RSNplusTour-Team baut auf marginal gains

Israel - Premier Tech in “intelligenten“ Trikots erfolgreich

Von Tom Mustroph aus Clermont-Ferrand

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Israel - Premier Tech bei der Tour de France 2023 | Foto: Cor Vos

12.07.2023  |  (rsn) – Bei der 110. Tour de France verblüffte Israel - Premier Tech vor allem bei den Hitzeetappen zum Puy de Dome und nach Issoire. Die Etappe zum Vulkan schoss Michael Woods mit einer späten Attacke aus der Verfolgergruppe ab. In Issoire sah Teamkollege Krists Neilands schon wie der sichere Sieger aus, als die Verfolgergruppe um Pello Bilbao (Bahrain Victorious) und Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) dann doch noch an ihm vorbeischoss.

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“Das war eindeutig Pech. Denn es geschah etwas, was bei einer Tour de France gewöhnlich nicht passiert. Die Verfolger arbeiteten alle gut zusammen, jeder übernahm seinen Anteil der Führungsarbeit, es gab kaum Attacken und Konterattacken“, analysierte Rik Verbrugghe, sportlicher Leiter des Teams, gegenüber radsport-news die Situation. 

Zufrieden mit der Performance seines Fahrers war der Belgier allerdings. Mit der von Woods umso mehr. Und davon, dass die berühmten marginal gains eine Rolle gespielt haben, davon war Verbrugghe überzeugt. “Wir sind ein Team, das der Materialentwicklung viel Aufmerksamkeit widmet. Wir machen viele externe Tests, deren Ergebnisse wir mit unseren Partnern und Sponsoren teilen. Und Sylvan Adams (Teamgründer und Hauptfinanzier, d. Red.) hat auch viele Kontakte in die Start-Up-Szene in Israel. Unser Ausrüster Ekoi hat uns tatsächlich Trikots zur Verfügung gestellt, die sehr leicht sind und auch die Körpertemperatur niedrig halten helfen“, berichtete Verbrugghe.

Krists Neilands (Israel – Premier Tech) war auf der 10. Tour-Etappe in einem Trikot unterwegs, dessen Material auf Temperaturveränderungen reagiert. | Foto: Cor Vos

In einer Art Eisschrank waren Neilands und sein Teamkollege Nick Schultz in der Fluchtgruppe nun nicht gleich unterwegs. “Wenn es draußen 40 Grad hat, dann kannst du machen, was du willst, dir wird immer heiß sein“, sagte Neilands denn auch radsport-news.com.“Aber wir haben mit Ekoi einen guten Ausrüster und sie tun, was sie können, für uns“, fügte der Lette an.

Vor allem zwei neue Trikotmaterialien sind interessant. Ekoi jedenfalls ist selbst mächtig stolz darauf. Ein Sprecher der Ausrüsterfirma war mit einer Art Musterkoffer sogar beim Start der 10. Etappe unterwegs. “Mit Graphene, einem Kohlenstoffmaterial, können wir Hitze vom Körper wegleiten“, erzählte Ekoi-Sprecher Thibaut Labadie radsport-news.com und holte ein Trikot mit feinporigem Material hervor, das bei Berührung tatsächlich kühlend wirkt.

Trikotmaterial reagiert intelligent auf Temperaturveränderung

Outlast, ein anderes Trikotmaterial der Firma, reagiert sogar intelligent auf Temperaturveränderungen. Getestet wurde es unter anderem von der NASA für Astronautenanzüge. “Hier ziehen sich die Fasern bei Kälte zusammen und halten den Körper wärmer. Bei Hitze hingegen dehnen sie sich aus und sorgen für Kühlung. Das ist gut bei Bergetappen, wenn es im Tal wärmer und auf den Gipfeln kühler ist“, meinte Labadie. Schultz und Neilands hatten auf der 10. Etappe das “leichte Sommertrikot“ an, wie beide bestätigten. Das spricht für Graphene. Was Woods am Körper hatte, war nicht herauszufinden.

Sollten Profis des israelischen Rennstalls auch bei weiteren Hitzeetappen noch überraschend weit vorn zu finden sein, muss man die “margibal gains“ der Kühlung wohl als gar nicht so klein ansehen. Bei dieser Tour ist nur Israel mit diesen Materialien ausgestattet, sagte Ekoi-Sprecher Labadie.

Michael Woods (Israel – Premier Tech) gewann am Puy de Dome die 9. Tour-Etappe. Ob auch der Kanadier ein Spezialtrikot trug, ist nicht bekannt. | Foto: Cor Vos

Für Verbrugghe stellt die Trikotforschung nur einen Baustein in einem langjährigen Entwicklungsplan dar. “Wir haben eine langfristige Perspektive. Das betrifft sowohl die Fahrer wie das Material. Mit Derek Gee haben wir jüngst bis 2028 verlängert, auch für Krists Neilands gab es gestern die Verlängerung. In Sachen Material muss man auch Geduld haben, bis man die Effekte spürt. Aber in fünf Jahren wollen wir vielleicht nicht das beste Team der Welt sein, aber zu den Top 5 gehören“, sagte er.

Das sind ganz neue Töne bei einem Rennstall, der lange auf die verblichenen Meriten eines Chris Froome setzte und vor allem alternden Stars noch einen gut bezahlten Karriereherbst spendierte. Bei dieser Tour allerdings gehört Israel - Premier Tech schon jetzt zu den erfolgreicheren Rennställen unter denen, die keinen Klassementfahrer und keinen Top-Sprinter in den Reihen haben.

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