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20.06.2019 | (rsn) - Der Niederländer Antwan Tolhoek feierte seinen ersten Profisieg auf der ersten Bergankunft der 83. Tour de Suisse. Der Kletterer aus dem Team Jumbo - Visma gewann aus einer Ausreißergruppe heraus die 6. Etappe von Einsiedeln hinauf zum Flumserberg. 17 Sekunden an Vorsprung hatte der 23-Jährige auf Egan Bernal (Ineos), der bis auf den Niederländer alle Ausreißer noch überholte und neuer Gesamtführender der Rundfahrt ist. Dritter wurde mit dem Franzosen Francois Bidard (AG2R La Mondiale) ein Fluchtgefährte des Tagessiegers.
"Ich habe am Funk gehört, dass Bernal hinter mir heranfliegt, aber mich nie umgedreht", berichtete Tolhoek nach der Zieldurchfahrt. Zu groß war seine Unsicherheit, nachdem ihm der Kolumbianer vor über einem Jahr schon einmal als letzten Ausreißer in einem Bergauffinale eingehol hattte. Es war damals die zweite Etappe der Kalifornien-Rundfahrt an der Gibraltar Road.
Die Tour de Suisse hat sich nach seinem ersten Profisieg noch mehr in das Herz des Niederländers eingebrannt, der sich daran erinnerte, dass er 2016 dort seine ersten Ausrufezeichen als Profi setzte: "Ich war mit Roompot vor drei Jahren schon hier und habe das Bergpreistrikot gewonnen. Danach kam der Wechsel zu Jumbo - Visma." Und im dritten Jahr bei dem WorldTeam feierte er nun seinen ersten Erfolg.
Mit seiner Attacke, der keiner der Mitfavoriten folgen konnte, übernahm Bernal nun die Gesamtführung vor den letzten drei Tourtagen in der Schweiz. Der Zweitplatzierte Rohan Dennis (Bahrain - Merida / + 0:12) erreichte an der Seite von Patrick Konrad (Bora - hansgrohe / + 0:29) das Ziel am Flumserberg mit einem Rückstand von 46 Sekunden auf Tolhoek. Mit in dieser Gruppe war auch der Schweizer Nationalteamfahrer Patrick Schelling. Eine guten Tag erwischte auch Lennard Kämna (Sunweb). Der U-23-Vizeweltmeister von 2017 kam knapp hinter Konrad und Dennis ins Ziel und belegte den 13. Rang, noch vor Enric Mas (Deceuninck - Quick-Step) oder dem zweifachen Rundfahrtssieger Simon Spilak (Katusha - Alpecin).
So lief das Rennen:
Die gleich nach dem Start in Einsiedeln folgende Abfahrt nutzten die Schweizer Nationalfahrer Gian Friesecke und Claudio Imhof um sich aus dem Feld zu lösen. Zwar wurde das Duo wieder eingefangen, doch als sich nach 25 Kilometern gleich 25 Fahrer auf und davon machten, waren nicht nur Friesecke und Imhof, sondern mit Simon Pellaud sogar noch ein dritter Fahrer aus dem heimischen Nationalteam mit dabei. Als einziger deutscher Profi schaffte Nikias Arndt (Sunweb) den Sprung nach vorn geschafft. Prominenteste der Ausreißer waren aber der dreimalige Gesamtsieger Rui Costa (UAE Team Emirates) und sein norwegischer Teamkollege Alexander Kristoff) sowie Europameister Matteo Trentin (Mitchelton - Scott).
Auf dem Weg zur ersten Bergwertung am Wildhaus, die nach 70 Kilometern anstand, baute die Gruppe auf leicht ansteigendem Terrain ihren Vorsprung auf rund vier Minuten aus. Vorne im Feld zeigten sich vor allem Deceunick - Quick-Step, Education - First, Ineos und Movistar, wogegen Bora - hansgrohe sich zurückhielt. Den Bergpreis der 3. Kategorie holte sich Colin Joyce (Rally UHC) im Sprint gegen Nathan Haas (Katusha - Alpecin) und Imhof. Der Träger des Bergtrikots, Joyce und der Gesamtsechste Trentin fuhren sich in der nun folgenden Abfahrt einen Vorsprung auf die restlichen Ausreißer heraus. Der Italiener holte sich drei Bonussekunden als Gewinner des ersten Zwischensprints. Kurz darauf wurden zunächst Trentin und Rally und schließlich auch Imhof wieder gestellt.
Den Fuß des 8,4 Kilometer langen und durchschnittlich 9,2 Prozent steilen Schlussanstiegs erreichte die Gruppe geschlossen und mit noch rund zwei Minuten Vorsprung auf das Feld, in dem nun Ineos die Kontrolle übernommen hatte. Antwan Tolhoek (Jumbo - Visma), Luis Mas (Movistar) und Patrick Bevin (CCC Team) zogen im unteren Teil des Berges aus der Spitzengruppe davon, die nun schnell auseinanderfiel. Rui Costa und Francois Bidard (AG2R) schlossen gut drei Kilometer vor dem Ziel zur Spitze auf - aus der sich kurz vor dem Zusammenschluss Tolhoek gelöst hatte. Es war die siegbringende Attacke, wie sich schnell herausstellen sollte, den keiner seiner Verfolger vermochte dem Kletterspezialisten zu folgen, der sich letztlich ungefährdet den Sieg vor Bernal sicherte.
Der Ineos-Kapitän, der diese Rolle seit dem Ausscheiden von Geraint Thomas übernommen hatte, trat wenige Kilometer vor dem Ziel aus dem klein gewordenen Feld heraus an, nachdem sein Edelhelfer Kenny Elissonde mit einer massiven Tempoverschärfung ihm das Terrain bereitet hatte. Bernal zog bei seiner Aufholjagd an allen noch verbliebenen Ausreißern vorbei, nur an Tolhoek kam er nicht mehr heran. Es reichte aber, um das Gelbe Trikot zu übernehmen und in die Rolle des Top-Favoriten auf den Gesamtsieg zu schlüpfen.
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