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10.09.2020 | (rsn) - Marc Hirschi (Sunweb) hatte auf der mit 2018 Kilometern längsten Etappe der diesjährigen Tour de France die meiste Ausdauer und holte sich nach vorherigen knappen Niederlagen im dritten Versuch nach einer erneuten Galavorstellung in Sarran den Tagessieg vor dem Franzosen Pierre Rolland (B&B Hotels - Vital Concept) und seinem Teamkollegen Sören Kragh Andersen. Eine starke Vorstellung zeigte Maximilian Schachmann, der in der ersten Verfolgergruppe mit 52 Sekunden Rückstand ankam und Tagessechster wurde.
Im Ziel war der Schweizer nach seinem ersten Profisieg sichtlich gerührt. In Laruns und Nizza war nach den Plätzen zwei und drei die Enttäuschung groß. Umso mehr freute sich der Berner über seinen Coup: “Ich habe immer gezweifelt, sie waren nah dran. Ich hatte das Bild noch aus den letzten Etappen im Kopf und fürchtete, dass es wieder nicht reichen würde. Erst auf den letzten Kilometern habe ich an mich geglaubt. Es ist mein erster Profisieg, und das gleich bei der Tour. Es könnte nicht besser laufen. Es fühlt sich wie ein Traum an“, schwärmte Hirschi, der acht Jahre nach dem letzten Tour-Tagessieg von Fabian Cancellara die lange Leidenszeit der Schweizer Radsport-Fans beendete.
Der zweitplatzierte Rolland sah frühzeitig ein, dass gegen den 22-jährigen Hirschi an diesem Tag kein Kraut gewachsen freute sich darüber, dass er und sein Mannschaftskollege Quentin Pacher die Positionen zwei und vier sichern konnten: “Fünf, sechs Kilometer vor dem Ziel haben wir gesehen, dass wir nicht mehr herankommen. Daher hat uns unser Sportlicher Leiter gesagt, dass wir auf Platzierungen fahren sollen. Das hat geklappt. Ich habe heute nichts zu bereuen. Hirschi war einfach stärker“, lobte der 34-Jährige Franzose, der 47 Sekunden hinter dem Etappengewinner ins Ziel kam.
Roglics Gelbes Trikot ungefährdet
Einen weiteren Tag in Gelb und ohne Schaden absolvierte Primoz Roglic (Jumbo - Visma) überstanden. Der Slowene konnte guten Gewissens ein Häkchen hinter der längsten Etappe machen und lenkte den Blick bereits auf die nächste Etappe, auf der Roglic einige Angriffe erwartet: “Wir hatten eine große Gruppe erwartet. Aber die anderen Teams hatten auch ihre Pläne. Daher war es an den letzten Anstiegen dann doch ziemlich hart. Wir haben alles gut kontrolliert. Daher war es ein guter Tag für uns. Ich kenne die Strecke von morgen nicht. Ich habe sie nicht besichtigt. Ich weiß, dass es eine schwere Etappe sein wird. Wir können einen großen Kampf erwarten“, sagte der Spitzenreiter.
An der Spitze der Gesamtwertung blieb auch nach Etappe 12 alles beim Alten: Roglic liegt weiter 21 Sekunden vor Egan Bernal (Ineos) und 28 vor Guillaume Martin (Cofidis). Peter Sagan (Bora - hansgrohe) nahm Sam Bennett (Deceuninck - Quick - Step) zwei Punkte im Kampf um Grün ab, liegt aber weiterhin deutlich hinter dem Iren. Bennett liegt nun 66 Punkte vor Sagan.
Benoit Cosnefroy (Ag2R La Mondiale) behauptete seine Führung in der Bergwertung. Allerdings arbeitete sich Etappensieger Hirschi nun auf fünf Bergpunkte an den Franzosen heran. Bernal trägt weiter das Weiße Trikot..
