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20.03.2021 | (rsn) - Wenn am Samstag um 10 Uhr die 112. Auflage von Mailand - Sanremo startet, werden drei der vier überragenden Fahrer dieser noch jungen Saison mit dabei sein und den engsten Favoritenkreis beim italienischen Frühjahrsklassiker bilden - lediglich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) verzichtet auf seinen Start.
Vorjahressieger Wout Van Aert (Jumbo - Visma), der damalige Zweite Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) sowie der viermalige Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) sollten, sofern nicht Außergewöhnliches passiert, nach 299 Kilometern im Badeort Sanremo auf der Via Roma den Sieg unter sich ausmachen. Dabei ist van der Poel, der beim Primavera-Debüt 2020 Dreizehnter wurde, für viele Beobachter der Top-Favorit, vor allem nach seinen beiden spektakulär herausgefahrenen Etappenerfolgen bei Tirreno-Adriatico.
Der 26-jährige Niederländer sieht allerdings seinen ewigen Konkurrenten aus Belgien im Vorteil. "Mailand-Sanremo ist eines der am schwierigsten zu gewinnenden Rennen. Ich denke, Wout hat etwas mehr Chancen, weil er bereits letztes Jahr gewonnen hat. Das kann einen signifikanten Unterschied machen, aber normalerweise siegen die Stärksten in Sanremo. Letztes Jahr war ich nicht gut genug, aber ich hoffe, dieses Jahr auf dem Poggio zu den Besten zu gehören“, sagte van der Poel, der 2020 im letzten Anstieg des Tages nicht mithalten konnte, als Van Aert und Alaphilippe hier zur Offensive bliesen und sich zwei Sekunden vor der Verfolgergruppe ins Ziel retteten.
“In den vergangenen Jahren haben wir immer im Finale von Sanremo mitgespielt. Wir leugnen nicht, dass wir das auch an diesem Samstag tun wollen, aber zugleich wissen wir, dass wir nicht die Favoriten für diese Ausgabe sind“, sagte Alaphilippes Sportlicher Leiter Davide Bramati und hatte dabei vor allem Vorjahressieger Van Aert und eben van der Poel im Sinn.
Alaphilippe unter den Favoriten mit der besten Bilanz
Allerdings kann der Weltmeister eine überragende Bilanz vorweisen: Bei seinen bisher vier Teilnahmen landete Alaphilippe dreimal auf dem Podium: Bei seinem Debüt 2017 wurde er Dritter, zwei Jahre später feierte der Franzose den bis dahin größten Triumph seiner Karriere. "Ich liebe Mailand-Sanremo, es ist ein großartiges Rennen und ich bin froh, wieder dort zu fahren. Und im Regenbogentrikot wird es noch spezieller und aufregender. Meine bisherige Saison war gut, meine Form hat sich seit meinem ersten Rennen des Jahres verbessert und auch das Selbstvertrauen ist da“, sagte Alaphilippe, der auf der 2. Etappe von Tirreno-Adriatico seinen ersten Saisonsieg feiern konnte.
Hinter dem Trio, das auch beim ersten der fünf Monumente für jede Menge Spektakel gut sein wird, gibt es eine ganz Anzahl von Podiumskandidaten, die sich Chancen ausrechnen, sollte einer der Überflieger einen schwarzen Tag erwischen. Dazu gehören Fahrer wie Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers), Arnaud Demare (Groupama -FDJ), John Degenkolb (Lotto Soudal) oder Alexander Kristoff (UAE Team Emirates / 2014), die Sieger der Ausgaben von 2017 bis 2014, der Vorjahresdritte Michael Matthews (BikeExchange), aber auch Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step), Caleb Ewan und Philippe Gilbert (beide Lotto Soudal), Greg Van Avermaet (AG2R Citroen), Matej Mohoric (Bahrain Victorious), Fünfter von 2019 und Zehnter des Vorjahres, oder Europameister Giacomo Nizzolo (Qhubeka Assos).
Auch wenn er beim Saisondebüt bei Paris-Nizza sieglos blieb, tritt vor allem der 30-jährige Matthews mit großen Ambitionen an. “Ich denke, es ist ein Rennen, das Michael gewinnen kann. Bei Paris-Nizza hat er bereits seine gute Form gezeigt und wir treten mit dem Ziel an, Sanremo am Samstag zu gewinnen“, sagte Sportdirektor Matthew White, dessen Team mit Simon Gerrans (2012) bereits einmal in Sanremo triumphieren konnte.
Kann Schachmann überraschen?
Dagegen werden Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo / Sieger von 2018) und Peter Sagan (Bora - hansgrohe), der in den vergangenen Jahren in schöner Regelmäßigkeit als Siegkandidat gehandelt wurde, diesmal keine Rolle spielen. Der mittlerweile 36-jährige Italiener scheint über den Zenit seines Könnens hinaus zu sein, der fünf Jahre jüngere Slowake hat nach einer Corona-Erkrankung noch deutlichen Formrückstand, wie sich bei Tirreno-Adriatico zeigte. “Ich werde eindeutig nicht der Favorit sein. Bei der Flandern- und Paris-Roubaix-Tour hoffe ich, besser in Form zu sein als jetzt“, erklärte er gegenüber der italienischen Website bici.pro.
Stärker einzuschätzen ist dagegen sein Teamkollege Maximilian Schachmann, der zuletzt mit seinem Gesamtsieg bei Paris-Nizza wie schon 2020 einen frühen Paukenschlag landete. Der gebürtige Berliner ist, auch wenn Bora - hansgrohe mit Pascal Ackermann einen Kandidaten für einen möglichen Sprint auf der Via Roma im Aufgebot hat, nach Degenkolb der deutsche Fahrer mit den besten Chancen.
Der Oberurseler wiederum zeigte sich in diesem Jahr ebenfalls in guter Verfassung - ein weiterer Primavera-Sieg käme dennoch einer Sensation gleich. Während Degenkolb auf eine Sprintankunft setzen wird, muss Schachmann am Poggio die Vorentscheidung suchen, will er im Kampf um den Sieg ein Wörtchen mitreden.
Nicht unterschätzen sollte man auch den Österreicher Michael Gogl
(Qhubeka Assos), der als Sechster bei Strade Bianche seine Klassikerform
eindrucksvoll unter Beweis stellte. Zudem ist sein Teamkollege Nizzolo nicht in der Verfassung, die sich der Italiener wünscht. "Die Vorbereitung war gut, aber nicht perfekt", sagte der 32-jährige Nizzolo, der bei seinem Sanremo-Debüt im vergangenen Jahr auf Anhieb Fünfter wurde und der vom Sieg auf der Via Roma träumt.. Eine Wiederholung dieses Ergebnisses wäre allerdings bereits ein Erfolg.
25 Teams auf nur leicht veränderter Strecke
Das Feld bei Mailand-Sanremo besteht wieder aus 25 Mannschaften. Zu den 19 aus der WorldTour kommen als beste ProTeams 2020 Alpecin - Fenix und Arkéa - Samsic sowie die mit Wildcards ausgestatteten Zweitdivisionäre Androni Giocattoli - Sidermec, Bardiani-CSF-Faizanè, Novo Nordisk und Total Direct Energie. Die Aufgebote bestehen aus jeweils sieben Fahrern, so dass insgesamt 175 Profis das Rennen in Angriff nehmen werden.
Dabei werden die 299 Kilometer von Mailand - Sanremo wieder über weitgehend bekanntes Territorium führen, nachdem im vergangenen Jahr der Frühjahrsklassiker wegen der Corona-Pandemie in den August verschoben und auf einem stark abgeänderten Kurs absolviert werden musste. Eine Änderung gibt es aber auch diesmal: Wie Rennorganisator RCS Sport mitteilte, wird der in Folge eines Erdrutsches nicht befahrbare Turchino-Pass, der traditionell die schwere zweite Hälfte des ersten Monuments der Saison einleitet, durch den Colle di Giovo ersetzt. Dabei handelt es sich um einen nicht allzu schweren Anstieg, der nach rund 170 Kilometern im Streckenplant steht.
Vom höchsten Punkt auf 516 Metern und der folgenden Abfahrt über die Via Aurelia nach Albisola geht es die letzten 112 Kilometer über die altbekannte Strecke mit Capo Mele, Capo Cerva und Capo Berta sowie dem Finale über Cipressa und Poggio hinab nach Sanremo, wo nach 299 Kilometern das Rennen auf der Via Roma zu Ende geht.
Eurosport überträgt das Rennen ab 12.45 Uhr an live in seinem ersten Programm. radsport-news.com ist vom Start weg im Live-Ticker mit dabei.
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