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26.09.2021 | (rsn) - Das geliebte Kopfsteinpflaster kostete Nils Politt im WM-Straßenrennen den anvisierten Spitzenplatz. Der Hürther, als Zweiter von Paris-Roubaix ein Spezialist für derartige Schikanen, verlor in zwei Anstiegen mit den buckligen Steinen den Anschluss an die Spitzengruppe, die er vorher selbst mit einer cleveren Attacke initiiert hatte. "Ich weiß nicht, was heute an den Pflasteranstiegen los war, aber auf jeden Fall waren sie heute nicht meine Freunde", gestand er später im Ziel in Leuven sichtlich enttäuscht.
Seine Leistung im Rennen war mehr wert als der 16. Platz, den er schließlich nach Hause brachte. "Es war ein total hartes Rennen. Ich denke, ich habe es eigentlich ganz gut geschafft, vorne auf Position zu fahren", fasste Politt das Geschehen bis kurz vor der zweiten Einfahrt in die Flandrien-Schleife rund 90 Kilometer vor Schluss zusammen.
"Nachdem die Belgier in der vierten Runde des Stadtkurses das Rennen etwas schwerer gemacht hatten, dachte ich, es sei nicht schlecht vorne mit einer Gruppe rauszufahren", erklärte der 27-Jährige, warum er so früh vor dem Finale angriff. Es bildete sich eine starke Truppe mit Remco Evenepoel (Belgien), Andrea Bagioli (Italien), Dylan van Baarle (Niederlande), Jan Tratnik (Slowenien), Valentin Madouas (Frankreich) und Mads Würtz Schmidt (Dänemark). In ihr waren damit alle favorisierten Nationen vertreten, dazu kamen der US-Amerikaner Neilson Powless, der Australier Robert Stannard, der Norweger Rasmus Tiller und der Spanier Ivan Garcia Cortina.
Keine Einigkeit in der Ausreißergruppe
Doch die elf Ausreißer waren sich nicht wirklich einig. Politt: "Leider lief die Gruppe nicht all zu gut. Viele haben sich angeschaut." Es hätte trotzdem reichen können, wenn ihm im Kopfsteinpflasteranstieg Moskesstraat die Beine nicht die Gefolgschaft verweigert hätten. Politt fiel zurück, während sich van Baarle später hinter Titelverteidiger Julian Alaphilippe (Frankreich) die Silbermedaille sicherte und Powless Fünfter wurde.
"Vielleicht hätte ich (ohne die Pflasterpassagen) vorne dabeibleiben können. Im Allgemeinen war es keine schlechte Idee, die ich hatte. Aber ich habe nicht genug Druck auf die Kette bekommen", trauerte Politt der verpassten Chance nach.
Dem gebürtigen Kölner fehlte am Ende auch etwas die Unterstützung des nur aus sechs Fahrern bestehenden deutschen Aufgebots. Lediglich Georg Zimmermann und Road Captain Nikias Arndt hielten länger durch, wobei Zimmermann kurz vor Politt in die Attacke gegangen war. "Nils wollte, dass Zug draufbleibt und dass man das Rennen ein bisschen schwer macht. Er meinte, dass ich mal losfahren soll und dann habe ich den Hügel hochgezogen", schildert der 23-Jährige seinen Angriff, der aber nicht von Erfolg gekrönt war.
Danach musste er wie Arndt reißen lassen. "Ich war lange vorne dabei, aber nicht lange genug. Die Beine waren gut, aber als es das zweite Mal raus ging auf die Runde, habe ich Probleme bekommen. Da hätte ich mir gewünscht, dass ich Nils noch mal im Finale ein bisschen hätte unterstützen können", erzählte der Buchholzer.
Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Nationalmannschaft schon durch Stürze halbiert worden. Maximilian Schachmann kam als Erster zu Fall: "Der Sturz war nicht so schlimm, aber ich erlitt dadurch auch einen Kettenschaden. Der neutrale Materialwagen ließ mich stehen, und bis der eigene kam, verging viel Zeit. Zeit, die ich nicht mehr aufholen konnte", erklärte der Berliner, warum er das Rennen vorzeitig beendete.
Politt hofft jetzt auf das Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix
Als nächsten erwischte es John Degenkolb, der bei hoher Geschwindigkeit böse auf dem Pflaster aufschlug und vom Krankenwagen ins Ziel transportiert werden musste. "Es hat mich sehr hart runtergehauen. Dabei brach der Helm und mir war für einen Moment schwindelig. Ich bin mega enttäuscht, dass mein WM-Rennen so zu Ende gegangen ist", klagt eder Oberurseler, dem der Rennverlauf entgegengekommen wäre. "Wir haben viele Szenarien besprochen. So war geplant, dass Degenkolb auf der Stadtrunde mitspringen sollte. Da hat er schon gefehlt."
Auch Co-Kapitän Pascal Ackermann, der für einen eventuellen Sprint geschont werden sollte, hatte Pech: "In der Verpflegung sind vor mir welche gestürzt. Ich konnte zwar das Loch noch mal zufahren, aber dann es mich aufgestellt.“
Während Degenkolb wegen seines Schwindelgefühls abwarten muss, ob er nächste Woche bei Paris-Roubaix starten kann, wo er 2015 gewinnen konnte, glaubt Politt, der Zweite von 2019, dass die Kopfsteinpflasterabschnitte dann wieder seine Freunde sind: "Dort führen sie ja nicht bergauf", meinte er mit einem Augenzwinkern.
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