Analyse zur 15. Strade Bianche

Van der Poel machte ausgerechnet steil bergauf den Unterschied

Foto zu dem Text "Van der Poel machte ausgerechnet steil bergauf den Unterschied"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) bei der vorentscheidenden Attacke auf dem letzten Schotter-Sektor. | Foto: Cor Vos

06.03.2021  |  (rsn) - Die 15. Austragung der Strade Bianche ist Geschichte und auch in diesem Jahr gewann wieder der stärkste Fahrer im Feld, nämlich Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix). Das erkannten auch die Rivalen nach den 184 Kilometern rund um Siena neidlos an.

Der Niederländer konnte auf den Schotterstraßen der Toskana seine Crosser-Qualitäten perfekt ausspielen, dabei im Vergleich zur Konkurrenz die meiste Kraft sparen und letztlich im bergaufführenden Finale die auf dem Papier stärker eingeschätzten Kletterer Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) und Egan Bernal (Ineos Grenadiers) abschütteln. Während die müden Rivalen am Ende schwächelten, hatte van der Poel noch genügend Kraft im Tank. "Ich bin dort All-in gegangen und es ist toll, dass es mit dem Sieg geklappt hat", meinte der erste niederländische Sieger des Rennens.

Van der Poels Sorge vor dem Rennen war, dass ihm die leichten Kletterpezialisten berghoch bei den vielen Höhenmetern davonfahren würden. Doch am Ende war es genau umgekehrt. Auch dass van der Poel nach seinem Lenkerbruch bei Le Samyn am vergangenen Dienstag nun mit einem Vorjahresrad starten musste, auf dem er nur einmal trainiert hatte, konnte den Alleskönner nicht stoppen.

Rennhärte und Gelände-Erfahrung wichtig

Auffällig, dass es drei Fahrer auf das Podium schafften, die 2021 allesamt schon einige Rennkilometer in den Beinen hatten und auch Erfolge erzielen konnten. Die Überraschung dabei war Bernal, der sich bisher höchst selten als Spezialist für Eintagesrennen hervorgetan hatte. "Nein, ich bin wahrlich kein Experte für solche Rennen. Mit van den Poel und Alaphilippe auf dem Podium zu stehen ist großartig. Im Finale haben letztlich die Beine gesprochen", so der Kolumbianer.

Dagegen fehlte Titelverteidiger Wout Van Aert (Jumbo - Visma), der sein Saisondebüt gab, im entscheidenden Moment der nötige Punch. Er wurde letztlich Vierter - immer noch ein Spitzen-Resultat, das auch zu einer weiteren Erkenntnis beitrug: Auf den Schotterstraßen der Toskana sind Gelände-Asse eben doch im Vorteil. Mit van der Poel, Alaphilippe, Van Aert und dem Fünftplatzierten Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) haben vier der Top 5 ihre Wurzeln im Cross, Bernal kam als zweifacher WM-Medaillengewinner bei den Junioren auf dem Mountainbike zur Straße.

So lange ihn die Beine trugen, war Van Aert einer der Aktivposten im Rennen, doch als Alaphilippe auf der drittletzten Schotterpassage in die Offensive ging, geriet der Belgier in Schwierigkeiten. "Da wusste ich schon, dass es heute nicht mein Tag sein würde. Im Finale war ich einfach nicht gut genug. Die Tempobeschleunigung bergauf kann ich noch nicht mitgehen, Rang vier war das Maximum", so der entthronte Titelverteidiger.

Kein Rennen für reine Klassikerspezialisten

Nicht nur Bernal, Toursieger von 2019, konnte sich bei der Strade Bianche im Vorderfeld platzieren, sondern auch sein Nachfolger im Gelben Trikot der Frankreich-Rundfahrt, Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), hielt mit den Besten lange mit und wurde am Ende Siebter. Das zeigt, dass Strade Bianche aufgrund seiner vielen Höhenmeter nicht nur etwas für Klassikerjäger ist, sondern auch für starke Bergfahrer. 

"Es war ein guter Tag für uns. Am Ende bin ich sogar in der Spitzengruppe gelandet. Als van der Poel auf dem letzten Schottersektor angriff, ging bei mir nichts mehr. Mit Platz sieben sollte ich zufrieden sein", meinte Pogacar.

Auffällig auch, dass sich im Vorderfeld nur Fahrer unter 30 Jahren befanden. Der älteste der sieben Fahrer, die den Sieg unter sich ausmachten, war Alaphilippe mit seinen 28 Jahren. Der Jüngste der Top-7 war der Brite Pidcock mit gerade einmal 21. Pidcock setzte damit seine starke Neo-Profi-Saison fort und wurde Fünfter, nachdem er bei Kuurne-Brüssel-Kuurne am letzten Wochenende Dritter geworden war. 

Youngster bestimmen auch in Siena das Bild

"Es war ein harter Tag, aber es hat Spaß gemacht", so Pidcock, der zwischenzeitlich auch durch einen Defekt zurückgeworfen worden war. "An der Spitze waren die sechs besten Fahrer der Welt - und ich. Das war ziemlich cool. Am Ende konnte ich dann nicht ganz mithalten. Aber noch ein paar Rennkilometer mehr in den Beinen und ich komme dorthin", strotzte Pidcock vor Selbstvertrauen.

Waren die Klassiker früher eher etwas für Fahrer um oder über den 30, so fuhren diese am Samstag hinterher. Der 34-jährige Simon Clarke (Qhubeka Assos) auf Rang acht und der ein Jahr ältere Jakob Fuglsang (Astana) auf Platz neun hatten bereits über zwei Minuten Rückstand auf den Tagessieger van der Poel. Wobei Clarke etwas Pech hatte, als er in einer entscheidenden Rennphase aus dem Pedal ausklicken musste und so den Sprung nach ganz vorne verpasste.

Heimlicher Gewinner: Qhubeka - Assos

Von Fahrern wie dem 35-jährigen Greg Van Avermaet (AG2R Citroen) war hingegen wenig zu sehen. "Ich war alles andere als zufrieden. Auf dem Abschnitt Sante Marie bin ich explodiert. Als ich mich wieder erholt hatte, war das Rennen für mich gelaufen", meinte der Belgier, der rund 60 Kilometer vor dem Ziel noch kurz attackiert und sich damit übernommen hatte, bevor dann etwa zehn Kilometer später die Post abging. Letztlich landete er auf Rang 19, mit über sechs Minuten Rückstand.

Die positive Erscheinung aus deutschsprachiger Sicht war der Österreicher Michael Gogl (Qhuebka Assos). Nach Rang neun im Vorjahr wurde der 27-Jährige diesmal sogar Sechster. "Ich habe mich den ganzen Tag gut gefühlt. Das ganze Team war unglaublich, alles lief perfekt. Wir haben heute gezeigt, dass wir mit den Besten mithalten können. Wir können stolz auf die Leistung sein", meinte Gogl, dessen Teamkollegen Clarke und Robert Power auf den Plätzen acht und zwölf das starke Abschneiden des südafrikanischen Rennstalls komplettierten, der im vergangenen Herbst erst in letzter Sekunde noch einen neuen Sponsor fand. Mit drei Fahrern in den Top 12 war Qhubeka - Assos definitiv einer der Gewinner im Rennen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.03.2021Van der Poel hat bei Tirreno-Adriatico vor allem Sanremo im Blick

(rsn) - Nach seinem famos herausgefahrenen Sieg bei Strade Bianche am Samstag steht Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) ab Mittwoch bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico am Start. An die Gesamtwertu

09.03.2021Van der Poels verrückte Zahlen zum Strade Bianche-Triumph

(rsn) – Eigentlich braucht man keine Zahlen, um zu verstehen, dass die Leistung von Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) am Samstag auf dem Weg zum Sieg bei der 15. Austragung von Strade Bianche

07.03.2021Van der Poel: “Ich kann meine Form noch einen Monat halten“

(rsn) - Wird Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) der Überflieger der diesjährigen Frühjahrsklassiker? Seine Leistung in den ersten Saisonrennen, vor allem seine Dominanz am Samstag bei Strade B

06.03.2021Highlight-Video der 15. Auflage der Strade Bianche

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix), Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) und etwas überraschend Egan Bernal (Ineos Grenadiers) haben den Sieg bei der 15. Strade Bianche unte

06.03.2021Gogl: “Das war ein geiler Tag für uns“

(rsn) – Die ganz Großen haben die Top-Platzierungen bei der 15. Auflage der Strade Bianche ausgefahren: Die Cross- und Straßen-Weltmeister Mathieu van der Poel, Wout Van Aert, Tom Pidcock und Juli

06.03.2021Alaphilippe gibt ehrlich zu: “Van der Poel war der Stärkste“

(rsn) – Nach seinem Sieg vor zwei Jahren und Rang 24 im vergangenen August musste sich Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) bei der 15. Auflage von Strade Bianche in Siena mit Rang zwei zu

06.03.2021Bei Strade Bianche besiegt der Cross- den Straßen-Weltmeister

(rsn) – Sechs Mal trommelte Mathieu van der Poel auf dem Piazza del Campo mit voller Kraft in die Luft, als er den Zielstrich der Strade Bianche in Siena überquerte. Der Niederländische Straßen-

06.03.2021Van der Poel bezwingt Alaphilippe im steilen Finale von Siena

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) hat in Siena nach 184 Kilometern die 15. Auflage der Strade Bianche gewonnen. Der Niederländische Meister bezwang in der bis zu 16 Prozent steilen S

06.03.2021Crowdfunding-Kampagne erhöht Frauen-Preisgeld

(rsn) – Eigentlich hätte Wout Poels (Bahrain Victorious) am Sonntag bei Paris-Nizza am Start stehen sollen. Doch der niederländische Kletterer wird das ´Rennen zur Sonne´ auslassen und sich auf

06.03.2021Van der Poel: “Kurs ist etwas mehr auf echte Kletterer zugeschnitten“

(rsn) - Am heutigen Samstag steht mit der 15. Austragung von Strade Bianche das zweite WorldTour-Eintagesrennen der Saison auf dem Programm, das aufgrund seiner zahlreichen Schotterpassagen eines der

06.03.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 6. März

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

05.03.2021Drei Top-Favoriten und viele weitere Kandidaten

(rsn) - Nach der Hitzeschlacht vom vergangenen Jahr, als sich am 1. August bei Temperaturen von fast 40 Grad Wout Van Aert (Jumbo - Visma) in Siena den Sieg holte, kehrt Strade Bianche zur 15. Austrag

Weitere Radsportnachrichten

27.05.2025Pellizari sorgt beim Giro für Hoffnung im Red-Bull-Dilemma

(rsn) - Giulio Pellizzari rettete für Red Bull – Bora – hansgrohe den Tag. Nicht unbedingt den 108. Giro d‘Italia. Dazu wiegen die beiden Ausstiege der früheren Giro-Sieger Jai Hindley und Pri

27.05.2025Highlight-Video der 16. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Das Astana-Duo Christian Scaroni und Lorenzo Fortunato dominierte die 16. Etappe des Giro d’Italia. Nach 203 schweren Kilometern zur Bergankunft in San Valentino machten die beiden Italien

27.05.2025Carapaz:“Wir werden bis Rom noch einiges probieren“

(rsn) – Die 16. Etappe des Giro d’Italia wirbelte bei einem Mix aus starkem Regen und strahlendem Sonnenschein das Gesamtklassement kräftig durcheinander: Primoz Roglic (Red Bull – Bora – han

27.05.2025Scaroni und Fortunato Hand in Hand zum Astana-Coup

(rsn) – Das kasachische Astana-Team hat die 16. Etappe des 108. Giro d’Italia (2.UWT) dominiert und über 203 Kilometer von Piazzola sul Brenta zur Bergankunft in San Valentino einen Doppelerfolg

27.05.2025Van der Poel trainiert schon wieder auf der Rolle

(rsn) - Zwei Tage nach seinen Stürzen beim MTB-Weltcup sitzt Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) schon wieder auf der Rolle. Der 30-jährige Niederländer veröffentlichte auf Instagram ein

27.05.2025Martinelli nach schwerem Sturz auf 16. Giro-Etappe im Krankenhaus

(rsn) – Die über weite Teile verregnete 16. Giro-Etappe ist von einem weiteren schweren Sturz überschattet worden. Nachdem Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) in einem Kreisverkehr weggerutscht und

27.05.2025Nach einem weiteren Sturz steigt Roglic vom Rad

(rsn) – Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat 95 Kilometer vor dem Ziel der verregneten 16. Etappe den Giro d’Italia (2.UWT) aufgegeben. Der 35-jährige Slowene hatte schon am Start

27.05.2025Tarling prallt gegen Leitplanke und muss den Giro aufgeben

(rsn) – Nach einem Sturz in der Anfangsphase der 16. Giro-Etappe hat Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) unter offensichtlich großen Schmerzen das Rennen aufgeben müssen. Wie sein Team meldete, werd

27.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 16. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

27.05.2025Roglic vor der 16. Etappe: “Heute geht es ums Überleben“

(rsn) – Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) ist zur 16. Etappe des Giro d’Italia angetreten. “Wir hoffen, dass der Ruhetag für Primoz erholsam war“, sagte  Team-Manager Ralph Den

27.05.2025Van der Poel: Nach Kahnbeinbruch ist die Tour in Gefahr

(rsn) - Mathieu van der Poel hat sich bei seinen Stürzen im Mountainbike-Weltcup von Nové Mesto eine Kahnbeinfraktur zugezogen. Wie sein Team Alpecin – Deceuninck ankündigte, wird der Niederländ

27.05.2025Die dritte Woche beginnt mit einem Paukenschlag

(rsn / ProCycling) – Zum Auftakt der dritten Woche geht es mit einer Etappe der 5-Sterne-Kategorie weiter. Auf den 203 Kilometern von der Provinz Verona ins Trentino nach San Valentino di Brentonico

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Cycling Tour of Albania (2.2, ALB)