Beeindruckender Sieg bei Dwars door Vlaanderen

Van Baarle katapultiert sich in die Favoritenriege der Ronde

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van Baarle katapultiert sich in die Favoritenriege der Ronde"
Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) hat Dwars door Vlaanderen gewonnen. | Foto: Cor Vos

31.03.2021  |  (rsn) – Mit einem beeindruckenden Solo hat Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) die 76. Auflage des belgischen Halbklassikers Dwars door Vlaanderen gewonnen und sich bei der Generalprobe für die große Flandern-Rundfahrt auf die Favoritenliste der am Ostersonntag anstehenden 'Ronde' geschoben. Die letzten 51 der 184 Kilometer mit Start in Roselaere und Ziel in Waregem legte der Niederländer allein zurück.

Christophe Laporte (Cofidis) rettete sich als letzter Verbliebener einer hochklassigen, achtköpfigen Verfolgergruppe 26 Sekunden nach van Baarle als Zweiter ins Ziel. Wenige Meter dahinter sprintete Tim Merlier (Alpecin – Fenix) als Schnellster des dezimierten Feldes zum dritten Platz.

"Letztes Wochenende habe ich bewiesen, dass ich gut in Form bin", freute sich van Baarle, der beim E3 Saxo Bank Classic und bei Gent – Wevelgem Siebter beziehungsweise Achter geworden war, bevor er nun bei fast sommerlichen Bedingungen die sogenannte 'Generalprobe für die Flandern-Rundfahrt' bestritt. "Auch die guten Platzierungen der letzten Jahre waren kein Zufall. Das ist eine schöne Bestätigung", fuhr er fort.

Da der 28-Jährige eher sprintschwach ist, ist die Liste seiner Siege nicht besonders lang. "Einen Halbklassiker zu gewinnen ist etwas sehr Besonderes", eklärte er deshalb. "Der Dauphiné-Etappensieg 2019 war auch sehr wichtig für mich, aber das hier ist auch hoch oben auf der Liste."

Noch deutlich mehr würde ihn sehr wahrscheinlich ein Sieg am Sonntag freuen. Schon vor vier Jahren war van Baarle, der den Spagat zwischen Klassiker-Ass und wichtigem Berghelfer bei Grand Tours gut meistert, Vierter bei der Flandern-Rundfahrt gewesen. Eine Blaupause für einen möglichen Sieg hat der Ineos-Fahrer nun selbst geliefert. "Wir sind auf einem guten Weg und die Klassiker dieses Jahr etwas anders angegangen: viel angriffslustiger, mit mehr Attacken. Es ist schön, so zu fahren", deutete er vielleicht schon die Taktik für den Ostersonntag an, die ihm nun in derselben Region zum größten Tageserfolg seiner Karriere verhalf.

Mutige Attacke wird belohnt

Als er nämlich mehr als 50 Kilometer vor dem Ziel die gerade erst am Taaienberg entstandene Spitzengruppe am Berg-ten-Houte-Anstieg schon wieder attackierte, wirkte das auf den ersten Blick übermütig – oder zumindest sehr mutig. "Ich fühlte mich gut. Ich sagte zu (Ethan) Hayter, er solle Tempo machen vor dem Berg. Das tat er, ich zog durch, dann war ich allein. Ich hatte gehofft ein paar Leute mitzubekommen. Das passierte aber nicht", erklärte der Sudholländer im Ziel. Trotzdem fuhr er unbeirrt weiter – und obwohl hinter ihm nie gebummelt wurde, baute er seinen Vorsprung auf die ersten Verfolger schnell auf 30 Sekunden aus und hielt diesen Abstand über 51 Kilometer bis ins Ziel in Waregem.

