nach großem Kraftaufwand der Teams Groupama – FDJ und Jayco – AlUla für Gaudu und Simon Yates nochmal zurück zur Spitze, während mit Sepp Kuss (Jumbo – Visma) und Louis Meintjes (Intermarché – Circus – Wanty) aber zwei andere Top-Ten-Kandidaten in einem zweiten Feld bis zu vier Minuten verloren.

Erst im Tal der Saone kehrte in der noch rund 60-köpfigen Favoritengruppe Ruhe ein, weil sich kurz vor dem Zwischensprint schließlich eine 15-köpfige Ausreißergruppe löste, in der Thibaut Pinot (Groupama – FDJ / + 9:36) und Guillaume Martin (Cofidis / + 11:12) die interessantesten Namen für die Gesamtwertung waren.

Erst nach knapp 90 Kilometern kehrt Ruhe ein

Jumbo – Visma, das Tiesj Benoot vorne dabei hatte und vorher auch mit zahlreichen Attacken von Wout van Aert und Wilco Kelderman entscheidend zum wilden Auftakt beigetragen hatte, kontrollierte nun das Tempo im Feld und ließ die Lücke auf bis zu 3:30 Minuten aufgehen – bei drei Minuten Vorsprung auf das zweite Feld.

Das Profil der 12. Etappe der Tour de France. | Foto: ASO

75 Kilometer vor Schluss übernahmen dann AG2R – Citroen und UAE Team Emirates die Führung im Feld, um die Spitze nicht zu weit wegfahren und vor allem auch die abgehängten Fahrer um Kuss und Meintjes nicht mehr herankommen zu lassen.

55 Kilometer vor dem Ziel setzten sich van der Poel und Andrey Amador (EF Education – EasyPost) in der Abfahrt vom Col de la Casse Froide aus der 15-köpfigen Spitzengruppe ab, um den folgenden Anstieg der 2. Kategorie zum Col de la Croix Montmain mit 15 Sekunden Vorsprung in Angriff zu nehmen. Dort ließ van der Poel dann auch Amador stehen und setzte zum Solo an.

Van der Poel mit cleverem Solo, aber am Berg zu schwach

Weiter hinten rückte nun das zweite Feld durch harte Arbeit des Teams Intermarché – Circus – Wanty um Georg Zimmermann schnell näher an die Favoritengruppe heran und am Croix Montmain schloss deren Kapitän Louis Meintjes mit einer Attacke allein die Lücke, um seinen zwölften Platz im Gesamtklassement doch noch zu verteidigen. In der Abfahrt aber schloss auch der Rest des einst abgehängten Feldes wieder auf und das große Hauptfeld ging den letzten Anstieg des Tages mit 4:15 Minuten Rückstand zur Spitze an.

Dort schlossen am Col de la Crox Rosier (2. Kat.) 32 Kilometer vor Schluss Pinot und Jorgenson  zu van der Poel auf. Kurz darauf kamen aber auch Ion Izagirre,  Martin, Tiesj Benoot (Jumbo – Visma), Tobias Halland Johannessen (Uno-X) und Burgaudeau wieder an das Trio heran, so dass acht Mann nun um den Tagessieg fuhren – allerdings nur kurz. Denn schon wenige Meter, nachdem er die Lücke zu van der Poel, Pinot und Jorgenson geschlossen hatte, attackierte Izagirre und setzte zum Solo an.

Der Baske kam mit 25 Sekunden Vorsprung 27 Kilometer vor Schluss über den Bergpreis und baute die Lücke in der Abfahrt zunächst auch noch weiter aus, so dass er die letzte kurze, steile Gegensteigung 15 Kilometer vor dem Ziel mit 55 Sekunden Vorsprung erreichte. Dort büßte er nur wenige Sekunden ein und so wurden die letzten zehn Kilometer abschüssig zum Zielstrich zur zwar schmerzhaften, aber trotzdem sicheren Triumphfahrt.

Hinter dem Spanischen Zeitfahrmeister begannen die sechs Verfolger, sich gegenseitig zu attackieren, anstatt zusammen zu arbeiten und so ging die Lücke sogar an der 7-km-Marke nochmal auf eine Minute auf. Burgaudeau und Jorgenson setzten sich schließlich hinten noch ab und machten Etappenrang zwei unter sich aus.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.06.2024Tour de France im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de France ist die wichtigste Rundfahrt im internationalen Radsportkalender. Vor der am 29. Juni im italienischen Florenz beginnenden 111. Ausgabe liefern wir einen Überblick über d

11.06.2024Cofidis setzt auf erfahrenes Tour-Team inklusive Geschke

(rsn) – Die französische WorldTour-Mannschaft Cofidis präsentierte am Dienstag die ersten sechs Fahrer ihres Tour-de-France-Kaders in einer Presseaussendung und verkündete dabei auch, dass Simon

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

Weitere Radsportnachrichten

01.04.2025Red Bull verzichtet bei Dwars door Vlaanderen auf Lazkano

(rsn) – Die im Winter runderneuerte Klassikerfraktion von Red Bull – Bora – hansgrohe kommt einfach nicht in Schwung. Stellvertretend dafür steht der mit vielen Vorschlusslorbeeren zu den Raubl

01.04.2025Pedersen auch bei der Ronde-Generalprobe nicht zu stoppen?

(rsn) – Als es beim letztjährigen Dwars door Vlaanderen knapp 70 Kilometer vor dem Ziel zu einem Massensturz kam, verletzten sich mit Wout van Aert (Visma-Lease a Bike), Mads Pedersen, Jasper Stuyv

01.04.2025CIC-Mont Ventoux muss wie bereits im Vorjahr abgesagt werden

(rsn) – Zum zweiten Mal in Folge wird die CIC-Mont Ventoux (1.1) nicht stattfinden können. Bereits im Januar hatten die Organisatoren des französischen Eintagesrennens mit Ziel am legendären Mont

01.04.2025Buchmann liegt im Plan, aber zur Topform fehlt noch ein Stück

(rsn) – Auf Platz 22 beendete Emanuel Buchmann seine Premiere bei der Katalonien-Rundfahrt. Damit befand sich der Cofidis-Neuzugang in guter Gesellschaft zwischen den beiden Visma-Routiniers Wilco K

31.03.2025Tudor auch zum Giro, Q36.5 gibt sein Grand-Tour-Debüt

(rsn) – Kurz nach der Entscheidung des Radsportweltverbands UCI, dass die Veranstalter in der großen Landesrundfahrten in diesem Jahr jeweils drei statt zwei Wildcards verteilen dürfen, hat am Mon

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine