RSNplusKT-Teams 2023: Bike Aid

Herkulesaufgabe mit runderneuertem Kader

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Herkulesaufgabe mit runderneuertem Kader"
Team Bike Aid bestritt zum Saisoneinstieg in der Türkei den Grand Prix Apollon Temple| Foto: Team Bike Aid

07.02.2023  |  (rsn) - Team Bike Aid hat im Winter den großen personellen Umbruch gewagt. Neben dem langjährigen Co-Teamchef Timo Schäfer verließen nicht weniger als neun Fahrer den Rennstall, darunter die beiden Urgesteine Lucas Carstensen und Niko Holler. Die Teamleitung um Matthias Schnapka sieht sich einer wahren Herkulesaufgabe gegenüber, doch der zweite Platz von Adrian Zuger zum Saisonauftakt in der Türkei könnte bereits ein Fingerzeig gewesen sein, dass der Umbruch gelingt.

___STEADY_PAYWALL___

Kommen und Gehen: Bereits im Verlauf der vergangenen Saison verließen der talentierte Eritreer Henok Mulubrhan (zu Bardiani - CSF) sowie der Türke Halil Dogan die Saarländer Equipe. Im Winter folgten Holler (Karriereende), Carstensen, Adne van Engelen (beide Roojai Online Insurance), Jesse Ewart (Terengganu), Jesse de Rooij (WV West-Frisia), Julian Lino (Nice Metropole), Sebastian Niehues und Salim Kipkemboi (beide Ziele unbekannt). Zudem stieg auch Teamchef Schnapka vom Rad. Mit Holler und Carstensen verlor der Rennstall nicht nur langjährige Stützen, sondern auch zwei zuverlässige Ergebnislieferanten. Van Engelen, zuletzt Gesamtsieger der Tour of Sharjah, Ewart und Lino gehörten in der vergangenen Saison ebenfalls zu den Leistungsträgern.

Adrian Zuger erwischte mit seinem zweiten Platz beim GP Apollon Temple einen fast perfekten Saisoneinstieg. | Foto: Bike Aid

Dagegen stießen nur sieben Fahrer zu Bike Aid dazu, das Aufgebot wurde so auf nur noch zwölf Mann verkleinert. Aus dem Development-Team wurden Pirmin Eisenbarth und Adrian Zuger hochgezogen, dazu wurden Philip Meiser und Vinzent Dorn verpflichtet, beide wie Eisenbarth von Hause aus Mountainbiker.

Oliver Mattheis (Embrace the World), Zehnter der Tour de la Guadeloupe (2.2), kehrt nach sieben Jahren wieder auf Kontinental-Niveau zurück. Komplettiert wird die Riege der Zugänge vom Ruander Eric Muhoza, der zu den größten afrikanischen Talenten zählt, und vom Kanadier Francis Juneau, der vom U23-Team von Israel - Premier Tech kommt.

Der wichtigste Transfer: Der 22-jährige Juneau lieferte in seinem letzten U23-Jahr eine Reihe von starken Vorstellungen ab. Er belegte nicht nur Rang zwei des Carpathian Race (2.2u) in Polen, sondern wurde auch Achter der Tour de la Mirabelle (2.2) in Frankreich und sicherte sich in seiner Heimat Platz zwei im Zeitfahren der U23. Bei Bike Aid soll er aufgrund seiner Zeitfahrqualitäten bei kleineren Rundfahrten eine wichtige Rolle spielen.

Die Kapitäne: Die Ergebnislast dürften in erster Linie Leo Bouvier und Dawit Yemane tragen. Beide waren schon im vergangenen Jahr wichtige Stützen und überzeugten durch gute Ergebnisse. Während Bouvier seine Stärken im Sprint aus einem dezimierten Feld heraus hat, ist Yemane ein guter Kletterer. Der 25-jährige Franzose soll sich nach Ergebnissen zwischen fünf und zehn in der Saison 2023 in Richtung Podium vorarbeiten. Auch der gleichaltrige Eritreer, der 2022 die Serbien-Rundfahrt (2.2) gewann und die Türkei-Rundfahrt (2.Pro) auf Rang sieben beendete, hat noch Luft nach oben. Sein Potenzial deutete Yemane in diesem Jahr schon bei der Tropicale Amissa Bongo (2.1) an, die er im Trikot der eritreischen Nationalmannschaft auf Rang fünf abschloss.

So wie hier will Team Bike Aid in dieser Saison oft jubeln. | Foto: Bike Aid

Im Fokus: Zuger erwischte mit seinem zweiten Platz beim GP Apollon Temple (1.2) einen Traumeinstand in seine erste Saison auf Kontinental-Niveau. Bei Bike Aid wird der 21-Jährige sicherlich noch einige Chancen im Sprint bekommen. Auch wenn von Zuger, der auch ordentlich klettern kann, in größeren Rennen noch nicht zu viel erwarten werden darf, könnte er 2023 noch das eine oder andere - zumindest kleine - Ausrufezeichen setzen.