Auf ein komplett anderes Rennen am Sonntag hofft dagegen Alpecin – Fenix, das zwar mit Merlier ein gutes Ergebnis erzielte, mit Mathieu van der Poel aber keine entscheidende Rolle spielen konnte. Beide Querfeldeinexperten kämpften bei der sonnigen Dwars-door-Vlaanderen-Austragung mit dem gleichen Problem: "Ich hatte wegen der Wärme kein gutes Gefühl. Mathieu fühlte sich auch nicht gut. Seine Probleme hatten vermutlich auch mit der Hitze zu tun", erläuterte der Belgier einen augenscheinlichen Einbruch seines Teamkollegen 35 Kilometer vor dem Ziel am Knokteberg. "Aber Sonntag ist es auch 10 Grad kälter als heute", relativierte Merlier direkt mit Blick auf Vlaanderens Mooiste, wie die Flandern-Rundfahrt in Belgien genannt wird.

Politt aktiv, Walscheid und Burghardt ebenfalls stark

Trotz der Schwächephase trug van der Poel noch zum guten Ergebnis Merliers bei. "Mathieu ließ sich zurückfallen und hat im Finale noch für mich gearbeitet. Aber es gab zu wenige Mannschaften, die uns helfen wollten“, ärgerte sich der Drittplatzierte, dass man van Baarle nicht mehr gefährden konnte.

Bester Deutscher wurde Marcus Burghardt (Bora – hansgrohe) auf Rang 33. Sein Mannschaftskollege Nils Politt fuhr ein sehr aktives Rennen und war in mehreren Ausreißer- und Verfolgergruppen dabei. Der entscheidenden Attacke durch van Baarle konnte er aber nicht folgen. So beendete er das Rennen als 38. im Feld, wo auch Maximilian Walscheid (Qhubeka – Assos), der im Finale viel für Giacomo Nizzolo arbeiten musste, als 34. über den Zielstrich rollte.

So lief das Rennen:

Die erste Rennstunde wurde vom Feld mit durchschnittlich 49,4km/h geschlossen zurückgelegt. Es dauerte 76 Kilometer bis Ethan Hayter (Ineos Grenadiers) sich vom Peloton absetzen konnte, zu ihm gesellten sich wenig später Florian Vermeersch (Lotto – Soudal) und Jelle Wallays (Cofidis). Vermeersch konnte seinen beiden Wegbegleitern bei der ersten Knokteberg-Passage allerdings nicht mehr folgen, wodurch aus dem Trio schnell ein Duo wurde, welches bereits am Taaienberg 58 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde.

Dort zerfiel das Peloton in unzählige, kleine Gruppen. Van Baarle setzte sich am Berg-Ten-Houte zwei Kilometer später allein ab. Hinter ihm bildete sich eine dreiköpfige Verfolgergruppe mit Victor Campenaerts (Qhubeka – Assos), Luke Durbridge (BikeExchange) und Rui Oliveira (UAE Team Emirates).

Van Avermaet initiiert Verfolgergruppe

35 Kilometer vor dem Ziel griff dann aus der ersten größeren Gruppe Greg van Avermaet (AG2R – Citroen) bei der zweiten Knokteberg-Passage an und es bildete sich um ihn und das Campenaerts-Trio eine neunköpfige Verfolgergruppe – mit dabei: Florian Senechal (Deceuninck – Quick-Step), Jasper Stuyven (Trek – Segafredo), Warren Barguil (Arkea – Samsic), Laporte und Dylan Teuns (Bahrain Victorious). Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) hingegen nahm deutlich sichtbar Tempo heraus.

Obwohl die neue Verfolgergruppe gut zusammenarbeitete, konnte Spitzenreiter van Baarle seinen Vorsprung von 20-30 Sekunden aber auch nach dem Knokteberg halten und auch am Abstand von rund 45 Sekunden zu einer weiteren, elfköpfigen Gruppe um Nils Politt (Bora – hansgrohe) änderte sich lange nichts.

Laporte entwischt dem Feld auf dem Schlusskilometer

In dieser Konstellation rollten alle Gruppen kilometerlang auf das Ziel zu, bis dann im Finale ein größeres Feld von hinten wieder an die Politt-Gruppe herankam und angeführt von van der Poel schließlich auf dem Schlusskilometer auch die Van Avermaet-Gruppe wieder einholte.

