Bad Boys oder Traumduo der Tour?

Philipsen an Jakobsens Sturz beteiligt, van der Poel relegiert

Von Joachim Logisch (Nogaro) und Peter Maurer

Foto zu dem Text "Philipsen an Jakobsens Sturz beteiligt, van der Poel relegiert"
Mathieu van der Poel (links) und Jasper Philipsen feiern den zweiten Tagessieg für den Belgier in Folge. | Foto: Cor Vos

04.07.2023  |  (rsn) – 'Whatcha gonna do when they come for you' lautet eine Liedzeile im Hit 'Bad Boys' von Inner Circle aus dem Jahre 1987. "Was machst du, wenn sie dich holen kommen?" können sich auch die Gegner der aktuellen Dominatoren im Sprint der Tour de France fragen. Denn will man in keine gefährliche Situation kommen, sollte man sich nicht mit Jasper Philipsen und Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) anlegen. Nach Wout Van Aert (Jumbo – Visma) bekamen auf der 4. Etappe dieses Mal Fabio Jakobsen (Soudal – Quick-Step) und Biniam Girmay (Intermarché – Circus – Wanty) zu spüren, was passiert, wenn man dem Alpecin-Sprintzug zu nah kommt.

"Der Sturz von Jakobsen war das Resultat eines Duells zwischen ihm und Philipsen. Ein Duell wo es darum ging: Du oder Ich! Und dann hat es halt Jakobsen erwischt", analysierte der Sportdirektor von Bora – hansgrohe, Rolf Aldag, gegenüber radsport-news.com. Später noch wurde Mathieu van der Poel auf den letzten Platz seiner Gruppe relegiert, nachdem er Girmay zur Seite geschubst hatte, um im Finale Platz für seinen Sprinter zu schaffen.

Philipsens Aktion vom Vortag, als die Jury mehrere Minuten beraten musste, ob der Belgier überhaupt den Sieg zugesprochen bekommen sollte, nachdem er Van Aert in Richtung der Gitter drängte, passt ins Bild.

"Stürze können passieren", meinte Philipsen dann in der Pressekonferenz trocken und erklärte zuerst: "Fabio hat eine Lücke gesucht. Er war eingezwängt und dann waren auch ein paar Ellbogen involviert. Er kam zu Sturz. Das ist blöd, aber du musst dich auch selbst beschützen." Auf eine genauere Nachfrage, ob es nicht eventuell sein Ellbogen gewesen sein könnte, wollte er nicht zu sehr eingehen. Jakobsens Landsmann Danny van Poppel, direkt am Hinterrad des Europameisters, behauptete dies zumindest gegenüber dem niederländischen Fernsehen.

Fabio Jakobsen (Soudal - Quick-Step) trug bei seinem Sturz in Nogaro glücklicherweise nur Prellungen und Schürfwunden davon - an seinem Rad dagegen zerbrachen Ober- und Unterrohr. Er rollte auf einem Ersatzrad ins Ziel. | Foto: Cor Vos

"Es ist ein gefährlicher Sport, aber man will niemanden zu Sturz bringen. Auch ich will einen fairen Sprint", sagte Philipsen. An dessen letzten Satz schien sich sein Anfahrer aber nicht so zu halten, als er Girmay zur Seite stieß. Sportlich hätten es sowohl Philipsen als auch van der Poel nicht nötig, sich solcher Mitteln zu bedienen. Beim Gedanken an das Duo, welches in diesem Jahr bei Paris-Roubaix die Plätze eins und zwei belegte, rückt auch unweigerlich der Sturz von John Degenkolb (DSM – Firmenich) wieder ins Gedächtnis, der nach einem Zusammenstoß mit ihnen zu Fall kam.

Leadoutfahrer Van der Poel ein Privileg für Philipsen

"Du musst dich auch selbst beschützen", erklärte Philipsen in der Pressekonferenz weiter. Der Belgier unterstrich damit auch, dass es immer zwei Seiten eines jeden Vorfalls gibt. Das gilt natürlich auch für seinen zweiten Etappensieg. Denn im Sprint hatte er wieder den besten Punch, perfekt vorbereitet von seinem finalen Leadout-Fahrer van der Poel.

"Ich bin einfach nur glücklich über das Team und den starken Zug. Solche Siege sind nur möglich, wenn du ein starkes Team hinter dir hast. Und es ist ein Privileg, Mathieu als letzten Mann zu haben", lobte Philipsen, der seine Siegesserie bei Sprintankünften der Tour de France nun auf vier in Folge erhöhte.

"Wir sind mit ihm als Sprinter und mir im Leadout gut aufgestellt. Ich denke, ich bin ein guter letzter Mann für ihn. Er mag es, schnell in den Sprint zu gehen. Daher passt die Kombi", fügte van der Poel an, dem aber das Risiko im Finale als Anfahrer durchaus bewusst ist: "Es ist super gefährlich, denn du kannst halt auch selbst schnell am Boden liegen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.06.2024Tour de France im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de France ist die wichtigste Rundfahrt im internationalen Radsportkalender. Vor der am 29. Juni im italienischen Florenz beginnenden 111. Ausgabe liefern wir einen Überblick über d

11.06.2024Cofidis setzt auf erfahrenes Tour-Team inklusive Geschke

(rsn) – Die französische WorldTour-Mannschaft Cofidis präsentierte am Dienstag die ersten sechs Fahrer ihres Tour-de-France-Kaders in einer Presseaussendung und verkündete dabei auch, dass Simon

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine