Als Helfer für Jumbo - Visma bei der Tour

Martin: “Ich habe das Glück, unterm Radar zu fahren“

Von Joachim Logisch aus Brüssel

Foto zu dem Text "Martin: “Ich habe das Glück, unterm Radar zu fahren“"
Tony Martin (Jumbo - Visma) nimmt am Samstag seine elfte Tour de France in Angriff. | Foto: Cor Vos

05.07.2019  |  (rsn) - Dreimal fuhr Tony Martin bei einem Auftakt-Zeitfahren ums Gelbe Trikot der Tour de France. Dreimal verpasste er das so ersehnte Leibchen. Morgen kämpft der gebürtige Erfurter für Dylan Groenewegen (Jumbo – Visma) um Gelb und freut sich drauf!

"Es ist ein extrem schönes Gefühl mit einer Mannschaft am Start zu stehen, die so viele realistische Chancen aufs Gelbe Trikot, Etappensiege und die Gesamtwertung hat. Ich bin extrem motiviert", sagte der viermalige Zeitfahrweltmeister im Gespräch mit radsport-news.com.

Für Martin schließt sich in Belgien der Kreis, denn 2012 stand er in Lüttich am Start der Tour de France. Damals verpasste er als amtierender Zeitfahrweltmeister im 6,4 Kilometer langen Prolog wegen eines Reifenplatzers den Auftakt-Sieg (nur Platz 45). 2015 schnappte ihm Rohan Dennis Gelb im 13,8 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr in Utrecht Gelb um fünf Hundertstel weg und 2017 beim Heimspiel in Düsseldorf spülte ihm der strömende Regen, in dem extra für ihn konzipierten Auftaktzeitfahren alle Chancen weg. Martin fuhr, auch von Stürzen vor ihm beeindruckt, viel zu vorsichtig.

Damals lag alle Last auf seinen Schultern. Nun, wieder in Brüssel, wirkt er locker und gelöst. "Ich habe ja ein bisschen das Glück, unterm Radar zu fahren und den Druck an meine Mannschaftskameraden abgeben zu können“, gestand er radsport-news.com freimütig.

Den Druck spürt zunächst sein Kapitän Dylan Groenewegen. Er soll mit einem Etappensieg gleich zu Beginn das Gelbe Trikot holen. Martin: "Ich glaube, dass wir realistische Chancen haben, zwei oder drei Tage das Gelbe Trikot zu halten."

Eigene Ambitionen stellt Martin hinter Teamzielen an

Sollte es auf Anhieb nicht klappen, hat Jumbo – Visma im Teamzeitfahren am Sonntag die nächste Möglichkeit, die Führung der 106. Tour de France zu übernehmen: "Ich freue mich besonders aufs Mannschaftszeitfahren. Ich glaube, wir haben eine extrem starkes Team, speziell mit Wout van Aert, der auch Belgischer Meister im Zeitfahren geworden ist. Wir sind extrem stark aufgestellt. Ich würde mich freuen, wenn wir diesen Etappensieg holen könnten.“

Auch wenn Martin zum Auftakt nie Gelb gewann, 2015 gelang es ihm nach einem Husarenritt auf der 4. Etappe das begehrte Maillot Jaune zu erobern, dass er bis zur 6. Etappe trug, bis ihn ein schwerer Sturz 1.000 Meter vor dem Ziel wegen eines Schlüsselbeinbruchs zum Tour-Ausstieg zwang.

Der Gedanke an Stürze fährt bei ihm spätestens seit dem letzten Jahr mit, als er im Verlauf der 8. Etappe in einen Massensturz verwickelt wurde und einen Wirbel brach: "Meine beiden schlimmsten Stürze hatte ich bei der Tour. Das heißt aber nicht, dass ich jetzt gehemmt fahre. Es ist eher zu hoffen, dass nun wieder ein gutes Jahr folgt."

Eigene Ambitionen hat er hintenangestellt. Der ehemalige Polizeimeister ist als Helfer eingeteilt. "Nicht nur für den Schlussspurt", erklärte Martin, der anfügte: "Gegebenenfalls muss ich Ausreißergruppen kontrollieren und dann versuchen, noch ein paar Energiereserven zu haben, um den Sprintzug auf die letzten zwei oder drei Kilometer zu schicken."

Martin fühlt sich in seiner neuen Rolle bei Jumbo - Visma sichtlich wohl. Vor einer Woche gewann er überlegen in Spremberg trotz eines Defekts seine neunte Deutsche Meisterschaft im Einzelzeitfahren. Er machte auch den Teamwechsel dafür verantwortlich, denn bei Katusha – Alpecin lief es die letzten zwei Jahre nicht rund. Warum erklärt Martin so: "Man kann sagen, dass Nils Politt die Ausnahme ist. Ansonsten glaube ich, dass das Team nicht das Umfeld bietet, das erfolgreiche Sportler brauchen."

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2025Afrikanisches Team Amani: Ziel ist die Tour de France Femmes

(rsn) – Nachdem das ruandische Amani-Männerteam bereits seit Anfang 2025 mit einer Kontinental-Lizenz im Feld vertreten ist, wird ab der kommenden Saison auch ein Frauenteam in der dritten Division

14.11.2025Erster Saisonhälfte zum Vergessen folgten die Highlights

(rsn) - Eine "dumme Entscheidung" zu Saisonbeginn kostete Tobias Nolde (Benotti – Berthold) fast die gesamte erste Jahreshälfte 2025. Nach einem soliden Saisonstart in Kroatien und Slowenien hatte

14.11.2025TotalEnergies ab 2027 neuer Co-Namenssponsor bei Ineos?

(rsn) – In den vergangenen Monaten wurde bereits über einen bevorstehenden Einstieg von TotalEnergies bei Ineos Grenadiers berichtet. Wie cyclingnews.com nun berichtete, wird der französische Mine

14.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

14.11.2025Evenepoel: Zwei Pläne rund um das Highlight Tour de France

(rsn) – Nach seinem Wechsel zu Red Bull – Bora – hansgrohe wird über Remco Evenepoels Rennprogramm spekuliert. Der Belgier war bereits beim ersten Teamtreffen im Oktober im österreichischen Fu

14.11.2025Tour of the Alps 2026: Kletterspektakel mit Bonussprints

(rsn) – Die 49. Ausgabe der Tour of the Alps (2.Pro) führt vom 20. bis zum 24. April 2026 über 760 Kilometer von Innsbruck nach Bozen und wartet dabei mit 14.620 Höhenmetern sowie einer Neuigkeit

14.11.2025Rembe – rad-net verpflichtet drei deutsche U19-Talente

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2025Auch Sevilla mit 50 noch auf dem Rad unterwegs

(rsn – Wie sein Landsmann Francisco Mancebo macht auch Óscar Sevilla im kommenden Jahr die “50“ voll. Während bei Mancebo alle Zeichen auf Fortsetzung der Karriere hindeuten, steht im Fall von

14.11.2025Ein Seuchenjahr mit versöhnlichem Finale

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Red Bull - Bora – hansgrohe entschied sich Patrick Gamper im vorigen Winter zu einem Teamwechsel und schloss sich der australischen Equipe Jayco – AlUla an. Doch

13.11.2025Offiziell bestätigt: Pinarello wird Titel- und Radsponsor bei Q36.5

(rsn) – Schon seit mehreren Wochen wurde darüber spekuliert, nun ist es offiziell bestätigt: Das Schweizer ProTeam Q36.5 wird in der kommenden Saison nicht mehr auf Scott- sondern auf Pinarello-R

13.11.2025Fränk Schleck neuer Sportlicher Leiter beim Lidl-Trek-Frauenteam

(rsn) – Neun Jahre nach seinem Karriereende als Aktiver kehrt Fränk Schleck zu Lidl – Trek zurück. Wie der Rennstall mitteilte, bei dem der 45-jährige Luxemburger seine letzten Profijahre fuhr,

13.11.2025Israel-Team ab 2026 mit Schweizer Lizenz?

(rsn) – Trotz des Rückzugs des Hauptsponsors Premier Tech plant der israelische Zweitdivisionär für die Saison 2026. Nachdem vor einigen Tagen der Radsportjournalist Daniel Benson über fortlaufe

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)