Brite gewinnt 20. Etappe, Australier im Rosa Trikot

Geoghegan Hart und Hindley gleichauf ins Zeitfahren von Mailand

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Jay Hindley (Sunweb, li.) und Tao Geoghegan Hart (Ineos Grenadiers) lieferten sich ein spannendes Sprintduell am Ende der 20. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

24.10.2020  |  (rsn) – Die Spannung im Kampf um das Rosa Trikot ist nach der 20. Etappe des Giro d’Italia nicht zu übertreffen. Nach dem Tagessieg von Tao Geoghegan Hart (Ineos – Grenadiers), der sich am Ende der 190 Kilometer von Alba zur Bergankunft in Sestriere im Sprint vor Jai Hindley (Sunweb) durchsetze, gehen der Brite und der Australier, der das Rosa Trikot von seinem Teamkollegen Wilco Kelderman übernahm, zeitgleich in das abschließende Zeitfahren von Mailand.

"Ich war total auf die Etappe fokussiert und wusste, dass wir im Finale viel Zeit auf die Fahrer hinter uns gebracht hatten. Also lag es an Jai, den Unterschied zu machen. Ich wusste, dass er mich nicht abhängen konnte, als er das erste Mal angegriffen hatte“, sagte der 25-jährige Geoghegan Hart, der im oberen Teil des Schlussanstiegs mehrere Attacken von Hindley abwehren und schließlich seinen zweiten Giro-Etappensieg einfahren konnte.

Zuvor hatte sich der Londoner wie schon auf der Königsetappe auf die Dienste seines Teamkollegen Rohan Dennis verlassen können, der mit einer massiven Tempoverschärfung im zweiten von drei Sestriere-Anstiegen die Favoritengruppe sprengte und wie schon am Stilfser Joch Kelderman abhängte. Aber auch diesmal blieb Hindley am Ineos-Duo dran und zeigte sich auf den letzten vier Kilometern des Schlussanstiegs mehrmals in der Offensive.

“Ich dachte, ich könnte Tao loswerden und ihm Zeit abknöpfen, aber ich hatte dafür leider nicht die Beine. Ich habe alles versucht mit Angriffen, konnte ihn aber nicht abschütteln. Auch im Sprint dachte ich, dass ich ihn schlagen könnte, aber er war zu stark“, sagte der 24-Jährige aus Perth, der aber sicherstellte, dass das Maglia Rosa in Reihen des Teams Sunweb blieb. “Ich bin sprachlos. Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich davon geträumt, das Trikot eines Führenden bei einer Grand Tour zu tragen. Das ist ein unglaubliches Privileg“, sagte Hindley, der im Ziel seinen nominellen Kapitän Kelderman umarmte. “Es war nicht ideal, dass ich das Trikot Wilco abnehmen musste, aber es ist schön, dass wir es im Team behalten", fügte er an.

Dennis mit überragender Leistung

25 Sekunden hinter dem Spitzenduo wurde der 30-jährige Dennis Tagesdritter. Der zweimalige Zeitfahrweltmeister hatte riesigen Anteil am Erfolg seines Teamkollegen, absolvierte er die letzten beiden Anstiege nach Sestriere doch als Tempomacher und zerlegte im Alleingang fast das gesamte Feld, um sich bis auf die letzten Kilometer vor Geoghegan Hart zu spannen.

Mit Rang vier überzeugte Joao Almeida (Deceuninck – Quick Step / + 1:01), der 15 Tage lang das Rosa Trikot getragen hatte, ehe es ihm Kelderman an den Laghi di Cancano abgenommen hatte. Fünfter wurde der Italiener Andrea Vendrame (AG2R La Mondiale / + 1:34) als letztes Überbleibsel einer 21-köpfigen Ausreißergruppe, die bis zum Schlussanstieg das Tagesgeschehen geprägt hatte.

Kelderman erreichte an der Seite von Pello Bilbao (Bahrain – McLaren) als Achter mit einem Rückstand von 1:35 Minuten das Etappenziel im italienischen Wintersportort. Auf den Plätzen 16 und 17 kamen die beiden Österreicher Hermann Pernsteiner (Bahrain – McLaren) und Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) mit einem Rückstand von 2:28 Minuten an.

In der Gesamtwertung gibt es vor den letzten 16 Kilometern des Giro eine Pattsituation, da Hindley ex -aequo vor Geoghegan Hart das Zeitfahren in Angriff nehmen wird. Kelderman belegt Rang drei mit 1:32 Minuten Rückstand auf das Spitzenduo, Bilbao ist Vierter (+2:51) vor Almeida (+ 3:14), Jakob Fuglsang (Astana / + 6:32) und Vincenzo Nibali (Trek – Segafredo / + 7:46) sowie Konrad (+ 8:05). Auch Pernsteiner (+ 10:08) kämpfte sich vor dem abschließenden Zeitfahren wieder in die Top Ten zurück.

So lief das Rennen:

Ursprünglich sollte die 20. Etappe einer der schwersten Tagesabschnitte des 103. Giro d’Italia sein. Doch die Corona-Pandemie zwang den Organisator RCS Sport zu einer Änderung. Anstatt des vorgesehenen Abstechers nach Frankreich mit den Passüberquerungen des Colle dell’Agnello, Col d’Izoard und Montgenevre wurde die Strecke abgeändert und es ging dreimal nach Sestriere hoch.

Zwar wurde die Etappe um nur acht Kilometer gekürzt, doch die neue Anstiegsvariante rund um den italienischen Wintersportort und Schauplatz der Olympischen Winterspiele von 2006 wies nur rund 3.500 und 2.000 Höhenmeter weniger auf als vorgesehen.

133 Fahrer starteten in die vorletzte Etappe. Gleich die erste Rennstunde wurde mit einem Schnitt von über 50 km/h absolviert und schon nach wenigen Kilometern fand sich eine 21-köpfige Spitzengruppe mit Geoffrey Bouchard, Vendrame (beide AG2R La Mondiale), Jan Tratnik (Bahrain - McLaren), Filippo Fiorelli (Bardiani – CSF - Faizane), Kamil Malecki (CCC), Elia Viviani (Cofidis), Davide Ballerini, Mikkel Honore, Pieter Serry (alle Deceuninck - Quick Step), Tanel Kangert (EF Pro Cycling), Arnaud Demare, Simon Guglielmi (beide Groupama FDJ), Davide Cimolai (Israel Start-Up Nation), Matthew Holmes (Lotto Soudal), Einer Augusto Rubio, Davide Villella (beide Movistar), Amanuel Ghebreigzabhier, Matteo Sobrero (beide NTT), Julien Bernard, Nicola Conci (beide Trek - Segafredo) sowie Brandon McNulty (UAE Team Emirates).

Den ersten Zwischensprint des Tages holte sich Demare vor Ballerini und Vendrame und sicherte sich damit endgültig das Maglia Ciclamino des besten Sprinters. Nach 90 Kilometer begann der erste Anstieg hinauf nach Sestriere. Insgesamt fast 32 Kilometer lang - offiziell aber nur zehn Kilometer - war die erste der drei Kletteraufgaben des Tages. Am Weg zum Gipfel ließ sich dann Demare zurückfallen, der Vorsprung der Ausreißer betrug noch 4:15 Minuten, ehe es in die letzten 40 Kilometer ging.

Ineos erhöht das Tempo und Geoghegan Hart vollendet

Die Bergwertung holte sich der Italiener Fiorelli vor Ballerini, der sich dann in der Abfahrt an die Spitze setzte. Dahinter überquerte das geschlossene Feld den ersten Berg des Tages, mit dem Team Ineos – Grenadiers an der Spitze. Als es in den zweiten Anstieg ging, wurde sowohl in der Führungsgruppe als auch bei den Favoriten das Tempo erhöht. So reduzierte Ineos das Peloton auf wenige Fahrer und Dennis für das Tempo verantwortlich war, mussten bis auf seinem Teamkollegen Geoghegan Hart und Hindley alle Topfahrer abreißen lassen. Auch der im Rosa Trikot fahrende Kelderman konnte dem Trio nicht mehr folgen.

Die zweite Bergwertung in Sestriere, zugleich die erste Zielpassage, holte sich der Kolumbianer Rubio vor Serry und Ballerini. Dahinter folgten mit einem Rückstand von 1:30 Minuten das Trio Dennis, Geoghegan Hart und Hindley. Die Gruppe um Kelderman hatte bereits knapp 40 Sekunden auf die drei eingebüßt und kassierte in der Abfahrt weitere 20 Sekunden.

Knapp zehn Kilometer waren noch zu absolvieren, als die kleine Gruppe um Hindley die letzten Ausreißer einholte. Weiterhin opferte sich Dennis für seinen Kapitän Geoghegan Hart auf. Dahinter löste sich Almeida von Nibali, Keldermann und Bilbao. Der Portugiese versuchte, sich an das Spitzentrio heranzukämpfen, wo Hindley mehrmals attackierte. Bei seinem zweiten Angriff schüttelte der Fahrer im Weißen Trikot dann Dennis ab, während sein Kontrahent um den Gesamtsieg an seinem Hinterrad kleben blieb.

Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel erreichte Dennis das Spitzenduo erneut und übernahm wieder seine Helferdienste. Hindley attackierte zum dritten Mal, konnte aber Geoghegan Hart nicht abschütteln. Seite an Seite gingen die beiden auf den letzten Kilometer, knapp 150 Meter vor dem Ziel zog dann Geoghegan Hart den Sprint an und jagte zu seinem zweiten Giro-Etappensieg, nachdem er sich auf der Königsetappe noch knapp dem Sunweb-Profi hatte geschlagen geben müssen.

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