Bittere Kälte, Hagel und Gewitter

Istrien: Kretschy trotzt dem schlechten Wetter und wird Zweiter

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Istrien: Kretschy trotzt dem schlechten Wetter und wird Zweiter"
Moritz Kretschy (rad-net Oßwald) wurde auf der 1. Etappe der Istrian Spring Trophy Zweiter | Foto: Team rad-net Oßwald

10.03.2023  |  (rsn) – Die 6. Etappe bei Paris-Nizza musste wegen heftiger Windböen abgesagt werden, die Bergankunft der Königsetappe bei Tirreno-Adriatico wurde aus dem gleichen Grund weiter nach unten verlegt - und in Kroatien mussten sich die vier deutschen Kontinental-Teams rad-net Oßwald, Santic – Wibatech, Saris Rouvy Sauerland und P&S Benotti ebenfalls durch eine wetterbedingt knüppelharte 1. Etappe der Istrian Spring Trophy (2.2) kämpfen.

Rechtzeitig zum Start in Porec fing es an zu regnen, zunächst leicht, dann zunehmend heftig. Die Straßen standen teilweise unter Wasser, dazu kamen noch Hagel und ein Gewitter – und das Ganze bei Temperaturen im einstelligen Bereich.

"Unsere Bergfahrer sind förmlich erfroren. Anton Albrecht ist wegen der Kälte im Krankenwagen gelandet“, berichtete etwa Lars Wackernagel, der Teamchef von P&S Benotti gegenüber radsport-news.com. Wolfgang Oschwald, der Sportliche Leiter von Saris Rouvy Sauerland, ergänzte gegenüber radsport-news.com, einige Fahrer hätten so sehr gefroren, dass sie ihre Regenjacken nicht zubekommen hätten. Bei den Sauerländern musste der Schweizer Dominik Weiss nach 100 Kilometern ins Auto steigen. "Ihn hat es völlig zerrissen, er hatte nichts mehr zuzusetzen“, meinte Oschwald. Tim Wollenberg (Santic – Wibatech) sprach gegenüber radsport-news.com von "grenzwertigen“ Bedingungen. "Ich kann mich spontan an nichts Schlechteres erinnern", fügte er an.

Kretschy klapperte erst vor Kälte, landete aber noch auf dem Podium

Mit diesen miserablen Verhältnissen hatte auch Moritz Kretschy (rad-net Oßwald) zu kämpfen. "Zwischenzeitlich ging es mir richtig dreckig wegen der Kälte. Ich habe so geklappert, dass ich schon zurückgefallen war“, so Kretschy zu radsport-news.com. Auch dank einiger Gels, die den Kreislauf in Schwung brachten, konnte er wieder nach vorne aufschließen und im Finale auch noch eine entscheidende Rolle spielen.

Schließlich folgte Kretschy einer späten Attacke von Artem Shmidt (Hagen Bermans Axeon), musste sich dem US-Amerikaner dann allerdings geschlagen geben. Auch wenn es "nur“ zu Rang zwei reichte, war Kretschy mit seiner Leistung ausgesprochen zufrieden. "Es lief super top. Damit hätte ich nicht gerechnet, nach dem, wie es mir zuvor auf der Etappe ergangen war. Im Sprint war ich leider viel zu grau, um etwas entgegensetzen zu können. Aber mit Rang zwei bin ich schon sehr zufrieden.“

Beeindruckt von Kretschys Vorstellung und dem mannschaftlichen Auftritt von rad-net Oßwald war Steffen Uslar. "Es war eine starke Leistung vom Team. Philipp Gebhardt fuhr in einer Dreierspitze, die erst 15 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde und Kretschy wurde am Ende Zweiter. Damit sind wir sehr zufrieden“, bilanzierte der Sportliche Leiter gegenüber radsport-news.com. Kretschy liegt aktuell auch in der Gesamtwertung auf dem zweiten Platz, gerade einmal eine Sekunde hinter Shmidt.

Santic - Wibatech im Sprint zu früh dran, Aufwärtstrend im Team Sauerland

Ein gutes Ergebnis erzielte auch der Passauer Rennstall Santic – Wibatech, der den Polen Bartlomiej Proc auf Rang sechs ins Ziel brachte. "Im Finale gab es Gespringe, wir haben dabei auf den Sprint mit Bartlomiej Proc gepokert. Wir waren leider ein bisschen früh dran, aber er ist am Ende noch Sechster geworden", so Wollenberg. Einzige negative Nachricht bei Santic - Wibatech: Mario Gamper stürzte 20 Kilometer vor Schluss unverschuldet über ein Bahngleis.

