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28.03.2020 | (rsn) - Die Idee der französischen Sportministerin Roxana Maracineanu, die Tour de France bei bis dahin hoffentlich abebbender Corona-Pandemie im Juli ohne Zuschauer in den Start- und Zielorten stattfinden zu lassen, stößt bei den Bürgermeistern im Land nicht auf viel Gegenliebe.
"Das ist unmöglich. Wie könnte man verhindern, dass sich Menschen auf den Straßen aufhalten? Wir können nicht alle fünf Meter einen Gendarm aufstellen, um diese Entscheidung durchzusetzen", wurde Pascale Schwartz, Bürgermeisterin von Saint-Martin-de-Ré auf der Ile de Ré (Zielort 10. Etappe) laut dem belgischen Sender RTBF deutlich.
Auch Eric Houlley, Bürgermeister von Lure, dem Startort des entscheidenden Bergzeitfahrens am vorletzten Tour-Tag hinauf zur Planche des Belles Filles, ist äußerst kritisch: "Wir sind nicht dazu da, TV-Rechte zu retten", sagte er und zeigte damit, dass er das wirtschaftliche Dilemma der ASO in Teilen versteht, es aber nicht über das Wohl seiner Gemeinde stellt. "Es gilt alles oder nichts! Eine abgespeckte Tour zu veranstalten, kommt nicht in Frage!"
"Ohne Zuschauer macht es keinen Sinn"
Das sieht auch Michel Valla, Bürgermeister von Privas (Zielort 5. Etappe), genauso. "Wir investieren viel Geld, weil die Tour ein großartiges Schaufenster für unsere Stadt ist", erklärte er. "Wir wissen, dass unsere Unternehmen eine große Rendite erzielen würden. Aber nicht ohne Zuschauer. Ohne Besucher würde es alles keinen Sinn mehr ergeben."
Im Sinne der Etappenorte wäre die "Geister-Tour" keinesfalls. Doch ein allzu langes Warten auf eine Bestätigung, ob und wie die Tour de France 2020 stattfindet, tut auch keinem von ihnen gut. Viele scheinen sich laut RTBF derzeit eine Verschiebung zu wünschen. "Mit der Absage der Olympischen Spiele stehen uns Perspektiven offen", erklärte Daniel Spagnou, der Bürgermeister von Sisteron, wo die 3. Etappe enden und die 4. beginnen sollte. "Warum nicht die Tour auf Ende Juli verschieben? Normalerweise wäre ich dagegen, aber durch die aktuelle Situation werden weniger Menschen im Urlaub sein, so dass sie die Tour vor ihrem Haus begrüßen könnten."
ASO-Deadline am 15. Mai?
Mit den meisten Bürgermeistern hat auch Tour-Boss Christian Prudhomme bereits gesprochen und versucht, beruhigend auf sie einzuwirken. "Er plant im Moment keine Absage oder Tour ohne Zuschauer", so Privas-Bürgermeister Valla, während Stéphane Viallain (Cahtelaillon-Plage, Start 11. Etappe) verriet: "Wir müssen auf den 1. Mai warten, der ein entscheidender Termin ist. Das hat mir auf jeden Fall Christian Prudhomme gesagt."
Nach Informationen von RTBF habe sich die ASO als Tour de France-Veranstalter den 15. Mai als Deadline gesetzt, um eine Entscheidung zu treffen. Von jenem Freitag bis zum geplanten Tour-Start am 27. Juni in Nizza wären es sechs Wochen. "Wir müssten dann schnell arbeiten, aber mit einer Entscheidung Mitte Mai bleibt es machbar", meinte Houlley.
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