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13.06.2022 | (rsn) – Am Samstag beim Bundesliga-Rennen im Schweizer Gippingen bot sich ein seltenes Bild. Mit Luis-Joe Lührs stand auch ein Fahrer im Trikot des deutschen WorldTeams Bora-hansgrohe am Start. Und der 19-Jährige konnte auf dem schweren Kurs gegen starke nationale und internationale Konkurrenz direkt den Sieg einfahren.
“Ich bin ziemlich stolz, dass ich das geschafft habe. Der Sieg in meinem allerersten Bundesliga-Rennen in der Eliteklasse bedeutet mir einiges“, sagte Lührs später im Gespräch mit radsport-news.com.
___STEADY_PAYWALL___ Auch wenn er nach einer erfolgreichen Junioren-Zeit die U23-Klasse übersprang und im letzten Winter direkt bei Bora-hansgrohe unterschrieb, ist sich Lührs nicht zu schade, auch kleine nationale Rennen oder Wettbewerbe mit der U23-Nationalmannschaft zu bestreiten. “Klar fahre ich bei Bora-hansgrohe und habe deren Trikot an. Aber ich bin erst 19 Jahre alt und mein Ziel ist es schon, das eine oder andere Rennen für die U23-Nationalmannschaft zu bestreiten“, sieht Lührs diesen Schritt keinesfalls als Degradierung.
Gippingen anstatt U23-DM
Mit U23-Bundestrainer Ralf Grabsch gab es zuletzt auch ein Gespräch, in dem der Auswahltrainer dem jungen Deutschen die Perspektiven aufzeigte. “Ich habe gefragt, wo er mich gerne am Start sehen würde, so dass ich mich empfehlen kann. Auch in der U23 wird schnell gefahren und nur weil ich Profi bin, heißt das nicht, dass ich eine Startplatzgarantie habe“, ist sich Lührs bewusst, dass es für ihn keine Extrawurst geben wird und er sich der Konkurrenzsituation stellen muss.
Ins Spiel brachte Grabsch zunächst, dass Lührs bei der U23-DM am Start stehen sollte, doch da sich diese mit der Sibiu-Tour überschneidet, die der 19-Jährige für Bora-hansgrohe bestreiten soll, rückte eine Teilnahme am Bundesliga-Rennen in Gippingen in den Fokus.
Luis-Joe Lührs bei einem seiner ersten Rennen der Saison, der Trofeo Pollenca-Port d'Andratx auf Mallorca Ende Januar. | Foto: Cor Vos
Dieses bestritt Lührs als Einzelstarter und ließ den zahlenmäßig überlegenen Kontinental-Teams trotzdem keine Chance. “Ich wusste nicht, was in dem Rennen auf mich zukommt, da es mein erstes Bundesliga-Rennen in der Männerkategorie war. Da wird auch schon gut gefahren, einfach war da gar nichts“, stellte Lührs klar.
U23 überspringen? "Es gibt kein richtig oder falsch"
Auf die Frage, ob der Sieg in der Schweiz eher zeige, dass es die richtige Entscheidung war, die U23 zu überspringen, da er dieser Klasse leistungsmäßig schon entwachsen sei, oder ob es vielmehr der Fall sei, dass er sich in seinen ersten Monaten bei Bora-hansgrohe schon so sehr weiterentwickelt habe, dass er durch diesen Leistungssprung erst in der Lage war, das Bundesliga-Rennen für sich zu entscheiden, entgegnete die Nachwuchshoffnung: "Das ist schwer zu sagen, es gibt kein richtig oder falsch.“
Generell könne man natürlich darüber diskutieren, ob es sinnvoll sei, die U23 zu überspringen. “Das gilt auch in meinem Fall“, so Lührs. “Ich bin aber der Meinung, dass es bei mir gut funktioniert hat. Ich habe bei den Rennen immer einen guten Teil beigetragen, habe einiges gelernt, von dem halben Jahr in der WorldTour profitiert und einen enormen Fortschritt gemacht. Ich bin leistungsmäßig auf einem guten Niveau unterwegs, so dass es mir möglich war, am Wochenende zu gewinnen."
Luis-Joe Lührs zwischen seinen Teamkollegen Ide Schelling (links) und Ryan Mullen bei der Präsentation zum Brüssel Cycling Classic Anfang Juni. | Foto: Cor Vos
Beinahe gewonnen hätte fast zeitgleich auch Lührs älterer Bruder Leslie, der bei Lotto – Kern Haus unter Vertrag steht und aktuell den prestigeträchtigen Babygiro bestreitet. Zum Auftakt in Italien am Samstag hatte der Sprinter noch bis 50 Meter vor dem Ziel auf Siegkurs gelegen, ehe ihn ein Krampf bremste und er noch auf Rang sechs zurückfiel.
“Als ich das Ergebnis las, habe ich mich erst gefreut. Aber als wir dann telefoniert haben, habe ich gleich gedacht, dass er auch etwas enttäuscht ist“, so Luis-Joe Lührs. “Ich musste ihn jetzt nicht aufbauen, aber wir waren uns schon einig, dass er sich ein wenig ärgern darf, um den Ärger dann im weiteren Verlauf der Rundfahrt dann noch mal aufs Pedal zu bringen. Ich drücke ihm die Daumen, dass er noch mal die Chance bekommt“, ergänzte der 19-Jährige.
Gemeinsam mit Leslie zur l'Avenier, EM oder WM?
Da beide Lührs-Brüder altermäßig noch zur U23-Kategorie zählen, könnten in diesem Jahr zumindest in der Nationalmannschaft noch gemeinsame Einsätze anstehen. Der für Bora-hansgrohe fahrende Lührs hat sich etwa als Ziel gesetzt, bei der Tour de l`Avenir, der EM oder der WM zu starten. “Klar gibt es die Diskussion, ob WorldTour-Fahrer noch bei der U23 starten sollten. Ich kann da auch die Gegenseite verstehen. Aber gerade im ersten Jahr als 19-Jähriger würde ich schon gerne ein paar Einsätze haben – auch um das Siegen nicht zu verlernen. Sich mit Gleichaltrigen zu messen, ist auch schön“, meinte er.
Zunächst aber wird sich Lührs nach dem Abstecher zur Rad-Bundesliga wieder mit den internationalen Radprofis messen. Seinen nächsten Einsatz könnte er schon ab Mittwoch bei der Belgien-Rundfahrt haben. Danach steht dann die Profi-DM im Sauerland auf dem Programm, wo er für das Straßenrennen und das Zeitfahren gemeldet ist. Nach der bereits angesprochenen Sibiu-Tour in Rumänien folgt schließlich noch ein Höhentrainingslager, in dem er sich für die zweite Saisonhälfte vorbereiten will.
Mit der ersten Saisonhälfte ist Lührs indes absolut zufrieden, trotz einer Corona-Erkrankung und eines Schlüsselbeinbruchs, was ihn jeweils für zwei Wochen außer Gefecht setzte. “Das Frühjahr war relativ ruppig“, spielte er auf seine Ausfallzeiten an. “Aber ich kann mich nicht beschweren. Die Entwicklung geht gut voran, mit den Rennergebnissen bin ich sehr zufrieden und mit den Renneinsätzen ebenfalls. Ich habe ein cooles Umfeld und freue mich immer, wenn ich mit dem Team unterwegs bin. Ich bin da sehr dankbar“, schloss Lührs.
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