Was das Team auszeichnet: Bike Aid hebt sich in vielerlei Hinsicht von anderen deutschen Kontinental-Teams ab. Da ist zum einen das international besetzte Aufgebot, dazu kommen der wohl qualitativ beste Rennkalender und der Fokus auf die Förderung des afrikanischen Radsports. Um bei Bike Aid zu fahren, benötigen Fahrer eine besondere Mentalität. Das Team bestreitet viele Rennen in Afrika und Asien, ist dort nicht nur am sportlichen Erfolg, sondern auch an Land und Leuten engagiert sich auch vor Ort.

Einmalig ist zudem die Struktur mit einem eigenen Development-Team, das nun mit dem Aufstieg von Eisenbarth und Zuger erste Früchte zu tragen scheint. Auch bei der Rekrutierung von Fahrern beschritt Bike Aid in diesem Winter wieder eigene Wege. Gleich drei ehemalige Mountainbiker fanden ihren Weg ins Team, Eisenbarth und auch Dorn haben schon angedeutet, dass sie auch gute Straßenfahrer werden können, bei Lokalmatador Meiser, der mit seinen 30 Jahren der Oldie im Team ist und seine erste Straßensaison bestreitet, bleibt das abzuwarten.

Fünf Fragen, deren Antworten über eine erfolgreiche Saison entscheiden:

1. Können sich die Kapitäne Leo Bouvier und Dawit Yemane gegenüber dem Vorjahr nochmals steigern?

2. Wie schnell finden sich die Mountainbiker Pirmin Eisenbarth, Vinzent Dorn und Philip Meiser auf der Straße zurecht und stehen sie eine komplette Saison durch?

3. Kann Bike Aid die zahlreichen Abgänge wegstecken und auch mit neuem Personal den Teamspirit bewahren?

4. Ist das Team in der Lage, auch eine gewisse Frustrationstoleranz aufzubauen, sollte Bike Aid bei hochwertigen Rennen hinterherfahren?

5. Kann Adrian Zuger den guten Saisonauftakt bestätigen und zumindest ansatzweise die Lücke schließen, die Sprinter Lucas Carstensen hinterlassen hat?

Das Bike-Aid-Aufgebot: Enzo Decker (19), Vinzent Dorn (24), Pirmin Eisenbarth (27), Oliver Mattheis (27), Philip Meiser (30), Jasper Pahlke (20), Adrian Zuger (21 / alle Deutschland), Leo Bouvier (24 / Frankreich), Francis Juneau (22 / Kanada), Wesley Mol (23 / Niederlande), Eric Muhoza (21 / Ruanda), Dawit Yemane (25 / Eritrea)

Teamchef: Matthias Schnapka
Radsponsor: Kaze Bicycles

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.10.2025Run&Race - Wibatech mit starkem Saisonfinale beim Cro Race

(rsn) - Das Kotinental-Team Run&Race - Wibatech hat seine Saison mit einer starken kämpferischen Leistung beim Cro Race (UCI 2.1) in Kroatien abgeschlossen. Gegen ein Feld, das mit zahlreichen WorldT

29.09.2025“Ans Aussteigen gedacht“: Theiler kämpft sich in Frankreich auf Platz 4

Für die deutschen Kontinental-Teams brachte das Wochenende gemischte Gefühle. Während Ole Theiler (Rembe - rad-net) in Frankreich bei widrigsten Bedingungen eine Top-Platzierung einfuhr, hatten and

23.09.2025Adamietz beeindruckt am Schlusstag der Luxemburg-Rundfahrt

(rsn) – Für die Fahrerinnen und Fahrer der deutschen Kontinental-Teams verlief die vergangene Woche etwas ruhiger. Nach seinem Auftakterfolg bei der Tour of Poyang Lake (2.2) konnte Oliver Matthei

16.09.2025Rottmann jubelt in Rumänien, Storck - Metropol zeigt Kampfgeist

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Teams Rembe - rad-net und Storck - Metropol haben bei der anspruchsvollen Turul Romaniei (2.2) eine Woche voller Angriffe, Rückschläge und letztlich großem Jubel e

15.09.2025Mattheis gewinnt Bergankunft am Lushan Mountain

(rsn) – Die elftägige Tour of Poyang Lake (2.2) durch Zentralchina hätte für das Team Bike Aid und vor allem für Oliver Mattheis kaum besser starten können. Der 30 Jahre alte Kletterer des deut

15.09.2025Bock gewinnt Finale in Wenholthausen, Theiler Bundesliga-Gesamtsieger

(rsn) - Mit dem Rennen in Wenholthausen ist die Rad-Bundesliga 2025 zu Ende gegangen. Der Wettkampf, der zugleich als Deutsche Bergmeisterschaft gewertet wurde, bot wie gewohnt einen harten Kampf. De

13.09.2025Rottmann feiert in Rumänien seinen ersten internationalen Sieg

(rsn) – Jonathan Malte Rottmann (Rembe – rad-net) hat die 4. Etappe der Turul Romaniei (2.2) gewonnen und damit seinen ersten Sieg in einem internationalen Rennen auf Profiniveau gefeiert. Der 21