Drei Kilometer vor dem Ziel hatten dort nämlich die Pokerspiele begonnen. Einzig Laporte konnte sich mit einer späten Attacke noch vor dem Feld und den Sprintern retten, um Platz zwei nach Hause zu bringen, während Merlier den Sprint hinter ihm gewann.

Von alledem unberührt blieb dagegen van Baarle. Der Niederländer behauptete in der gesamten letzten Rennstunde seinen Vorsprung von stets knapp einer halben Minute auf seine ärgsten Verfolger und brachte diese schließlich auch souverän bis ins Ziel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.04.2021Lampaert: “Am Sonntag sehen wir ein ganz anderes Rennen“

(rsn) - Das in dieser Saison so erfolgsverwöhnte Team Deceuninck - Quick-Step ging bei Dwars door Vlaanderen leer aus. Auf Rang vier war Yves Lampaert, der Gewinner der Ausgaben von 2017 und 2018, in

01.04.2021Highlight-Video von Dwars door Vlaanderen

(rsn) – Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) hat mit einer beeindruckenden Vorstellung den belgischen Halbklassiker Dwars door Vlaanderen gewonnen. Der Niederländer setzte sich nach 184 Kilometern u

01.04.2021Politt: “Das erste Rennen nach der Quarantäne war hart“

(rsn) - Die Generalprobe für die Flandern-Rundfahrt ist Bora – hansgrohe nicht gerade geglückt. Mit den Plätzen 33 und 38 für Marcus Burghardt und Nils Politt (beide + 0:26 auf Sieger Dylan van

31.03.2021Hospital-Untersuchung ergab keine Brüche bei Viviani

(rsn) - Am Sonntag durfte Elia Viviani (Cofidis) zum ersten Mal seit 15 Monaten wieder jubeln. Der italienische Sprinter gewann den GP Cholet-Pays de la Loire. Nur drei Tage später endete sein nächs

31.03.2021Van Baarle schließt 51-Kilometer-Solo erfolgreich ab

(rsn) – Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers) hat mit einer beeindruckenden Vorstellung den belgischen Halbklassiker Dwars door Vlaanderen gewonnen. Der Niederländer setzte sich nach 184 Kilometern u

31.03.2021Roglic fährt Ardennen-Klassiker und gibt Amstel-Debüt

(rsn) – Jonas Rutsch (EF Education - Nippo) konnte am Vormittag in Roselaere nicht an den Start von Dwars door Vlaanderen gehen. Der Südhesse leidet seit dem Dienstagabend an Magen-Darm-Problemen,

30.03.2021Dwars door Vlaanderen doch mit Bora - hansgrohe und Trek

(rsn) - Werden Bora - hansgrohe und Trek - Segafredo am Mittwoch doch bei Dwars door Vlaanderen starten können? Sowohl die belgische Zeitung Het Nieuwsblad und der TV-Sender Sporza wie auch das niede

30.03.2021Wer kann van der Poel und Alaphilippe bezwingen?

(rsn) - Mit dem 76. Dwars door Vlaanderen (1.UWT) steht am Mittwoch die Generalprobe für die Flandern-Rundfahrt (4. April) auf dem Programm. Mit seinen nur 185 Kilometern zwischen Roeselare und War

29.03.2021Weltmeister Alaphilippe gibt Debüt bei Dwars door Vlaanderen

(rsn) - Weltmeister Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) wird am Mittwoch sein Debüt bei Dwars door Vlaanderen geben. Der 28-jährige Franzose führt das siebenköpfige Aufgebot seines Teams

19.02.2021Nokere Koerse mit Rekord an World-Tour-Teams

(rsn) - Auch Nokere Koerse (1.Pro) wird in diesem Jahr einen neuen Teilnahmerekord aufstellen. Die Organisatoren des belgischen Frühjahrsklassikers können am 17. März nicht weniger als dreizehn Wor

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine