Tour: Slowene gewinnt Bergsprint am Colombier

Pogacar bezwingt Roglic und die Jumbo-Visma-Dampfwalze

Foto zu dem Text "Pogacar bezwingt Roglic und die Jumbo-Visma-Dampfwalze"
Tadej Pogacar (UAE – Emirates) hat die 15. Tour-Etappe von Lyon zum Grand Colombier gewonnen. | Foto: Cor Vos

13.09.2020  |  (rsn) - Tadej Pogacar (UAE – Emirates) hat die 15. Tour-Etappe in beeindruckender Manier gewonnen. Der Slowene entschied das 174 Kilometer lange Teilstück von Lyon zum Grand Colombier im Bergaufsprint vor Primoz Roglic (Jumbo – Visma) für sich und verkürzte den Rückstand im Gesamtklassement gegenüber seinem Landsmann auf 40 Sekunden. Dagegen brachen Egan Bernal (Ineos – Grenadiers) und Nairo Quintana (Arkea – Samsic) im Schlussanstieg ein und fielen im Gesamtklassement weit zurück.

Roglics Jumbo – Visma Mannschaft dominierte wie erwartet das Rennen. Nach mehr als 130 Kilometern Führungsarbeit hatten die Niederländer unter dem Roten Lappen noch drei Fahrer in der zehnköpfigen Spitzengruppe. Nennenswerte Attacken gab es unter den Favoriten nicht.

“Für uns war es ein guter Tag“ so Roglic, “Meine Teamkollegen haben starke Arbeit geleistet. Ich muss ihnen nicht wirklich sagen, schnell zu fahren. Sie fahren von sich aus schnell. Heute haben wir die Dampfwalze gezeigt. Alle haben ihre Rollen perfekt gespielt“, kommentierte der Träger des Gelben Trikots die totale Dominanz seines Teams.

Pogacar verkürzt Rückstand

Mit seinem zweiten Tagessieg krönen konnte er die Vorarbeit seiner Kollegen allerdings nicht, denn Pogacar war im Sprint stärker als der 30-Jährige. “Jumbo war wirklich vorbereitet heute. Aus meiner Sicht machte eine Attacke keinen Sinn. Am Ende wartete ich auf den Sprint. Ich bin so glücklich über den erneuten Sieg“, kommentierte der Träger des Weißen Trikots seinen zweiten Etappensieg.

Durch die Bonussekunden kommt der 21-Jährige dem Gelben Trikot um vier Sekunden näher. “Für den Moment ist Primoz unantastbar, aber heute ist Bernal eingebrochen, vielleicht passiert das auch noch mir oder auch ihm. Die Tour ist noch lange und es gibt noch viele Möglichkeiten“, so Pogacar auf die Frage, wie er seine Chancen auf den Gesamtsieg sieht.

Bernal und Quintana brechen am Colombier ein

Die großen Verlierer der Etappe waren die beiden Kolumbianer Quintana und Bernal. Fast zeitgleich verloren sie 13 Kilometer vor dem Schluss den Kontakt zum von Wout van Aert (Jumbo – Visma) angeführten Feld. Quintana verlor 3:50 Minuten und konnte den Schaden als Neunter der Gesamtwertung noch begrenzen, Vorjahressieger Bernal büßte sogar 7:21 Minuten ein und fiel aus den Top 10 heraus.

In der Gesamtwertung trennen die Slowenen nun 40 Sekunden. Auf den nächsten Plätzen folgen die Kolumbianer Rigoberto Uran (EF) und Lopez amit 1:34 beziehungsweise 1:45 Minuten Rückstand.

Das Gepunktete Trikot behauptete Benoit Cosnefroy (AG2R – La Mondiale). Seine Konkurrenz rückte ihm allerdings in breiter Phalanx nahe. Pogacar folgt mit zwei Punkten Rückstand, Roglic hat nur einen Zähler weniger. Im Kampf um das Grüne Trikot baute Sam Bennett (Deceuninck – Quick Step) beim Zwischensprint seinen Vorsprung gegenüber auf Peter Sagan (Bora – hansgrohe) um zwei Punkte aus. Im Kampf um das Weiße Trikot fiel Bernal weit zurück, neuer Zweiter hinter Pogacar ist Enric Mas (Movistar / + 2:35). Dessen Mannschaft führt nun wieder die Teamwertung an.

So lief das Rennen:

Die Anfangsphase der Etappe wurde von hohem Tempo und unzähligen Attacke geprägt. Dabei räumte Bob Jungels (Deceuninck – Quick Step) mit einer unbedachten Aktion Sergio Andres Higuita (EF) ab. Der Kolumbianische Meister stürzte wenig später erneut und musste das Rennen daraufhin unter Tränen aufgeben.

Erst nach 44 Kilometern konnte sich eine acht Fahrer starke Gruppe mit einer Minute absetzen. Simon Geschke und Matteo Trentin (CCC), Niccolo Bonifazio (Tota Direct), Michael Gogl (NTT), Pierre Rolland (B&B Hotels - Vital Concept), Jesus Herrada (Cofidis), Marco Marcato (UAE - Team Emirates) und Kevin Ledanois (Arkea - Samsic) mussten allerdings lange um diesen Zeitvorteil kämpfen. Als im Feld nach rund 50 Kilometern endlich Ruhe eingekehrt war, wuchs der Vorsprung der Ausreißer auf maximal 4:30 Minuten an.

Die 20 Punkte beim Zwischensprint nach 57 Kilometern wurden Trentins Beute. Im Feld sprintete Sam Bennett schneller als Michael Morkov (beide Deceuninck – Quick Step) und Peter Sagan (Bora – hansgrohe). Damit baute der Ire seinen Vorsprung gegenüber dem Slowaken um zwei Punkte aus. Im Montée de la Selle de Fromentel (1. Kat.), dem ersten der drei schweren Berge des Tages, fiel die Spitzengruppe nach einer Tempobeschleunigung von Geschke auseinander. Nur Rolland und Herrada konnten dem Freiburger folgen. Der Spanier sicherte sich den mit zehn Punkten prämierten Bergpreis vor Rolland und Geschke. Gogl folgte kurz dahinter, attackierte in der folgenden, acht Kilometer langen Abfahrt und löste sich von seinen Begleitern.

Erneut ein Bergduell Roglic vs. Pogacar

Im direkt folgenden Col de la Biche (1. Kat.) löste sich Rolland von Geschke und Herrada, stürmte zum Österreicher und ließ diesen hinter sich. Der Franzose sicherte sich kurz darauf am Gipfel die zehn Punkte vor Gogl und Herrada. Geschke war zu diesem Zeitpunkt schon zurückgefallen.

In der folgenden Abfahrt wiederholte Gogl sein Kunststück. Den Grand Colombier nahmen aber beide gemeinsam in Angriff, wogegen Geschke und Herrada rund 30 Kilometer vor dem Ziel wieder im Feld, in dem Jumbo- Visma den Takt in voller Mannschaftsstärke vorgab, verschwunden waren.

14 Kilometer vor dem Ziel wurde zunächst Gogl gestellt, einen Kilometer später war es auch um Rolland geschehen. Zeitgleich bekamen Bernal und Quintana große Probleme und fielen zurück. Wout Van Aert erhöhte prompt an der Spitze des immer kleiner werdenden Feldes das Tempo hielt seinen Tritt bis neun Kilometer vor dem Ziel durch. Nur 15 Fahrer befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Favoritengruppe.

Auf den letzten sieben Kilometern wagte Adam Yates (Mitchelton – Scott) einen Angriff, der aber einen guten Kilometer später von Roglics Edelhelfer von Tom Dumoulin neutralisiert wurde. Der Niederländer bestimmte bis in den letzten Kilometer das Tempo. Als er ausscherte, platzierte Roglic 900 Meter vor dem Ziel seinen Angriff. Pogacar konnte mitgehen, wenig später schlossen weitere Fahrer auf.

Auf den letzten 300 Metern attackierte Richie Porte (Trek – Segafredo) die beiden Slowenen und Miguel Angel Lopez (Astana), kam aber nicht weg. Kurz darauf setzte Pogacar zum Sprint an, Roglic versuchte in der letzten Kurve auf der Innenbahn zu kontern, konnte aber nicht mehr an seinem Landsmann vorbeigehen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine