Schweiz-Sieg ändert an Hierarchie zunächst nichts

Bernal weiter loyaler Thomas-Helfer, “wenn er stärker ist“

Von Felix Mattis

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Egan Bernal (Ineos) mit dem Pokal des Gesamtsiegers bei der Tour de Suisse. | Foto: Cor Vos

24.06.2019  |  (rsn) - Egan Arley Bernal, so lautet der Name des bislang erfolgreichsten Rundfahrers der Saison 2019. Gesamtsieger bei Paris-Nizza, Dritter bei der Katalonien-Rundfahrt und nun auch Gesamtsieger bei der Tour de Suisse ist der 22-jährige Kolumbianer. Und so überlegen, wie er in der Schweiz am Berg wirkte, so sehr muss man ihm inzwischen den ganz großen Coup im Juli zutrauen.

Dass Bernal ein potenzieller Tour-de-France-Sieger ist, meinen viele bereits, seit er vor zwei Jahren die Tour de l'Avenir gewann. Damit war meist die fernere Zukunft gemeint. Dass der Ineos-Profi es bereits in diesem Jahr schaffen und damit zum drittjüngsten Tour-Sieger der Geschichte werden könnte, scheint nun aber ebenfalls realistisch.

Nach dem schweren Trainingsunfall von Chris Froome beim Critérium du Dauphiné ist Bernal hinter Titelverteidiger Geraint Thomas in der Ineos-Hierarchie zur Nummer zwei aufgerückt. Und die Vorleistungen in dieser Saison deuten daraufhin, dass der Südamerikaner sogar stärker sein könnte als der Brite, der die Tour de Suisse nach einem Sturz aufgeben musste und im Frühjahr nach einem typischen Tour-Sieger-Herbst lange brauchte, um in Tritt zu kommen.

"Ich bezeichne mich nicht als Favorit"

Nun soll Thomas zwar wieder der Alte sein, doch Fragen danach, wie klar die Rollenverteilung beim Team Ineos im Juli denn eigentlich sei, durfte Bernal in der Schweiz dennoch beantworten. "Geraint Thomas ist der Titelverteidiger der Tour de France. Ich habe viel Respekt vor ihm und er ist auch in sehr guter Form", sagte der junge Kolumbianer gegenüber cyclingpro.net, nachdem er zuvor im ersten TV-Interview als Tour-de-Suisse-Sieger bereits betont hatte, dass er sich nicht unbedingt als Tour-Favorit sehe: "Ich weiß nicht. Ich bezeichne mich nicht als Favorit. Auf jeden Fall werde ich für G (Thomas) fahren - er wird unser Leader sein."

Allerdings ließ er auch einen nicht ganz unwichtigen kleinen Nebensatz fallen: "Ich werde versuchen ihm zu helfen. Wenn er besser ist, als ich, werde ich ihm natürlich helfen", sagte Bernal. Wenn er besser ist - das ist eben die große Frage, die sich die Teamleitung nun in Frankreich stellen muss: Wer ist eigentlich besser in diesem Jahr?

"Ich habe noch viele Frankreich-Rundfahrten vor mir"

Durch Thomas' Sturz-Aus konnte man eine Antwort darauf bei der Tour de Suisse noch nicht finden. Es dürfte bis zu den Pyrenäenetappen in der zweiten Tourwoche dauern, bis die Fans mehr wissen - und bis dahin kann noch viel Unvorhergesehenes passieren. Sicher ist jedenfalls, dass auch ohne Froome ein Duo Team Ineos anführt, das in Paris gemeinsam auf dem Podium stehen könnte - so wie einst Froome und Bradley Wiggins oder auch Froome und Thomas.

Der kleine Unterschied: Erstmals muss sich Ineos zwischen einem Briten und einem Kolumbianer anstatt zwischen zwei Briten entscheiden. Das aber dürfte keine Rolle spielen. Schließlich hat das Management Millionen bezahlt, um den Kolumbianer als künftigen Tour-Sieger unter Vertrag zu nehmen.

Und das weiß auch Bernal, der sich in der Schweiz sehr gelassen gab: "Ich habe keine Probleme damit, ihm zu helfen. Ich bin erst 22 Jahre alt und denke, dass ich noch viele Frankreich-Rundfahrten vor mir habe", betonte er. Ob Bernal so auch noch denkt, wenn er das Maillot Jaune riecht?

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