Einen deutlichen Aufwärtstrend konnte auch Saris Rouvy Sauerland verzeichnen: Der 18-jährige Jonathan Rottmann verpasste nur knapp die Top Ten. "Die Mannschaft hat schon viel besser zusammengefunden, es wird langsam. Die Sprintvorbereitung für Rottmann hat noch nicht so ganz geklappt, aber Rang 12 für einen Erstjährigen bei einem international doch schon recht guten Feld, ist ein sehr gutes Ergebnis. Dies lässt weiter auf Gutes hoffen“, befand Oschwald.

Jonathan Rottmann (Saris Rouvy Sauerland) hate wie die anderen Fahrer im Feld mit dem schlechten Wetter zu kämpfen. Foto: Mario Stiehl

P&S Benotti hatte zwischendurch "richtig Stress", Nolde in der Offensive

Nur für P&S Benotti sprang am Ende keine Platzierung unter den besten 15 heraus. "Wir müssen uns erstmal sammeln. Es war nicht nur schlechtes Wetter, wir mussten auch ein paar Entscheidungen treffen, um das Team zu retten. Unsere Bergfahrer sind heute förmlich erfroren. Immerhin sind wir noch mit fünf Fahrern ins Ziel gekommen“, meinte Wackernagel.

Dominik Röber, der in Kroatien nach langer Verletzungspause sein Comeback feiert, erklärte, dass P&S Benotti für Tobias Nolde fahren wollte. "Zu Beginn waren wir auch immer präsent und im hektischen Rennen immer sehr gut positioniert. Bis zum Kilometer 60, als es in Pazin in den Anstieg ging, sind wir schön kompakt gefahren und waren für jede Rennsituation bereit“, so Röber zu radsport-news.com.

Dann hätten aber die durch das Wetter hervorgerufenen Probleme begonnen. Während Albrecht aussteigen musste, wurde Nolde bei hohem Renntempo durch einen Defekt gestoppt. "Wir hatten also richtig Stress“, meinte Röber, der selbst "gerade noch so die Kurve“ bekam, um mit der Hilfe von zusätzlicher Kleidung und viel Essen wieder ins Feld zurückzukehren.

Dominik Röber (P&S Benotti) bei der Istrian Spring Trophy. Foto: Mario Stiehl

Nolde zeigte sich in der zweiten Rennhälfte dann noch mal als Ausreißer, wurde aber im Finale wieder gestellt. Das verbliebene Quartett saß in der Gruppe hinter dem ersten großen Feld und konnte so nicht mehr in die Rennentscheidung eingreifen. "Es war nicht der Tag, wie wir ihn geplant hatten. Positiv ist jedoch, dass alle wieder gesund im Hotel sind“, schloss Röber.

Hohes Renntempo als Mittel gegen die Kälte

Um sich möglichst warm zu halten, absolvierten die Fahrer die 153 Kilometer lange Etappe mit kontinuierlich hohem Tempo, weshalb sich erst nach 100 Kilometern eine dreiköpfige Spitzengruppe bildete, zu der auch Nolde und Gebhardt zählten. Das Trio wurde aber 15 Kilometer vor dem Ziel direkt nach dem letzten Anstieg des Tages gestellt. Dort ging zunächst Shmidt in die Offensive und bekam kurz darauf Gesellschaft von Kretschy. Das Duo rettete sich vor dem heranrauschenden Feld ins Ziel und machte den Tagessieg unter sich aus, wobei sich Shmidt nicht nur die Etappe sicherte, sondern auch die Gesamtführung übernahm.

Results powered by FirstCycling.com

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

27.11.2025Thomas soll als Renndirektor Ineos zu Grand-Tour-Siegen führen

(rsn) – Geraint Thomas hat nach der Tour of Britain seine lange eund erfolgreiche Karriere beendet. Allerdings wird der 39-jährige Waliser auch künftig in Diensten von Ineos Grenadiers stehen. Wie

27.11.2025Gaviria mit 2,36 Promille am Steuer: Zwei Jahre Fahrverbot

(rsn) – Fernando Gaviria ist wegen Trunkenheit am Steuer von einem Gericht in Monaco zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe und einem zweijährigen Fahrverbot verurteilt worden. Der 31-jährige Ko

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)