So lief das Rennen:
Als um Punkt 12 Uhr der scharfe Start der längsten Tour-Etappe 2020 erfolgte, fanden aus einer zunächst großen Gruppe schnell die Ausreißer des Tages zusammen: Zu Nils Politt (Israel Start - Up Nation), Max Walscheid (NTT), Luis Leon Sánchez (Astana) und Imanoel Erviti (Movistar) stießen nach rund 60 Kilometern noch Kasper Asgreen (Deceuninck - Quick - Step) und Mathieu Burgaudeau (Total Direct Energie), die nach einer kräftezehrenden Verfolgung den späten Sprung in die Ausreißergruppe schaffen.
Vor allem Bora - hansgrohe legte an der Spitze des Pelotons schon auf den ersten 100 Kilometern ein beachtliches Tempo vor. Das Team von Peter Sagan kontrollierte das Rennen eindrucksvoll und ließ den Vorsprung der Spitzengruppe nicht über die Drei-Minuten-Marke ansteigen.
Den Zwischensprint des Tages holte sich Politt kampflos, dahinter sicherte sich Bennett als Schnellster des Feldes weitere wichtige Punkte im Kampf um das Grüne Trikot. Sagan wurde nur hier Dritter und verlor damit zwei weitere Punkte auf den Iren.
Gegen Mitte des Rennens warteten zwei Bergwertungen der 4. Kategorie auf Ausreißer. Beide Bergpreise holte sich Burgaudeau, der damit sein bisher noch leeres Konto um zwei Zähler aufstockte. Knapp 55 Kilometer vor dem Zielattackierte zunächst Politt vergeblich, ehe Asgreen am Fuße der Côte de la Croix du Pey (3. Kat.) davonzog. Doch auch der Dänische Meister musste vor dem Druck des Feldes, in dem sich nun auch Jumbo - Visma, Deceuninck - Quick Step und CCC vorne zeigten, schließlich kapitulieren.
Hirschi durch Schachmann und Soler nicht zu stoppen
Kurz darauf attackierten Hirschi, seine Teamkollegen Sören Kragh Andersen und Benoot, Schachmann, Pacher (B&B Hotels - Vital Concept) und Marc Soler (Movistar, der sich nach einem entschlossenen Antritt die beiden Bergpunkte sicherte. Gut 28 Kilometer vor dem Ziel war es dann wie zu erwarten Hirschi, der mit einem explosiven Antritt seine schon am Limit fahrenden Kontrahenten überraschte und damit seine nächste Solo-Fahrt eröffnete. Nur Schachmann und Soler versuchten mitzugehen, dioh ihr Rückstand wuchs Meter um Meter an, bis auf mehr als 30 Sekunden.
Dennoch ließ das Duo in seinen Bemühungen nicht nach. Aber auch Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick - Step) machte sich nach einem Angriff aus der nächsten größeren Verfolgergruppe heraus Chancen auf den Etappensieg ausrechnen.Später jedoch fiel der Franzose wegen eines technischen Defeks noch aus der Verfolgergruppe heraus.
Die letzten Kilometer der Etappe erinnerten stark an das Ende der 9. Etappe. In der Manier eines Zeitfahrers gab Hirschi auf den letzten Kilometern alles, nachdem er sich am Suc au May (2. Kat.) fünf Bergpunkte und acht Sekunden Zeitbonifikation geschnappt hatte. Das war aber nicht das Ziel des U23-Weltmeisters von 2018.
Und im Gegensatz zu dem unglücklichen Ende in Laruns, als er 1,7 Kilometer vor dem Ziel noch gestellt wurde und sich mit Rang drei zufrieden geben musste, zog Hirschi diesmal voll durch und durfte schon früh jubeln. Mit 47 Sekunden Vorsprung vor Rolland und Kragh Andersen, der sich im Sprint der Verfolger durchsetzen konnte, rollte er mit einem strahlendem Lachen über die Ziellinie.
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