10.09.2025Ventker holt sich zum zweiten Mal die Bundesliga-Gesamtwertung

(rsn) – Zum zweiten Mal nach 2020 hat sich Lydia Ventker (RSV Gütersloh) die Gesamtwertung der Rad-Bundesliga sichern. Auf Rang zwei folgte als beste U19-Fahrerin Magdalena Leis (Mangertseder), D

08.09.2025Doppelschlag durch Jasch: Etappen- und Gesamtsieg in Italien

(rsn) – Lennart Jasch von den Red Bull – Bora – hansgrohe Rookies hat sich mit einem späten Solo auf der Schlussetappe des Giro della Regione Friuli Venezia Giulia (2.2) nicht nur seinen ersten

08.09.2025Deutsche Teams beeindrucken in Bulgarien, Istanbul und Böhmen

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Teams haben eine beeindruckende Woche auf internationalem Parkett hinter sich. Bei der Bulgarien-Rundfahrt landeten mit Dominik Röber (Benotti - Berthold) und Julian

01.09.2025UCI-Sieg und Podestplätze: Deutsche Teams in vier Ländern erfolgreich

(rsn) - Fünf der deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche bei internationalen Rennen am Start und brachten beachtenswerte Erfolge mit nach Hause. Mit einem Sieg und zwei Top-Ten-Pla

27.08.2025Gänsehaut-Momente und Trikot-Träume

(rsn) - Für die deutschen Kontinental-Teams ist die Lidl Deutschland Tour (2.Pro) mehr als nur ein Rennen. Es ist die größte Bühne des Landes, ein Kräftemessen mit der Weltelite und oft ein emoti

Weitere Radsportnachrichten

13.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

13.10.2025Balsamo als Topfavoritin nach China

(rsn) – Die Tour of Chongming Island (2.WWT) bildet den Abschluss der Women’s WorldTour 2025. Drei Tage lang findet das Rennen auf der zweitgrößten chinesischen Insel vor den Toren Shanghais st

13.10.2025Nicolas Vinokurov verlängert bei XDS - Astana

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

13.10.2025Saisonfinale im Fernost: Sprint-Chancen und ein “Scharfrichter“

(rsn) – Die Tour of Guangxi bildet vom 14. bis 19. Oktober das Saisonfinale der UCI WorldTour 2025. Auf den sechs Etappen der chinesischen Rundfahrt werden 1019,9 Kilometer zwischen Fangchenggang un

13.10.2025Seltene Niederlage: Pogacar verliert gegen Amateur

(rsn) – Tadej Pogacar hat am Sonntag eine seltene Niederlage einstecken müssen – und das ausgerechnet bei seiner eigenen Veranstaltung. Bei der "Pogi Challenge" in Slowenien musste sich

13.10.2025Tour of Chongming Island im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Bereits seit 2007 steht die Tour of Chongming Island im Rennkalender der Frauen und zählt seit 2016 zur Women´s World Tour. Die Rundfahrt führt über drei Etappen und kam zumeist den Sprin

13.10.2025Grande Partenza 2026 in Bulgarien

(rsn) – Der Giro d’Italia 2026 wird in Bulgarien beginnen. Dies bestätigte der Präsident der Organisation RCS Urbano Cairo beim Festival dello Sport in Trentino. Das bedeutet, dass die Italien-

13.10.2025Tour of Guangxi im Rückblick: Die ersten neun Jahre

(rsn) - Die erstmals 2017 ausgetragene Tour of Guangxi ist seitdem das letzte WorldTour-Rennen der Saison. Die sechstägige Rundfahrt wird in der autonomen Region Guangxi im Süden Chinas ausgetragen

12.10.2025Biesterbos überrascht bei der Gravel-WM

(rsn) - Nicht zum ersten Mal in dieser Saison bringt ein Fahrer eines Teams außerhalb der WorldTour die Profis der Topliga des Radsports beim Kampf um einen Meistertitel ins Schwitzen. Nachdem in Ita

12.10.2025“Im Finale waren wir vielleicht ein bisschen dumm“

(rsn) – Bis eine Minute vor der endgültigen Entscheidung von Paris-Tours (1.UWT) hatte die Grande Nation noch fest daran glauben können, dass nach dem Vorjahressieg von Christoph Laporte (Visma â

12.10.2025Philipsen: “Mit diesen Jungs auf dem Podium zu sein, ist ein Privileg“

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat die 119. Auflage von Paris–Tours (1.Pro) im Sprint einer sechsköpfigen Spitzengruppe gewonnen und damit seinen dritten Sieg beim französischen Herbstklassiker

12.10.2025Trentin gewinnt auch die zweite Version von Paris-Tours

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat mit Paris-Tours (1.Pro) den letzten großen Herbstklassiker auf europäischer Bühne im Zielsprint einer Sechsergruppe für sich entschieden. Das traditionsreiche

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Gree-Tour of Guangxi (2.UWT, CHN)
  • Radrennen Männer

  • Tour of Holland (2.1, NED)